Graham Hill

britischer Automobilrennfahrer

Norman Graham Hill (* 15. Februar 1929 in Hampstead, London; † 29. November 1975 bei Arkley, London Borough of Barnet) war ein britischer Automobilrennfahrer. Er startete zwischen 1958 und 1975 bei 176 Grand Prix in der Formel 1 und errang zweimal den Weltmeistertitel. Als bislang einziger Rennfahrer errang er die so genannte Triple Crown des Motorsports, einen fiktiven Ehrentitel, der die Siege beim Großen Preis von Monaco der Formel 1, bei den 24 Stunden von Le Mans und beim Indy 500 umfasst. Hills einziger Sohn Damon errang 1996 den Weltmeistertitel in der Formel 1. Damit waren die Hills bis zum Weltmeistertitel von Nico Rosberg 2016 die einzige Rennfahrerdynastie, in der Vater und Sohn die Formel-1-Weltmeisterschaft gewannen.

Graham Hill
Graham Hill 1969
Nation: Vereinigtes Konigreich Großbritannien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Monaco 1958
Letzter Start: Großer Preis von Brasilien 1975
Konstrukteure
1958–1959 Lotus • 1960–1966 B.R.M. • 1967–1969 Lotus • 1970 Rob Walker Racing • 1971–1972 Brabham • 1973–1975 Hill
Statistik
WM-Bilanz: Weltmeister (1962, 1968)
Starts Siege Poles SR
176 14 13 10
WM-Punkte: 289
Podestplätze: 36
Führungsrunden: 1090 über 4763,9 km

Karriere Bearbeiten

 
Hill 1962 auf dem Nürburgring

Hills Rennfahrerkarriere begann im relativ hohen Alter von fast 30 Jahren und auf Umwegen. Nach einer Lehre beim Instrumentenhersteller Smiths sowie einer Dienstzeit bei der Marine fing er Ende der 1950er Jahre als Mechaniker bei Colin Chapmans Lotus-Team an. 1960 wechselte er als Fahrer zu B.R.M. und gewann 1962 die Weltmeisterschaft. Zurück bei Lotus trug Hill 1967 maßgeblich zur Erprobung des neuartigen Typs Lotus 49 mit dem Ford-Cosworth-Motor bei. Nachdem Anfang 1968 bei Lotus der zweifache Weltmeister Jim Clark auf dem Hockenheimring und Mike Spence bei Testfahrten für das Indianapolis 500 tödlich verunglückt waren, konnte Hill die Moral im Team wieder aufbauen und seinen zweiten WM-Titel erringen.

 
Hill im Lotus 49 1969 auf dem Nürburgring

Das Jahr 1969 war weiterhin von Unfällen überschattet. Sie gingen meist auf technische Probleme zurück, die aus der Leichtbauweise von Chapmans Wagen resultierten. Grotesk anmutende Flügelaufbauten verstärkten die Risiken, bevor die Regeln geändert wurden. Der 40-jährige Hill überlebte einen Unfall in Watkins Glen mit schweren Beinbrüchen. Nach der Genesung setzte er die Karriere fort, konnte jedoch an seine früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen. Er gewann zwar noch auf Brabham ein nicht zur Weltmeisterschaft zählendes F1-Rennen, doch konnte er sich am Ende nicht mehr in Monaco qualifizieren, wo er fünfmal gewonnen hatte. Dafür war er jetzt auf Sportwagen siegreich, er gewann 1972 die 24 Stunden von Le Mans, die er bereits 1964 als Zweiter beendet hatte.

Nach einer erfolglosen Saison als Privatfahrer eines Shadow DN1 gründete Hill Ende 1973 mit Fahrzeugen von Lola unter dem Namen Embassy Hill sein eigenes Team. Das Unternehmen war jedoch vom Pech verfolgt. Beim Rennen in Barcelona 1975 verunglückte Rolf Stommelen schwer, zahlreiche Zuschauer starben. Hill konnte sich in diesem Jahr auch nicht für die Großen Preise von Südafrika und Monaco qualifizieren und trat anschließend vom aktiven Rennsport zurück.

Ende November 1975 stürzte die Piper Aztec, die Hill sich von der Siegprämie für das Indy 500 gekauft hatte und selbst pilotierte, beim Anflug auf das Elstree Airfield in dichtem Nebel über der Ortschaft Arkley, Nordlondon, ab. Neben Hill kamen fünf weitere Mitglieder des Embassy-Hill-Teams dabei ums Leben, unter ihnen Tony Brise, eine große britische Formel-1-Hoffnung.

Hill war seit 1955 mit Bette verheiratet. Das Paar hatte drei Kinder, der Sohn Damon wurde 1996 mit Williams-Renault Formel-1-Weltmeister. Er übernahm dabei das charakteristische Design des preußischblauen Helms seines Vaters, auf dem weiße Ruder auf den Londoner Ruderclub verweisen.

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Grand-Prix-Siege Bearbeiten

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1958 Team Lotus Lotus 12 Climax 2.0 L4 2 NC
Lotus 16 Climax 2.2 L4 6
Climax 1.5 L4 1
1959 Lotus 16 Climax 2.5 L4 7 NC
1960 Owen Racing Organisation BRM P25 BRM 2.5 L4 1 4 15.
BRM P48 7 1 1
1961 BRM P48/57 Climax 1.5 L4 8 3 16.
1962 BRM P57 BRM 1.5 V8 9 4 2 1 3 42 (52) 1.
1963 BRM P57 BRM 1.5 V8 8 2 2 2 29 2.
BRM P61 2 1
1964 BRM P261 BRM 1.5 V8 10 2 3 1 1 39 (41) 2.
1965 BRM P261 BRM 1.5 V8 10 2 3 1 4 3 40 (47) 2.
1966 BRM P261 BRM 2.0 V8 6 1 2 17 5.
BRM P83 BRM 3.0 H16 3
1967 Team Lotus Lotus 43 BRM 3.0 H16 1 15 7.
Lotus 33 BRM 2.1 V8 1 1
Lotus 49 Ford Cosworth 3.0 V8 9 1 3 2
1968 Lotus 49 Ford Cosworth 3.0 V8 1 1 48 1.
Gold Leaf Team Lotus Lotus 49 1 1
Lotus 49B 10 2 2 2
1969 Lotus 49B Ford Cosworth 3.0 V8 10 1 1 19 7.
1970 Rob Walker Racing Team Lotus 49C Ford Cosworth 3.0 V8 2 7 13.
Brooke Bond Oxo Racing – Rob Walker Lotus 49C 6
Lotus 72C 3
1971 Motor Racing Developments Ltd. Brabham BT33 Ford Cosworth 3.0 V8 1 2 21.
Brabham BT34 10
1972 Brabham BT33 Ford Cosworth 3.0 V8 2 4 15.
Brabham BT37 10
1973 Embassy Racing Shadow DN1 Ford Cosworth 3.0 V8 12 NC
1974 Embassy Racing with Graham Hill Lola T370 Ford Cosworth 3.0 V8 15 1 18.
1975 Lola T371 Ford Cosworth 3.0 V8 2 NC
Gesamt 176 14 15 7 13 10 289

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
1958                      
DNF DNF DNF DNF DNF DNF DNF 6 16
1959                  
DNF 7 DNF 9 DNF DNF DNF
1960                    
DNF 7 3 DNF DNF DNF DNF DNF
1961                
DNF 8 DNF 6 DNF DNF DNF 5
1962                  
1 6* 2 9* 4 1 1 2 1
1963                    
1 DNF DNF 3 3 DNF 16* 1 4 3
1964                    
1 4 5* 2 2 2 DNF DNF 1 11
1965                    
3 1 5 5 2 4 2 2 1 DNF
1966                  
3 DNF DNF 3 2 4 DNF DNF DNF
1967                      
DNF 2 DNF DNF DNF DNF DNF 4 DNF 2 DNF
1968                        
2 1 1 DNF 9* DNF DNF 2 DNF 4 2 1
1969                      
2 DNF 1 7 6 7 4 9* DNF DNF
1970                          
6 4 5 DNF NC 10 6 DNF DNS NC DNF DNF
1971                      
9 DNF DNF 10 DNF DNF 9 5 DNF DNF 7
1972                        
DNF 6 10 12 DNF 10 DNF 6 DNF 5 8 11
1973                              
DNF 9 DNF DNF 10 DNF NC 13 DNF 14 16 13
1974                              
DNF 11 12 DNF 8 7 6 DNF 13 13 9 12 8 14 8
1975                            
10 12 DNQ DNQ
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1958 Vereinigtes Konigreich  Team Lotus Engineering Lotus 15 Vereinigtes Konigreich  Cliff Allison Ausfall Motorschaden
1959 Vereinigtes Konigreich  Team Lotus Engineering Lotus 15 Vereinigtes Konigreich  Derek Jolly Ausfall Motorschaden
1960 Deutschland  Porsche KG Porsche 718/4 RS Schweden  Joakim Bonnier Ausfall Motorschaden
1961 Vereinigte Staaten  North American Racing Team Ferrari 250GT SWB Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss Ausfall Leck im Wasserkühler
1962 Vereinigtes Konigreich  David Brown Racing Dept. Aston Martin DP212 Vereinigte Staaten  Richie Ginther Ausfall Ölpumpe
1963 Vereinigtes Konigreich  Owen Racing Organisation Rover-B.R.M. Vereinigte Staaten  Richie Ginther nicht klassiert
1964 Vereinigtes Konigreich  Maranello Concessionaires Ferrari 330P Schweden  Joakim Bonnier Rang 2
1965 Vereinigtes Konigreich  Owen Racing Organisation Rover-B.R.M. Vereinigtes Konigreich  Jackie Stewart Rang 10
1966 Vereinigtes Konigreich  Alan Mann Racing Ltd. Ford GT40 Mk.II Australien  Brian Muir Ausfall Aufhängung
1972 Frankreich  Equipe Matra-Simca Shell Matra MS670 Frankreich  Henri Pescarolo Gesamtsieg

Sebring-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1960 Schweden  Joakim Bonnier Porsche 718 RS/60 Schweden  Joakim Bonnier Ausfall Motorschaden
1961 Vereinigte Staaten  Camoradi International Maserati Tipo 61 Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss Ausfall Abgaskrümmer
1963 Vereinigte Staaten  NART Ferrari 330 TRI/LM Mexiko 1934  Pedro Rodríguez Rang 3 und Klassensieg
1964 Vereinigtes Konigreich  Maranello Concessionaires Ferrari 330P Schweden  Joakim Bonnier Ausfall Getriebeschaden
1965 Vereinigte Staaten  Mecom Racing Team Ferrari 330P Mexiko 1934  Pedro Rodríguez Ausfall Kupplungsschaden
1966 Vereinigtes Konigreich  Alan Mann Racing Ford GT40 Vereinigtes Konigreich  Jackie Stewart Ausfall Ventilschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1958 Lotus Lotus 15 Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
DNF DNF
1959 Lotus Lotus 15 Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
DNF DNF
1960 Porsche Porsche 718 Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM
3 DNF 5 DNF DNF
1961 Camoradi Racing
Porsche
NART
Maserati Tipo 61
Porsche 718
Porsche 356
Ferrari 250 GT
Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  PES
DNF DNF 8 DNF
1962 Porsche
Aston Martin
John Coombs
Porsche 718
Aston Martin DP212
Ferrari 250 GTO
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigte Staaten  SEB Italien  MAI Italien  TAR Deutschland  BER Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Frankreich  TAV Italien  CCA Vereinigtes Konigreich  RTT Deutschland  NÜR Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI Frankreich  PAR
3 DNF 2
1963 BMC
NART
BRM
John Coombs
MG Midget
Ferrari 330TRI
Rover
Ferrari 250 GTO
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Belgien  SPA Italien  MAI Deutschland  NÜR Italien  CON Deutschland  ROS Frankreich  LEM Italien  MON Deutschland  WIS Frankreich  TAV Deutschland  FRE Italien  CCE Vereinigtes Konigreich  RTT Schweiz  OVI Deutschland  NÜR Italien  MON Italien  MON Frankreich  TDF Vereinigte Staaten  BRI
DNF 3 DNF 1
1964 Maranello Concessionaires
Porsche
Ferrari 330P
Porsche 718
Ferrari 275P
Ferrari 250LM
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Italien  MON Belgien  SPA Italien  CON Deutschland  NÜR Deutschland  ROS Frankreich  LEM Frankreich  REI Deutschland  FRE Italien  CCE Vereinigtes Konigreich  RTT Schweiz  SIM Deutschland  NÜR Italien  MON Frankreich  TDF Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI Frankreich  PAR
DNF DNF DNF 2 1 1 1
1965 Mecom Racing Team
Porsche
Maranello Concessionaires
BRM
Ferrari 330P
Porsche 904
Ferrari 275P2
Rover
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  BOL Italien  MON Italien  MON Vereinigtes Konigreich  RTT Italien  TAR Belgien  SPA Deutschland  NÜR Italien  MUG Deutschland  ROS Frankreich  LEM Frankreich  REI Italien  BOZ Deutschland  FRE Italien  CCE Schweiz  OVI Deutschland  NÜR Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI
DNF 4 DNF 10 DNF
1966 Alan Mann Racing Ford GT40 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MON Italien  TAR Belgien  SPA Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  MUG Italien  CCE Deutschland  HOK Schweiz  SIM Deutschland  NÜR Osterreich  ZEL
DNF DNF
1967 Porsche Porsche 910 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Deutschland  HOK Italien  MUG Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  CCE Osterreich  ZEL Schweiz  OVI Deutschland  NÜR
DNF
1972 Matra Matra MS670 Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigtes Konigreich  BRH Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
1
1973 Matra Matra MS670 Vereinigte Staaten  DAY Italien  VAL Frankreich  DIJ Italien  MON Belgien  SPA Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Osterreich  ZEL Vereinigte Staaten  WAT
DNF

Literatur Bearbeiten

  • Autobiografie: Graham Hill: Life at the Limit Kimber, London 1969, ISBN 0-7183-0281-8 (in deutscher Sprache: Kalkuliertes Risiko.) Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1971.
  • Simon Arron: Graham Hill. Hazleton Publishing, Richmond 1992, ISBN 0-905138-86-4 (in englischer Sprache).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Graham Hill – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien