Großer Preis von Belgien 1972

Formel-1-Rennen

Der Große Preis von Belgien 1972 fand am 4. Juni auf dem Complexe Européen de Nivelles-Baulers statt und war das fünfte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1972.

Flag of Belgium (civil).svg Großer Preis von Belgien 1972
Renndaten
5. von 12 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1972
Streckenprofil
Name: Grand Prix de Belgique
Datum: 4. Juni 1972
Ort: Nivelles
Kurs: Complexe Européen de Nivelles-Baulers
Länge: 316,54 km in 85 Runden à 3,724 km

Wetter: trocken und warm
Zuschauer: ~ 35.000
Pole-Position
Fahrer: Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich Lotus
Zeit: 1:11,43 min
Schnellste Runde
Fahrer: Neuseeland Chris Amon Frankreich Matra
Zeit: 1:12,12 min
Podium
Erster: Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich Lotus
Zweiter: Frankreich François Cevert Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Dritter: Neuseeland Denis Hulme Vereinigtes Konigreich McLaren

BerichteBearbeiten

HintergrundBearbeiten

Da der ursprünglich 14,1 Kilometer lange Circuit de Spa-Francorchamps nach dem Grand Prix 1970 als zu gefährlich eingestuft worden war, hatte 1971 kein Großer Preis von Belgien stattgefunden. Für 1972 wurde die neue Strecke in Nivelles, die dem damals aktuellen Stand der Sicherheit entsprach, als Veranstaltungsort ausgewählt.

Nachdem vier unterschiedliche Fahrer die ersten vier WM-Läufe gewonnen hatten, war noch keine eindeutige Tendenz festzustellen. Zwar wurde Emerson Fittipaldi bereits von einigen Fachleuten als Titelfavorit gehandelt, jedoch wurde er in dem nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Rennen im Oulton Park am Wochenende vor dem Belgien-GP von Denis Hulme besiegt, der bereits den Großen Preis von Südafrika gewonnen hatte. Auch Jackie Stewart, Titelverteidiger und Sieger des Auftaktrennens in Argentinien, wurde zum Kreis der Favoriten gezählt. Er bekam allerdings aufgrund von Magenproblemen von seinem Arzt Bettruhe verordnet und konnte daher nicht zum Belgien-GP antreten.

Auch Reine Wisell musste verletzungsbedingt pausieren und sollte im B.R.M.-Werksteam durch Vern Schuppan vertreten werden. Dieser konnte jedoch nicht starten, da sein Teamkollege Peter Gethin im Training seinen Wagen beschädigt hatte und fortan den von Helmut Marko nutzen musste. Dieser übernahm daraufhin Schuppans Fahrzeug.

Carlos Reutemann kehrte von seiner Verletzung genesen ins Brabham-Werksteam zurück. Das Team wurde daraufhin für den Rest der Saison auf drei Wagen aufgestockt, sodass auch Wilson Fittipaldi, der zunächst als Vertretung für Reutemann eingesprungen war, Stammfahrer bleiben konnte. Er pilotierte einen Vorjahreswagen des Typs BT34, während Graham Hill und Reutemann den neuen BT37 fuhren.

Der italienische Rennwagenbauer Tecno debütierte an diesem Wochenende unter dem Namen seines Hauptsponsors Martini als Werksteam in der Formel 1. Nanni Galli wurde als Fahrer gemeldet.

TrainingBearbeiten

Emerson Fittipaldi sicherte sich zum zweiten Mal in Folge die Pole-Position und teilte sich die erste Startreihe mit Clay Regazzoni und Denis Hulme. Dahinter qualifizierten sich Jacky Ickx und François Cevert für die zweite Reihe.[1]

RennenBearbeiten

Von den drei Fahrern, die aus der ersten Reihe starteten, gelang Regazzoni der beste Start, sodass er die Führung übernehmen konnte. Es folgten Fittipaldi, Ickx, Hulme, Cevert, Hailwood und Beltoise. Dahinter ergab sich eine Lücke, da Andrea de Adamich und Peter Revson kollidiert waren und nachfolgende Fahrer die beiden passieren mussten.

In der neunten Runde überholte Fittipaldi den Führenden Regazzoni und setzte sich zunehmend ab. In der zwölften Runde überholte Cevert den Viertplatzierten Hulme. Nachdem Ickx in Runde 26 ausgefallen war, konnte sich der dadurch auf den dritten Rang vorgerückte Cevert mit Regazzoni um den zweiten Platz duellieren. Er gewann dieses Duell in Runde 31.

Regazzoni blieb daraufhin Dritter, bis er in Runde 58 während eines Überrundungsmanövers mit Gallis Tecno kollidierte und ausschied. Dies brachte Chris Amon in die Position eines Podestplatzes. In Runde 77 musste er jedoch einen Boxenstopp zum Nachtanken einlegen, wodurch er drei Plätze verlor. Somit ging der dritte Platz an Hulme, vor Hailwood und dem zum wiederholten Mal beeindruckenden Carlos Pace im Kunden-March des Vorjahres, der die beiden mit aktuellen Fahrzeugen ausgestatteten Werksfahrer Ronnie Peterson und Niki Lauda deutlich hinter sich ließ.[2]

MeldelisteBearbeiten

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Frankreich  Equipe Matra Sports 5 Neuseeland  Chris Amon Matra MS120C Matra MS72 3.0 V12 G
Deutschland  Team Eifelland Caravans 6 Deutschland  Rolf Stommelen Eifelland Typ 21 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
Vereinigtes Konigreich  Elf Team Tyrrell 8 Frankreich  François Cevert Tyrrell 002 G
Vereinigtes Konigreich  Yardley Team McLaren 9 Neuseeland  Denis Hulme McLaren M19C G
9T McLaren M19A1
10 Vereinigte Staaten  Peter Revson
Vereinigtes Konigreich  STP March Racing Team 11 Schweden  Ronnie Peterson March 721X G
12 Osterreich  Niki Lauda
Vereinigtes Konigreich  Clarke-Mordaunt-Guthrie Racing 14 Vereinigtes Konigreich  Mike Beuttler March 721G F
Vereinigtes Konigreich  Team Williams Motul 15 Frankreich  Henri Pescarolo March 721 G
16 Brasilien 1968  Carlos Pace March 711
Vereinigtes Konigreich  Motor Racing Developments 17 Vereinigtes Konigreich  Graham Hill Brabham BT37 G
19 Argentinien  Carlos Reutemann
18 Brasilien 1968  Wilson Fittipaldi Brabham BT34
Italien  Martini Racing Team 22 Italien  Nanni Galli Tecno PA123/3 Tecno Series-P 3.0 F12 F
Vereinigtes Konigreich  Marlboro B.R.M. 23 Frankreich  Jean-Pierre Beltoise BRM P160B BRM P142 3.0 V12 F
24 Vereinigtes Konigreich  Peter Gethin
25 Neuseeland  Howden Ganley
26 Australien  Vern Schuppan BRM P153B
Vereinigtes Konigreich  Austria Marlboro B.R.M. 27 Osterreich  Helmut Marko
Italien  Scuderia Ferrari SpA SEFAC 29 Belgien  Jacky Ickx Ferrari 312B2 Ferrari 001/1 3.0 F12 F
30 Schweiz  Clay Regazzoni
Vereinigtes Konigreich  John Player Team Lotus 32 Brasilien 1968  Emerson Fittipaldi Lotus 72D Ford Cosworth DFV 3.0 V8 F
33 Australien  Dave Walker
Vereinigtes Konigreich  Brooke Bond Oxo Team Surtees 34 Vereinigtes Konigreich  Mike Hailwood Surtees TS9B F
35 Australien  Tim Schenken
Vereinigtes Konigreich  Ceramica Pagnossin Team Surtees 36 Italien  Andrea de Adamich

1 Der McLaren M19A mit der Startnummer 9T stand Denis Hulme als T-Car zur Verfügung, kam jedoch nicht zum Einsatz.

KlassifikationenBearbeiten

StartaufstellungBearbeiten

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Brasilien 1968  Emerson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich  Lotus-Ford 1:11,43 187,686 km/h 01
02 Schweiz  Clay Regazzoni Italien  Ferrari 1:11,58 187,293 km/h 02
03 Neuseeland  Denis Hulme Vereinigtes Konigreich  McLaren-Ford 1:11,80 186,719 km/h 03
04 Belgien  Jacky Ickx Italien  Ferrari 1:11,84 186,615 km/h 04
05 Frankreich  François Cevert Vereinigtes Konigreich  Tyrrell-Ford 1:11,93 186,381 km/h 05
06 Frankreich  Jean-Pierre Beltoise Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 1:12,12 185,890 km/h 06
07 Vereinigte Staaten  Peter Revson Vereinigtes Konigreich  McLaren-Ford 1:12,19 185,710 km/h 07
08 Vereinigtes Konigreich  Mike Hailwood Vereinigtes Konigreich  Surtees-Ford 1:12,35 185,299 km/h 08
09 Argentinien  Carlos Reutemann Vereinigtes Konigreich  Brabham-Ford 1:12,50 184,916 km/h 09
10 Italien  Andrea de Adamich Vereinigtes Konigreich  Surtees-Ford 1:12,54 184,814 km/h 10
11 Brasilien 1968  Carlos Pace Vereinigtes Konigreich  March-Ford 1:12,64 184,559 km/h 11
12 Australien  Dave Walker Vereinigtes Konigreich  Lotus-Ford 1:12,76 184,255 km/h 12
13 Neuseeland  Chris Amon Frankreich  Matra 1:12,80 184,154 km/h 13
14 Schweden  Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich  March-Ford 1:13,00 183,649 km/h 14
15 Neuseeland  Howden Ganley Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 1:13,01 183,624 km/h 15
16 Vereinigtes Konigreich  Graham Hill Vereinigtes Konigreich  Brabham-Ford 1:13,10 183,398 km/h 16
17 Vereinigtes Konigreich  Peter Gethin Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 1:13,15 183,273 km/h 17
18 Brasilien 1968  Wilson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich  Brabham-Ford 1:13,20 183,148 km/h 18
19 Frankreich  Henri Pescarolo Vereinigtes Konigreich  March-Ford 1:13,40 182,649 km/h 19
20 Deutschland  Rolf Stommelen Deutschland  Eifelland-Ford 1:13,43 182,574 km/h 20
21 Australien  Tim Schenken Vereinigtes Konigreich  Surtees-Ford 1:13,60 182,152 km/h 21
22 Vereinigtes Konigreich  Mike Beuttler Vereinigtes Konigreich  March-Ford 1:13,70 181,905 km/h 22
23 Osterreich  Helmut Marko Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 1:14,10 180,923 km/h 23
24 Italien  Nanni Galli Italien  Tecno 1:14,60 179,710 km/h 24
25 Osterreich  Niki Lauda Vereinigtes Konigreich  March-Ford 1:16,50 175,247 km/h 25
26 Australien  Vern Schuppan Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 1:16,90 174,336 km/h DNS

RennenBearbeiten

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Brasilien 1968  Emerson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich  Lotus-Ford 85 0 1:44:07,3 01
02 Frankreich  François Cevert Vereinigtes Konigreich  Tyrrell-Ford 85 0 + 26,6 05
03 Neuseeland  Denis Hulme Vereinigtes Konigreich  McLaren-Ford 85 0 + 58,1 03
04 Vereinigtes Konigreich  Mike Hailwood Vereinigtes Konigreich  Surtees-Ford 85 0 + 1:12,0 08
05 Brasilien 1968  Carlos Pace Vereinigtes Konigreich  March-Ford 84 0 + 1 Runde 11
06 Neuseeland  Chris Amon Frankreich  Matra 84 1 + 1 Runde 13 1:12,12
07 Vereinigte Staaten  Peter Revson Vereinigtes Konigreich  McLaren-Ford 83 1 + 2 Runden 07
08 Neuseeland  Howden Ganley Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 83 0 + 2 Runden 15
09 Schweden  Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich  March-Ford 83 0 + 2 Runden 14
10 Osterreich  Helmut Marko Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 83 0 + 2 Runden 23
11 Deutschland  Rolf Stommelen Deutschland  Eifelland-Ford 83 0 + 2 Runden 20
12 Osterreich  Niki Lauda Vereinigtes Konigreich  March-Ford 82 0 + 3 Runden 25
13 Argentinien  Carlos Reutemann Vereinigtes Konigreich  Brabham-Ford 81 2 + 4 Runden 09
14 Australien  Dave Walker Vereinigtes Konigreich  Lotus-Ford 79 0 + 6 Runden 12
Vereinigtes Konigreich  Graham Hill Vereinigtes Konigreich  Brabham-Ford 73 0 DNF 16 Aufhängungsschaden
Frankreich  Henri Pescarolo Vereinigtes Konigreich  March-Ford 59 0 NC 19 nicht gewertet
Schweiz  Clay Regazzoni Italien  Ferrari 57 0 DNF 02 Kollision
Italien  Andrea de Adamich Vereinigtes Konigreich  Surtees-Ford 55 2 DNF 10 Motorschaden
Italien  Nanni Galli Italien  Tecno 54 0 DNF 24 Kollision
Belgien  Jacky Ickx Italien  Ferrari 47 0 DNF 04 defekte Zündung
Vereinigtes Konigreich  Mike Beuttler Vereinigtes Konigreich  March-Ford 31 0 DNF 22 gebrochene Antriebswelle
Brasilien 1968  Wilson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich  Brabham-Ford 28 0 DNF 18 Getriebeschaden
Vereinigtes Konigreich  Peter Gethin Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 27 0 DNF 17 defekte Zündung
Frankreich  Jean-Pierre Beltoise Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 15 0 DNF 06 überhitzter Motor
Australien  Tim Schenken Vereinigtes Konigreich  Surtees-Ford 11 0 DNF 21 Motorschaden

WM-Stände nach dem RennenBearbeiten

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).[3]

FahrerwertungBearbeiten

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Brasilien 1968  Emerson Fittipaldi Lotus 28
02 Neuseeland  Denis Hulme McLaren 19
03 Belgien  Jacky Ickx Ferrari 16
04 Vereinigtes Konigreich  Jackie Stewart Tyrrell 12
05 Frankreich  Jean-Pierre Beltoise B.R.M. 9
06 Schweiz  Clay Regazzoni Ferrari 7
07 Vereinigte Staaten  Peter Revson McLaren 6
08 Frankreich  François Cevert Tyrrell 6
09 Vereinigtes Konigreich  Mike Hailwood Surtees 3
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
10 Vereinigte Staaten  Mario Andretti Ferrari 3
11 Brasilien 1968  Carlos Pace March 3
12 Schweden  Ronnie Peterson March 3
13 Italien  Andrea de Adamich Surtees 3
14 Vereinigtes Konigreich  Brian Redman McLaren 2
15 Australien  Tim Schenken Surtees 2
16 Neuseeland  Chris Amon Matra 2
17 Vereinigtes Konigreich  Graham Hill Brabham 1

KonstrukteurswertungBearbeiten

Pos. Konstrukteur Punkte
01 Vereinigtes Konigreich  Lotus 28
02 Vereinigtes Konigreich  McLaren 23
03 Italien  Ferrari 19
04 Vereinigtes Konigreich  Tyrrell 18
05 Vereinigtes Konigreich  B.R.M. 9
Pos. Konstrukteur Punkte
06 Vereinigtes Konigreich  Surtees 8
07 Vereinigtes Konigreich  March 6
08 Frankreich  Matra 2
09 Vereinigtes Konigreich  Brabham 1

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. „Training“@1@2Vorlage:Toter Link/www.motorsportarchiv.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 12. Juli 2011)
  2. „Bericht“ (abgerufen am 12. Juli 2011)
  3. „WM-Stände“ (Memento des Originals vom 31. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.motorsportarchiv.de (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 12. Juli 2011)

WeblinksBearbeiten