Bruno Giacomelli

italienischer Rennfahrer

Bruno Giacomelli (* 10. September 1952 in Borgo Poncarale) ist ein ehemaliger italienischer Automobilrennfahrer. Er startete zwischen 1977 und 1990 in der Formel 1.

Bruno Giacomelli
Bruno Giacomelli 1982
Nation: Italien Italien
Automobil-/Formel-1-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Italien 1977
Letzter Start: Großer Preis von Südafrika 1983
Konstrukteure
1977–1978 McLaren • 1979–1982 Alfa Romeo • 1983 Toleman • 1990 Life Racing
Statistik
WM-Bilanz: WM-15. (1981)
Starts Siege Poles SR
69 1
WM-Punkte: 14
Podestplätze: 1
Führungsrunden: 31 über 168,5 km

Anfänge Bearbeiten

1976 gelang es Giacomelli als bisher einzigem italienischen Fahrer, die Britische Formel-3-Meisterschaft zu gewinnen. Als er 1978 auch in der Formel-2-Europameisterschaft überlegen auf einem March-BMW gewann, war er der populärste Rennfahrer in seinem Heimatland.

Beginn der Karriere bei McLaren Bearbeiten

Dank reichhaltiger Sponsorengelder des Tabakkonzerns Philip Morris Companies Inc. gelangte Giacomelli während der Formel-1-Saison 1977, einen Tag nach seinem Geburtstag beim Heimrennen in Monza, ins Cockpit eines dritten Werks-McLaren, was damals durch das Reglement möglich war. McLaren stellte zwar zu diesem Zeitpunkt mit James Hunt den amtierenden Weltmeister, doch die WM dieses Jahres gewann Niki Lauda auf einem Ferrari. Giacomellis Einsatz verlief unauffällig. Er blieb auch 1978 bei McLaren und fuhr fünf Rennen für das Team, das deutlich von den Konkurrenten überflügelt wurde und mit 15 Punkten nur Platz 8 der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft belegte.

Wechsel zu Alfa Romeo Bearbeiten

Zum sechsten Rennen der Saison 1979 wechselte Giacomelli mit einem lukrativen Vertrag zu Alfa Romeo. Zwar hatte Alfa beim Comeback nach einem Jahr eingehender Tests auf der hauseigenen Strecke das erste Mal seit 1965 ein komplett eigenes Fahrzeug zur Verfügung, doch der zu schwere 180-Grad-12-Zylinder-Motor stammte noch aus dem Vorjahr und das Chassis entsprach nicht dem aktuellen Ground-Effect-Prinzip. Daher zeugte es von Giacomellis Klasse, dass er sich für einen 14. Startplatz qualifizierte. Häufige Defekte und übermotivierte Fahrweise, was die Schwächen des Fahrzeugs ausgleichen sollte, ließen sowohl ihn als auch seinen Teamkollegen Vittorio Brambilla häufig von der Strecke abkommen. Dadurch erzielte keiner der beiden Fahrer Punkte für das Team.

 
Bruno Giacomelli im Alfa Romeo 177 beim Großen Preis von Belgien 1979

In der Saison 1980 schien es bei Alfa voranzugehen. Talentierte Piloten wie Patrick Depailler und später Andrea de Cesaris sollten den Rennstall nach vorne bringen. Insbesondere die Testarbeit Depaillers war erfolgversprechend – doch er verunglückte tödlich bei Testfahrten zum Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring. Unfallursache war wahrscheinlich die Unberechenbarkeit der Wing-Cars jener Zeit. Zuvor hatte Giacomelli mit dem fünften Rang beim Eröffnungsrennen in Buenos Aires die ersten Wertungspunkte erzielt. Trotz des Schocks über den Tod des bei allen Fahrern beliebten Depailler konnte Giacomelli den fünften Platz auf dem Hockenheimring wiederholen und beim Abschlussrennen in Watkins Glen sogar die Pole-Position erringen. Im Rennen streikte jedoch das unzuverlässige Triebwerk.

Für die nächste Saison verpflichtete Carlo Chiti, der Rennleiter von Alfa Romeo, Mario Andretti, der bei Lotus unzufrieden war, als Teamkollegen von Bruno Giacomelli. Erstaunlicherweise konnte Giacomelli den höher eingeschätzten Andretti mit sieben zu drei Punkten hinter sich lassen. Nach dem vierten Platz beim Rennen in Kanada erreichte er mit Platz drei beim „Parkplatz-Grand-Prix“ von Las Vegas seine erste und einzige Platzierung auf dem Siegerpodest.

Im darauffolgenden Jahr überflügelte ihn jedoch de Cesaris. Der fünfte Platz von Giacomelli in Hockenheim war für Alfa Romeo zu wenig, nachdem der jüngere Fahrer beim Grand Prix von Monaco den dritten Platz belegt hatte.

Ausklang der Karriere Bearbeiten

Giacomelli wechselte zu Toleman-Hart für das folgende Jahr 1983, in dem Nelson Piquet auf Brabham-BMW erster Turbo-Weltmeister wurde, während Giacomelli in Brands Hatch ein letztes Mal einen WM-Punkt erreichte. Da sein Teamkollege Derek Warwick ihn hinter sich gelassen hatte, verkündete Giacomelli seinen Rückzug vom Rennsport.

Gescheitertes Comeback in der Formel 1 Bearbeiten

Völlig überraschend trat Giacomelli bei der Premiere des nicht konkurrenzfähigen Formel-1-Teams Life Racing sieben Jahre später in Monaco an. Es gelang ihm jedoch nicht, den leistungsschwachen Life L190 über die Vorqualifikation hinauszubringen. Denn Konstrukteur Gianni Marelli hatte lediglich das Chassis eines Formel-1-Prototyps von First Racing (First F189) genommen und mit dem Life F35 eine überaus komplizierte W12-Zylinder-Eigenkonstruktion hineingesetzt, die – so Giacomelli – mindestens 250 PS weniger leistete als die der anderen Rennwagen. Selbst als Marelli den exotischen Motor zum Jahresende durch ein Aggregat von Judd ersetzte, kam der Wagen nicht über die Vorqualifikation hinaus. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Formel 1 kürte die Automobilzeitschrift sport auto den roten „Life“ zum wahrscheinlich schlechtesten Monoposto aller Zeiten.

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn. Runden Punkte WM-Pos.
1977 Marlboro Team McLaren McLaren M23 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 1 NC
1978 Marlboro Team McLaren McLaren M26 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 5 NC
1979 Autodelta Alfa Romeo 177
Alfa Romeo 179
Alfa Romeo 3.0 F12
Alfa Romeo 3.0 V12
4 NC
1980 Marlboro Team Alfa Romeo Alfa Romeo 179 Alfa Romeo 3.0 V12 14 1 4 16.
1981 Marlboro Team Alfa Romeo Alfa Romeo 179B / 179C Alfa Romeo 3.0 V12 15 1 7 15.
1982 Marlboro Team Alfa Romeo Alfa Romeo 179D
Alfa Romeo 182
Alfa Romeo 3.0 V12 16 2 22.
1983 Candy Toleman Motorsport Toleman TG183B Hart 1.5 L4 turbo 15 1 19.
1990 Life Racing Life F190 Life 3.5 W12
Judd 3.5 V8
12
Gesamt 82 0 0 0 1 0 14

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
1977                                  
DNF
1978                                
8 DNF 7 DNF 14
1979                              
DNF 17 DNF DNF
1980                            
5 13 DNF DNF DNF DNF DNF DNF 5 DNF DNF DNF DNF DNF
1981                              
DNF NC 10 DNF 9 DNF 10 15 DNF 15 DNF DNF 8 4 3
1982                                
11 DNF DNF DNF DNF DNF DNF DNF 11 7 9 5 DNF 12 DNF 10
1983                              
DNF DNF 13 DNF DNQ 8 9 DNF DNF DNF DNF 13 7 6 DNF
1990                                
DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ DNPQ
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1988 Deutschland  Kenwood Kremer Racing Porsche 962C Japan  Kunimitsu Takahashi Japan  Hideki Okada Rang 9
1989 Deutschland  Porsche Kremer Racing Porsche 962C Japan  Kunimitsu Takahashi Italien  Giovanni Lavaggi Ausfall Feuer
1990 Vereinigtes Konigreich  Richard Lloyd Racing Porsche 962C Vereinigtes Konigreich  John Watson Kanada  Allen Berg Rang 11

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
1979 Joosen Racing BMW 530 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  MUG Vereinigte Staaten  TAL Frankreich  DIJ Vereinigte Staaten  RIV Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  PER Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  WAT Belgien  SPA Vereinigtes Konigreich  BRH Vereinigte Staaten  ROA Italien  VAL El Salvador  ELS
11
1985 Kremer Racing Porsche 956 Italien  MUG Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  HOK Kanada  MOS Belgien  SPA Vereinigtes Konigreich  BRH Japan  FUJ Malaysia  SEL
8
1986 Guest Team
Kremer Racing
Lancia LC2
Porsche 962
Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Spanien  JER Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
DNF DNF 12 4
1987 Lloyd Racing
Mussato
Porsche 962
Lancia LC2
Spanien  JAR Spanien  JER Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
DNF DNF
1988 Kremer Racing Porsche 962 Spanien  JER Spanien  JAR Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Tschechien  BRÜ Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ Australien  SAN
6 9 10 16
1989 Kremer Racing
Mussato
Porsche 962
Lancia LC2
Japan  SUZ Frankreich  DIJ Spanien  JAR Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  DON Belgien  SPA Mexiko  MEX
DNF 18 DNF DNF DNF DNF DNF
1990 Spice Engineering Spice SE90C Japan  SUZ Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Belgien  SPA Frankreich  DIJ Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  DON Kanada  MOT Mexiko  MEX
DNF 3 5

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bruno Giacomelli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien