Michał Kwiatkowski

polnischer Radrennfahrer
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Michał Kwiatkowski [ˈmixaw kfjatˈkɔfski] (* 2. Juni 1990 in Chełmża) ist ein polnischer Radrennfahrer. Im Jahr 2014 wurde er Weltmeister, ehe er im Jahr 2017 mit Mailand–Sanremo ein Monument des Straßenradsports gewinnen konnte. Bei der Tour de France feierte er in den Jahren 2020 und 2023 jeweils einen Etappensieg.

Michał Kwiatkowski
Michał Kwiatkowski (2014)
Michał Kwiatkowski (2014)
Zur Person
Spitzname Kwiato
Geburtsdatum 2. Juni 1990 (33 Jahre)
Nation Polen Polen
Disziplin Straße
Zum Team
Aktuelles Team Ineos Grenadiers
Funktion Fahrer
Verein(e) / Renngemeinschaft(en)
2007–2008
2008–2009
2009–2010
TKK Pacific
MG Kvis Norda Pacific
Aeronautica Militare Amica Chips
Internationale Team(s)
2010–2011
2011–2012
2012–2015
2016–
Caja Rural
Radioshack
Etixx-Quick Step
Team Sky / Team Ineos
Wichtigste Erfolge
UCI-Straßenradsport-Weltmeisterschaften
Straßenrennen 2014
Mannschaftszeitfahren 2013
UCI World Tour
Mailand–Sanremo 2017
Amstel Gold Race 2015, 2022
Strade Bianche 2014, 2017
E3 Harelbeke 2016
Clásica San Sebastián 2017
Tirreno–Adriatico 2018
zwei Etappen Tour de France 2020, 2023
Letzte Aktualisierung: 20. April 2024

Werdegang Bearbeiten

Bereits als Junior zeigte Kwiatkowski auf und gewann im Jahr 2007 die Gesamtwertungen der La Coupe du Président de la Ville de Grudziądz, Course de la Paix Juniors, Tour de la Région de Lodz und eine Etappe des Giro della Lunigiana. Durch diese Siege konnte er die Gesamtwertung des Rad-Weltcups der Junioren für sich entscheiden. Bei den Europameisterschaften in Sofia holte er Gold im Straßenrennen der Junioren und wurde Zweiter im Zeitfahrbewerb. In seinem zweiten Juniorenjahr gewann er die Trofeo Città di Ivrea, die Gesamtwertung der Trofeo Karlsberg und sicherte sich den Titel des Welt- und Europameisters im Zeitfahren der Junioren. Bei der Europameisterschaft im Bahnradsport in Pruszków gewann er die Bronzemedaille im Punktefahren.

Im Jahr 2009 gewann er als U23 Fahrer den nationalen Titel im Straßenrennen, ehe er bei der Slowakei-Rundfahrt seinen ersten Sieg in der Elite einfuhr und im Jahr darauf für das Professional Continental Team Caja Rural an den Start ging. Bei der Tour de l’Avenir belegte er für die polnische Nationalmannschaft den 70. Gesamtrang. Nach nur einem Jahr wechselte Kwiatkowski im Alter von 20 Jahren zum UCI WorldTeam Radioshack und wurde Gesamtdritter der Driedaagse van West-Vlaanderen, Driedaagse De Panne-Kortrijk und Tour du Poitou-Charentes. Nach der Flandern-Rundfahrt bestritt er damals mit der Lombardei-Rundfahrt zwei Monumente des Radsports, wobei er bei beiden nicht das Ziel erreichte.

Wechsel zur Quick-Step Mannschaft Bearbeiten

Nach der Fusion der Mannschaften Radioshack und Leopard Trek wechselte Kwiatkowski im Jahr 2012 zur belgische Omega Pharma Quick Step Mannschaft, für die er in seiner ersten Saison den Prolog der Driedaagse van West-Vlaanderen gewann, jedoch am letzten Etappentag im Führungstrikot ausfiel. Im Anschluss gab er beim Giro d’Italia 2011 sein Grand Tour-Debüt und beendete diesen auf dem 136. Gesamtrang. Nach Platz zwei bei den polnischen Zeitfahrmeisterschaften musste er sich bei der Polen-Rundfahrt nur dem Italiener Francesco Moser geschlagen geben, ehe er sein Heimatland kurz darauf bei den Olympischen Spielen in London vertrat.

Im Jahr 2013 zeigte Kwiatkowski bereits im Frühjahr auf, als er Gesamtzweiter der Algarve-Rundfahrt und Gesamtvierter bei Tirreno–Adriatico wurde, womit er sich die Nachwuchswertung des UCI WorldTour-Etappenrennens sicherte. Bei den Ardennen-Klassikern zeigte er mit den Plätzen vier und fünf beim Amstel Gold Race bzw. Flèche Wallonne auf, blieb bei Lüttich–Bastogne–Lüttich jedoch hinter seinen Erwartungen zurück. Nachdem er sich den polnischen Meistertitel auf der Starße gesichert hatte, ging Michał Kwiatkowski bei der Tour de France 2013 an den Start und trug für zehn Tage das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Schlussendlich belegte er als bester Fahrer seiner Mannschaft den elften Gesamtrang. Am Ende der Saison wurde er Fünfter des Grand Prix de Wallonie und gewann gemeinsam mit seinen Teamkollegen bei den Straßen-Weltmeisterschaften die Goldmedaille im Mannschaftszeitfahren. Im Jahr 2014 setzte sich Kwiatkowski bei der Trofeo Serra de Tramuntana, einem Rennen der Mallorca Challenge durch. Bei der Algarve-Rundfahrt gewann er zwei Etappen und sicherte sich so seinen ersten Gesamtsieg bei einem Etappenrennen der Elite. Im Anschluss setzte er sich bei der Strade Bianche im Schlussanstieg gegen Peter Sagan durch und gewann so sein erstes großes Eintagesrennen. Nach dem zweiten Gesamtrang bei der Baskenland-Rundfahrt zeigte er erneut seine Qualitäten bei den Ardennen-Klassikern auf und fuhr sowohl beim Flèche Wallonne als auch bei Lüttich–Bastogne–Lüttich als Dritter aufs Podest. Nach seinem ersten nationalen Titel im Zeitfahren ging er bei der Tour de France 2014 an den Start, wo er längere Zeit unter den Top 10 des Gesamtklassements platziert war, ehe er in der dritten Woche auf den Pyrenäen-Etappen viel Zeit verlor und schlussendlich 28. wurde. Gegen Ende der Saison sicherte er sich eine Etappe der Tour of Britain, musste sich in der Gesamtwertung jedoch dem Niederländer Dylan van Baarle um zehn Sekunden geschlagen geben. Bei den Straßenrad-Weltmeisterschaften in Ponferrada holte er gemeinsam mit seinen Teamkollegen die Bronzemedaille im Mannschaftszeitfahren, ehe er im Straßenrennen sieben Kilometer vor dem Ziel angriff und sich als Solist zum Weltmeister krönte.[1]

 
Michał Kwiatkowski im Regenbogentrikot bei der Tour de France 2015

Im Trikot des Weltmeisters musste sich Michał Kwiatkowski zu Beginn des Jahres 2015 sowohl bei der Algarve-Rundfahrt, als auch bei Paris–Nizza knapp geschlagen geben, ehe er das Amstel Gold Race im Sprint aus einer kleinen Gruppe gewann.[2] Im Verlauf der restlichen Saison konnte er keine weiteren Top-Ergebnisse einfahren und gab sowohl die Tour de France als auch die Polen-Rundfahrt auf. Bei den Straßenradsport-Weltmeisterschaften in Richmond holte er mit seinen Teamkollegen die Silbermedaille im Mannschaftszeitfahren und wurde Achter des Straßenrennens.

Wechsel zum Team Sky Bearbeiten

Ab dem Jahr 2016 ging Kwiatkowski für das britische Team Sky an den Start, das später unter dem Namen Ineos Grenadiers fuhr. In seiner ersten Saison gewann er mit dem E3 Harelbeke erstmals ein großes belgisches Eintagesrennen, wobei er sich im Zweiersprint vor dem Weltmeister Peter Sagan durchsetzte.[3] Im Sommer vertrat er die polnische Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro. Am Ende der Saison ging er bei der Vuelta a España als Helfer des dreifachen Tour-de-France-Siegers Chris Froome an den Start und gewann mit seinen Teamkollegen das Mannschaftszeitfahren der 1. Etappe. Tags drauf trug er für einen Tag das Rote Trikot des Gesamtführenden, musste die Spanien-Rundfahrt jedoch bereits auf der 7. Etappe aufgeben.[4]

 
Michał Kwiatkowski (mitte) gewinnt Mailand–Sanremo 2017

Im Jahr 2017 gewann Kwiatkowski zum zweiten Mal die Strade Bianche, wobei er diesmal das Ziel als Solist nach einem rund 15 Kilometer langen Solo erreichte.[5] Nach der Fernfahrt Tirreno–Adriatico ging er zum fünften Mal bei Mailand–Sanremo an den Start und konnte sich im Finale im Anstieg des Poggio gemeinsam mit Peter Sagan und Julian Alaphilippe vom restlichen Fahrerfeld absetzten. Das Trio erreichte die Zielgerade auf der Via Roma mit wenigen Sekunden Vorsprung, wobei sich Kwiatkowski im Sprint durchsetzte und sein so ein Monument des Radsports gewann.[6] Bei den Ardennen-Klassikern musste er sich zunächst Philippe Gilbert beim Amstel Gold Race geschlagen geben, ehe er als Dritter von Lüttich–Bastogne–Lüttich erneut auf einem Podium eines Monuments stand. Nach seinem zweiten nationalen Zeitfahrmeistertitel unterstützte er Chris Froome bei der Tour de France 2017, wo der Brite seine vierte und letzte Tour de France gewann. Wenige Tage nach der Frankreich-Rundfahrt gewann Kwiatkowski mit der Clásica San Sebastián ein weiteres großes Eintagesrennen.[7] Am Ende der Saison holte er mit seinen Teamkollegen die Bronzemedaille im Mannschaftszeitfahren der Straßenradsport-Weltmeisterschaften in Bergen und belegte im Straßenrennen im Sprint aus einer größeren Gruppe den elften Rang.

 
Michał Kwiatkowski im Trikot des polnischen Meisters bei der Tour de France 2018

In der Saison des Jahres 2018 konnte Michał Kwiatkowski nicht an seine Erfolge bei den großen Eintagesrennen anschließen, gewann jedoch die Gesamtwertung der Algarve-Rundfahrt und sicherte sich wenig später den Gesamtsieg bei Tirreno–Adriatico, einer Rundfahrt der UCI WorldTour. Nachdem er den Prolog des Critérium du Dauphiné für sich entschieden hatte, wurde er ein zweites Mal polnischer Meister im Straßenrennen und verhalf kurz darauf Geraint Thomas zu dessen Gesamtsieg bei der Tour de France 2018. Bei der Polen-Rundfahrt gewann Kwiatkowski gleich zwei Etappen und sicherte sich so einen weiteren Gesamtsieg bei einem Etappenrennen der UCI WorldTour. Nach der Vuelta a España 2018 verpasste er als Vierter eine Medaille im Einzelzeitfahren bei den Straßenradsport-Weltmeisterschaften von Innsbruck.

Im Jahr 2019 wurde Kwiatkowski Dritter der Gesamtwertung bei Paris–Nizza, wobei der seinem Teamkollegen Egan Bernal zum Gesamtsieg verhalf. Bei der Tour de France 2019 stellte er sich erneut in die Dienste des Kolumbianers, der die Frankreich-Rundfahrt als erster Südamerikaner für sich entschied. Bei den großen Eintagesrennen blieb Michał Kwiatkowski weiterhin einer der stärksten Fahrer und wurde im Frühjahr Dritter von Mailand–Sanremo. In der Saison 2020, die maßgebliche durch die COVID-19-Pandemie beeinflusst wurde, erhielt er bei der Tour de France nach dem Ausscheiden seiner Kapitäne die Freiheiten auf Etappensiege zu fahren und gewann die 18. Etappe, auf der er sich gemeinsam mit seinem Teamkollegen Richard Carapaz von der Ausreißergruppe abgesetzt hatte. Im Anschluss verpasste er als Vierter nur knapp eine Medaille bei den Straßenradsport-Weltmeisterschaften in Imola. Nach einer sieglosen Saison gewann er im Jahr 2022 das Amstel Gold Race zum zweiten Mal, wobei er sich im Sprint nur knapp vor dem Franzosen Benoît Cosnefroy durchsetzte. Beim Critérium du Dauphiné zog er sich eine Verletzung der Ischiocruralen Muskulatur zu und konnte erstmals seit 2012 nicht an der anschließenden Tour de France teilnehmen.[8] Im Jahr 2023 sicherte er sich seinen dritten nationalen Zeitfahrmeister-Titel und gewann die 13. Etappe der Tour de France, die mit einer Bergankunft am Grand Colombier zu Ende ging.

Weitere Engagements Bearbeiten

Kwiatkowski gründete 2013 gemeinsam mit der örtlichen Sporthochschule in Toruń eine Radsportakademie.[9] Darüber hinaus betreibt er mit seinem Bruder Radosław Kwiatkowski das Radsportunternehmen Veloart mit Niederlassungen in Warschau und Krakau.[10]

Erfolge Bearbeiten

2007
  •   Europameister – Straßenrennen (Junioren)
2008
2009
  •   Polnischer Meister – Straßenrennen (U23)
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023

Wichtige Platzierungen Bearbeiten

Grand Tour2011201220132014201520162017201820192020202120222023
  Giro d’ItaliaGiro136
  Tour de FranceTour1128DNF574983306849
  Vuelta a EspañaVueltaDNF43
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.
Weltmeisterschaft2011201220132014201520162017201820192020202120222023
StraßenrennenStraße31DNF1811DNF436DNF
EinzelzeitfahrenEZF4824424
MannschaftszeitfahrenMZF132434
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung nicht klassifiziert.
Monument20112012201320142015201620172018201920202021202220232024
Mailand–Sanremo6740111315171613954
Flandern-Rundfahrt40272854
Paris–Roubaix7077
Lüttich–Bastogne–Lüttich9232136329121011100DNF
Lombardei-Rundfahrt7354
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung nicht klassifiziert.

Auszeichnungen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. radsport-news.com vom 28. September 2014: Kwiatkowski ließ sich in Ponferrada auf keine Spielchen ein
  2. Kwiatkowski bricht in Valkenburg den Klassiker-Bann. radsport-news.com, 19. April 2015, abgerufen am 26. März 2016.
  3. Kwiatkowski jubelt, Sagan ergibt sich seinem Schicksal. radsport-news.com, 25. März 2016, abgerufen am 26. März 2016.
  4. The Inner Ring | The Moment The Vuelta Was Won. 12. September 2016, abgerufen am 20. April 2024 (amerikanisches Englisch).
  5. Kwiatkowski überrascht sich selbst mit zweitem Sieg. In: radsport-news.com. 4. März 2017, abgerufen am 17. Oktober 2017.
  6. „Kwiatkowski mit Sterbendem Schwan“ zum Mailand-Sanremo-Sieg. In: radsport-news.com. 18. März 2017, abgerufen am 17. Oktober 2017.
  7. Kwiatkowski vollendet in San Sebastian perfekte Sky-Vorarbeit. In: radsport-news.com. 17. Juli 2017, abgerufen am 17. Oktober 2017.
  8. Andy McGrath: Michal Kwiatkowski: It’s been the worst season ever. In: cyclingnews.com. 8. September 2022, abgerufen am 2. April 2024 (englisch).
  9. Kwiatkowski gründet in seiner Heimatstadt eine Radsport-Akademie. radsport-news.com, 14. Oktober 2013, abgerufen am 23. März 2016.
  10. Veloart Team. Abgerufen am 1. März 2023.
  11. Kwiatkowski Wins International Flandrien Award! (Memento vom 16. Oktober 2014 im Webarchiv archive.today)
  12. Wolfgang Brylla: Verdienstkreuz in Gold für Weltmeister Kwiatkowski. radsport-news.com, 23. Oktober 2014, abgerufen am 24. Oktober 2014.
  13. Kwiatkowski und Pawłowska sind Polens Radsportler des Jahres. radsport-news.com, 26. Januar 2015, abgerufen am 26. Januar 2015.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Michał Kwiatkowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien