Mailand–Sanremo
Das Straßenradrennen Mailand–Sanremo ist mit über 290 Kilometern das längste klassische Eintagesrennen im Radsport.
Es wird zu den fünf sogenannten Monumenten des Radsports gezählt und gehörte von 1989 bis 2004 zum Rad-Weltcup, anschließend für drei Jahre zu der im Jahr 2005 eingeführten UCI ProTour. Seit 2011 gehört das Rennen zur Nachfolgeserie UCI WorldTour.
Der Veranstalter des Rennens ist die RCS MediaGroup, die auch den Giro d’Italia, sowie die Lombardei-Rundfahrt und Tirreno–Adriatico organisiert.
AustragungBearbeiten
Der neben der Lombardei-Rundfahrt wichtigste Klassiker Italiens fand bis 2012 alljährlich an einem Samstag Ende März statt, bevor mit der Ausgabe des Jahres 2013 aus Verkehrsgründen der Austragungstag auf den Sonntag gelegt wurde.[1] Es hat den Beinamen La Primavera (Frühling) bekommen; mitunter wird dieser Beiname auch als „prima vera corsa“ gelesen, also das „erste richtige Radrennen“ des Jahres.[2] La Classicissima, wie das Rennen auch respektvoll genannt wird, fand erstmals 1907 statt und war von 1989 bis zur Abschaffung des zehn Veranstaltungen umfassenden Rad-Weltcups das erste Rennen dieser Rennserie. Seit der ersten Austragung wird das Rennen von der Gazzetta dello Sport organisiert. Die Siegprämie der ersten Austragung betrug (umgerechnet auf das Niveau von 2004) 18 Euro.[3]
Ursprünglich wurde Mailand-Sanremo als Autorennen 1904 veranstaltet und diente der Werbung für das Kasino in Sanremo. Allerdings erreichten nur zwei Fahrzeuge Sanremo, so dass das Rennen drei Jahre später für Radrennfahrer veranstaltet wurde.[4] Beim ersten Radrennen Mailand-Sanremo am 14. April 1907 nahmen 33 Rennfahrer teil. Sieger wurde der Franzose Lucien Mazan mit einem Schnitt von 26,6 km/h. 2010 lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei rund 43 km/h. Die Teilnehmer des ersten Rennens bekamen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von fünf Lire.
Die für den 21. März 2020 vorgesehene Auflage wurde aufgrund behördlicher Auflagen im Zusammenhang mit der Verbreitung von COVID-19 in Italien abgesagt.[5] Am 8. August 2020 wurde das Rennen mit stark veränderter Streckenführung nachgeholt. Die veränderte Streckenführung war notwendig geworden, weil am Küstenabschnitt vor Imperia die meisten Bürgermeister während der Hauptferienzeit keine Corona-gemäße Absperrung errichten wollten. Mit 305 Kilometern Länge wurde dann diese 111. Austragung von Mailand-San Remo die längste ihrer Geschichte.[6]
StreckeBearbeiten
Die Streckenführung von Mailand nach Sanremo ändert sich von Jahr zu Jahr nur unwesentlich. Im Gegensatz etwa zu Paris–Roubaix, das 80 Kilometer nördlich von Paris in Compiègne beginnt, beginnt Mailand–Sanremo tatsächlich in Mailand, genauer auf der Piazza Castello. Danach führt die Strecke über Binasco, Pavia, Voghera, Tortona, Novi Ligure, Ovada und den Turchino-Pass – mit 588 Meter der höchste Punkt der Route – an die Mittelmeerküste. Diese wird an der westlichen Peripherie von Genua erreicht. Spektakulär sind vor allem die folgenden Passagen, sie führen – großteils der historischen Via Aurelia folgend – direkt an der Italienischen Riviera entlang.
Das über weite Teile fast völlig flache Rennen entschied sich bis vor einigen Jahren an mehreren kurzen Anstiegen kurz vor Ende der Strecke. Darunter vor allem die Steigung nach Cipressa (etwa 20 Kilometer vor dem Ziel auf 240 Meter Höhe gelegen) und der Anstieg nach Poggio di Sanremo (rund sechs Kilometer vor dem Ziel auf 162 Meter Höhe gelegen). Im Radsport spricht man auch kurz von der Cipressa und dem Poggio. Ferner der Capo Mele (65 m), der Capo Cervo (77 m) und der Capo Berta (130 m).
In den letzten Jahren führten diese als „Capi“ bezeichneten Anstiege jedoch selten zu einer Selektion, so dass die Entscheidung inzwischen meist in einem Massensprint ausgetragen wird. Dies zeigt sich auch in der Siegerliste, die Ende der 1990er bis Mitte der 2010er Jahre häufig von Sprintern wie Erik Zabel, Mario Cipollini, Óscar Freire, Alessandro Petacchi, Mark Cavendish, Arnaud Démare und Gerald Ciolek dominiert wurde.
PalmarèsBearbeiten
Die meisten Siege bei der „Classicissima“ hat der Belgier Eddy Merckx aufzuweisen. Er gewann in elf Jahren zwischen 1966 und 1976 insgesamt siebenmal. Hinter Costante Girardengo (sechs Siege) und neben Gino Bartali auf Platz 3 der ewigen Rangliste liegt Erik Zabel, der zwischen 1997 und 2001 viermal in Sanremo gewann.
Siehe auchBearbeiten
WeblinksBearbeiten
- La Gazzetta dello Sport: Milano–Sanremo
- Mailand–Sanremo in der Datenbank von Radsportseiten.net
Einzelnachweise und AnmerkungenBearbeiten
- ↑ velonews.com vom 29. November 2012: RCS Sport clarifies move of Milan-San Remo and Giro di Lombardia to Sundays (Memento des Originals vom 5. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Mailand-Sanremo auf catenacycling.com (italienisch)
- ↑ Les Woodland: Der Gipfel der Verfrorenheit. In: Procycling (Deutsche Ausgabe). März, 2004, S. 100.
- ↑ Herbie Sykes: Zwei Schritte voran. Identität eines Rennens. In: Procycling, Deutsche Ausgabe. Mai, 2017, S. 70 ff. (78).
- ↑ Tirreno - Adriatico, Mailand - Sanremo und Giro di Sicilia verschoben. In: radsport-news.com. 6. März 2020, abgerufen am 6. März 2020.
- ↑ Mailand–San Remo 2020. Van Aert bezwingt Alaphilippe im Zweiersprint. In: Radsport-Seite.de. Daniel Hagen, abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ Costante Girardengo wurde disqualifiziert.
- ↑ Jean-Luc Vandenbroucke wurde wegen Dopings disqualifiziert.