Lüttich–Bastogne–Lüttich 2023

109. Auflage des belgischen Eintagesrennens

Lüttich–Bastogne–Lüttich 2023 war die 109. Austragung des belgischen Eintagesrennens. Das Rennen fand am 23. April statt und war Teil der UCI WorldTour 2023. Lüttich-Bastogne-Lüttich gehört wie Mailand-Sanremo, die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Il Lombardia zu den Monumenten des Radsports.

Liège-Bastogne-Liège 2023
Rennserie UCI WorldTour 2023
Austragungsland Belgien Belgien
Austragungszeitraum 23. April
Gesamtlänge 258,1 km
Starterfeld 172 aus 33 Nationen in 24 Teams
(davon 113 im Ziel angekommen)
Sieger
Gesamtwertung 1. Belgien Remco Evenepoel 6:15:49 h
2. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Thomas Pidcock + 1:06 min
3. Kolumbien Santiago Buitrago gleiche Zeit
2022 2024

Der Weltmeister Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) feierte seinen zweiten Sieg in Serie, nachdem er sich kurz nach der Côte de la Redoute, rund 30 Kilometer vor dem Ziel, als Solist hatte absetzen können. Im Kampf um Platz zwei setzte sich Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) vor Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) durch. Ihr Rückstand auf den Sieger betrug eine Minute und sechs Sekunden.

Teilnehmende Mannschaften und Fahrer Bearbeiten

Neben den 18 UCI WorldTeams gingen auch 6 UCI ProTeams bei dem Rennen an den Start. Für jedes Team waren sieben Fahrer startberechtigt, wobei Sam Oomen, Tosh Van der Sande (beide Jumbo-Visma) und Samuele Battistella (Astana Qazaqstan) das Rennen nicht Angriff nahmen. Von den 172 Startern erreichten 113 das Zeil in Lüttich.

Mit Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step), Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) und Wout Poels (Bahrain Victorious) gingen drei ehemalige Sieger bei der 109. Austragung an den Start.

Als Favorit galt der Slowene Tadej Pogačar, der nach seinem Triumph bei der Flandern-Rundfahrt in den Tagen zuvor das Amstel Gold Race und den Flèche Wallonne gewonnen hatte. Als sein größter Konkurrent galt der Weltmeister Remco Evenepoel, der das Rennen im Vorjahr gewann.

Als weitere Siegesanwärter galten der Strade Bianche Sieger Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers), Julian Alaphilippe, Mauro Schmid, Andrea Bagioli (alle Soudal Quick-Step), David Gaudu, Valentin Madouas (beide Groupama-FDJ), Alexander Wlassow, Sergio Higuita, Jai Hindley (alle Bora-hansgrohe), Mikel Landa, Pello Bilbao, Matej Mohorič, Wout Poels (alle Bahrain Victorious), Ben Healy, Neilson Powless, Esteban Chaves (EF Education-EasyPost), Tiesj Benoot, Attila Valter (beide Jumbo-Visma), Giulio Ciccone, Mattias Skjelmose Jensen, Bauke Mollema (alle Trek-Segafredo), Michael Woods (Israel-Premier Tech), Enric Mas (Movistar), Romain Bardet (DSM), Quinten Hermans (Alpecin-Deceuninck), Benoît Cosnefroy, Ben O’Connor (beide AG2R Citroën), Andreas Kron (Lotto Dstny), Ion Izagirre (Cofidis), Alexei Luzenko (Astana Qazaqstan), Rui Costa (Intermarché-Circus-Wanty) und Warren Barguil (Arkéa-Samsic).

Nicht am Start standen Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck), der mit Mailand–Sanremo und Paris–Roubaix im Jahr 2023 bereits zwei Monumente des Radsports gewonnen hatte. Für die Jumbo-Visma Mannschaft starteten weder Wout van Aert, noch die beiden Rundfahrten-Spezialisten Jonas Vingegaard und Primož Roglič.[1]

UCI WorldTeams UCI ProTeams
ACT Frankreich  AG2R Citroën Team GFC Frankreich  Groupama-FDJ DSM Niederlande  Team DSM BWB Belgien  Bingoal WB
ADC Belgien  Alpecin-Deceuninck IGD Vereinigtes Konigreich  Ineos Grenadiers JAY Australien  Team Jayco AlUla BBH Spanien  Equipo Kern Pharma
AST Kasachstan  Astana Qazaqstan Team ICW Belgien  Intermarché-Circus-Wanty TFS Vereinigte Staaten  Trek-Segafredo EKP Israel  Israel-Premier Tech
TBV Bahrain  Bahrain Victorious TJV Niederlande  Jumbo-Visma UAD Vereinigte Arabische Emirate  UAE Team Emirates LTD Belgien  Lotto Dstny
BOH Deutschland  Bora-Hansgrohe MOV Spanien  Movistar Team TFB Belgien  Team Flanders-Baloise
COF Frankreich  Cofidis SOQ Belgien  Soudal Quick-Step TEN Frankreich  TotalEnergies
EFE Vereinigte Staaten  EF Education-EasyPost ARK Frankreich  Team Arkéa-Samsic UXT Norwegen  Uno-X Pro Cycling Team

Streckenführung Bearbeiten

Die Strecke führte über 258,1 km von Lüttich nach Bastogne und retour. Vom Start an ging es über die Hügel der Ardennen in Richtung Süden, wobei Aywaille und Manhay durchfahren wurden, ehe nach rund 70 Kilometern bei La Roche-en-Ardenne der erste kategorisierte Anstieg in Angriff genommen wurde. In weiterer Folge führte die Strecke über Bertogne nach Bastogne das nach knapp 100 gefahrenen Kilometern den südlichsten Punkt darstellte. Nun drehte die Fahrtrichtung gen Norden und die Fahrer begannen den anspruchsvolleren Rückweg nach Lüttich.

Bei Houffalize erreichten die Fahrer 137,2 Kilometer vor dem Ziel auf der Côte de Saint-Roche den zweiten kategorisierten Anstieg, ehe es über hügliges Terrain durch Geilich und Vielsalm ging. Knapp 100 Kilometer vor dem Ziel begann die Finale Serie von Anstiegen, die bis kurz vor Lüttich führte. Den Auftakt bildete die 587 Meter hohe Côte de Mont-le-Soie, die den höchsten Punkt des Rennens darstellte. Unmittelbar darauf folgten die Côte de Wanne und die Côte de Stockeu, die auf ihrer Länge von einem Kilometer eine durchschnittliche Steigung von 12,5 % aufwies. Im Anschluss führten die Côte de la Haute-Levée und der Col du Rosier von Stavelot nach Spa, ehe es über die Côte de Desnié nach Remouchamps ging, wo mit der Côte de la Redoute der bekannteste Anstieg des Rennens auf dem Programm stand.

Im Jahr 2023 wurde der höchste Punkt der Côte de la Redoute 33,9 Kilometer vor dem Ziel erreicht. Die 1,6 Kilometer lange Steigung wies eine Durchschnittssteigung von 9,4 % auf, beinhaltete jedoch Rampen von bis zu 20 %. Erstmals bogen die Fahrer auf der Kuppe rechts ab und gelangten so nach Cornémont, das sich am Ende einer kurzen flachen Gegensteigung befand. Im Anschluss wurde die Côte des Forges befahren, die nach einjähriger Pause wieder ins Programm von Lüttich-Bastogne-Lüttich zurückkehrte. Über Dolembreux und Méry führte die Strecke im Anschluss zur Côte de la Roche-aux-Faucons, die den elften und letzten kategorisierten Anstieg darstellte und 13,3 Kilometer vor dem Ziel überquert wurde. Die 1,3 Kilometer lange Steigung führte im Schnitt bei 11 % bergauf, ehe nach einer kurzen Gegensteigung die Abfahrt nach Lüttich über die Rue de la Belle Jardinière und Route du Condroz erfolgte. Auf den letzten beiden flachen Kilometern wurde die Pont de Fétinne überquert, ehe es auf die rund 900 Meter lange Zielgerade ging, die neben der Ourthe verlief.[2]

Anstiege
# km Höhe (m) Länge (km) Ø Steigung
1 Côte de la Roche-en-Ardenne 69,7 401 2,8 6,2 %
2 Côte de Saint-Roch 120,9 456 1 11,2 %
3 Côte de Mont-le-Soie 164,8 587 1,7 7,9 %
4 Côte de Wanne 173,1 499 3,6 5,1 %
5 Côte de Stockeu 179,6 401 1 12,5 %
6 Côte de la Haute-Levée 183,8 465 2,2 7,5 %
7 Col du Rosier 198,1 565 4,4 5,9 %
8 Côte de Desnié 211,4 385 1,6 8,1 %
9 Côte de la Redoute 224,2 287 1,6 9,4 %
10 Côte de Forges 234,8 274 1,3 7,8 %
11 Côte de la Roche-aux-Faucons 244,8 225 1,3 11 %
Ziel 258,1

Rennverlauf und Ergebnis Bearbeiten

Frühe Rennphase

Mit Sam Oomen, Tosh Van der Sande (beide Jumbo-Visma) und Samuele Battistella (Astana Qazaqstan) nahmen drei Fahrer das Rennen nicht in Angriff. Unmittelbar nach dem Start setzten sich mit Jason Osborne (Alpecin-Deceuninck), Lars Van den Berg (Groupama-FDJ), Georg Zimmermann (Intermarché-Circus-Wanty), Simone Velasco (Astana Qazaqstan), Fredrik Dversnes (Uno-X) und Johan Meens (Bingoal WB) sechs Fahrer vom Hauptfeld ab. Rund zehn Kilometer drauf schlossen mit Mathis Le Berre (Arkéa-Samsic), Alexandre Balmer (Jayco AlUla), Paul Ourselin (TotalEnergies), Héctor Carretero (Kern Pharma) und Ruben Apers (Flanders-Baloise) fünf weitere Fahrer zur Spitzengruppe auf in der nun elf Fahrer vertreten waren. Die Gruppe fuhr einen maximalen Vorsprung von rund fünf Minuten heraus und überquerte die Côte de la Roche-en-Ardenne rund vier Minuten vor dem Hauptfeld. Nach rund 80 gefahrenen Kilometern kamen Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) und Mikkel Frølich Honoré (EF Education-EasyPost) zu Sturz und mussten das Rennen aufgeben. Tadej Pogačar zog sich eine Kahnbeinfraktur zu und wurde noch am selben Tag operiert. Nachdem Bastogne erreicht worden war, bestimmte die Mannschaft Soudal Quick-Step um den Weltmeister Remco Evenepoel das Tempo.

Erste Angriffe

Im Anstieg der Côte de Mont-le-Soie fielen mit Héctor Carretero und Ruben Apers die ersten Fahrer der Spitzengruppe zurück. Im Anstieg der Côte de Wanne griff Jan Tratnik (Jumbo-Visma) rund 85 Kilometer vor dem Ziel an und konnte sich gemeinsam mit Valentin Madouas (Groupama-FDJ) und Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers) vom Hauptfeld absetzten. Enric Mas (Movistar) fiel der Tempoverschärfung zum Opfer und konnte, wie etliche weitere Fahrer, dem Peloton nicht mehr folgen. Der Vorsprung der Spitzengruppe war unterdessen auf unter zwei Minuten geschmolzen. Kurz vor der Kuppe fiel Valentin Madouas wieder ins Hauptfeld zurück, ehe auch Magnus Sheffield dem Tempo von Jan Tratnik in der Côte de Stockeu nicht folgen konnte. Im Anstieg zerfiel auch die Spitzengruppe, in der mit Simone Velasco, Georg Zimmermann, Lars Van den Berg, Jason Osborne und Paul Ourselin nur fünf Fahrer verblieben. In der nachfolgenden Côte de la Haute-Levée kam Jan Tratnik näher an die Spitzengruppe heran, ehe er rund 66 Kilometer vor dem Ziel zu dieser aufschloss. Der Vorsprung der Spitz des Rennens auf das stark reduzierte Hauptfeld betrug zu diesem Zeitpunkt etwa eine Minute.

Im Anstieg des Col du Rosier setzte sich Jan Tratnik auf nassen Straßen gemeinsam mit Simone Velasco von den restlichen Fahrern der Spitzengruppe ab, die wenig später vom Hauptfeld gestellt wurden. Die beiden führten auch über die Côte de Desnié, wo Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und Pavel Sivakov (Ineos Grenadiers) angriffen, sich jedoch nicht von den anderen Favoriten absetzten konnten. Im Anschluss folgten die Positionskämpfe vor der Einfahrt in die Côte de la Redoute, wobei noch rund 50 Fahrer im Hauptfeld vertreten waren.

Entscheidung

Mit Jan Tratnik und Simone Velasco wurden die letzten beiden Ausreißer bereits im unteren Teil der Côte de la Redoute eingeholt. In weiterer Folge hielt Ilan Van Wilder (Soudal Quick-Step) das Tempo hoch, ehe Remco Evenepoel kurz vor der Kuppe angriff. Der Weltmeister konnte eine kleine Lücke herausfahren und überquerte die Kuppe wenige Meter vor Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers). Dahinter folgten die beiden Teamkollegen Giulio Ciccone und Mattias Skjelmose Jensen (beide Trek-Segafredo). In der nachfolgenden Abfahrt schloss Thomas Pidcock auf den nassen Straßen zu Remco Evenepoel auf und verrichtete auf den anschließenden Kilometern keine Führungsarbeit. Rund 30 Kilometer vor dem Ziel fiel der Brite dennoch in der Côte de Forges zurück. Remco Evenepeol baute seinen Vorsprung auf den letzten Kilometern auf über eine Minute aus und überquerte auch den letzten Anstieg der Côte de la Roche-aux-Faucons ohne Probleme. Schlussendlich verteidigte Remco Evenepoel seinen Vorjahressieg mit einem Vorsprung von einer Minute und sechs Sekunden.

Hinter dem Belgier formierte sich eine rund 20 Fahrer umfassende Verfolgergruppe, die auch Thomas Pidcock rund 20 Kilometer vor dem Ziel einholte. Nachdem Andreas Kron (Lotto Dstny) zu Sturz gekommen und aus der Gruppe gefallen war, nahmen die Fahrer die Côte de la Roche-aux-Faucons in Angriff auf der Ben Healy (EF Education-EasyPost) attackierte. Der Ire setzte sich gemeinsam mit Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) ab. Auch Pavel Sivakov stieß kurzzeitig zu den beiden Ausreißern hinzu, wurde jedoch noch vor der Kuppe abgehängt. In der nachfolgenden kurzen Gegensteigung griff Thomas Pidcock an und schloss die Lücke zu Ben Healy und Santiago Buitrago, ehe die letzten 10 Kilometer abfallend nach Lüttich führten. Im Zielsprint setzte sich Thomas Pidcock im Sprint vor Santiago Buitrago durch. Ben Healy belegte den vierten Rang.[3][4]

Platz Fahrer Nation Team Zeit
01. Remco Evenepoel Belgien  BEL Soudal Quick-Step 6:15:49 h (41,20 km/h)
02. Thomas Pidcock Vereinigtes Konigreich  GBR Ineos Grenadiers + 1:06 min
03. Santiago Buitrago Kolumbien  COL Bahrain Victorious "
04. Ben Healy Irland  IRL EF Education-EasyPost + 1:08 min
05. Valentin Madouas Frankreich  FRA Groupama-FDJ + 1:24 min
06. Guillaume Martin Frankreich  FRA Cofidis + 1:25 min
07. Tiesj Benoot Belgien  BEL Jumbo-Visma + 1:37 min
08. Patrick Konrad Osterreich  AUT Bora-hansgrohe + 1:48 min
09. Mattias Skjelmose Jensen Danemark  DEN Trek-Segafredo "
10. Marc Hirschi Schweiz  SUI UAE Team Emirates "
11. Maxim Van Gils Belgien  BEL Lotto Dstny "
12. Michael Woods Kanada  CAN Israel-Premier Tech "
13. Giulio Ciccone Italien  ITA Trek-Segafredo "
14. Pavel Sivakov Frankreich  FRA Ineos Grenadiers "
15. Romain Bardet Frankreich  FRA Team DSM "
16. Ion Izagirre Spanien  ESP Cofidis "
17. Laurens De Plus Belgien  BEL Ineos Grenadiers + 2:02 min
18. Aurélien Paret-Peintre Frankreich  FRA AG2R Citroën Team "
19. Simone Velasco Italien  ITA Astana Qazaqstan Team + 2:13 min
20. Lorenzo Rota Italien  ITA Intermarché-Circus-Wanty "

Weblinks Bearbeiten

Commons: Liège-Bastogne-Liège 2023 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Startlist for Liège-Bastogne-Liège 2023. Abgerufen am 20. April 2023.
  2. The race - Province de Liège > Liège - Liège Bastogne Liège 2023. Abgerufen am 20. April 2023 (englisch).
  3. LiveStats for Liège-Bastogne-Liège 2023 One day race. Abgerufen am 4. Juli 2023.
  4. Evenepoel gelingt Titelverteidigung im Regenbogentrikot | radsport-news.com. Abgerufen am 4. Juli 2023.