Wirges

Gemeinde in Deutschland

Wirges ist eine Stadt im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz und Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Wirges, der sie auch angehört. Wirges ist gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Wirges
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wirges hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 28′ N, 7° 48′ OKoordinaten: 50° 28′ N, 7° 48′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Westerwaldkreis
Verbandsgemeinde: Wirges
Höhe: 267 m ü. NHN
Fläche: 10,11 km2
Einwohner: 5641 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 558 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56422
Vorwahl: 02602
Kfz-Kennzeichen: WW
Gemeindeschlüssel: 07 1 43 081
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstraße 10
56422 Wirges
Website: www.wirges.de
Bürgermeister: Markus Schlotter (CDU)
Lage der Stadt Wirges im Westerwaldkreis
Karte

Geographische Lage Bearbeiten

Wirges liegt in einer Hochmulde des vorderen Westerwaldes zwischen den Bergen Köppel (540,2 m) im Südwesten, Malberg (422 m) im Nordosten und dem Wirgeser „Hausberg“ Steimel (333,7 m) im Norden. Dort wurde 1865 eine Marienkapelle erbaut, die vom Ort her über einen Kreuzweg erreichbar ist. Am Steimel besteht ein kleiner Lehrpfad durch ein Vogelschutzgebiet.

Westlich von Wirges liegt der „Silbersee“, ein 4,5 Hektar großer Teich, der von den Angelfreunden Wirges genutzt wird.

 
Panorama von Wirges (Westerwald)
 
Zentrum der Stadt Wirges mit „Westerwälder Dom“

Geschichte Bearbeiten

Wirges wurde 958 erstmals urkundlich erwähnt. In der Urkunde lautet die Schreibweise „uuidherigis“. Der Name lässt sich jedoch zurückführen auf „ųíď-ar-ik-is-a“, wie die Ortsbezeichnung wohl in einer alteuropäischen Hirtensprache, der AEHT (alteuropäische Hydro- und Toponomie) lautete, deren Sprecher nacheiszeitlich eine Benennung der Gewässer- und Bodenverhältnisse Mitteleuropas vornahmen. Dabei bedeutet die Endung „isa“ Wasser. Der Name deutet somit auf eine sehr alte Siedlung hin.[3]

Die Stadtrechte wurden am 10. Mai 1975 verliehen.[4]

Mittelalter Bearbeiten

Der erste schriftliche Nachweis für die Existenz eines Pfarrdorfes Wirges im Bereich der Grundherrschaft Humbach (Montabaur) ist eine Schenkungsurkunde König Ottos I. vom 29. April 958. Das historische Dokument betrifft einen Königshof zu Wirges, der damit in den Besitz der Witwe des Gaugrafen im Engersgau, Herzog Hermann I. von Schwaben, übergeht.

Herzogin Reginlind von Schwaben vermacht den Hof wenig später dem Koblenzer Florinsstift, das 1018 n. Chr. von Kaiser Heinrich II. mit allen dazugehörenden Liegenschaften an den Erzbischof von Trier, Poppo von Babenberg, verschenkt wird.

Der 1211 im Liber annalium iurium (Güterverzeichnis) des Erzstiftes Trier genannte Fronhof in Widergis, ist sicher identisch mit dem früheren Königshof aus dem 10. Jahrhundert. Wer ihn bewirtschaftete ist nicht bekannt.

Ab 1217 gehört aber ein Ritter Conradus de Widergis zur Burgmannschaft von Montabaur. Er ist vermutlich der früheste namentlich bekannte Wirgeser.[5]

20. Jahrhundert Bearbeiten

Am Anfang der Zeit des Nationalsozialismus existierte eine kommunistische Untergrundzeitung Die Bombe von Wirges in Wirges, welche von Helmuth Preußer (1905–1944) herausgegeben wurde. Nachdem die Zeitung im Juli 1933 aufflog, floh Helmuth Preußer ins Saarland, wurde aber später festgenommen und in die Bewährungstruppe 999 eingezogen, wo er kurze Zeit später bei einem Einsatz in Jugoslawien fiel.[6]

Ortsprägend ist der „Westerwälder Dom“, die katholische Pfarrkirche St. Bonifatius. 1885 wurde der Grundstein für die neugotische Kirche gelegt. 1887 folgte die Weihe durch den Limburger Bischof. In dieser Kirche wurden 1851 von der 2018 heiliggesprochen Maria Katharina Kasper die Dernbacher Schwestern gegründet.

Auch die evangelische Martin-Luther-Gemeinde, Mitglied der EKHN, ist in Wirges stark vertreten. Die Gemeinde umfasst etwa 2.500 Gemeindemitglieder. Sie unterhält eine von drei Kindertagesstätten in Wirges. Weitere Träger von Kindertagesstätten sind die Katholische Bonifatiusgemeinde Wirges und die Caritas.

Auch sind in Wirges zwei islamische Gebetsräume beheimatet.

Konfessionsstatistik Bearbeiten

Rund 52 % der Bevölkerung gehörten 2009 der römisch-katholischen Kirche an (Pfarrgemeinde St. Bonifatius, Bistum Limburg),[7] 21 % der evangelischen Kirche (Martin-Luther-Kirchengemeinde Wirges, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau).[8] Etwa 15 % gehörten zu anderen Religionsgemeinschaften. Für rund 12 % der Bevölkerung wurde keine Religionszugehörigkeit erfasst.[9]

Mit Stand 31. März 2023 waren von den Einwohnern (mit Hauptwohnung) 37,5 % römisch-katholisch, 17,3 % evangelisch und 45,2 % gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[10]

Politik Bearbeiten

 
Rathaus

Stadtrat Bearbeiten

Stadtratswahl 2019 Wirges
Beteiligung: 50,0 % (+0,4 %)
 %
50
40
30
20
10
0
44,2
37,2
18,6
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
−12,1
+0,9
+11,2

Der Stadtrat in Wirges besteht aus 22 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Stadtrat:

Wahl SPD CDU FDP FWG Gesamt
2019[11] 8 10 4 22 Sitze
2014[12] 8 12 2 22 Sitze
2009 12 8 2 22 Sitze
2004 12 9 1 22 Sitze

Bürgermeister Bearbeiten

Markus Schlotter (CDU) wurde am 30. Oktober 2023 Stadtbürgermeister von Wirges.[13] Bei der Direktwahl am 8. Oktober 2023 hatte er sich mit 71,3 % der Stimmen gegenüber der Kandidatin Sylvia Bijjou-Schwickert (SPD) durchgesetzt.[14]

Schlotters Vorgänger war bis zu seinem Tod am 15. Juni 2023 Andreas Weidenfeller (CDU).[15] Zuletzt bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 war der langjährige Stadtbürgermeister mit einem Stimmenanteil von 63,54 % in seinem Amt bestätigt worden.[16]

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Wirges
Blasonierung: „In Blau eine rotbebutzte, grünbespitzte, silberne Rose.“
Wappenbegründung: Das Wappen ist von der in alter Zeit in Wirges ansässigen adligen Familie derer von Widergis geführt worden.

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Es bestehen Partnerschaften mit der französischen Stadt Montchanin und der kroatischen Stadt Samobor.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

  • In Nord-Süd-Richtung verläuft die L 300, welche im Jahr 2022 durch Herunterstufung zur Gemeindestraße wurde und in Ost-West-Richtung die L 313 durch die Stadt.

Östlich der Stadt verläuft die B 255, die Montabaur und Rennerod verbindet. Die nächste Autobahnanschlussstelle in Richtung Süden ist Montabaur an der A 3 (KölnFrankfurt am Main), etwa drei Kilometer entfernt. Die nächste Autobahnanschlussstelle in Richtung Norden ist Ransbach-Baumbach an derselben Autobahn, etwa fünf Kilometer entfernt. Zwischen diesen beiden Anschlussstellen liegt das Dernbacher Dreieck, bei dem die A 48 von Trier kommend auf die A 3 stößt.

Unternehmen Bearbeiten

 
Brunnen in Wirges. Der Brunnen ist mit Glasbläsern und Töpfern geschmückt – Symbole für die wichtigsten Wirtschaftszweige des Ortes.

1895 wurde eine Glashütte in Wirges gegründet. Der Zuzug von Arbeitern führte dazu, dass Wirges eine Parteihochburg der SPD wurde, jedoch ist dieser Zustand in den letzten Jahren abhandengekommen. Auch heute noch ist die Verallia Deutschland größter Arbeitgeber in Wirges. Schwerpunkt der Produktion sind grüne Glasflaschen für den Wein-, Sekt- und Biermarkt.[17]

Sport, Kultur und Bildung Bearbeiten

Die erste Mannschaft der SpVgg EGC Wirges spielt in der Saison 2019/20 in der Bezirksliga Ost des Fußballverbandes Rheinland.

Wirges baut seit 2022 am Sportplatz ein Funktionsgebäude. Dies ist für die Nutzung durch Vereine und Sportmannschaften vorgesehen.

Darüber hinaus gibt es in Wirges mehrere Chöre und einen Spielmannszug.

Oberhalb des Ortes liegt das Hallenbad.

Wirges verfügt über drei Schulen: die Grundschule Wirges, die Katharina-Kasper-Förderschule und die Theodor-Heuss-Realschule plus.

In Wirges geboren Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • 1887–1987. 100 Jahre Pfarrkirche St. Bonifatius Wirges. Festbuch anläßlich der 100-Jahrfeier der Pfarrkirche St. Bonifatius Wirges. Herausgegeben von der kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius Wirges, Wirges 1987.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wirges – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 4. November 2021.
  3. Peter Paul Schweitzer: Uralte Namen an der Lahn aus Vor- und Frühgeschichte und Mittelalter. (PDF) Abgerufen am 3. November 2021.
  4. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 188 (PDF; 2,8 MB).
  5. Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. Selbstverlag der Historischen Kommission für Nassau in Wiesbaden, Wiesbaden 1958, S. 63 u. 67.
  6. M9 Kommunistischer Widerstand – Raum Westerwald (Memento vom 29. April 2018 im Internet Archive) S. 200–201.
  7. Pfarrei St. Bonifatius im Bezirk Westerwald. Abgerufen am 8. Januar 2011.
  8. Evangelische Martin-Luther-Kirchengemeinde, Mitglieder nach Ortschaften. Abgerufen am 8. Januar 2011.
  9. Gemeindestatistik der Verbandsgemeinde Wirges, Stand 2009
  10. Wirges Gemeindestatistik, abgerufen am 4. Mai 2023
  11. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Wirges. Abgerufen am 12. November 2019.
  12. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
  13. Wolfgang Rabsch: Markus Schlotter (CDU) offiziell als Stadtbürgermeister von Wirges in sein Amt eingeführt. In: WW-Kurier. MVV Medienverlag Westerwald-Sieg UG, Etzbach, 31. Oktober 2023, abgerufen am 22. November 2023.
  14. Markus Schlotter (CDU) ist neuer Stadtbürgermeister in Wirges. In: WW-Kurier. MVV Medienverlag Westerwald-Sieg UG, Etzbach, 8. Oktober 2023, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  15. Trauer in Wirges: Stadtbürgermeister Andreas Weidenfeller ist überraschend verstorben auf ww-kurier.de
  16. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Abgerufen am 12. November 2019 (siehe Wirges, Verbandsgemeinde, vorletzte Ergebniszeile).
  17. Wirges. Ein Ortsporträt von Gudrun Fünter. In: SWR Landesschau RP. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. September 2012; abgerufen am 15. Juli 2023.