Mercedes-Benz Leichter Frontlenker

Der Leichte Frontlenker mit kubischer Kabine (auch „LP leicht“ genannt, das „P“ steht für Pullman-Kabine) des Nutzfahrzeug-Herstellers Daimler-Benz wurde zwischen 1965 und 1984 gebaut. Nachfolger wurde die Leichte Klasse LN2. Der Leichte Frontlenker nahm innerhalb der Modellpalette eine Position oberhalb des T 2 und unterhalb des mittelschweren Frontlenkers ein.

Mercedes-Benz
Leichter Frontlenker
Hersteller: Daimler-Benz
Verkaufsbezeichnung: LP, LPS, LPK
Produktionszeitraum: 1965–1984
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: Leichte Klasse
Technische Daten
Motoren: Dieselmotoren
3,8–5,7 Liter
Leistung: 59–96 kW
zul. Gesamtgewicht: 6–11 t

Premiere 1965

Bearbeiten

Das moderne Frontlenker-Fahrerhaus mit großzügigen Fensterflächen (2,87 m²) konnte dank geringer Ziehtiefen kostengünstig produziert werden und beanspruchte mit kompakten Abmessungen nur wenig Anteil an der Fahrzeuglänge. Mit einem Leergewicht von 2,74 t und Nutzlast von 3,26 t (Pritsche mit 3,6 m Radstand) ergab sich ein günstiger Nutzmassefaktor von 1,2. Zunächst wurden außerdem auch Fahrzeuge mit 3,2 und 4,2 m Radstand gebaut.[1] Das Fahrerhaus gab es allerdings, wie bei den seit Ende der 1950er Jahre gebauten leichteren Haubenwagen, werkseitig nur als kurze Nahverkehrskabine. Externe Karosseriebaufirmen bauten im Kundenauftrag aber auch verlängerte Fahrerhäuser. Daimler-Benz verzichtete bei diesem Modell noch auf die Konstruktion eines kippbaren Fahrerhauses, möglicherweise wegen Befürchtungen, dass die Kabine bei Unfällen abreißen könnte. Dementsprechend waren die Fahrzeuge nicht sonderlich wartungsfreundlich. Die kleinen kubischen Frontlenker werden in der Nutzfahrzeug-Szene auch als „Wörther I“ bezeichnet.

Der neu entwickelte Vierzylinder-Reihen-Dieselmotor OM 314 basierte auf dem Sechszylinder OM 352 und war der erste Mercedes-Vierzylinderdiesel mit Direkteinspritzung. Er leistete 80 PS bei 2800/min und entwickelte ein Drehmoment von 23 kpm bei 1600/min. Hinzu kam das Fünfganggetriebe G2. Die Höchstgeschwindigkeit betrug abhängig von der Achsübersetzung 80 oder 95 km/h.[1]

Der Grundtyp LP 608 wurde 1967 um den LP 808 (7,5-Tonner) mit einer Leistung von anfangs 80 PS und 85 PS ab 1969 ergänzt.[2] Ab 1969 stand auch der 110 und 130 PS leistende 6-Zylinder-Reihenmotor OM 352 mit Getriebe G3 zur Verfügung sowie ein auf maximal neun Tonnen erhöhtes Gesamtgewicht.

Modellpflege

Bearbeiten
 
Leichter LP der 2. Serie

Bereits in den frühen Jahren der Produktion wurden diverse Modellpflegemaßnahmen durchgeführt. So wanderten die Scheinwerfer aus der horizontalen Grill-Mittellinie an den unteren Rand des Grills. Die Blinker wurden vergrößert und ebenfalls tiefergesetzt. Ein Lenkrad mit größerem Durchmesser wurde eingebaut und auch der Rad- und der Motordeckelausschnit erfuhren eine Vergrößerung. Die Motorleistung des OM 314 stieg auf 85 PS und es kamen die Gewichtsklassen 6,5 t, 7,49 t, 8,0 t, 8,99 t und 10 t hinzu. 1977 wurde die Baureihe dann deutlicher überarbeitet; auffälligste Änderung war die Glättung der Fahrerhaus-Blechteile; die Scheinwerfer wurden in die Stoßstange versetzt, Armaturenbrett und Lenkrad überarbeitet. Hinzu kam ein Modell mit 11 Tonnen Gesamtgewicht. Ab 1977 war auf Wunsch eine luftgefederte Hinterachse bei den Pritschenwagen lieferbar und es folgte die Möglichkeit ein Automatikgetriebe zu ordern[2].

Die Fahrerkabine war allerdings im Gegensatz zu denen der leichten bis mittelschweren Modellen der Konkurrenz bis zum Ende der Fertigung 1984 nicht kippbar: MAN brachte 1979 in Kooperation mit VW den G 90 auf den Markt, einen leichten bis mittelschweren Lkw mit Kippkabine, den Magirus-Deutz im Rahmen des Vierer-Clubs schon 1975 vorstellte. Die Produktion endete 1984, nachdem bereits im Vorjahr die ersten Modelle der neuen Leichten Klasse erschienen waren.

Ausführungen

Bearbeiten
  • LP: Frontlenkerlastwagen, Fahrgestell oder mit Pritsche
  • LPK: Frontlenkerlastwagen, Kipppritsche
  • LPKF: Frontlenkerlastwagen, Fahrgestell für Feuerwehraufbau
  • LPKo: Frontlenkerlastwagen, Fahrgestell für Kommunalfahrzeug
  • LPO: Frontlenkerlastwagen, Fahrgestell für Omnibusaufbau
  • LPS: Frontlenkerlastwagen, Sattelzugmaschine
 
Der erste gefertigte leichte Frontlenker war 1965 dieser LP 608
  • 608 (OM 314, 80 PS)
  • 709 (OM 314, 85 PS)
  • 808 (OM 314, 80 PS)
  • 809 (OM 314, 85 PS)
  • 811 (OM 352 II, 110 PS)
  • 813 (OM 352, 130 PS)
  • 913 (OM 352, 130 PS)
  • 1013 (OM 352, 130 PS)
  • 1113 (OM 352, 130 PS)
 
LP 913 Pferdetransporter
 
LPS 813 (1983)
  • Vierzylinder-Reihenmotor OM 314 mit Diesel-Direkteinspritzung
  • Sechszylinder-Reihenmotor OM 352 mit Diesel-Direkteinspritzung
OM 314 OM 314 OM 352.II OM 352
Motor Dieselmotor
Zylinder 4 6
Hubraum 3783 cm³ 5675 cm³
Leistung 59 kW (80 PS)
2800/min
63 kW (85 PS)
2800/min
81 kW (110 PS)
2900/min
96 kW (130 PS)
2800/min
Max. Drehmoment 23 mkp
1600/min
235 Nm (24 mkp)
1800/min
32 mkp
1600/min
363 Nm (37 mkp)
2000/min
Typen LP 608
LPS 608
LPK 608
LP 808
LPK 808
LP 709
LPS 709
LPK 709
LP 809
LPK 809
LP 811
LPS 811
LPK 811
LP 813
LPS 813
LPK 813
LP 913
LPK 913
LP 1013
LPK 1013
LP 1113
LPK 1113
weitere Kombinationen möglich

Literatur

Bearbeiten
  • Tim Cole: Mercedes-Benz Lastwagen. Bechtermünz-Verlag, 1999.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Durchdachte Neukonstruktion: Mercedes-Benz LP 608. In: Kraftfahrzeugtechnik. Nr. 8/1965, S. 307–309.
  2. a b LEICHTE FRONTLENKER-LKW DER LP-REIHE - Legends of Trucking. Abgerufen am 16. Dezember 2020.