Olympische Sommerspiele 1920/Eishockey

Wettbewerb bei den Olympischen Sommerspielen 1920

Das olympische Eishockeyturnier der Olympischen Sommerspiele 1920 in Antwerpen, Belgien galt lange Zeit als Demonstrationswettbewerb und gehörte somit nicht zum offiziellen olympischen Programm. Erst in jüngster Vergangenheit ist es vom IOC als offizielles Olympiaturnier anerkannt worden. Das olympische Eishockeyturnier war das erste Nationenturnier in Europa, an dem Vertretungen der USA und Kanada teilnahmen; das Turnier wurde daher – allerdings auch erst im Nachhinein – von der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) zur ersten Eishockey-Weltmeisterschaft erklärt. Die Spiele fanden vom 23. bis zum 29. April 1920 im Palais de Glace statt.

Olympische Ringe
Olympische Ringe
Olympisches Eishockeyturnier
Eishockey-Weltmeisterschaft
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Sieger: Kanada 1921 Kanada

Insgesamt nahmen sieben Nationalmannschaften daran teil; das Turnier wurde im Bergvall-System ausgetragen. Dabei wurde der unterlegene Finalist nicht automatisch Zweiter, sondern musste eine zusätzliche Runde mit jenen Teams bestreiten, die zuvor am Gesamtsieger gescheitert waren. Auf gleiche Weise gab es eine Runde um die Bronzemedaille. Kanada, das mit den Winnipeg Falcons das beste Amateurteam des Landes der Saison 1919/20 nach Antwerpen geschickt hatte, gewann das Turnier und holte sich seinen ersten Olympiasieg und WM-Titel. Ein Spiel bestand damals noch aus zwei Halbzeiten, sowie sieben Spielern pro Mannschaft. Die Maße der Eisfläche betrugen 56 Meter in der Länge und 18 Meter in der Breite. Insgesamt nahmen 60 Spieler am Turnier teil. Erfolgreichster Torschütze des Turniers war Herbert Drury mit 14 Toren, die erfolgreichsten Schützen der siegreichen Kanadier waren Frank Fredrickson mit zwölf Toren und Haldor „Slim“ Halderson mit neun Treffern.[1]

Hauptrunde Bearbeiten

Sieben Nationen starteten in das erste olympische Eishockeyturnier. Im K.-o.-System wurde der Goldmedaillengewinner ermittelt. Aufgrund der ungeraden Anzahl von Teilnehmern erhielt Frankreich ein Freilos und rückte kampflos ins Halbfinale vor.

  Viertelfinale Halbfinale Finale um die Goldmedaille
                           
   Kanada 1868  Kanada 15        
 Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei 0  
 Kanada 1868  Kanada 2
   Vereinigte Staaten 48  USA 0  
 Vereinigte Staaten 48  USA 29
   Schweiz  Schweiz 0  
   Kanada 1868  Kanada 12
   Schweden  Schweden 1
   Schweden  Schweden 8
 Belgien  Belgien 0  
 Schweden  Schweden 4
   Dritte Französische Republik  Frankreich 0  
 Dritte Französische Republik  Frankreich
   Freilos  

Viertelfinale Bearbeiten

23. April 1920 Belgien  Belgien
0:8
(0:5, 0:3)
Schweden  Schweden
1:0 Burman
2:0 Johansson
3:0 Burman
4:0 Lindqvist
5:0 Burman
6:0 Johansson
7:0 Molander
8:0 Lindqvist
Palais de Glace, Antwerpen
24. April 1920 Vereinigte Staaten 48  USA
Conroy (8 Tore)
J. McCormick (7 Tore)
Goheen (6 Tore)
Drury (6 Tore)
Fitzgerald (1 Tor)
Tuck (1 Tor)
29:0
(15:0, 14:0)
Schweiz  Schweiz
Palais de Glace, Antwerpen
24. April 1920 Kanada 1868  Kanada
Halderson (7 Tore)
Fredrickson (4 Tore)
Goodman (2 Tore)
Woodman (1 Tor)
Johannesson (1 Tor)
15:0
(10:0, 5:0)
Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei
Palais de Glace, Antwerpen

Halbfinale Bearbeiten

25. April 1920 Schweden  Schweden
1:0 Burman
2:0 Svensson
3:0 Molander
4:0 Lindqvist
4:0
(2:0, 2:0)
Dritte Französische Republik  Frankreich
Palais de Glace, Antwerpen
25. April 1920 Kanada 1868  Kanada
1:0 Fredrickson
2:0 Johannesson
2:0
(0:0, 2:0)
Vereinigte Staaten 48  USA
Palais de Glace, Antwerpen

Finale Bearbeiten

26. April 1920
22:00 Uhr
Kanada 1868  Kanada
Haldor Halderson (1:15)
Chris Fridfinnson (1:55)
Frank Fredrickson (5:20)
Frank Fredrickson (16:00)
Magnus Goodman (23:47)
Robert Benson (28:09)
Frank Fredrickson (29:15)
Frank Fredrickson (29:30)
Frank Fredrickson (34:55)
Haldor Halderson (36:20)
Frank Fredrickson (39:02)
12:1
(5:1, 7:0)
Schweden  Schweden
Einar Svensson (15:58)
Palais de Glace, Antwerpen

Silbermedaillen-Runde Bearbeiten

Um die Silbermedaille spielten die drei Teams, die in der Hauptrunde von Kanada besiegt wurden. Die Tschechoslowakei erhielt ein Freilos und erreichte das Finalspiel kampflos.

  Halbfinale Finale um die Silbermedaille
             
 Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei      
 Freilos  
   Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei 0
   Vereinigte Staaten 48  USA 16
 Vereinigte Staaten 48  USA 7  
 Schweden  Schweden 0  
27. April 1920 Vereinigte Staaten 48  USA
Drury (4 Tore)
Geran (3 Tore)
7:0
(5:0, 2:0)
Schweden  Schweden
Palais de Glace, Antwerpen
28. April 1920 Vereinigte Staaten 48  USA
L. McCormick (7 Tore)
Drury (4 Tore)
Conroy (2 Tore)
J. McCormick (1 Tor)
Goheen (1 Tor)
Synott (1 Tor)
16:0
(7:0, 9:0)
Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei
Palais de Glace, Antwerpen

Bronzemedaillen-Runde Bearbeiten

Zuletzt trafen die von den USA besiegten Mannschaften aufeinander. Wiederum erhielt die Tschechoslowakei ein Freilos und rückte ins Finalspiel vor.

  Halbfinale Finale um die Bronzemedaille
             
 Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei      
 Freilos  
   Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei 1
   Schweden  Schweden 0
 Schweden  Schweden 4  
 Schweiz  Schweiz 0  
28. April 1920 Schweden  Schweden
1:0 Säfwenberg
2:0 Johansson
3:0, 4:0 Arwe
4:0
(0:0, 4:0)
Schweiz  Schweiz
Palais de Glace, Antwerpen
29. April 1920 Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei
1:0 Šroubek
1:0
(1:0, 0:0)
Schweden  Schweden
Palais de Glace, Antwerpen

Abschlussplatzierung Bearbeiten

 
Mannschaftsfoto der siegreichen Winnipeg Falcons vor der Abfahrt nach Antwerpen
 
Mannschaftsfoto des Team USA
 
Mannschaftsfoto des tschechoslowakischen Nationalmannschaft
 
Mannschaftsfoto des Schweizer Nationalmannschaft
Platz Team Spiele Siege Niederl. Tore
1. Kanada 1868  Kanada 3 3 0 29:01
2. Vereinigte Staaten 48  USA 4 3 1 52:02
3. Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei 3 1 2 01:31
4. Schweden  Schweden 6 3 3 17:20
5. Schweiz  Schweiz 2 0 2 00:33
6. Dritte Französische Republik  Frankreich 1 0 1 00:04
7. Belgien  Belgien 1 0 1 00:08

Topscorer Bearbeiten

Name Spiele Tore
Vereinigte Staaten 48  Herbert Drury 4 14
Kanada 1868  Frank Fredrickson 3 12
Vereinigte Staaten 48  Anthony Conroy 4 10
Kanada 1868  Haldor Halderson 3 9
Vereinigte Staaten 48  Joseph McCormick 3 8
Vereinigte Staaten 48  Lawrence McCormick 1 7
Vereinigte Staaten 48  Frank Goheen 4 7
Schweden  Erik Burman 5 4

Mannschaftskader Bearbeiten

Platzierung Mannschaft Spieler
  Kanada 1868 
Kanada
Tor: Walter Byron

Feld: Robert Benson, Konrad Johannesson, Allan Woodman, Chris Fridfinnson, Frank Fredrickson, Magnus Goodman, Haldor Halderson
Trainer: Gordon Sigurjonson

  Vereinigte Staaten 48 
USA
Raymond Bonney, Anthony Conroy, Herbert Drury, Edward Fitzgerald, George Geran, Frank Goheen, Joseph McCormick, Lawrence McCormick, Frank Synott, Leon Tuck, Cyril Weidenborner
  Tschechoslowakei 1920 
Tschechoslowakei
Tor: Karel Wälzer, Jan Peka
Feld: Otakar Vindyš, Jan Palouš, Karel Hartmann, Josef Šroubek, Karel Pešek, Valentin Loos, Josef Loos1, Karel Kotrba1
1 – nominiert, aber kein Einsatz
4. Schweden 
Schweden
Tor: Albin Jansson, Seth Howander
Abwehr: Einar Lindqvist, Einar Lundell, Einar Svensson
Rover: Nils Molander
Angriff: Wilhelm Arwe, Erik Burman, Georg Johansson-Brandius, Hansjacob Mattsson, David Säfwenberg
5. Schweiz 
Schweiz
René SavoieMarius Jaccard, Paul LobLouis DufourRodolphe Cuendet, Bruno Leuzinger, Max Sillig, Walter von Siebenthal
6. Dritte Französische Republik 
Frankreich
Jacques GaittetHenri Couttet, Jean ChalandPierre CharpentierGeorges Dary, Léonhard Quaglia, Alfred de Rauch
Trainer: Quigley Baxter
7. Belgien 
Belgien
François VergultPhilippe Van Volckxsom, Gaston Van VolxemPaul GoeminneMaurice Deprez, Jean-Maurice Goossens, Paul Loicq

Literatur Bearbeiten

  • Stephan Müller: International Ice Hockey Encyclopaedia: 1904 – 2005. Books on Demand, Norderstedt, Deutschland 2005, ISBN 978-3-8334-4189-9.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Eishockey bei den Olympischen Sommerspielen 1920 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 1920 Summer Olympics – Standings/Statistics. Hockey Canada, abgerufen am 25. Februar 2020 (englisch).