Plombières-les-Bains

französische Gemeinde

Vorlage:Infobox Gemeinde in Frankreich/Wartung/abweichendes Wappen in Wikidata

Plombières-les-Bains
Plombières-les-Bains (Frankreich)
Plombières-les-Bains (Frankreich)
Staat Frankreich Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Vosges (88)
Arrondissement Épinal
Kanton Le Val-d’Ajol
Gemeindeverband Porte des Vosges Méridionales
Koordinaten 47° 58′ N, 6° 28′ OKoordinaten: 47° 58′ N, 6° 28′ O
Höhe 335–576 m
Fläche 27,20 km²
Einwohner 1.571 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte 58 Einw./km²
Postleitzahl 88370
INSEE-Code
Website www.plombieres-les-bains.fr

Lage von Plombières-les-Bains
im Département Vosges
Plombières-les-Bains

Plombières-les-Bains ist eine französische Kleinstadt mit 1571 Einwohnern (1. Januar 2022) im Département Vosges in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Arrondissement Épinal und zum Gemeindeverband Porte des Vosges Méridionales. Der Name geht auf das keltische Wort plumber für heißes Wasser zurück.[1]

Geografie

Bearbeiten

Die Stadt liegt am Ufer des Flusses Augronne. Auf dem Gebiet der Gemeinde gibt es 27 schwach mineralisierte Heiße Quellen, die reich an Spurenelementen sind. Die Thermalquellen von Plombières erreichen Temperaturen zwischen 57 und 84 Grad. Die Gemeinde liegt im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges. Zu Plombières-les-Bains gehört seit 1973 das Dorf Ruaux.

Nachbargemeinden von Plombières-les-Bains sind Bellefontaine im Norden, Saint-Nabord im Nordosten, Le Val-d’Ajol im Osten und Südosten, Fougerolles-Saint-Valbert im Süden, Aillevillers-et-Lyaumont im Südwesten, Le Clerjus im Westen sowie Xertigny im Nordwesten.

Geschichte

Bearbeiten

Die heißen Quellen von Plombières wurden bereits zu gallo-römischer Zeit entdeckt und für die Einrichtung eines Thermalbads genutzt. Während der Völkerwanderung zerstört, wurde es im Mittelalter wieder aufgebaut.

Unter den Besuchern des Bades waren Michel de Montaigne, Voltaire, der Herzog von Guise, die Herzöge von Lothringen, Beaumarchais (nach einigen Quellen soll die Uraufführung seiner romantischen Komödie Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit hier stattgefunden haben),[2] Napoléon Bonaparte, Joséphine de Beauharnais, Napoléon III., Hector Berlioz, Alphonse de Lamartine und Alfred de Musset.

Auf einem Grundstück, das der Abtei Remiremont gehörte, ließ Herzog Friedrich III. auf der linken Seite der Augronne um 1292 eine Festung errichten, die wahrscheinlich bei einem Brand 1297 zerstört wurde.

Das Speiseeis Plombir wurde ursprünglich in der Stadt erfunden: Ab 1798 bot der Pariser Konditor Tortoni[3] seinen Kunden eine halbgefrorene Süßspeise aus Crème fraîche, Eiern, Vanille und kandierten Früchten namens Plombière an, die auch vom Schriftsteller Honoré de Balzac in seinen Briefen erwähnt wurde. Ab 1852 wurde Plombir in Paris in Waffelbechern hergestellt.[4]

Am 21. Juli 1858 fand im Pavillon des Princes (heute die Verwaltung der Société thermale) das Geheimtreffen zwischen Napoleon III. und Camillo Cavour, dem Premierminister des Königreichs Sardinien-Piemont, statt. Bei diesem Treffen schlossen die beiden einen Vertrag ab, in dem Frankreich seine Unterstützung für den Fall eines österreichischen Angriffs zusagte (siehe Sardischer Krieg). Im Gegenzug musste Cavour das Königreich Savoyen und die Grafschaft Nizza abtreten. Dieser Vertrag war eine wichtige Voraussetzung für die Einigung Italiens im Jahre 1861 (→ Risorgimento).

Nach jahrelangen finanziellen Schwierigkeiten der Firmen, die die Kuranlage und Hotels betrieben haben, mussten sie im Jahr 2024 Zahlungsunfähigkeit anmelden. In einem gerichtlichen Vergleichsverfahren wurden Interessenten für die Fortführung der Geschäfte gesucht, vergeblich. Ende 2014 wurde die Firma, die das Grand Hotel und das Restaurant Orangerie betrieb, aufgelöst. Erhalten blieb vorläufig der Betrieb der Kuranlagen.[5]

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2015 2020
Einwohner 2701 2770 2486 2297 2084 1906 1955 1699 1566
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Bain National in Plombières-les-Bains
  • Bain Stanislas, ein Badehaus aus dem 18. Jahrhundert
  • Bain National, ein klassizistisches Badehaus aus dem 19. Jahrhundert
  • Thermes Napoléon, Badehaus und Grand Hotel aus dem 19. Jahrhundert
  • zwölf antike römische Statuen stehen seit den 1930er Jahren in Plombières-les-Bains, eine Leihgabe des Louvre in Paris.[6]
 
Thermes Napoléon in Plombières
 
Kirche Saint-Amé
 
Rathaus (Hôtel de ville)

Partnergemeinden

Bearbeiten

Plombières-les-Bains ist 1980 mit der deutschen Gemeinde Rickenbach (Hotzenwald) in Baden-Württemberg eine Gemeindepartnerschaft eingegangen. Eine überseeische Partnergemeinde ist seit 2013 Saint-Claude (Guadeloupe),[7] eine weitere Santena in Italien.

Persönlichkeiten

Bearbeiten
  • Der französische Maler François-Louis Français (1814–1897) und der katholische Erzbischof André-Georges Bontems (1910–1988) wurden in Plombières-les-Bains geboren.
  • Der Ingenieur Robert Fulton (1765–1815) erprobte am 9. August 1802 auf dem Fluss Augronne nahe Plombières das Modell eines Dampfschiffs.[8]
     
    Denkmal Robert Fulton

Sonstiges

Bearbeiten

Am 29. Juni 2021 erlitt die Gemeinde wenige Tage vor Beginn der Sommersaison einen kurzen, aber sehr schweren Hagelsturm,[9] der das Hageleis von 80 cm bis zu 1,20 m Höhe in den Straßen auftürmte.[10] Keller, Erdgeschosse und Geschäfte wurden überflutet. Die Bürgermeisterin bezeichnete das Ereignis als „apokalyptisch“.[11]

  • Frankreichs mythische Orte – Plombières-les-Bains. (OT: Villages de France) Dokumentarfilm, Frankreich, 2012, 25:56 Min., Buch und Regie: Stéphane Jacques, Moderation: Emmanuel Laborde, Produktion: arte France, System TV, Reihe: Frankreichs mythische Orte (24/40), Erstsendung: 8. Juni 2012 bei arte; Inhaltsangabe. ARD.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Plombières-les-Bains – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Stefan Woltersdorff: Literarisches Lothringen. Conte, Saarbrücken 2012, ISBN 978-3-941657-40-3, S. 349.
  2. Marc Boyer: Histoire générale du tourisme du XVIe au XXIe siècle. Éditions L’Harmattan, Paris 2005, ISBN 2-7475-8432-1, S. 64. Offiziell gilt allerdings das Pariser Théâtre de l'Odéon als Ort der Uraufführung
  3. Vermischte Nachrichten: Der erste Konditor in Paris ist Tortoni. In: Regensburger Zeitung (Wochenbeilage), 4. Februar 1829, Nr. 30, ohne Seitenangabe; bavarikon.de
  4. Paul Thorez: Les Enfants modèles. Lieu Commun, 1982, S. 52.
  5. Isabelle Baudriller: Station thermale de Plombières-les-Bains : l’une des deux sociétés de l’exploitant AVEC est liquidée. In: France Bleue. France 3 TV, 28. November 2024, abgerufen am 10. Dezember 2024 (französisch).
  6. TV-Bericht. France3, 19. Oktober 2021; abgerufen am 19. Oktober 2021
  7. Commune de Saint-Claude (Gua). plombieres-les-bains.fr; abgerufen am 2. Juli 2021.
  8. Médaillon Robert Fulton. In: E-monument. Base de données Géolocalisée du patrimoine monumental Français et Étranger, 23. September 2020, abgerufen am 27. Dezember 2021 (französisch).
  9. Hagel-Inferno in Frankreich. Im Osten Frankreichs kam es gestern zu massiven Unwettern. Der Hagel verwandelte die Straßen optisch in Schipisten. In: Kleine Zeitung, 30. Juni 2021; abgerufen am 2. Juli 2021.
  10. Alfredo Graça, Leon Beurer: Heftiges Hagelunwetter setzt ganze Stadt unter Wasser!. In: daswetter.com, 1. Juli 2021; abgerufen am 2. Juli 2021.
  11. Cédric Lieto: Orage de grêle « apocalyptique » à Plombières-les-Bains. [= „Apokalyptischer“ Hagelsturm in Plombières-les-Bains.] In: France Bleu, 29. Juni 2021; abgerufen am 2. Juli 2021.