Musikjahr 1726

Übersicht über die Ereignisse in der Musik im Jahre 1726

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Weitere Ereignisse

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1726.

Musikjahr 1726
Bartolomeo Cristofori
Bartolomeo Cristofori
Bartolomeo Cristofori vollendet 1726 den Bau des Hammerklaviers
Georg Friedrich Händel – Alessandro – Titelseite des Librettos – London 1726
Georg Friedrich Händel – Publio Cornelio Scipione – Titelseite des Librettos – London 1726
Giuseppe Porsile – Spartaco – Titelseite des Librettos – Wien 1726
Reinhard Keiser – Der lächerliche Prinz Jodelet – Titelseite des Librettos

Ereignisse Bearbeiten

Johann Sebastian Bach Bearbeiten

Georg Friedrich Händel Bearbeiten

  • 5. Mai: Die Opera seria Alessandro von Georg Friedrich Händel nach einem weiteren Libretto von Paolo Antonio Rolli wird am King’s Theatre am Londoner Haymarket uraufgeführt. Die literarische Vorlage La superbia d’Alessandro stammt von Ortensio Mauro. Bei der Uraufführung kommt es zum erstmaligen Aufeinandertreffen der beiden berühmtesten Sängerinnen der Zeit: Francesca Cuzzoni (Sopran) und Faustina Bordoni (Mezzosopran), die mit dem Mezzosoprankastraten Senesino ein „Triumvirat“ bilden. Die Oper ist so erfolgreich, dass die übliche Anzahl von zwei Aufführungen wöchentlich nicht ausreicht. Bereits im November gelangt die Oper zweimal unter dem Titel Der hochmüthige Alexander an der Hamburger Oper am Gänsemarkt zur Aufführung.

Domenico Scarlatti Bearbeiten

  • Domenico Scarlatti ist seit 1719 in Lissabon Musiklehrer und Hofkapellmeister am Hofe des frommen und verschwendungssüchtigen Königs Johann V. Scarlatti hat hier vor allem geistliche Vokalwerke zu liefern und schreibt auch einige weltliche Serenatas. Er unterrichtet außerdem den jüngeren Bruder des Königs Dom António (1695–1757) und die an Asthma leidende portugiesische Prinzessin Maria Bárbara de Bragança am Cembalo, die sich als hochbegabte Musikliebhaberin erweist.

Georg Philipp Telemann Bearbeiten

  • Georg Philipp Telemann ist seit 1721 Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. In diesem Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten. Außerdem hat er für ein Jahresgehalt von 300 Talern auch die Leitung der Hamburgischen Oper am Gänsemarkt übernommen, baut das bereits 1660 von Matthias Weckmann gegründete, aber mittlerweile nicht mehr konzertierende Collegium musicum neu auf und übernimmt zusätzlich eine Stelle als Kapellmeister von Haus aus für den Hof des Markgrafen von Bayreuth. Dorthin liefert er von Zeit zu Zeit Instrumentalmusik sowie eine Oper jährlich.

Antonio Vivaldi Bearbeiten

  • Antonio Vivaldi, der seit 1718 in Mantua tätig war, wo er in Diensten von Prinz Philipp von Hessen-Darmstadt hauptsächlich als Intendant und Opernkomponist arbeitete, kehrt 1726 als musikalischer Leiter des Teatro Sant’Angelo in seine Heimatstadt Venedig zurück. Dort wird er sowohl als Komponist als auch als Geigenvirtuose zur lebenden Legende und zum „Wallfahrtsziel“ für viele Musiker aus ganz Europa.
  • Spätestens 1726 entstehen die Opern Cunegonda (RV 707), Dorilla in Tempe (RV 709) und La fede tradita e vendicata (RV 712).[1]
  • Um das Jahr 1726 lernt Vivaldi die damals 16 Jahre alte Anna Girò (ursprünglich Giraud) kennen, eine Sängerin französischer Herkunft, die ihn fortan auf seinen Reisen begleitet.

Weitere biografische Ereignisse Bearbeiten

  • Farinelli singt 1726 in Mailand.
  • Johann Adolph Hasse gibt mit Sesostrate am 13. Mai 1726 seinen erfolgreichen Einstand am renommierten Teatro San Bartolomeo in Neapel und reiht sich mit seinen folgenden Opern unter die beliebtesten Opernkomponisten Italiens ein.
  • Giuseppe Porsile komponiert zu Ehren des französischen Königs Ludwig XV. anlässlich dessen Geburtstags am 15. Februar die Kantate Il giorno natalizio di Giove, die in der Residenz des französischen Botschafters, dem Herzog von Richelieu, aufgeführt wird. Porsiles bekanntestes Werk, die Oper Spartaco, wird am 21. Februar im Kleinen Hoftheater in Wien uraufgeführt. Der damalige Hofdichter Apostolo Zeno vermerkt in seinen Lettere (IV, 98), dass deren Erfolg sowohl auf die Schönheit der Musik als auch auf den Gesang von Faustina Bordoni zurückgeht, die darin erstmals in Wien auftritt. Er lässt die stimmlichen Fähigkeiten Faustinas und der drei anderen international berühmten Sänger durch den genutzten Tonumfang, dramatische melodische Sprünge und lange melodische Phrasen ideal zur Geltung kommen. In der Wahnsinnsszene des Spartacus im dritten Akt verzichtet er auf die traditionelle da-capo-Form.
  • Am 25. Februar heiratet Jean-Philippe Rameau im Alter von zweiundvierzig Jahren die neunzehnjährige Marie-Louise Mangot aus einer Musikerfamilie.
  • Jean-Philippe Rameau, der 1722 sein theoretisches Werk Traité de l'harmonie réduite à ses principes naturels in Druck gegeben hatte veröffentlicht 1726 Nouveau Système de musique theorique. Mit diesen Büchern begründet er die moderne Musiktheorie für Akkord- und Harmonielehre und erwirbt sich einen Ruf als Musiktheoretiker.

Gründungen Bearbeiten

  • In London wird die Academy of Ancient Music gegründet.

Uraufführungen Bearbeiten

Bühnenwerke Bearbeiten

Oper Bearbeiten
Oratorium Bearbeiten

Instrumentalmusik Bearbeiten

Orchester Bearbeiten

  • Francesco Geminiani – Concerti grossi nach Arcangelo Corellis Violinsonaten op. 5 (London 1726/27)
  • Antonio Vivaldi – Konzerte, die nicht genau datierbar sind.[1]

Kammermusik Bearbeiten

  • François Couperin„Les Nations“, Sonades et suites de simphonies en trio(Paris, 1726). 4 Triosonaten oder -suiten für beliebige Besetzung (La françoise, L’espagnole, L’impériale und La piémontaise)
  • Willem de Fesch – 6 Sonaten für Violine und Basso continuo und 6 Sonaten für 2 Violoncelli (1725, erschienen im Selbstverlag Amsterdam 1726)
  • Georg Friedrich Händel
    • Sonata a Flauto e Cembalo[5] g-Moll, HWV 360 (komponiert 1725–26)
    • Sonata a Flauto e Cembalo[6] F-Dur, HWV 369 (komponiert 1725–26)[7]

Tastenmusik Bearbeiten

Cembalo Bearbeiten

  • Johann Sebastian Bach – Partita Nr. 1 B-Dur BWV 825 (Einzelpublikation 1726); Partita Nr. 2 c-moll BWV 826
  • Jean-Philippe Rameau – Livres de pièces de clavecin, 3. Band (1726/27). Zwei weitere Bücher erschienen 1706 und 1724.

Orgel Bearbeiten

  • Johann Sebastian Bach – Trio nach einer Triosonate von Johann Friedrich Fasch (BWV 585, komponiert 1726/27?)[8]

Vokalmusik Bearbeiten

Geistlich Bearbeiten

  • Benedetto MarcelloEstro poetico-armonico: parafrasi sopra li primi (e secondi) venticinque salmi (8 Bände, Venedig 1724–26)
  • Georg Philipp Telemann – Harmonischer Gottes-Dienst, 72 Kirchen-Kantaten für Singstimme, Soloinstrument und basso continuo (veröffentlicht 1725-26)

Weltlich Bearbeiten

Populärmusik Bearbeiten

Lehrwerke Bearbeiten

  •  
    Gregori Ferdinand Wenger, Mandora aus dem Jahr 1726
    Jean-Philippe Rameau – Nouveau système de musique théorique, Paris 1726

Instrumentenbau Bearbeiten

  •  
    Pianoforte von Cristofori, Metropolitan Museum of Art
    Bartolomeo Cristofori vollendet das Hammerklavier. Grundlage für die Spielbarkeit des Hammerklaviers ist eine ausgefeilte Mechanik, bei der ein Hammer durch eine Stoßzunge gegen die Saite geschleudert wird und sie zum freien Schwingen sofort wieder freigibt. Mit dem Drücken der Taste wird gleichzeitig ein Dämpfer angehoben, der nach Loslassen der Taste die schwingende Saite abfängt. Cristofori spannt jeweils zwei gleich gestimmte Saiten (einen so genannten Chor) nebeneinander, um eine höhere Lautstärke zu ermöglichen. Neu ist dabei insbesondere, dass sich durch den Kraftaufwand die Lautstärke stufenlos von leise (italienisch: piano) bis laut (italienisch: forte) beeinflussen lässt; entsprechend wird das Instrument Pianoforte getauft, wovon sich die Kurzform Piano ableitet. Heute gibt es noch drei Originale des Instrumentes: eines befindet sich in Leipzig, eines in Rom und eines in New York. Insgesamt sind zehn Instrumente verschiedener Bauart (darunter auch Spinette und Cembali) aus Cristoforis Werkstatt erhalten.
  • Zacharias Hildebrandt vollendet 1726 den Bau der Orgel zu Lengefeld. Auf Grund dessen kommt es zu einem Streit mit Gottfried Silbermann, der Hildebrandt als Konkurrenten betrachtet und gerichtlich verklagt. Den Streit schlichtet ein Abkommen, worin sich Hildebrandt verpflichtet, nur noch von Silbermann zuvor abgelehnte Aufträge zu übernehmen. Er verlegt daraufhin seinen Wirkungsbereich in die Leipziger Gegend und das westliche Kursachsen.
  • In der Werkstatt von Antonio Stradivari werden die Violoncelli Marquis de Cerberon ex Loeb und Comte de Saveuse gefertigt.
  • Andreas Silbermann vollendet den Bau der Orgel in der Dominikanerkirche Colmar.

Geboren Bearbeiten

Geburtsdatum gesichert Bearbeiten

Genaues Geburtsdatum unbekannt Bearbeiten

 
Francesco Antonio Pistocchi
 
Michel-Richard Delalande

Gestorben Bearbeiten

Todesdatum gesichert Bearbeiten

Genaues Todesdatum unbekannt Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik

Weblinks Bearbeiten

Commons: Musik 1726 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Opernlibretti 1726 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Antonio Vivaldi – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018.
  2. Didone abbandonata (Leonardo Vinci) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  3. Liste der Bühnenwerke von Leonardo Vinci auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 29. September 2014.
  4. Didone abbandonata (Leonardo Vinci) bei operabaroque.fr, abgerufen am 1. Februar 2015.
  5. Titel vom Manuskript auf IMSLP (Abruf am 30. September 2019)
  6. Titel vom Manuskript auf IMSLP (Abruf am 30. September 2019)
  7. Georg Friedrich Händel – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassik.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018.
  8. Johann Sebastian Bach – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018.