Kati Wilhelm (* 2. August 1976 in Schmalkalden) ist eine deutsche ehemalige Biathletin. Sie ist eine der erfolgreichsten deutschen Teilnehmerinnen dieser Sportart mit Titeln bei Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen.

Kati Wilhelm
Kati Wilhelm im Dezember 2018
Verband Deutschland Deutschland
Geburtstag 2. August 1976 (47 Jahre alt)
Geburtsort SchmalkaldenDDR
Größe 173 cm
Karriere
Beruf ARD-Expertin (Biathlon)
Verein SC Motor Zella-Mehlis
Aufnahme in den
Nationalkader
1999
Debüt im Weltcup 2000
Weltcupsiege 37 (21 Einzelsiege)
Status zurückgetreten
Karriereende 27. März 2010
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen 3 × Goldmedaille 3 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
WM-Medaillen 5 × Goldmedaille 4 × Silbermedaille 4 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Gold 2002 Salt Lake City Sprint
Silber 2002 Salt Lake City Verfolgung
Gold 2002 Salt Lake City Staffel
Gold 2006 Turin Verfolgung
Silber 2006 Turin Massenstart
Silber 2006 Turin Staffel
Bronze 2010 Vancouver Staffel
 Biathlon-Weltmeisterschaften
Gold 2001 Pokljuka Sprint
Silber 2001 Pokljuka Staffel
Bronze 2003 Chanty-Mansijsk Staffel
Bronze 2004 Oberhof Staffel
Silber 2005 Hochfilzen Staffel
Bronze 2005 Chanty-Mansijsk Mixed-Staffel
Bronze 2007 Antholz Massenstart
Gold 2007 Antholz Staffel
Gold 2008 Östersund Staffel
Gold 2009 Pyeongchang Sprint
Silber 2009 Pyeongchang Verfolgung
Gold 2009 Pyeongchang Einzel
Silber 2009 Pyeongchang Staffel
Weltcupbilanz
Gesamtweltcup 1. (2005/06)
2. (2004/05, 2006/07,
     2008/09)
Sprintweltcup 1. (2004/05, 2005/06)
2. (2006/07)
3. (2007/08)
Verfolgungsweltcup 1. (2005/06, 2006/07,
     2008/09)
3. (2007/08)
Massenstartweltcup 1. (2006/07)
2. (2005/06, 2007/08,
     2008/09)
3. (2004/05)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
Einzel 1 2 2
Sprint 11 9 9
Verfolgung 6 13 4
Massenstart 3 5 4
Staffel 16 16 6
 

Karriere Bearbeiten

Anfänge als Langläuferin Bearbeiten

Ihre ersten Erfahrungen in der Loipe sammelte Kati Wilhelm 1983 im Trainingszentrum in Steinbach-Hallenberg. Als Vierzehnjährige wechselte sie an das Sportgymnasium in Oberhof und machte dort 1995 das Abitur. Unmittelbar danach ging Kati Wilhelm zur Sportfördergruppe der Bundeswehr in Oberhof (zurzeit hat sie den Dienstgrad eines Hauptfeldwebels). 1998 erreichte sie bei den Olympischen Winterspielen im japanischen Nagano einen fünften Platz mit der Skilanglauf-Staffel.

Erfolgreiche Biathletin Bearbeiten

 
Kati Wilhelm während der Biathlon-WM 2008 in Östersund

1999 wechselte die Skilangläuferin Kati Wilhelm zum Biathlon und startete in der Saison 2000/01 erstmals im Biathlon-Weltcup für den SC Motor Zella-Mehlis. Bereits in ihrem dritten Weltcuprennen gelang Wilhelm die erste Podestplatzierung, im Sprint von Antholz belegte sie den dritten Platz. Nach weiteren regelmäßigen Platzierungen in den Weltcuppunkten wurden die Biathlon-Weltmeisterschaften 2001 in Pokljuka zum ersten großen Erfolg in Wilhelms Karriere. Gleich in ihrem ersten WM-Rennen überhaupt, dem Sprintrennen, gewann sie die Goldmedaille. Weitere Top-10-Platzierungen gelangen ihr mit dem siebten Platz in der Verfolgung sowie dem fünften Platz im Massenstart. Obwohl Wilhelm im Staffelrennen eine schwächere Leistung zeigte und im Liegendanschlag zwei Strafrunden schoss, reichte es ihr mit der deutschen Staffel zur Silbermedaille. Im nach den Weltmeisterschaften in Lake Placid ausgetragenen Sprintrennen gewann Wilhelm das zweite Rennen ihrer Karriere. Trotz einer schwachen Leistung in Oslo, wo sie nach dem 40. Platz im Sprint in der Verfolgung überrundet wurde, belegte Wilhelm am Ende ihrer ersten Biathlon-Saison Platz acht im Gesamtweltcup.

Mit Beginn der Saison 2001/02 konnte sich Wilhelm endgültig im Weltcup etablieren. In den zwölf vor Olympia ausgetragenen Rennen belegte sie nur einmal einen Platz außerhalb der Weltcuppunkte, bestes Ergebnis war der zweite Platz im Sprint von Osrblie. Bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City wurde Wilhelm zu einer der erfolgreichsten Athletinnen. Im Sprintrennen gewann sie die Goldmedaille und im anschließenden Verfolgungsrennen die Silbermedaille. Auch mit der deutschen Staffel war Wilhelm erfolgreich und gewann gemeinsam mit Katrin Apel, Uschi Disl und Andrea Henkel ihre zweite Goldmedaille. Am Ende des Winters belegte Wilhelm wie in der Vorsaison Platz acht im Gesamtweltcup.

Im Winter der Saison 2004/05 gewann Wilhelm drei Weltcup-Rennen und erreichte den zweiten Platz im Gesamtweltcup. Im darauffolgenden Winter gewann Wilhelm als zweite Deutsche nach Martina Beck (geb. Glagow) in der Saison 2002/03 den Gesamtweltcup, daneben außerdem den Sprint- und den Verfolgungsweltcup.

Bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin war sie Fahnenträgerin für die deutsche Delegation bei der Eröffnungsfeier am 10. Februar 2006. Kati Wilhelm gewann die Goldmedaille in der 10-km-Verfolgung, wurde Zweite mit der deutschen 4 × 6-km-Staffel und Zweite im erstmals bei Olympischen Spielen ausgetragenen Massenstart über 12,5 km. Sie ist damit die erfolgreichste Biathletin bei Winterspielen. Für ihre Erfolge wurde sie im Jahre 2006 zur Sportlerin des Jahres gewählt.

Bei den Weltmeisterschaften 2007 in Antholz gewann sie erstmals in ihrer Karriere die WM-Goldmedaille mit der Staffel. Nachdem Wilhelm seit ihrer Goldmedaille im Sprint bei den Weltmeisterschaften 2001 zwar mehrere Staffelmedaillen erreichen konnte, jedoch bei mehreren Weltmeisterschaften keine Einzelmedaille gewann, bedeutete die Bronzemedaille im Massenstart von Antholz nach sechs Jahren ihre zweite WM-Einzelmedaille.

Bei den Biathlon-Weltmeisterschaften im südkoreanischen Pyeongchang 2009 gewann sie nach 2001 wieder den Sprint und sicherte sich somit auch ihre erste Einzel-Goldmedaille bei Weltmeisterschaften seit 8 Jahren. Sie kam mit 9,9 Sekunden Vorsprung vor ihrer Mannschaftskameradin Simone Hauswald ins Ziel. In dem darauf folgenden Verfolgungsrennen gewann sie trotz 6 Fehlschüssen die Silbermedaille hinter der Schwedin Helena Jonsson. Ihre Erfolgsserie setzte sich im Einzelwettkampf fort, bei dem sie dank der zweitbesten Laufleistung und nur eines Schießfehlers zum ersten Mal in ihrer Karriere triumphierte.

Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver gewann sie zusammen mit Simone Hauswald, Martina Beck und Andrea Henkel die Bronzemedaille in der Biathlonstaffel.[1] Nach der Saison 2009/10 beendete Wilhelm ihre Biathlonkarriere.[2]

Nach der aktiven Laufbahn Bearbeiten

Seit der Weltcupsaison 2010/11 begleitet Kati Wilhelm im Fernsehprogramm Das Erste die Übertragungen von Biathlonwettbewerben als Expertin.[3] Von 2014 bis 2022 betrieb sie das Restaurant Heimatlon in der Stadt Steinbach-Hallenberg im Thüringer Wald.[4][5][6]

Privatleben Bearbeiten

Als Wahlfrau der SPD war Wilhelm 2004 Mitglied der Bundesversammlung. Ab März 2006 studierte sie International Management an der Fachhochschule Ansbach und hat ihr Studium inzwischen abgeschlossen.[7] Wilhelm ist mit dem Biathlon-Cheftechniker des Deutschen Skiverbandes Andreas Emslander liiert und zweifache Mutter.[8][9]

Soziales Engagement Bearbeiten

Wilhelm ist Botschafterin der Initiative „Medienbewusst.de – Kinder.Medien.Kompetenz“ und seit 2016 des gemeinnützigen Vereins „Die Bunten Schafe e. V.“.[10]

Statistik Bearbeiten

Weltcupsiege Bearbeiten

Einzelrennen
Nr. Datum Ort Disziplin
1. 3. Feb. 2001 Slowenien  Pokljuka (WM) 7,5 km Sprint
2. 7. März 2001 Vereinigte Staaten  Lake Placid 7,5 km Sprint
3. 13. Feb. 2002 Vereinigte Staaten  Salt Lake City (OWS) 7,5 km Sprint
4. 8. Dez. 2002 Schweden  Östersund 10 km Verfolgung
5. 9. Feb. 2003 Finnland  Lahti 12,5 km Massenstart
6. 20. Feb. 2003 Schweden  Östersund 7,5 km Sprint
7. 22. Jan. 2005 Italien  Antholz 7,5 km Sprint
8. 12. Feb. 2005 Italien  Turin 7,5 km Sprint
9. 19. März 2005 Russland  Chanty-Mansijsk 10 km Verfolgung
10. 9. Dez. 2005 Osterreich  Hochfilzen 7,5 km Sprint
11. 7. Jan. 2006 Deutschland  Oberhof 7,5 km Sprint
12. 20. Jan. 2006 Italien  Antholz 7,5 km Sprint
13. 21. Jan. 2006 Italien  Antholz 10 km Verfolgung
14. 18. Feb. 2006 Italien  Turin (OWS) 10 km Verfolgung
15. 25. März 2006 Norwegen  Oslo 10 km Verfolgung
16. 19. Jan. 2007 Slowenien  Pokljuka 10 km Verfolgung
17. 17. Jan. 2008 Italien  Antholz 7,5 km Sprint
18. 16. März 2008 Norwegen  Oslo 12,5 km Massenstart
19. 11. Jan. 2009 Deutschland  Oberhof 12,5 km Massenstart
20. 14. Feb. 2009 Korea Sud  Pyeongchang (WM) 7,5 km Sprint
21. 18. Feb. 2009 Korea Sud  Pyeongchang (WM) 15 km Einzel
Staffelrennen
Nr. Datum Ort Disziplin
1. 10. Dez. 2000 Italien  Antholz 4 × 6 km Staffel1
2. 14. Dez. 2001 Slowenien  Pokljuka 4 × 6 km Staffel2
3. 17. Jan. 2002 Deutschland  Ruhpolding 4 × 6 km Staffel3
4. 18. Feb. 2002 Vereinigte Staaten  Salt Lake City (OWS) 4 × 6 km Staffel1
5. 6. Dez. 2002 Schweden  Östersund 4 × 6 km Staffel4
6. 10. Jan. 2003 Deutschland  Oberhof 4 × 6 km Staffel1
7. 14. Jan. 2004 Deutschland  Ruhpolding 4 × 6 km Staffel4
8. 6. Jan. 2005 Deutschland  Oberhof 4 × 6 km Staffel1
9. 11. Feb. 2007 Italien  Antholz (WM) 4 × 6 km Staffel5
10. 9. Dez. 2007 Osterreich  Hochfilzen 4 × 6 km Staffel6
11. 3. Jan. 2008 Deutschland  Oberhof 4 × 6 km Staffel7
12. 9. Jan. 2008 Deutschland  Ruhpolding 4 × 6 km Staffel8
13. 17. Feb. 2008 Schweden  Östersund (WM) 4 × 6 km Staffel5
14. 14. Jan. 2009 Deutschland  Ruhpolding 4 × 6 km Staffel9
15. 14. März 2009 Kanada  Vancouver 4 × 6 km Staffel5
16. 6. Dez. 2009 Schweden  Östersund 4 × 6 km Staffel6
2 
mit Katrin Apel, Andrea Henkel und Janet Klein
3 
mit Katrin Apel, Uschi Disl und Martina Zellner
4 
mit Katrin Apel, Uschi Disl und Simone Hauswald
5 
mit Martina Glagow, Andrea Henkel und Magdalena Neuner
6 
mit Martina Beck, Andrea Henkel und Simone Hauswald
7 
mit Simone Hauswald, Andrea Henkel und Kathrin Hitzer
8 
mit Kathrin Hitzer, Magdalena Neuner und Sabrina Buchholz
9 
mit Andrea Henkel, Kathrin Hitzer und Magdalena Neuner

Olympische Winterspiele Bearbeiten

Einzelwettbewerbe Staffel
Einzel Sprint Verfolgung Massenstart
Olympische Winterspiele 2002

  | Vereinigte Staaten  Salt Lake City

- 1. 2. 1.
Olympische Winterspiele 2006

  | Italien  Turin

16. 7. 1. 2. 2.
Olympische Winterspiele 2010

  | Kanada  Vancouver

4. 30. 12. 25. 3.

Weltmeisterschaften Bearbeiten

Einzelwettbewerbe Teamwettbewerbe
Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Mixed-Staffel
Weltmeisterschaften 2001

Slowenien  Pokljuka

1. 7. 5. 2.
Weltmeisterschaften 2003

Russland  Chanty-Mansijsk

37. 38. 22. 3.
Weltmeisterschaften 2004

Deutschland  Oberhof

26. 15. 10. 3.
Weltmeisterschaften 2005

Osterreich  Hochfilzen

27. 28. 13. 5. 2. 3.
Weltmeisterschaft 2006

Slowenien  Pokljuka1

4.
Weltmeisterschaften 2007

Italien  Antholz

DNF 7. 9. 3. 1.
Weltmeisterschaften 2008

Schweden  Östersund

33. 21. 13. 8. 1.
Weltmeisterschaften 2009

Korea Sud  Pyeongchang

1. 1. 2. 30. 2.
1 
Es wurde nur der nichtolympische Wettbewerb der Mixed-Staffel ausgetragen

Biathlon-Weltcup-Platzierungen Bearbeiten

Die Tabelle zeigt alle Platzierungen (je nach Austragungsjahr einschließlich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften).

  • 1.–3. Platz: Anzahl der Podiumsplatzierungen
  • Top 10: Anzahl der Platzierungen unter den ersten zehn (einschließlich Podium)
  • Punkteränge: Anzahl der Platzierungen innerhalb der Punkteränge (einschließlich Podium und Top 10)
  • Starts: Anzahl gelaufener Rennen in der jeweiligen Disziplin
  • Staffel: inklusive Mixed- und Single-Mixed-Staffeln
Platzierung Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Gesamt
1. Platz 1 11 6 3 16 37
2. Platz 2 9 13 5 15 44
3. Platz 2 9 4 4 6 25
Top 10 9 60 48 30 45 192
Punkteränge 24 89 73 43 45 274
Starts 29 95 77 43 45 289

Auszeichnungen Bearbeiten

 
Kati Wilhelm bei den Olympischen Spielen in Turin 2006

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kati Wilhelm – Sammlung von Bildern
 Wikinews: Kati Wilhelm – in den Nachrichten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. www.vancouver2010.com (Memento vom 8. April 2010 im Internet Archive)
  2. DPA: Biathlon: Kati Wilhelm beendet Karriere. In: stern.de. 9. März 2010, abgerufen am 18. Dezember 2014.
  3. Ex-Biathletin Kati Wilhelm wird ARD-Expertin. In: handelsblatt.com. 6. September 2010, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. Dezember 2014.@1@2Vorlage:Toter Link/www.handelsblatt.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Kati Wilhelm eröffnet ihr Café in Steinbach-Hallenberg. In: thueringer-allgemeine.de. 11. September 2014, abgerufen am 17. September 2017.
  5. Kati Wilhelm: vom Biathlon zur Gastronomie, faktor-a.arbeitsagentur.de, 25. Oktober 2017.
  6. Jan Schuman: Sch(l)uss und vorbei! In: bild.de. 20. Januar 2023, abgerufen am 23. Januar 2023.
  7. Interview: Kati Wilhelm, Inhaberin des Restaurants Heimatlon im thüringischen Steinbach-Hallenberg: „Das Konzept macht den Erfolg“, ahgz.de, 24. Dezember 2016.
  8. Kati Wilhelms Karriereende: Gewehr in die Ecke gestellt. In: fr-online.de. 10. März 2010, abgerufen am 18. Dezember 2014.
  9. www.biathlon-online.de (Memento vom 12. Januar 2011 im Internet Archive)
  10. „Die Bunten Schafe“ sorgen für Trubel im Ferienzentrum Albert Schweitzer: Town & Country Stiftung vergibt Spenden an zwei Kinderhilfsprojekte des Vereins. In: meinanzeiger.de / Jena. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. August 2016; abgerufen am 23. August 2016.
  11. www.haz.de (Memento vom 14. März 2016 im Internet Archive)