Wanne-Eickel Hauptbahnhof
Wanne-Eickel Hauptbahnhof (auch HER-Wanne-Eickel Hauptbahnhof[1]) ist der bedeutendste Bahnhof in Herne und befindet sich in Herne-Wanne, einem Teil der ehemaligen Stadt Wanne-Eickel, heute ein Stadtteil von Herne.
Wanne-Eickel Hauptbahnhof | |
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![]() Empfangsgebäude
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Daten | |
Betriebsstellenart | Durchgangs- und Rangierbahnhof |
Bahnsteiggleise | 8 |
Abkürzung | EWAN |
IBNR | 8000192 |
Preisklasse | 3 |
Eröffnung | 1856 (Güterbahnhof)
1864 (Personenbahnhof) |
Profil auf Bahnhof.de | Wanne-Eickel_Hbf |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Herne |
Ort/Ortsteil | Wanne |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 31′ 53″ N, 7° 9′ 57″ O |
Eisenbahnstrecken | |
Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen |

GeschichteBearbeiten
Der Bahnhof entstand aus dem Güterbahnhof Pluto-Thies, der 1856 für den Gleisanschluss der Zeche Pluto an die 1847 eröffnete Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft auf dem Feld des Bauern Storp errichtet wurde. 1864 kam ein Haltepunkt für den Personenverkehr hinzu. 1867 wurde eine neue Bahnhofsanlage für den Güterverkehr eröffnet, die, weil sich die umliegenden Orte nicht auf einen Namen einigen konnten, von der Bahnverwaltung nach einer Flurbezeichnung der Umgebung mit dem Namen Wanne versehen wurde. Dieser Name wurde 1875 beim Zusammenschluss der Orte Eickel, Bickern, Crange, Holsterhausen und Röhlinghausen zum Amt Wanne übernommen und hat sich bis in die Ortsbezeichnung Wanne-Eickel hinein erhalten.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke nach Münster am 1. Januar 1870 wurde der Bahnhof Wanne zum Eisenbahnknotenpunkt. 1890 wurde auf der schon seit 1884 bestehenden Strecke nach Wanne Unser Fritz der Personenverkehr aufgenommen. 1913 wurden Bahnhofsgebäude und Betriebswerk umgebaut und erweitert.
Nach Bildung der kreisfreien Stadt Wanne-Eickel im Jahr 1926 wurde auch der Name des Bahnhofs in Wanne-Eickel Hbf geändert. Er entwickelte sich zum größten Rangierbahnhof des mittleren Ruhrgebiets und vereinte als einziger Bahnhof im Ruhrgebiet alle vier Betriebsarten: Neben seiner Funktion als Rangierbahnhof war er auch Heimatbahnhof für über 300 Lokomotiven und Triebfahrzeuge, Bahnhof für den Güter- und für den Personenverkehr.[2]
Seit 1988 nutzen Personenzüge nicht mehr die direkte Strecke nach Wanne Unser Fritz, sondern verkehren über die Güterstrecke, die direkte Verbindung wurde 1989 stillgelegt.
Drei-Männer-EckBearbeiten
Mit dem Bahnhofsumbau von 1907 bis 1913 sowie Erweiterung der damaligen Herner Straße im Jahre 1927 wurde eine Stützmauer entlang des Bahndammes erforderlich. Diese wurde mit drei Säulen verziert, auf denen lebensgroße Skulpturen standen. Sie symbolisieren die Wanne-Eickeler Wirtschaft mit Bergmann, Binnenschiffer und dem Eisenbahner. Die Kunstobjekte wurden von dem Wanne-Eickeler Bildhauer und Gewerbelehrer Wilhelm Braun geschaffen. Im Volksmund wurde die Stelle Drei-Männer-Eck genannt. 1970 wurden die durch Abgase, Luftverschmutzung und Kriegsschäden beschädigten Skulpturen demontiert. Sie sind heute restauriert und stehen am Eingang des Heimat- und Naturkunde-Museums; auf dem Bahnhofsvorplatz findet sich eine Nachbildung. Am ehemaligen Standort der Skulpturen steht heute eine Seilscheibe des ehemaligen Bergwerks Consolidation.[3]
HeuteBearbeiten
Heute besitzt er als Hauptbahnhof eine wichtige verkehrliche Bedeutung als Kreuzungspunkt der Ost-West-Verbindung Dortmund–Duisburg mit der Nord-Süd-Verbindung Münster–Essen, die u. a. über die in Wanne-Eickel beginnende Rollbahn führt. Außerdem liegt der Bahnhof an der Emschertalbahn (Dortmund–Wanne-Eickel–Dorsten) und an der Glückauf-Bahn (Bochum–Wanne-Eickel–Gelsenkirchen). In dem doppelt einseitig angelegten Rangierbahnhof ist nur mehr das Rangiersystem der Richtung West-Ost mit Ablaufberg und Gleisbremsen in Betrieb, während im Rangiersystem der Gegenrichtung die Gleisbremsen ausgebaut und die Weichen über eine EOW Anlage gesteuert werden. Die kleine Rangieranlage für Eilgutzüge und die Stückgutumladehalle wurden vollständig stillgelegt.
Nach dem Zusammenschluss von Wanne-Eickel und Herne im Jahr 1975 wurde der Name Wanne-Eickel Hauptbahnhof, welcher der größte Bahnhof der Stadt Herne blieb, unverändert beibehalten. 2003 plante die Deutsche Bahn die Umbenennung in Herne-Wanne oder Herne Hauptbahnhof. Diese Überlegungen stießen jedoch in Wanne-Eickel auf großen Widerstand, so dass sich auch die Kommunalpolitiker in Herne damit befassten. Die am Gleis 3/4 gelegene Bahnhofsmission wurde Ende der 1980er Jahre geschlossen.
Der Bahnhof Wanne-Eickel Hbf gliedert sich heute aus betrieblicher Sicht in den Personen- und den Güterbahnhof.
PersonenbahnhofBearbeiten
Der Schwerpunkt des Personenbahnhofs liegt auf der zweigleisigen Strecke Duisburg–Dortmund (sowie Essen–Dortmund). Auf dieser Strecke werden S-Bahnen (S 2) und Regional-Expresse (RE 3) eingesetzt. Die Rollbahn Wanne-Eickel–Hamburg wird von Düsseldorf–Essen (RE 2) bzw. Mönchengladbach–Krefeld–Essen (RE 42) mit Regionalexpress und Intercity bedient, wobei IC-Züge meist über Oberhausen verkehren. Des Weiteren wird der Hauptbahnhof seit Dezember 2018 täglich von einem Zugpaar der ICE-Linie 47 (Münster–Stuttgart) angefahren. Regionalbahnen fahren stündlich auf der Emschertalbahn zwischen Dortmund und Dorsten und halbstündlich auf der Glückauf-Bahn zwischen Bochum und Gelsenkirchen. Für die Züge des Personenverkehrs stehen acht Gleise an vier Bahnsteigen zur Verfügung, wobei der erste Bahnsteig (Gleis 1/2) nur für einen spätabends in Wanne-Eickel Hbf endenden Zug der RB 43 aus Dortmund genutzt wird. Bis auf den vorgenannten Bahnsteig sind alle anderen durch 2014 eingebaute Aufzüge barrierefrei erreichbar.
GüterbahnhofBearbeiten
Der für den Standort wichtige Güterbahnhof ist, teils über Verbindungsstrecken, an die Strecken Wanne-Eickel–Hamburg, Bochum–Gelsenkirchen, Duisburg-Ruhrort–Dortmund und Duisburg–Dortmund angeschlossen. Güterzüge, die in der Zugbildungsanlage nicht behandelt werden, können den Güterbahnhof nördlich und südlich durchfahren ohne die Zugbildungsanlage zu tangieren.
Der doppelt einseitige Güterbahnhof verfügt in West-Ost-Richtung über 7 Einfahrgleise, in Ost-West-Richtung über 11 Einfahrgleise. Von zwei Berggleisen werden über 35 Richtungsgleise von bis zu 800 m Nutzlänge bedient. In 20 Gleisen der West-Ost-Richtung ist am Ablaufberg eine halbautomatische Geschwindigkeitssteuerung durch zwei Talgleisbremsen eingebaut, die zugehörigen Weichen werden manuell gesteuert. Am Ablaufberg in Ost-West-Richtung sind keine Gleisbremsen mehr vorhanden, die Weichensteuerung erfolgt dort durch eine EOW-Anlage. In beiden Rangiersystemen wird Druckluft für die Zugbildung bereitgehalten. Züge, die in den Rangierbahnhof gegen die Arbeitsrichtung der Ablaufberge einfahren, werden durch jeweils südliche oder nördliche Umfahrungen den beiden Rangiersystemen zugeführt ohne die Ablaufbetriebe zu unterbrechen. Trotz des Einbruchs im Schienengüterverkehr während der Wirtschaftskrise ist der Rangierbahnhof Wanne-Eickel durch seine zentrale Lage heute zu annähernd 95 % ausgelastet.
Weitere AnlagenBearbeiten
Im südlichen Teil des Güterbahnhofs besteht ein Anschluss zu Eiffage Rail auf dem Gelände der ehemaligen Heitkamp BauHolding, welche dort über eigene Gleisanlagen verfügt. Ebenso sind an den Güterbahnhof die Anlagen von RBH Logistics und der Wanne-Herner Eisenbahn angeschlossen. Hierüber werden der Wanner Osthafen, das Güterverkehrszentrum im Wanner Westhafen, Kraftwerk Shamrock, die Evonik Industries (Standort Herne) sowie eine Kohlenmischanlage der DSK angefahren. Die Stückgutumladehalle am Ostberg ist stillgelegt, ebenso die Abstellanlage der ETA-Züge nördlich von Gleis 1 des Personenbahnhofs. Im Zentrum des Güterbahnhofs gelegen befindet sich eine Tankanlage, hier werden sowohl die Rangierloks des Bahnhofs, Lokomotiven der Ein- und Ausgangszüge sowie Personenzüge der Abellio Rail NRW und NordWestBahn betankt. Wegen der zentrale Lage des Bahnhofs sind an der Anlage des Personenbahnhofs Fahrzeuge der Notfalltechnik, wie Schienendrehkrane stationiert. Diese werden im Falle eines Bahnbetriebsunfalls regional und überregional eingesetzt und werden durch die Notfallleitstellen abgerufen.
Verknüpfte StreckenBearbeiten
Im Bahnhof Wanne-Eickel Hbf sind folgende VzG-Strecken verknüpft:
Stillgelegte Strecken sind kursiv dargestellt.
Nr. | verbindet die Betriebsstellen | Strecke |
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2200 | Wanne-Eickel Hbf (Pbf) – Abzw Baukau | Wanne-Eickel – Hamburg |
2201 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Abzw Baukau | |
2202 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Herne-Rottbruch | Verbindung nach Bochum – Gelsenkirchen |
2203 | Wanne-Eickel Hbf (Pbf) – Wanne Unser Fritz | Verbindung nach Bochum – Gelsenkirchen |
2204 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Wanne Unser Fritz | |
2205/2206 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Gelsenkirchen Schalke | Duisburg-Ruhrort – Dortmund |
2208 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Herne Gbf | Duisburg-Ruhrort – Dortmund |
2209 | Wanne-Eickel Hbf (Pbf) – Gelsenkirchen Hbf | Verbindung nach Essen – Gelsenkirchen |
2230 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Gelsenkirchen Hbf | Wanne-Eickel – Gelsenkirchen Hessler |
2231 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Gelsenkirchen Hbf | Duisburg – Dortmund |
2232 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Gelsenkirchen-Wattenscheid | Bochum-Riemke – Wanne-Eickel |
2154 | Wanne-Eickel Hbf (Gbf) – Bochum-Riemke | |
2238 | Wanne-Eickel Hbf (Pbf – Abzw Pluto) – Gelsenkirchen Hbf | Duisburg – Dortmund |
2239 | Wanne-Eickel Hbf (Pbf – Abzw Pluto) – Gelsenkirchen Hbf | |
2650 | Gelsenkirchen Hbf -Herne | Duisburg – Dortmund |
LinienBearbeiten
FernverkehrBearbeiten
Wanne-Eickel Hauptbahnhof ist Bahnhof des Fernverkehrs der Deutschen Bahn und wird von Zügen folgender Fernverkehrslinien bedient:
Linie | Linienverlauf | Takt |
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ICE 47 | Münster – Recklinghausen – Wanne-Eickel – Gelsenkirchen – Essen – Köln – Frankfurt Flughafen – Mannheim – Stuttgart | 1× täglich |
IC 35 | Norddeich Mole – Leer (Ostfriesl) – Münster (Westf) – Recklinghausen – Wanne-Eickel – Gelsenkirchen – Oberhausen – Duisburg – Düsseldorf – Köln (– Bonn – Koblenz) | Zweistundentakt |
EC 115 | Münster (Westf) – Recklinghausen – Wanne-Eickel – Oberhausen – Düsseldorf – Köln – Mainz – Mannheim – Stuttgart – Augsburg – München – Prien am Chiemsee – Freilassing – Salzburg – Klagenfurt | 1× täglich |
RegionalverkehrBearbeiten
In Wanne-Eickel Hauptbahnhof halten derzeit (2016) drei Regional-Express-Linien, zwei Regionalbahn-Linien sowie eine Linie der S-Bahn Rhein-Ruhr.
TriviaBearbeiten
Hermann Rühmann betrieb im Bahnhof zusammen mit seiner Frau bis 1913 ein Bahnhofsrestaurant, unterstützt von den beiden Söhnen Heinz Rühmann und dem zwei Jahre älteren Hermann, dann wurde in Essen das neue Hotel Handelshof übernommen.[4] Seit 1993 ist der Bahnhofsvorplatz in Wanne-Eickel nach dem Schauspieler benannt.[5]
WeblinksBearbeiten
- Gleisplan des Bahnhofs Wanne-Eickel Hbf auf den Seiten der Deutschen Bahn (PDF; 0,971 MB)
- Streckenplan Bereich Gelsenkirchen Recklinghausen (PDF; 153 KB)
- Darstellung des Bahnhofs auf der OpenRailwayMap
- Herne begrüßt die Reisenden an zwei Bahnhöfen Stadt Herne zu den Bahnhöfen
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
- Beschreibung der Betriebsstelle im nrwbahnarchiv
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ https://www.vrr.de/fileadmin/user_upload/pdf/fahrplan_und_mobilitaet/SSVP2020_-_1.Halbjahr.pdf
- ↑ Die Stadt der 1000 Züge
- ↑ Heinrich Lührig: Das Drei-Männer-Eck, ein Symbol der Wanne-Eickeler Wirtschaft (Memento vom 16. Mai 2013 im Internet Archive), abgerufen am 10. Mai 2013
- ↑ Heinz Rühmann – eine Kindheit in Wanne-Eickel (Memento vom 5. Januar 2010 im Internet Archive)
- ↑ Heinz-Rühmann-Platz auf Herne.de Abgerufen am 29. August 2020