Das Konklave von 1534 (11.–13. Oktober) wurde nach dem Tod von Papst Clemens VII. einberufen und wählte bereits im ersten Wahlgang Alessandro Farnese zu seinem Nachfolger. Er nahm den Papstnamen Paul III. an.

Fraktionen

Bearbeiten

Das Kardinalskollegium teilte sich in drei Fraktionen auf:

  • die italienische Fraktion bestehend aus zehn Kardinälen Cardinals (Pucci, Salviati, Ridolfi, Medici, Cibo, Spinola, Grimaldi, Cupis, Cesi und Doria) unter der Führung von Ippolito de’ Medici, dem Kardinalnepoten Clemens‘ VII.
  • die französische Fraktion, bestehend aus sechs französischen und fünf italienischen (Trivulzio, Sanseverino, Pisani, Gaddi und Palmieri) Kardinälen unter der Führung von Jean de Lorraine und François de Tournon
  • die kaiserliche Fraktion, bestehend aus sieben italienischen (Piccolomini, Cesarini, Vincenzo Carafa, Ercole Gonzaga, Campeggio, Grimani and Accolti), zwei spanischen und zwei deutschen Kardinälen
  • Die Kardinäle Farnese, Ferreri und Cornaro galten als neutral

Kandidaten

Bearbeiten

Obwohl mehrere Kardinäle als wählbar betrachtet wurden, wurde allgemein angenommen, dass Kardinal Alessandro Farnese, Dekan des Heiligen Kollegiums, die besten Aussichten für die Wahl hatte. Er hatte bereits die offizielle Unterstützung des Königs Franz I. von Frankreich und des Kardinals Medici, dem Anführer der italienischen Fraktion, der auf diese Weise den Willen seines Onkels Clemens VII. anerkannte, aber auch die der kaiserlichen Fraktion, da er als neutral galt. Kaiser Karl V. machte dieses Mal sein völliges Desinteresse am Ergebnis der Papstwahl deutlich, da die letzten beiden Päpste, Clemens VII. und Hadrian VI., denen er zur Tiara verholfen hatte, seine Erwartungen nicht erfüllt hatten. Die großen Vorteile des Kardinaldekans waren sein relativ fortgeschrittenes Alter (66 Jahre) und sein schlechter Gesundheitszustand. Es wurde angenommen, dass sein Pontifikat sehr kurz sein werde, so dass sogar jene Kardinäle, die selbst päpstliche Ambitionen hatten (z. B. Agostino Trivulzio), geneigt waren, für ihn zu stimmen, in der Hoffnung auf das nächste Konklave in naher Zukunft.

Die Wahl Pauls III.

Bearbeiten

Das Konklave begann am 11. Oktober, der erste Wahlgang fand jedoch erst am Folgetag statt. Jean de Lorraine schlug im Namen des Königs von Frankreich offiziell die Kandidatur von Farnese vor, und diese Initiative erhielt sofort die Unterstützung von Trivulzio, dem Anführer der pro-französischen Italiener, und von Medici, dem Anführer der italienischen Partei. Die Zustimmung der kaiserlichen Partei wurde ebenfalls schnell erreicht, und bereits an diesem am Abend war klar, dass Alessandro Farnese einstimmig gewählt werden würde. Am Morgen des 13. Oktober fand die Abstimmung statt, die nur eine Formsache war: Farnese erhielt alle Stimmen bis auf seine eigene. Er nahm die Wahl an und wählte Paul III. zu seinem Papstnamen. Am 3. November wurde er von Kardinalprotodiakon Innocenzo Cibo gekrönt.

Entgegen der allgemeinen Erwartung konnte Paul III. sein Amt 15 Jahre lang wahrnehmen; dies wurde das längste Pontifikat im 16. Jahrhundert. Er starb am 10. November 1549 im Alter von 81 Jahren.

Wahlberechtigte

Bearbeiten

Papst Clemens VII. starb am 25. September 1534. Zu dieser Zeit gab es 46 Kardinäle, allerdings nahmen nur 35 an der Wahl seines Nachfolgers teil.

  1. Alessandro FarneseBischof von Ostia; Kardinaldekan; Bischof von Parma und Bischof von Saint-Pons-de-Thomières
  2. Giovanni PiccolominiBischof von Porto-Santa Rufina; Subdekan des Kardinalkollegiums
  3. Giovanni Domenico De CupisBischof von Sabina; Bischof von Nardò; Administrator von Trani, Macerata und Recanati, Adria und Montepeloso
  4. Bonifacio FerreroBischof von Palestrina
  5. Lorenzo CampeggiBischof von Albano; Administrator von Salisbury, Porenza und Kreta; Kardinalprotektor von England
  6. Francesco Cornaro
  7. Matthäus Lang von WellenburgErzbischof von Salzburg; Bischof von Cartagena
  8. Louis de Bourbon-VendômeBischof von Laon; Administrator von Le Mans
  9. Benedetto AccoltiErzbischof von Ravenna; Administrator von Cremona, Policastro und Bovino; Kardinalprotektor von Spanien
  10. Agostino SpinolaCamerlengo; Administrator von Savona
  11. Marino Grimani – Administrator von Ceneda, Concordia und Città di Castello
  12. Antonio Sanseverino, O.S.Io.Hieros. – Erzbischof von Tarent; Kardinalprotektor des Kapuzinerordens
  13. Gianvincenzo Carafa – Administrator von Anglona
  14. Andrea Matteo Palmieri – Administrator von Lucera; Camerlengo
  15. Francisco de los Ángeles Quiñones – Gouverneur von Veroli und Campagna
  16. Ippolito de’ MediciErzbischof von Avignon; Administrator von Monreale und Lecce; Legat in Marken
  17. François de TournonErzbischof von Bourges
  18. Bernhard von ClesBischof von Trient[1]
  19. Antonio PucciGroßpönitentiar; Bischof von Pistoia, Bischof von Vannes; Kardinalprotektor von Polen und Portugal
  20. Esteban Gabriel MerinoPatriarch von Westindien; Bischof von Jaén
  21. Jean Le VeneurBischof von Lisieux
  22. Philippe de la Chambre, O.S.B.
  23. Innocenzo CiboKardinalprotodiakon; Erzbischof von Genua; Administrator von Turin; Legat in Bologna
  24. Paolo Emilio Cesi – Administrator von Orte e Civita Castellana; Kardinalprotektor von Savoyen
  25. Alessandro Cesarini – Administrator von Pamplona, Gerace und Otranto
  26. Giovanni Salviati – Administrator von Santa Severina, Ferrara, Teano und Bitetto
  27. Nicolò Ridolfi – Administrator von Vicenza, Imola und Salerno
  28. Agostino Trivulzio – Administrator von Toulon und Bayeux; Legat in Marittima e Campagna
  29. Francesco PisaniBischof von Padua; Administrator von Treviso und Cittànova
  30. Jean de LorraineBischof von Metz; Administrator von Narbonne, Reims und Verdun
  31. Ercole GonzagaBischof von Mantua; Gouverneur von Tivoli; Kardinalprotektor von Spanien
  32. Girolamo Grimaldi – Administrator von Bari, Brugnato und Venafro
  33. Girolamo Doria – Administrator von Noli und Tarragona
  34. Niccolò GaddiBischof von Fermo; Administrator von Cosenza und Sarlat; Kardinalprotektor von Frankreich[2]
  35. Odet de Coligny – Administrator von Toulouse

20 Kardinäle waren von Clemens VII. ernannt worden, 13 von Leo X. Kardinaldiakon Farnese bekam den Kardinalspurpur von Alexander VI., Kardinal Lang von Wellenberg von Julius II.

Elf Kardinäle nahmen nicht am Konklave teil:

  1. François Guillaume de Castelnau-Clermont-LodèveBischof von Frascati, Erzbischof von Auch; Bischof von Agde; Legat in Avignon
  2. Albrecht von BrandenburgErzbischof von Mainz; Erzbischof von Magdeburg; Administrator von Halberstadt
  3. Eberhard von der MarkBischof von Lüttich; Administrator von Valencia
  4. Antoine DupratErzbischof von Sens; Administrator von Albi und Meaux; Kanzler von Frankreich
  5. Louis de GorrevodBischof von Bourg-en-Bresse; Legat in Savoyen
  6. García Loaysa, O.P. – Bischof von Sigüenza
  7. Íñigo López de Mendoza y ZúñigaBischof von Burgos
  8. Alfonso Manrique de LaraErzbischof von Sevilla; Großinquisitor von Spanien
  9. Juan Pardo de TaveraErzbischof von Toledo
  10. Claude de Longwy de Givry – Administrator von Poitiers und Langres
  11. Afonso de PortugalErzbischof von Lissabon und Évora

Sieben dieser Kardinäle erhielten ihre Ernennungen von Clemens VII., drei von Leo X. und einer von Julius II.

Literatur

Bearbeiten
  • Karl Äusserer: Kardinal Bernhard von Cles und die Papstwahl des Jahres 1534. In: MIÖG. XXXV, 1914, S. 114–139 (zenodo.org [PDF]).
  • Jos E. Vercruysse: Die Kardinäle von Paul III. In: Archivum Historiae Pontificiae. Band 38, 2000, S. 41–96.JSTOR:23564681
Bearbeiten

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Von Miranda als abwesend notiert
  2. Von Miranda als abwesend notiert