Ivica Olić

kroatischer Fußballspieler und -trainer

Ivica Olić [ˈiʋitsa ˈɔːlitɕ] (* 14. September 1979 in Davor) ist ein ehemaliger kroatischer Fußballspieler und heutiger -trainer, der insgesamt mehr als zehn Jahre seiner Laufbahn in Deutschland spielte. Seit 2017 ist er, mit Ausnahme von März bis Juni 2021, Teil des Trainerstabs der kroatischen Fußballnationalmannschaft, mit der er bei der Weltmeisterschaft 2018 Vizeweltmeister wurde.

Ivica Olić
Ivica Olić (2021)
Personalia
Geburtstag 14. September 1979
Geburtsort DavorSFR Jugoslawien
Größe 182 cm
Position Sturm
Junioren
Jahre Station
0000–1996 NK Posavac Davor
1996 NK Marsonia
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1997–1998 NK Marsonia 42 (17)
1998–1999 Hertha BSC Amateure 30 (10)
1998–1999 Hertha BSC 2 0(0)
2000–2001 NK Marsonia 42 (21)
2001–2002 NK Zagreb 28 (21)
2002–2003 Dinamo Zagreb 27 (16)
2003–2007 ZSKA Moskau 78 (35)
2007–2009 Hamburger SV 78 (29)
2009–2012 FC Bayern München 55 (13)
2012–2015 VfL Wolfsburg 78 (28)
2015–2016 Hamburger SV 25 0(2)
2016–2017 TSV 1860 München 30 0(5)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1996 Kroatien U17 3 0(0)
1997 Kroatien U18 1 0(0)
1997–1998 Kroatien U19 9 0(1)
1998 Kroatien U20 1 0(0)
2000–2001 Kroatien U21 6 0(2)
2002–2015 Kroatien 104 (20)
Stationen als Trainer
Jahre Station
2017–2021 Kroatien (Co-Trainer)
2021 ZSKA Moskau
2021– Kroatien (Co-Trainer)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Stand: Karriereende

Karriere als Spieler Bearbeiten

Vereine Bearbeiten

Erste Stationen als Profi Bearbeiten

Ivica Olić spielte bis 1996 bei NK Posavac Davor, einem in seinem Geburtsort beheimateten Fußballverein und wechselte danach in die Jugendabteilung von NK Marsonia Slavonski Brod. Ein Jahr später rückte er in die Profimannschaft auf, für die er 42 Zweitligaspiele bestritt und 17 Tore erzielte. 1998 unterschrieb er einen Vorvertrag bei Inter Mailand, jedoch durfte er, erst 18-jährig, in Pflichtspielen nicht eingesetzt werden. Inter hätte eine hohe Entschädigung an den Kroatischen Fußballverband bzw. an Olićs Jugendverein zahlen müssen. Erst ab dem 1. Januar 1999 hätte er eine freie Spielberechtigung bekommen. Da Inter nicht zahlen und Olić nicht warten wollte, nahm er ein Angebot des Bundesligisten Hertha BSC an, die für ihn 600.000 DM nach Kroatien überwiesen. So wechselte er im Oktober 1998 erstmals nach Deutschland.[1] Dort kam er lediglich zu zwei Bundesligaeinsätzen und wurde hauptsächlich bei den Amateuren eingesetzt, sodass er 2000 zu seinem ehemaligen Verein zurückkehrte. Nach zwei Spielzeiten wechselte er zunächst zum NK Zagreb, später zu Dinamo Zagreb, bei dem er zwei Meisterschaften gewann und zum Nationalspieler aufstieg.

ZSKA Moskau Bearbeiten

2003 wechselte er nach Russland zum Erstligisten ZSKA Moskau, bei dem er in dreieinhalb Jahren seine bis dahin erfolgreichste Zeit erlebte. Mit ZSKA gewann er 2005 den UEFA-Pokal; im Finale stand er in der Startaufstellung und wurde in der 67. Minute durch Miloš Krasić ersetzt.

 
Ivica Olić im Training des Hamburger SV (2008)

Hamburger SV Bearbeiten

Olić wurde am vorletzten Tag der Wintertransferperiode der Spielzeit 2006/07 vom Hamburger SV verpflichtet.[2] In 15 Spielen erzielte er fünf Tore und trug so dazu bei, dass der HSV nach anfänglicher Abstiegsgefahr noch den siebten Tabellenplatz belegte. Nachdem er in den ersten neun Spielen der Saison 2007/08 nur einmal getroffen hatte, gelang ihm am 20. Oktober 2007 (10. Spieltag) gegen den amtierenden Meister VfB Stuttgart als erstem HSV-Spieler in der Bundesliga ein Hattrick. Die Fußballschuhe, mit denen er den Hattrick erzielt hatte, spendete er später dem HSV-Museum. Am Saisonende war er mit 14 Toren der erfolgreichste Torschütze der Hamburger.

 
Olić vor einem Spiel für den FC Bayern (2010)

FC Bayern München Bearbeiten

Zur Saison 2009/10 wechselte Olić ablösefrei zum deutschen Rekordmeister FC Bayern München.[3] In seinem ersten Spiel für den FC Bayern erzielte er am 8. August 2009 (1. Spieltag) beim 1:1 im Auswärtsspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim den Führungstreffer in der 25. Minute. Olić gelangte nach nur kurzer Zeit in die Startelf der Bayern. Am 27. April 2010 erzielte er beim 3:0-Sieg im Halbfinalrückspiel der Champions-League-Saison gegen Olympique Lyon alle Tore. Bereits in den knappen Viertelfinalspielen gegen Manchester United hatte er zweimal entscheidend getroffen und damit Anteil am Erreichen des Finales, das mit 0:2 gegen Inter Mailand verloren ging. Mit sieben Toren belegte er hinter Lionel Messi Platz zwei der CL-Torschützenliste. Auch in der Bundesliga und im DFB-Pokal traf er und gewann am Ende der Saison mit der Mannschaft das Double.

Nachdem Olić zu Beginn der Saison 2010/11 mehrmals mit Knieproblemen und einem Nasenbeinbruch, den er am 9. Oktober 2010 im Länderspiel gegen die Auswahl Israels erlitten hatte, ausgefallen war, wurde er im November wegen einer schweren Außenmeniskusverletzung und eines Knorpelschadens im Knie operiert. Dadurch fiel er für acht Monate und damit bis Saisonende aus. Er bestritt in dieser Spielzeit lediglich sechs Bundesligaspiele.

VfL Wolfsburg Bearbeiten

Zur Saison 2012/13 wechselte Olić zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg. Er erhielt einen Vierjahresvertrag und konnte sich dort einen Stammplatz erspielen. So erzielte er in seinem ersten Jahr in 32 Spielen neun Tore. Auch in der Saison 2013/14 absolvierte er 32 Punktspiele, in denen er 14 Tore erzielte. In der Hinrunde der Saison 2014/15 bestritt er 14 Punktspiele, in denen er fünf Tore erzielte.

Rückkehr zum Hamburger SV Bearbeiten

Am 30. Januar 2015 kehrte Olić – auf den Tag genau acht Jahre nach seiner ersten Vorstellung am 30. Januar 2007 – auf eigenen Wunsch im Alter von 35 Jahren zum Hamburger SV zurück, obwohl er beim Tabellenzweiten VfL Wolfsburg Stammspieler gewesen war und sich der HSV im Abstiegskampf befand. Er unterschrieb einen bis zum 30. Juni 2016 datierten Vertrag mit einer Option auf anschließende Beschäftigung in der Nachwuchsarbeit des Vereins.[4][5] Bereits einen Tag später lief er bei der 0:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln am ersten Spieltag der Rückrunde erstmals seit fünfeinhalb Jahren für den HSV in der Startelf auf.[6] Sein erstes Bundesligator seit seiner Rückkehr erzielte Olić am 30. Spieltag beim 3:2-Heimsieg gegen den FC Augsburg.[7] Eines der wichtigsten Tore seiner Karriere erzielte er am letzten Spieltag zur Führung beim 2:0 gegen den FC Schalke 04, womit den Hamburgern noch der Sprung auf den Relegationsplatz gelang und in der Relegation gegen den Karlsruher SC der Klassenerhalt folgte.

TSV 1860 München Bearbeiten

Zur Saison 2016/17 verpflichte ihn der TSV 1860 München, der ihn mit einem bis zum 30. Juni 2017 laufenden Vertrag ausstattete.[8] Im Oktober 2016 wurde Olić vom DFB wegen Verstoßes gegen das Wettverbot für zwei Spiele gesperrt und mit einer Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro belegt.[9] Am Saisonende belegte er mit seiner Mannschaft den 16. Platz, der die Relegation und in der Gesamtwertung im Vergleich mit dem Drittplatzierten SSV Jahn Regensburg auch den Abstieg bedeutete. Nach Saisonende verließ er den Verein[10] und beendete anschließend seine Karriere.[11]

Nationalmannschaft Bearbeiten

Am 13. Februar 2002 debütierte Olić in der A-Nationalmannschaft, die in Rijeka im Test-Länderspiel gegen die Auswahl Bulgariens ein torloses Unentschieden erzielte. Er nahm an der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea teil, wurde zweimal eingesetzt, erzielte ein Tor und schied mit der Mannschaft nach der Vorrunde aus dem Turnier aus. Danach nahm er an der Europameisterschaft 2004 in Portugal, der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland und der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz teil. Mit dem 3:2-Sieg im letzten Qualifikationsspiel am 21. November 2007 in London gegen die Auswahl Englands, zu dem Olić mit dem Treffer zum 2:0 beitrug, qualifizierte sich die Nationalmannschaft für die EM 2008.

Sein Treffer zum 2:0 beim 2:1-Sieg im Gruppenspiel gegen die Auswahl Deutschlands am 12. Juni 2008 bedeutete den Gruppensieg bei der Europameisterschaft 2008. Für die Europameisterschaft 2012 wurde er wieder nominiert, sagte aber wenige Tage vor Beginn des Turniers aufgrund einer Oberschenkelverletzung ab.[12] Zwei Jahre später nahm er an der Weltmeisterschaft 2014 teil und kam im Eröffnungsspiel gegen Brasilien und in den beiden folgenden Gruppenspielen gegen Kamerun, in dem er ein Tor erzielte, und Mexiko zum Einsatz. Die Kroaten schieden nach der Gruppenphase aus.

Bei der Qualifikation zur EM 2016 kam Olić zu acht Einsätzen, darunter in den beiden Spielen gegen Italien am 16. November 2014 – Olić absolvierte dort sein 100. Länderspiel – und am 12. Juni 2015. Am 13. Oktober 2015 kam er letztmals für die Nationalmannschaft zum Einsatz, als er beim 1:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel im Ta’ Qali-Stadion in Attard gegen Malta für Marko Pjaca eingewechselt wurde.

Anfang März 2016 beendete Olić seine Nationalmannschaftskarriere.[13]

Karriere als Trainer Bearbeiten

Im Oktober 2017 wurde Olić unter Cheftrainer Zlatko Dalić Co-Trainer der kroatischen Fußballnationalmannschaft, um zu helfen, die Mannschaft über die Play-offs zur Fußball-WM 2018 in Russland zu führen.[14][15] Kroatien qualifizierte sich schließlich im November 2017 nach zwei Play-off-Spielen gegen Griechenland für die Weltmeisterschaft.[16] Auch bei der Endrunde in Russland war Olić als Co-Trainer dabei; das kroatische Team erreichte erstmals in der Geschichte das Finale und wurde Vizeweltmeister.

Ende März 2021 wurde bekannt, dass er den Cheftrainerposten bei dem russischen Fußballverein ZSKA Moskau übernommen hat. Aufgrund von Differenzen über die künftige Ausrichtung der ersten Mannschaft wurde die Zusammenarbeit durch die Vereinsführung bereits zum 15. Juni 2021 wieder beendet.[17] Daraufhin kehrte er wieder zurück ins Trainerteam der kroatischen Nationalmannschaft.[18]

Erfolge Bearbeiten

Vereine Bearbeiten

als Spieler

Nationalmannschaft Bearbeiten

als Spieler

als Trainer

Auszeichnungen Bearbeiten

Sonstiges Bearbeiten

Ivica Olić ist mit einer gebürtigen Berlinerin, die er während seiner Zeit bei Hertha BSC kennengelernt hatte, verheiratet; mit ihr hat er zwei Söhne[21] und eine Tochter.

Sein Großvater arbeitete als Gastarbeiter in Deutschland.[22]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ivica Olić – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Mit Olic verliert Hertha bei Hannover 96. In: berliner-zeitung.de, 10. Oktober 1998
  2. Olympia Verlag GmbH (Hrsg.): HSV holt Ivica Olic. In: kicker online. 30. Januar 2007, abgerufen am 5. September 2014.
  3. Olic sagt „Ja“ zum FCB. In: fcb.de
  4. Hamburger SV: Olic-Wechsel perfekt: Zu Hause ist es doch am Schönsten. In: HSV.de. 30. Januar 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Januar 2015; abgerufen am 30. Januar 2015.
  5. Ivica Olic kehrt zum Hamburger SV zurück. vfl-wolfsburg.de, abgerufen am 30. Januar 2015
  6. Risses Nackenschläge für die HSV-Stimmung. In: kicker online, 31. Januar 2015, abgerufen am 31. Januar 2015.
  7. 3:2! Der HSV besiegt in einem fesselnden Spiel den FC Augsburg. In: Internetpräsenz des Hamburger SV. 27. April 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. April 2015; abgerufen am 27. April 2015.
  8. Meldung auf kicker.de
  9. Zwei Spiele Sperre und Geldstrafe für Ivica Olic von 1860 München. In: dfb.de, 12. Oktober 2016
  10. Bericht aus dem chaotischen Innenleben von 1860. 2. Juni 2017, abgerufen am 4. Juni 2017.
  11. Olic hört auf: „Bei den Löwen lag schon lange vieles im Argen“. In: tz.de. 24. Juni 2017, abgerufen am 24. Juni 2017.
  12. EM-Aus für Olic – Kalinic nachnominiert. In: kicker.de. 4. Juni 2012, abgerufen am 20. November 2017.
  13. Olic nicht mehr für Kroatien. In: transfermarkt.de. 3. März 2016, abgerufen am 20. November 2017.
  14. Olić: “Velika je čast ponovno biti dio hrvatske reprezentacije” – Hrvatski nogometni savez. Abgerufen am 19. Oktober 2017 (kroatisch).
  15. Hamburger Morgenpost: Erster Trainer-Job für Olic, abgerufen am 19. Oktober 2017
  16. WM 2018: Schweiz und Kroatien qualifizieren sich – Griechenland ist raus. In: ksta.de. 12. November 2017, abgerufen am 20. November 2017.
  17. Mitteilung des Vereins auf Twitter. Abgerufen am 26. Juni 2021 (russisch).
  18. Olic freut sich über Comeback als Kroatiens Co-Trainer. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  19. November 2008 – Olic. In: sportschau.de. Abgerufen am 20. November 2017.
  20. März 2013 – Olic. In: sportschau.de. Abgerufen am 20. November 2017.
  21. Ivicas Jubel-Gruß an Luca & Toni. In: mopo.de
  22. Andreas Böni: EM-Serie Teil 8: Ivica Olic: «Petric haben wir immer ausgelacht». In: blick.ch. 20. Januar 2012, abgerufen am 20. November 2017.