Olympique Lyon
Olympique Lyon (offiziell Olympique Lyonnais, kurz „OL“) ist ein französischer Fußballverein aus Lyon. Seine Herrenmannschaft dominierte seit dem ersten nationalen Titelgewinn im Jahr 2002 die französische Liga und stellte im Mai 2008 mit sieben aufeinanderfolgenden Meisterschaften einen neuen Ligarekord auf. Auf internationaler Bühne sind die größten Erfolge das Erreichen des Halbfinals im Europapokal der Pokalsieger 1963/64 sowie 2009/10 und 2019/20 in der Champions League. 2007 war Olympique Lyon der erste Verein, der im selben Jahr sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die französische Meisterschaft gewinnen konnte. Den ersten europäischen Titel des Klubs gewannen seine Frauen mit der UEFA Women’s Champions League 2011.
Olympique Lyon | |||
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Basisdaten | |||
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Name | Olympique Lyonnais | ||
Sitz | Lyon, Frankreich | ||
Gründung | 3. August 1950 | ||
Präsident | Jean-Michel Aulas | ||
Website | ol.fr | ||
Erste Fußballmannschaft | |||
Cheftrainer | Laurent Blanc | ||
Spielstätte | Groupama Stadium | ||
Plätze | 59.186 | ||
Liga | Ligue 1 | ||
2021/22 | 8. Platz | ||
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Vereinspräsident ist derzeit Jean-Michel Aulas; die Ligamannschaft wird von Laurent Blanc trainiert, der im Oktober 2022 Peter Bosz ablöste.[1]
GeschichteBearbeiten
GründungBearbeiten
Der Verein wurde 1896 aus der Fusion des Racing Club de Vaise und des Rugby Club de Lyon gegründet[2]. Der Verein erhielt 1899 eine Fußballabteilung. Es war der erste Verein aus Lyon, der sich für die Endrunde der französischen Fußballmeisterschaft 1906 qualifizierte. Der Verein spielte im Stade des Iris und wartete auf die Fertigstellung des Stade de Gerland, das schließlich 1926 fertiggestellt wurde.
Unter der Führung von Félix Louot, der eine Summe von dreizehn Millionen Franken investierte, trat der Verein 1942 in den Profifußball ein und gewann 1945 mit zwei Punkten Vorsprung auf Bordeaux die Südgruppe der letzten „Kriegsmeisterschaft“. Im nationalen Finale der Meisterschaft standen sich Lyon und Rouen gegenüber. Rouen gewann mit vier zu null Toren. Dank der guten Ergebnisse, die der Verein während des Krieges erzielte, stieg er zu Beginn der Saison 1945–1946 in die Division 1 auf. Der Verein wurde damals von Félix Louot geleitet und stieg am Ende der Saison in die D2 ab.[3]
Im Mai 1950 führten starke Meinungsverschiedenheiten zwischen den Fußball- und Rugbyabteilungen des LOU zu einer Spaltung zwischen diesen beiden Abteilungen. Die erste Versammlung zur Gründung des Vereins fand am 19. Mai 1950 in der Brasserie de la République statt, um am 23. Mai 3 aus dem Café Neuf, einer Eisdiele am Rande des Place Bellecour, offiziell bekannt gegeben zu werden. Der Start der Profifußballabteilung erfolgte am 27. Mai 1950, als die Satzung bei der Präfektur des Departements Rhône hinterlegt wurde. Man entschied sich daraufhin für einen neuen Namen: Olympique de Lyon et du Rhône. Als Reaktion auf diesen Fußball-Rugby-Krieg wurde der Verein von der Ligue du Lyonnais für zwei Saisons mit einem Fußballverbot belegt und nach Verbüßung dieser Strafe gründete der LOU eine neue Fußballabteilung innerhalb des Vereins und gründete bei dieser Gelegenheit einen neuen Verein mit neuer FFF-Mitgliedsnummer, der bis heute besteht.Der Verein wurde von der Ligue du Lyonnais für zwei Saisons gesperrt.
- Vereinswappenhistorie
LigazugehörigkeitBearbeiten
Erstklassig (Division 1, seit 2002 Ligue 1 genannt) spielte Lyon 1942/43 und 1944–1946 (als LOU) und dann wieder 1951/52, 1954–1983 und seit 1989 (als OL).
StadionBearbeiten
Der Verein trug seine Heimspiele im 40.480 Zuschauer fassenden, städtischen Stade Gerland (offiziell Stade Municipal de Gerland) aus. Es wurde 1926 erbaut und 1998 für die WM grundlegend renoviert. Allerdings plante man eine neue, vereinseigene Arena mit etwa 60.000 Plätzen in Décines-Charpieu, östlich Lyons und nahe dem Flughafen Lyon Saint-Exupéry. Die ursprüngliche Planung sah eine Fertigstellung zur Saison 2010/11 vor, konnte aufgrund zahlreicher Nachbareinsprüche und anderer Genehmigungshindernisse nicht eingehalten werden. Am 22. Oktober 2012 konnte der Bau letztendlich beginnen. Die letzte Partie im Stade Gerland von Olympique Lyon fand am 16. Dezember 2015 im Coupe de la Ligue gegen den FC Tours statt.
Das anfangs als OL Land bezeichnete Neubauprojekt trug ab Januar 2011 die offizielle Bezeichnung Stade des Lumières (wörtlich übersetzt „Stadion der Lichter“). Dieser Name bezieht sich einerseits auf die jährlich am 8. Dezember gefeierte gallische „Hauptstadt des Lichts“, andererseits auf die in dieser Region tätigen Brüder Lumière. Es war allerdings beabsichtigt, den Namen schon während der Bauphase an einen Sponsoren zu verkaufen.[4] Mit der Eröffnung trug das Stadion den Namen Parc Olympique Lyonnais. Am 9. Januar 2016 wurde die neue, mit 59.186 Plätzen ausgestattete, Fußballarena mit dem Ligaspiel gegen ES Troyes AC (4:1) eingeweiht. Seit 2017 trägt das Stadion den Sponsorennamen Groupama Stadium, nach dem Versicherungsunternehmen Groupama (Groupe des Assurances Mutuelles Agricoles).
RivalitätenBearbeiten
Neben Rivalitäten zu anderen Spitzenclubs des französischen Fußballs wie PSG und Olympique Marseille (Le Classique) sind vor allem die Spiele gegen den französischen Rekordmeister AS Saint-Étienne schon seit Jahrzehnten von hoher Brisanz. Oft wird vom einzigen echten Derby in der Ligue 1 gesprochen, da beide Städte nur etwa 60 km voneinander entfernt sind. Dazu kommt, dass Saint-Étienne eine Arbeiterstadt ist, während Lyon von der Bourgeoisie geprägt ist. Die Spiele sind nach französischen Maßstäben als Risikospiele zu betrachten, wie sich beispielsweise beim Aufeinandertreffen in der Rückrunde 2006/07 zeigte.
ErfolgeBearbeiten
NationalBearbeiten
- Französischer Meister: 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008
- Französischer Pokalsieger: 1964, 1967, 1973, 2008, 2012 (und Finalist 1963, 1971, 1976)
- Französischer Ligapokalsieger: 2001
- Französischer Supercupsieger: 1973, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2012
InternationalBearbeiten
- UEFA Intertoto Cup: 1997
- UEFA Champions League: Halbfinale 2010, 2020
- UEFA Europa League: Halbfinale 2017
- Europapokal der Pokalsieger: Halbfinale 1964
Kader 2022/23Bearbeiten
Stand: 30. Januar 2023[5]
Nr. | Nat. | Name | Geburtstag | im Verein seit | Vertrag bis | |
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Tor | ||||||
1 | Anthony Lopes | 01.10.1990 | 2011 | 2025 | ||
30 | Julian Pollersbeck | 16.08.1994 | 2020 | 2024 | ||
35 | Rémy Riou | 06.08.1987 | 2022 | 2024 | ||
40 | Kayne Bonnevie | 22.07.2001 | 2022 | 2024 | ||
Abwehr | ||||||
2 | Sinaly Diomandé | 09.04.2001 | 2020 | 2025 | ||
3 | Nicolás Tagliafico | 31.08.1992 | 2022 | 2025 | ||
4 | Castello Lukeba | 17.12.2002 | 2021 | 2025 | ||
5 | Dejan Lovren | 05.07.1989 | 2023 | 2025 | ||
12 | Henrique | 25.04.1994 | 2021 | 2024 | ||
17 | Jérôme Boateng | 03.09.1988 | 2021 | 2023 | ||
20 | Saël Kumbedi | 26.03.2005 | 2022 | 2025 | ||
21 | Damien Da Silva | 17.05.1988 | 2021 | 2023 | ||
23 | Thiago Mendes | 15.03.1992 | 2019 | 2025 | ||
27 | Malo Gusto | 19.05.2003 | 2021 | 2024 | ||
Mittelfeld | ||||||
6 | Maxence Caqueret | 15.02.2000 | 2018 | 2027 | ||
8 | Houssem Aouar | 30.06.1998 | 2016 | 2023 | ||
22 | Jeff Reine-Adélaïde | 17.01.1998 | 2019 | 2024 | ||
24 | Johann Lepenant | 22.10.2002 | 2022 | 2027 | ||
88 | Corentin Tolisso | 03.08.1994 | 2022 | 2027 | ||
Sturm | ||||||
9 | Moussa Dembélé | 12.07.1996 | 2018 | 2023 | ||
10 | Alexandre Lacazette | 28.05.1991 | 2022 | 2025 | ||
18 | Rayan Cherki | 17.08.2003 | 2020 | 2024 | ||
26 | Bradley Barcola | 02.09.2002 | 2022 | 2026 |
Für den Verein wichtige ehemalige Spieler und TrainerBearbeiten
Im Sommer 2007 stellten fünf Journalisten, die Olympiques Werdegang seit Jahrzehnten verfolgten, folgende „Mannschaft der Besten aller Zeiten“ („équipe type“) zusammen:[6]
- Tor: Grégory Coupet (bei OL von 1997–2008); Ersatz: Marcel Aubour
- Abwehr: Jean Djorkaeff (1958–1966) – Cris (2004–2012) – André Lerond (1951–1959) – Aimé Mignot (1955–1965); Ersatz: Raymond Domenech, Éric Abidal
- Mittelfeld: Mahamadou Diarra (2002–2006) – Juninho (2001–2009) – Serge Chiesa (1969–1983); Ersatz: Jean Tigana, Angel Rambert
- Stürmer: Fleury di Nallo (1960–1974) – Bernard Lacombe (1969–1978) – Sonny Anderson (1999–2003); Ersatz: Nestor Combin, André Guy
Als „Bester dieser Besten“ wurde Serge Chiesa (vor Juninho und di Nallo) erkoren.
TrainerBearbeiten
- 1950–1954 Oscar Heisserer
- 1954–1955 Julien Darui
- 1955–1959 Lucien Troupel
- 1959–1961 Gabriel Robert
- 1961–1962 Manuel Fernandez
- 1962–1966 Lucien Jasseron
- 1966–1968 Louis Hon
- 1968–1976 Aimé Mignot
- 1976–1980 Aimé Jacquet
- 1980–1981 Jean-Pierre Destrumelle
- 1981–1982 Vladimir Kovačević
- 1982–1984 Robert Herbin
- 1984–1987 Robert Nouzaret
- 1987–1988 Denis Papas
- 1988–1988 Marcel Leborgne
- 1988–1993 Raymond Domenech
- 1993–1995 Jean Tigana
- 1995–1996 Guy Stéphan
- 1996–2000 Bernard Lacombe
- 2000–2002 Jacques Santini
- 2002–2005 Paul Le Guen
- 2005–2007 Gérard Houllier
- 2007–2008 Alain Perrin
- 2008–2011 Claude Puel
- 2011–2014 Rémi Garde
- 2014–2015 Hubert Fournier
- 2015–2019 Bruno Génésio
- 2019 Sylvinho
- 2019–2021 Rudi Garcia
- 2021–2022 Peter Bosz
- 2022–Laurent Blanc
FrauenfußballBearbeiten
GeschichteBearbeiten
1970 gründete der FC Lyon eine Frauenmannschaft. Diese gewann viermal die Meisterschaft und zweimal den Pokal. Im Sommer 2004 wechselte die Abteilung zu Olympique Lyon. 2007 wurden die Frauen von Olympique erstmals Landesmeisterinnen; nachdem sie 2008 den Doublé gewonnen haben, entwickelte sich in der französischen Liga ein ähnlicher Alleingang der Olympique-Frauen, wie ihn die Männer des Vereins im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends vorzuweisen hatten: 2020 gewann Olympique Lyonnais Féminin seine vierzehnte Landesmeisterschaft in Folge; 2021 wurde das Team lediglich Vizemeister. Seit 2012 haben die Fenottes auch lediglich noch ein Landespokalfinale verloren.
Im europäischen Meisterwettbewerb erreichten die Lyonnaises 2008 und 2009 das Semifinale und 2010 erstmals das Endspiel, 2011 gewann Olympiques Frauenmannschaft auch ihren ersten internationalen Titel.[7] Diesen konnte das Team 2012 verteidigen; bis 2022 ist OLs Palmarès auf europäischer Ebene auf acht Titelgewinne angewachsen.
Die Ausnahmestellung der Lyoner Frauen nicht nur im eigenen Land schlägt sich darin nieder, dass sie in diesen drei Wettbewerben von 2007 bis 2020 jährlich stets mindestens einen, meist aber mehrere Titel gewonnen haben: „nur“ einen lediglich in drei Spielzeiten, aber sechs Doubles und vier Triples (auf Französisch als Doublé beziehungsweise Triplé bezeichnet).
Für diesen Erfolgsweg waren lediglich sechs Trainer verantwortlich: Farid Benstiti (2004–2010, vorher schon beim FCL), der in den 1980er Jahren auch selbst bei OL gespielt hatte, Patrice Lair (2010–2014), Gérard Prêcheur (2014–2017), Reynald Pedros (2017–2019), Jean-Luc Vasseur (2019–April 2021) und seither – als erste Frau – Sonia Bompastor. Neben einem siebenstelligen Saisonetat (2012/13 rund 3,5 Mio. Euro) kann Lyon sich auf seine gute Nachwuchsarbeit stützen; so wurden beispielsweise vier junge Frauen des Vereins B-Jugend-Weltmeisterinnen im Oktober 2012.[8]
Ende 2019 hat der Verein 89,5 % des Kapitals des Reign FC mit einem Wert von gut 3,1 Millionen US-Dollar erworben. Die OL Groupe ist damit auch Aktionär der Frauen-Profiliga NWSL, in deren Verwaltungsrat Olympiques Präsident Jean-Michel Aulas 2020 den Vorsitz führt. Weitere 3 % der Anteile sicherte sich Tony Parker, Botschafter der Marke OL in den Vereinigten Staaten.[9]
ErfolgeBearbeiten
- Französischer Meister: 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020
- Französischer Pokalsieger: 2008, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2019, 2020 (und Finalistinnen 2005, 2006, 2007, 2018)
- Französischer Supercup-Gewinner: 2019
- UEFA Women’s Champions League: Sieger 2011, 2012, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2022 (und Endspielteilnahme 2010, 2013)
LiteraturBearbeiten
- Thierry Berthou/Collectif: Dictionnaire historique des clubs de football français; Pages de Foot, Créteil, 1999; Band 1 (A–Mo) ISBN 2-913146-01-5; Band 2 (Mu–W) ISBN 2-913146-02-3
WeblinksBearbeiten
- Offizielle Website von Olympique Lyon (französisch, englisch)
Anmerkungen und NachweiseBearbeiten
- ↑ Laurent Blanc, nouvel entraîneur de l'OL jusqu'en 2024. Abgerufen am 10. Oktober 2022.
- ↑ LOU. Abgerufen am 4. Januar 2023.
- ↑ Championnat de France D1 1945/1946 Classement & Résultats. Abgerufen am 4. Januar 2023.
- ↑ France Football vom 1. März 2011, S. 26/27
- ↑ effectif. Abgerufen am 30. Januar 2023.
- ↑ France Football vom 12. Juni 2007, S. 16–23
- ↑ Classy Lyon take women’s title from Potsdam (Memento vom 29. Mai 2011 im Internet Archive), UEFA, 26. Mai 2011
- ↑ siehe den französischen U-17-WM-Kader auf der Seite des Fußballverbands FFF
- ↑ Artikel „OL erwirbt den Reign FC“ vom 20. Dezember 2019 bei footofeminin.fr