Lacaune, manchmal auch Lacaune-les-Bains, (okzitanisch La Cauna) ist eine südfranzösische Gemeinde mit 2471 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Tarn in der Region Okzitanien. Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Haut-Languedoc.

Lacaune
La Cauna
Lacaune (Frankreich)
Lacaune (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Okzitanien
Département (Nr.) Tarn (81)
Arrondissement Castres
Kanton Les Hautes Terres d’Oc (Hauptort)
Gemeindeverband Monts de Lacaune et Montagne du Haut Languedoc
Koordinaten 43° 43′ N, 2° 42′ OKoordinaten: 43° 43′ N, 2° 42′ O
Höhe 598–1274 m
Fläche 91,36 km²
Einwohner 2.471 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 27 Einw./km²
Postleitzahl 81230
INSEE-Code
Website Lacaune

Lacaune – Place du Griffoul mit der Fontaine des Pisseurs

Lage Bearbeiten

Die ca. 800 Meter ü. d. M. gelegene Kleinstadt Lacaune liegt am Nordrand der teilweise über 1000 Meter hohen Berge der Monts de Lacaune. Sie ist gut 120 Kilometer (Fahrtstrecke) in östlicher Richtung von Toulouse bzw. etwa 67 Kilometer in südöstlicher Richtung von Albi entfernt, sie liegt etwa 70 Kilometer nordwestlich von Béziers.

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr 1800 1851 1901 1954 1975 1999 2012
Einwohner 2488 4088 3565 2742 3288 2914 2552

Im 19. Jahrhundert hatte Lacaune nahezu konstant zwischen 2500 und 4000 Einwohner. Die Reblauskrise im Weinbau und die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft führten im 20. Jahrhundert zu einem nahezu kontinuierlichen Rückgang der Bevölkerungszahl – heute liegt sie wieder im unteren Bereich der jemals in der Gemeinde gezählten Einwohner.

Sprache Bearbeiten

Lacaune liegt mitten im Gebiet des languedokischen Dialekts der Okzitanischen Sprache, der selbst die zentrale Lage im Gebiet der Sprache hat (zwischen Provenzalisch im Osten und Gascognisch im Westen), die früher im südlichen Drittel Frankreichs verbreitet war. Der Rückgang des Okzitanischen im 20. Jahrhundert in Laucaune ist das Thema der 1985 publizierten Dissertation der Romanistin Trudel Meisenburg.

Wirtschaft Bearbeiten

In Lacaune ist seit Jahrhunderten die Produktion von Pökelfleisch, Wurst und Schinken ein wichtiger Wirtschaftszweig. Auch die Milchwirtschaft mit der Schafsmilch des Lacaune-Schafes nimmt eine wichtige Rolle ein: die Milch ist Grundlage der Käsesorte Roquefort. Das besonders feine Leder dieser Schafsrasse wurde für die Handschuhfertigung genutzt. Die in der Region um Lacaune produzierten Weine werden über die Appellation Comté Tolosan vermarktet.

Geschichte Bearbeiten

Wie die zahlreichen Statuenmenhire nahelegen, war die Gegend um Lacaune wohl schon im 2. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Irgendwann im 1. Jahrtausend v. Chr. kam das keltische Volk der Tektosagen in die Umgebung von Lacaune.

Die historische Überlieferung aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit ist äußerst spärlich.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden von Lacaune aus 119 Juden deportiert: im August 1942 wurden 90 Personen nach Auschwitz geschafft, im Februar 1943 noch einmal 29 Personen nach Majdanek. Ein im Jahr 1999 errichtetes Mahnmal erinnert daran.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Fontaine des Pisseurs
  • Das große untere Becken des im 16. Jahrhundert errichteten Renaissance-Brunnens Fontaine des Pisseurs („Pisserbrunnen“) diente auch als Viehtränke; bei allzu starker Verschmutzung konnten die Menschen auf den Rand des zwölfeckigen Beckens steigen und frisches Wasser aus der oberen Brunnenschale schöpfen; später wurde von dort ein leichter zugängliches Abzweigrohr gelegt. Die vier Pisserfiguren sind allesamt aus einem Model aus Bronze gegossen. Der Brunnen wurde 1913 in die Liste der Monuments historiques[1] aufgenommen.
  • Die Kirche Notre-Dame wurde im 17. Jahrhundert an Stelle einer Kapelle aus dem 11. Jahrhundert errichtet. Der imposante Glockenturm erhebt sich über dem Portal auf der Südseite des Kirchenbauwerks.
  • Die protestantische Kirche (temple) wurde nach dem Konkordat des Jahres 1804 erbaut.
  • Die Wollspinnerei der Filature Ramond wurde im Jahre 1842 errichtet und war bis ins 20. Jahrhundert hinein in Betrieb. Die Spinnmaschinen sind noch vorhanden und in gutem Zustand. Das Industriedenkmal wurde im Jahr 1994 als Monument historique anerkannt.[2]
  • Das im 19. Jahrhundert ganz aus Bruchsteinen erbaute und gewölbte örtliche Waschhaus (lavoir) mit seinen weißverputzten Becken wurde mit dem Wasser einer Quelle gespeist. Es ist als kleines Freilichtmuseum hergerichtet worden.
 
Château de Calmels
 
Tour de Calmels
  • Ähnliche Szenen des täglichen Lebens sind im Musée du vieux Lacaune an der Place du Griffoul zu sehen.
  • Das im 16. Jahrhundert in Renaissance-Formen erbaute Château de Calmels steht am Ortsrand und war ein imposantes Domizil einer wohlhabenden Familie. Das dreigeschossige Gebäude hat noch einen – an eine mittelalterliche Burg erinnernden – runden Treppenturm und verfügt überdies über ein hochgezogenes Dachgeschoss mit Lukarnenfenstern. Es ist seit 1927 als Monument historique anerkannt.[3]
  • Auf den nahegelegenen Feldern erhebt sich der sogenannte Tour de Calmels aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine Scheune mit 77 Meter Umfang zur trockenen und separaten Lagerung von Getreide, Stroh und Heu mit einem imposanten Dachstuhl, der auf einer mittleren Stütze ruht. Während man über die großen Rundbogenportale die einzelnen Segmente im Innern erreichen konnte, diente der unter der Dachtraufe befindliche Fensterkranz vor allem zu Belüftungszwecken. Das ungewöhnliche Gebäude ist seit 2007 als Monument historique anerkannt.[4]
  • Der etwa zwei Kilometer östlich des Ortes unweit der D622 gelegene Peyro Lebado oder Pierre Plantée (‚aufgerichteter Stein‘) ist mit etwa 3,50 Meter sichtbarer und 4,50 Meter absoluter Höhe der größte Statuenmenhir Europas; in der Region von Lacaune und in der nordöstlich angrenzenden Region der Rouergue findet sich die größte Ansammlung derartiger Menhire in Europa. Sie können auf einem 40 Kilometer langen Rundweg erkundet werden. Die Datierung dieser Steine ist in der Forschung umstritten; eine Verbindung zu den üblichen Menhiren der Megalithkulturen ist ebenfalls fraglich. Der Stein ist bereits im Jahr 1883 als Monument historique[5] klassifiziert worden. (Hinweis: Eine kleine Sammlung von Statuenmenhiren findet sich im Musée Fenaille von Rodez).

Gemeindepartnerschaft Bearbeiten

Seit Mai 2009 ist Lacaune mit der italienischen Gemeinde Tizzano Val Parma in der Emilia-Romagna partnerschaftlich verbunden.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Pierre Roques (1685–1748), evangelischer Geistlicher der französischen Kirche in Basel (in Lacaune geboren)
  • Victor von Aveyron, ‚der Wilde von Aveyron‘ (um 1788–1828), wurde 1797 das erste Mal auf dem Gebiet von Lacaune von Jägern entdeckt. Seine Geschichte diente als Vorbild für den Film Der Wolfsjunge von François Truffaut.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lacaune (Tarn) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Fontaine, Lacaune in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  2. Filature Ramond, Lacaune in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  3. Château de Calmels, Lacaune in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  4. Tour de Calmels, Lacaune in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  5. Peyro Lebado, Lacaune in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)