Crest ist eine französische Gemeinde mit 8756 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Drôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Der Name kommt von einer crête rocheuse (felsiger Kamm), einem zu Tage tretenden Felskamm, der von weitem sichtbar ist und an dessen Fuß heute die Stadt liegt. Die Bewohner werden Crestois und Crestoises genannt.

Crest
Crest (Frankreich)
Crest (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Drôme (26)
Arrondissement Die
Kanton Crest
Gemeindeverband Crestois et Pays de Saillans – Cœur de Drôme
Koordinaten 44° 44′ N, 5° 1′ OKoordinaten: 44° 44′ N, 5° 1′ O
Höhe 166–463 m
Fläche 23,38 km²
Einwohner 8.756 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 375 Einw./km²
Postleitzahl 26400
INSEE-Code
Website www.mairie-crest.fr

Crest von der Burg aus gesehen

Die Gemeinde erhielt 2022 die Auszeichnung „Eine Blume“, die vom Conseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird.[1]

Geographie

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Crest liegt im Südwesten des Départements Drôme, am gleichnamigen Fluss Drôme, der dem Département den Namen gibt. Die Stadt liegt auch südwestlich des Regionalen Naturparks Vercors, mit dem sie als Zugangsort assoziiert ist.

Geschichte

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Kapuzinerkloster und Internierungslager Crest

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Auf dem Gelände des heute noch bestehenden Kapuziner-Klosters in der Avenue Henri-Grand[2]

befand sich bereits 1187 ein für religiöse Zwecke genutztes Gebäude.[3] Der Bau des heutigen Klosters begann 1610, und wurde Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Anlage erweitert und erhielt ihre heutige Struktur. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde im Kloster ein Gymnasium eingerichtet, danach ein Mädchenpensionat und schließlich eine Einrichtung zum Studium der Theologie.[3]

Während des Ersten Weltkriegs wurde das Kloster als Internierungslager für Zigeuner[4] genutzt, die aus Elsaß-Lothringen vertrieben worden waren.[3][5] Aufgrund dieser geographischen Herkunft galten sie als Angehörige einer feindlichen Nation, und als Nomaden waren sie aufgrund eines Gesetzes vom 16. Juli 1912 noch zusätzlichen sozialen Ausgrenzungen ausgesetzt.[6] Als Gründe für ihre Internierung wurden angeführt: „"undefinierte Nationalität", "Spionageverdächtiger", "unerwünscht im Armeegebiet", "bewegt sich nachts ohne Erlaubnis", "Handel mit dem Feind", "Landstreicherei", "Angriff auf die Sittlichkeit"“.[7] Das Lager von Crest war im Ersten Weltkrieg das einzige Lager in Frankreich mit einer überwiegend nomadischen Bevölkerung; die Internierten blieben dort über den Waffenstillstand hinaus.[8]

Emmanuel Filhol, ein Hochschullehrer aus Bordeaux hat über das Lager Crest eine ein Buch veröffentlicht.[9] In seiner Rezension des Buches schreibt Ralph Schor über die im Lager herrschenden Verhältnisse:

« Les « Romanichels » arrêtés transitèrent souvent de camp en camp, à Luçon, Alès, Le Vigan, Brignoles, Saint-Maximin. Les familles se trouvèrent parfois séparées, les populations locales manifestèrent souvent de l’hostilité à l’égard des nomades. La destination finale était Crest, commune de 5 536 habitants située à 23 kilomètres de Valence. Là s’élevait un ancien couvent de capucins, bâtiment en mauvais état, faiblement éclairé par d’étroites meurtrières, malpropre, fissuré et dépourvu de nombreux carreaux ce qui empêchait l’installation d’un chauffage sérieux ; seuls quelques poêles purent être placés dans le réfectoire et certains couloirs. La capacité d’accueil était de 160 personnes, dont 52 % d’enfants de moins de 16 ans. Les femmes représentaient 40 % des adultes. La garde fut confiée à 24 militaires. [..]
La vie quotidienne, placée sous le signe de la contrainte, prit son rythme. Au long de la guerre, 28 naissances furent enregistrées. [..]
Le nombre des décès monta à 6 chez les enfants et 4 chez les adultes. »

„Die verhafteten „Romanichels“ wanderten oft von Lager zu Lager, in Luçon, Alès, Le Vigan, Brignoles, Saint-Maximin. Familien wurden manchmal getrennt und die lokale Bevölkerung zeigte oft Feindseligkeit gegenüber den Nomaden. Das Endziel war Crest, eine Stadt mit 5.536 Einwohnern, 23 Kilometer von Valencia entfernt. Dort stand ein altes Kapuzinerkloster, ein Gebäude in schlechtem Zustand, schlecht beleuchtet durch enge Schießscharten, unsauber, rissig und ohne viele Fenster, die den Einbau einer ernsthaften Heizung verhinderten; Im Refektorium und in bestimmten Fluren konnten nur wenige Öfen aufgestellt werden. Die Aufnahmekapazität betrug 160 Personen, davon 52 % Kinder unter 16 Jahren. 40 % der Erwachsenen waren Frauen. Die Bewachung wurde 24 Soldaten anvertraut. [..]
Der Alltag nahm im Zeichen des Zwanges seinen Rhythmus. Während des gesamten Krieges wurden 28 Geburten registriert. [..]
Die Zahl der Todesfälle stieg bei Kindern auf 6 und bei Erwachsenen auf 4.[10]

Ralf Schor: Emmanuel Filhol, Un camp de concentration français[7]

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kauften einige wohlhabende Gönner das Kloster und stellten es 1922 wieder den Kapuzinern zur Verfügung. Zwischen 1981 und 1984 folgte eine vollständige Restaurierung des Klosters, in dem heute noch zehn Kapuzinerbrüder leben.[3]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2018
Einwohner 6207 7140 7519 7518 7583 7739 7789 8629
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

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Die Stadt wird von der im Norden auf steiler Felswand stehenden mächtigen Turmburg beherrscht, die bei Annäherung von Süden schon von weitem sichtbar ist. Die Burg Crest besteht nur aus diesem Turm, der mit 52 Meter Höhe der höchste Burgturm in Frankreich ist. Er ist seit 1877 als Monument historique klassifiziert.

In der Burg wurden für längere Zeit Hugenotten gefangen gehalten. Bei Besichtigungen sieht man noch Wandkritzeleien aus dieser Zeit. Dadurch entstehen Bezüge zum Tour de Constance in Aigues-Mortes.

Die Kirche Saint-Sauveur wurde zwischen 1842 und 1848 erbaut. Sie ist seit 1983 als Monument historique klassifiziert.

Die Kapelle de l’hôpital wurde 1675 errichtet und ihre Westfassade ist seit 1981 als Monument historique eingeschrieben.

Die ehemalige Kapelle der Cordeliers, heute Kirche Sainte-Marie, wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gebaut und ist seit 1986 als Monument historique eingeschrieben.

Das Haus Breyton in der Rue des Cuiretteries wurde im 16. Jahrhundert errichtet; seine Fassade und das zur Straße gelegene Dach sind seit 1981 als Monument historique eingeschrieben.

Das Haus in der Rue de la République 14 ist das Gebäude einer Vorschule. Es ist im 17. Jahrhundert gebaut worden, seine Fassade und das zur Straße gelegene Dach sind seit 1980 als Monument historique eingeschrieben.

Das ehemalige Hôtel de Pluvinel aus dem 17. Jahrhundert ist in Teilen seit 1984 als Monument historique eingeschrieben.

Das Gebäude des Postamts wurde 1820 gebaut und ist in Teilen seit 1975 als Monument historique eingeschrieben.

Im Jahr 2001 wurde eine 93 Meter lange und 8 Meter breite Holzbrücke fertiggestellt, die beide Ufer der Drôme verbindet.[11] Es handelt sich um die längste Holzbrücke Frankreichs.[12]

Im Ortsteil La Plaine befindet sich eine der größten Pfingstrosenzuchten der Welt, wo es über 650 Sorten der Pfingstrose zu sehen gibt: die Gärtnerei Pivoines Rivière.[13]

Städtepartnerschaften

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Persönlichkeiten

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Einzelnachweise

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  1. Crest. Conseil national des villes et villages fleuris, abgerufen am 8. April 2023 (französisch).
  2. Siehe hierzu auch: fr:Couvent des Capucins de Crest
  3. a b c d Ville de Crest: Couvent des Capucins
  4. Nomaden (Nomades), Zigeuner (Tsiganes) oder Manouches sind im Französischen auch aktuell benutzte Begriffe für Menschen, die im Deutschen zumeist als Sinti und Roma bezeichnet werden. Siehe hierzu auch: Marie-Christine Hubert: Frankreich auf der Webseite des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma.
  5. Siehe hierzu auch: fr:Camp de concentration de Crest
  6. Siehe hierzu: Jürgen König: Die Internierung der „Nomaden“ – eine französische Geschichte, Deutschlandfunk, 15. November 2018
  7. a b Ralph Schor: Emmanuel Filhol, Un camp de concentration français. Les Tsiganes alsaciens-lorrains à Crest, 1915-1919, Revue Européenne des Migrations Internationales, Vol 22, N° 1/2006 (Rezenbsion, online auf OpenEdition)
  8. Mémorial des Nomades de France: Camp de Crest (Drôme) 1915-1919
  9. Emmanuel Filhol: Un camp de concentration français. Les Tsiganes alsaciens-lorrains à Crest, 1915-1919, Presses universitaires de Grenoble, 2004, ISBN 2-7061-1187-9.
  10. Siehe hierzu auch: Mémorial des Nomades de France: Hommage aux internés morts durant la Grande Guerre
  11. Holzbrücke von Crest. In: Structurae, abgerufen am 14. Juli 2015.
  12. Le pont en bois - Ville de Crest. mairie-crest.fr, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2020; abgerufen am 14. Juli 2015 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mairie-crest.fr
  13. Philipp Collignon: Le jardin, Micro-Applications, Paris 2007, S. 222. Siehe auch Jean-Luc Rivière: Pivoines. Choisir, planter et cultiver 500 variétés. Éditions Larousse, Paris 2008.
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Commons: Crest (Drôme) – Sammlung von Bildern
Commons: Camp de concentration de Crest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien