University of London

Universität im Vereinigten Königreich

Die University of London (Universität London, kurz UoL) ist einer der ältesten und größten Hochschulverbünde weltweit. Der Verbund ist föderal organisiert und besteht zurzeit aus 17 unabhängigen Colleges und 3 zentralen Instituten.[8] Mit Stand 2020 studieren rund 219.410 Studenten an den Hochschulen der University of London, davon etwa 48.000 als externe Fernstudenten an der sogenannten University of London Worldwide.[9] Die Verwaltung ist hauptsächlich in Bloomsbury im London Borough of Camden angesiedelt. Nahe gelegen ist Russell Square (London Underground). Die einzelnen Colleges sind über das Stadtgebiet verteilt. Der Verband ist Mitglied der Association of Commonwealth Universities.

University of London
Universitas Londiniensis
Gründung 1836[1]
Trägerschaft staatlich
Ort London
Land Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Kanzlerin Anne, Princess Royal[2]
Vize-Kanzlerin Wendy Thomson[3]
Studierende 219.410 (inkl. 40.675 externe Fernstudenten)[4]
Mitarbeiter 895 (2018/19[5])
davon Professoren 100 (2018/19[6])
Netzwerke International Association of Universities[7]
European University Association
Universities UK
Association of Commonwealth Universities
Website www.london.ac.uk

Grundlegendes zur Struktur Bearbeiten

Die beiden klassischen englischen Universitäten, die Universität Oxford und die Universität Cambridge, sind föderal organisiert[10]: Sie setzen sich aus Colleges zusammen, bei denen es sich nicht um Fakultäten handelt, sondern um sich selbst verwaltende Einheiten, die beispielsweise Mensen, Studentenwohnungen und Sportmannschaften bereitstellen, aber auch einen Teil der Lehre übernehmen. Dieses Modell bildete das Vorbild bei der Gründung der University of London. Diese entwickelte sich aber im Lauf der Zeit dahingehend, dass dort die Autonomie der einzelnen Colleges deutlich weiter reicht als in Oxford oder Cambridge; beispielsweise haben in London die meisten Colleges die Befugnis, selbst Studiengänge zu organisieren und Abschlüsse zu verleihen, während in Oxford und Cambridge Abschlussprüfungen und Verleihung der akademischen Grade durch die Universität erfolgen. Die einzelnen Colleges der University of London sind daher praktisch autonome Hochschulen (viele davon mit Weltrang, z. B. London School of Economics, King’s College London, University College London) und die University of London ihr Dachverband.

Geschichte Bearbeiten

 
Gebäude der University of London, 6 Burlington Gardens
 
Senate House, Entwurf Charles Holden

Die University of London wurde 1836 durch Royal Charter gegründet, einige Colleges bestanden jedoch bereits zuvor als eigenständige Institutionen, etwa das 1614 in Belgien gegründete Heythrop College.[11][12] Die ersten Colleges bei Gründung waren das King’s College London[13] und das University College London[14]. Beide dominieren bis heute das Forschungsgeschehen im Zusammenschluss der Universitäten[15] und gehören zu den reichsten Universitäten Londons. Als erste Universität im Vereinigten Königreich führte sie 1869 die Examinierung von Frauen durch und verlieh ein Jahrzehnt später als erste englische Universität auch Abschlüsse an sie.[16][17] Mit Caroline Spurgeon wurde 1913 an der UoL die zweite Frau der britischen Hochschulgeschichte volle Professorin.[18]

Das Imperial College London war seit seiner Gründung 1907 als Technische Hochschule Mitglied der UoL. 2007 trat es aus dem Verband der University of London aus, erlangte eigenständig den Status als Universität und verleiht seither eigene Abschlüsse. Der Rektor der Universität hatte dies auch damit begründet, dass der selbst errungene Weltruf keiner Unterstützung durch die UoL mehr benötigt.[19] Neu als Mitglied hinzugekommen ist seither die City, University of London im Jahr 2016.[20] Durch den University of London Act 2018 wurde ermöglicht, dass jedes College einzeln den Universitätsstatus erwerben kann.[21] Zahlreiche Mitgliedsinstitutionen der UoL haben seither verkündet, den Status als Volluniversität zu beantragen, und werden deshalb künftig nicht mehr als College, sondern als Universität auftreten.[22]

Das Heythrop College, das seit 1970 Mitglied der UoL war, stellte 2019 den Studienbetrieb ein.[23]

Organisation Bearbeiten

Colleges & Institutes Bearbeiten

Frühere Colleges Bearbeiten

Einige Colleges sind mit größeren Colleges fusioniert worden:

Einige haben die Universität verlassen:

Geschlossen wurden folgende Colleges:

Gebäude Bearbeiten

Die einzelnen Colleges der University of London haben ihre eigenen Gebäude, die über die Stadt London verteilt sind. Dort finden auch die Lehrveranstaltungen statt. Die Universitätsverwaltung hat ihren Hauptsitz in dem 1932 bis 1937 errichteten Senate House im damaligen Bloomsbury, unweit vom British Museum. Es beherbergte während des Zweiten Weltkrieges, als die Universität aus London evakuiert war, das Informationsministerium (Vereinigtes Königreich). Da dieses Ministerium mit Zensur und Propaganda während des Krieges beauftragt war und George Orwells Frau Eileen dort beschäftigt war, wird weithin davon ausgegangen, dass das sehr imposante Gebäude Orwell zu der Darstellung des Wahrheitsministeriums (Ministry of Truth) in seinem Roman 1984 inspirierte.[24]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Universität London – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. https://london.ac.uk/about-us/history-university-london
  2. https://london.ac.uk/about-us/our-people/chancellor
  3. https://london.ac.uk/about-us/our-people/vice-chancellor
  4. https://www.hesa.ac.uk/data-and-analysis/students/where-study
  5. https://www.hesa.ac.uk/data-and-analysis/staff/working-in-he#provider
  6. https://www.hesa.ac.uk/data-and-analysis/staff/working-in-he#provider
  7. List of IAU Members. In: iau-aiu.net. International Association of Universities, abgerufen am 21. August 2019 (englisch).
  8. About us. Abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  9. University of London: University of London Financial Statement 2018/19. In: london.ac.uk. Abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  10. T. Tapper/D. Palfreyman: "The Collegial Tradition in the Age of Mass Higher Education". Springer 2010, S. 89.
  11. Paul Nicholson: Reviewing our intellectual ministry. Heythrop College’s history and recent development. In: Jesuits & friends, Nr. 92 (Winter 2015), S. 17.
  12. Heythrop's history. Heythrop College, 2014, archiviert vom Original am 15. April 2015; abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  13. King's College London. Abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  14. UCL. Abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  15. The Library of Congress: University of London - LC Linked Data Service: Authorities and Vocabularies | Library of Congress, from LC Linked Data Service: Authorities and Vocabularies (Library of Congress). Abgerufen am 13. Februar 2022.
  16. Philip Carter: The first women at university: remembering ‘the London Nine’. 28. Januar 2018, abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  17. The First New Graduates - 150th Anniversary - University of London External System. 3. Mai 2017, archiviert vom Original am 3. Mai 2017; abgerufen am 13. Februar 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.londoninternational.ac.uk
  18. Caroline Spurgeon. Abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  19. Imperial College leaves London University. 5. Oktober 2006, abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  20. City University London to join University of London. 16. Juli 2015, abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  21. University Governance. Abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  22. London School of Economics and Political Science: University status. Abgerufen am 13. Februar 2022 (britisches Englisch).
  23. Heythrop College closes its doors. In: University of London website. Abgerufen am 22. Juli 2022 (englisch).
  24. Dan Hill: Journal: Senate House, University of London. In: www.cityofsound.com. 21. November 2003, abgerufen am 15. Februar 2019 (englisch).