Universität London
Die Universität London (englisch University of London) ist einer der ältesten und größten Hochschulverbünde weltweit. Der Verbund ist föderal organisiert und besteht zurzeit aus 18 unabhängigen Colleges und 9 Instituten. Insgesamt studieren über 170.000 (interne und externe) Studenten an den Hochschulen der Universität London. Die Verwaltung ist hauptsächlich in Bloomsbury im London Borough of Camden angesiedelt. Nahe gelegen ist Russell Square (London Underground). Die einzelnen Colleges sind über das Stadtgebiet verteilt.
University of London Universitas Londiniensis | |
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Gründung | 1836[1] |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | London, Vereinigtes Königreich |
Kanzler | Anne Mountbatten-Windsor, Princess Royal[2], Wendy Thomson(Vizekanzler)[3] |
Studierende | 135.000 interne, 40.000 externe (2006) |
Netzwerke | IAU[4] |
Website | www.lon.ac.uk |
Grundlegendes zur StrukturBearbeiten
Die beiden klassischen englischen Universitäten, die Universität Oxford und die Universität Cambridge, sind föderal organisiert[5]: Sie setzen sich aus Colleges zusammen, bei denen es sich nicht um Fakultäten handelt, sondern um sich selbst verwaltende Einheiten, die beispielsweise Mensen, Studentenwohnungen und Sportmannschaften bereitstellen, aber auch einen Teil der Lehre übernehmen. Dieses Modell bildete das Vorbild bei der Gründung der Universität London. Diese entwickelte sich aber im Lauf der Zeit dahingehend, dass dort die Autonomie der einzelnen Colleges deutlich weiter reicht als in Oxford oder Cambridge; beispielsweise haben in London die meisten Colleges die Befugnis, selbst Studiengänge zu organisieren und Abschlüsse zu verleihen, während in Oxford und Cambridge Abschlussprüfungen und Verleihung der akademischen Grade durch die Universität erfolgen. Die einzelnen Colleges der Universität London sind daher praktisch autonome Hochschulen (viele davon mit Weltrang, z. B. London School of Economics, King’s College London, University College London, Queen Mary University of London) und die Universität London ihr Dachverband.
Es gibt in London auch Hochschulen, die gänzlich eigenständig sind und nicht zur Universität London gehören. Beispiele sind das Imperial College London, das bis 2007 Teil der Universität London war, und die University of Roehampton, die nie zur Universität London gehörte.
AktuellesBearbeiten
Dem föderalen Charakter der Universität London ist immanent, dass sich der Bestand der beteiligten Colleges und Institute ändert. Trotzdem hat jüngst der Austritt des Imperial College zu dessen 100-jährigem Gründungsjubiläum für Aufsehen gesorgt. Das College war eines der angesehensten innerhalb der Universität London. Nach dem Austritt des Imperial Colleges sind weiterhin 19 unabhängige Colleges und 12 Institute Teil der Universität.
GeschichteBearbeiten
Die Universität London wurde 1836 durch Royal Charter gegründet, einige Colleges bestanden jedoch bereits zuvor als eigenständige Institutionen, etwa das 1614 in Belgien gegründete Heythrop.[6][7] Die ersten Colleges bei Gründung waren das King’s College und das University College.
OrganisationBearbeiten
Colleges & InstitutesBearbeiten
- Birkbeck, University of London (BBK)
- Central School of Speech and Drama (RCSSD)
- City, University of London (CUL)
- Courtauld Institute of Art (CIA)
- Goldsmiths, University of London (GUL)
- The Institute of Cancer Research (ICR)
- King’s College London (KCL)
- London Business School (LBS)
- London School of Economics and Political Science (LSE)
- London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM)
- Queen Mary, University of London (QMUL)
- Royal Academy of Music (RAM)
- Royal Holloway, University of London (RHUL)
- Royal Veterinary College (RVC)
- School of Oriental and African Studies (SOAS)
- St George’s, University of London, früher: St George’s Hospital Medical School
- University College London (UCL)
- School of Advanced Study
- University of London Institute in Paris
- University of London International Programmes (Distance Learning)
Frühere CollegesBearbeiten
Einige Colleges sind mit größeren Colleges fusioniert worden:
- Bedford College, Inner Circle, Regent’s Park – jetzt: Teil von Royal Holloway, University of London,
- Chelsea College of Science and Technology, Hortensia Road, Chelsea – jetzt: Teil des King’s College,
- Queen Elizabeth College, Campden Hill Road, Kensington – jetzt: Teil des King’s College,
- St Thomas’ Hospital Medical School – jetzt: Teil der King’s College School of Medicine and Dentistry und
- Westfield College, Kidderpore Avenue, Hampstead – jetzt: Teil von Queen Mary, University of London.
Einige haben die Universität verlassen:
- Imperial College London – verließ die Universität London im Juli 2007,
- Royal Postgraduate Medical School – jetzt: Teil der Imperial College School of Medicine sowie
- Wye College (siehe: Wye, Kent).
Geschlossen wurden folgende Colleges:
- New College London – Schließung 1980
- Heythrop College (HEY) – Der Lehrbetrieb wurde zum 31. Januar 2019 eingestellt.
GebäudeBearbeiten
Die einzelnen Colleges der Universität London haben ihre eigenen Gebäude, die über die Stadt London verteilt sind. Dort finden auch die Lehrveranstaltungen statt. Die Universitätsverwaltung hat ihren Hauptsitz in dem 1932 bis 1937 errichteten Senate House im damaligen Bloomsbury, unweit vom British Museum. Es beherbergte während des Zweiten Weltkrieges, als die Universität aus London evakuiert worden war, das Informationsministerium (Vereinigtes Königreich). Da dieses Ministerium mit Zensur und Propaganda während des Krieges beauftragt war und George Orwells Frau Eileen dort beschäftigt war, wird weithin davon ausgegangen, dass das sehr imposante Gebäude Orwell zu der Darstellung des Wahrheitsministeriums (Ministry of Truth) in seinem Roman 1984 inspirierte.[8]
Siehe auchBearbeiten
WeblinksBearbeiten
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ https://london.ac.uk/about-us/history-university-london
- ↑ https://london.ac.uk/about-us/our-people/chancellor
- ↑ https://london.ac.uk/about-us/our-people/vice-chancellor
- ↑ List of IAU Members. In: iau-aiu.net. International Association of Universities, abgerufen am 21. August 2019 (englisch).
- ↑ T. Tapper/D. Palfreyman: "The Collegial Tradition in the Age of Mass Higher Education". Springer 2010, S. 89.
- ↑ Paul Nicholson: Reviewing our intellectual ministry. Heythrop College’s history and recent development. In: Jesuits & friends, Nr. 92 (Winter 2015), S. 17.
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) (
- ↑ Dan Hill: Journal: Senate House, University of London. In: www.cityofsound.com. 21. November 2003, abgerufen am 15. Februar 2019 (englisch).