Olympische Sommerspiele 1948/Leichtathletik – 200 m (Frauen)

Der 200-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1948 in London wurde am 5. und 6. August 1948 im Wembley-Stadion ausgetragen. 33 Athletinnen nahmen an der olympischen Premiere dieser Disziplin der Leichtathletik der Frauen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 200-Meter-Lauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 33 Athletinnen aus 17 Ländern
Wettkampfort Londoner Wembley-Stadion
Wettkampfphase 5. August 1948 (Vorläufe/Halbfinale)
6. August 1948 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Fanny Blankers-Koen (Niederlande NED)
Audrey Williamson (Vereinigtes Konigreich GBR)
Audrey Patterson (Vereinigte Staaten 48 USA)
Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen in London

Olympiasiegerin wurde die Niederländerin Fanny Blankers-Koen vor der Britin Audrey Williamson. Bronze gewann die US-Amerikanerin Audrey Patterson.

Rekorde Bearbeiten

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 23,6 s Stanisława Walasiewicz (Polen 1928  Polen) Warschau, Polen 4. August 1935[1]
Olympischer Rekord Wettbewerb erstmals im olympischen Programm

Erste olympische Rekorde Bearbeiten

Der olympische Rekord wurde im ersten Rennen neu aufgestellt und in den folgenden Läufen dreimal verbessert:

Durchführung des Wettbewerbs Bearbeiten

Die Athletinnen traten am 5. August zu sieben Vorläufen an. Die jeweils zwei besten Läuferinnen – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Halbfinale, das am selben Tag stattfand. In den Halbfinals qualifizierten sich die jeweils ersten beiden Wettbewerberinnen – wiederum hellblau unterlegt – für das Finale am 6. August.

Vorläufe Bearbeiten

5. August 1948, 15.30 Uhr[2]

Es sind nicht alle Zeiten überliefert.

Vorlauf 1 Bearbeiten

 
Melânia Luz (Mitte) – ausgeschieden als Vierte des ersten Vorlaufs

Wind: ±0,0 m/s

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Fanny Blankers-Koen Niederlande  Niederlande 25,7 s000 OR
2 Liliane Sprécher Frankreich 1946  Frankreich 26,0 s000
3 Mae Faggs Vereinigte Staaten 48  USA 26,0 s000
4 Melânia Luz Brasilien 1889  Brasilien 26,6 s (g)
5 Phyliss Edness Bermuda 1910  Bermuda k. A.000

Vorlauf 2 Bearbeiten

Wind: +1,1 m/s

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Cynthia Thompson Jamaika 1906  Jamaika 25,6 s000 OR
2 Sylvia Cheeseman Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 25,7 s000
3 Diane Foster Kanada 1921  Kanada 26,1 s000
4 Helena de Menezes Brasilien 1889  Brasilien 27,7 s (g)
DNS Grete Jenny Osterreich  Österreich

Vorlauf 3 Bearbeiten

Wind: +1,4 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Joyce King Australien  Australien 25,9 s000
2 Phyllis Lightbourn-Jones Bermuda 1910  Bermuda 27,0 s000
3 Lucila Pini Brasilien 1889  Brasilien 27,6 s000
4 Marie-Thérèse Renard Belgien  Belgien 28,5 s (g)
DNF Olga Šicnerová Tschechoslowakei  Tschechoslowakei

Vorlauf 4 Bearbeiten

 
Alma Butia – ausgeschieden als Fünfte des vierten Vorlaufs

Wind: +1,8 m/s

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Daphne Robb Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 25,3 s OR
2 Shirley Strickland Australien  Australien 25,8 s
3 Nell Jackson Vereinigte Staaten 48  USA 25,8 s
4 Donna Gilmore Kanada 1921  Kanada k. A.
5 Alma Butia Jugoslawien  Jugoslawien

Vorlauf 5 Bearbeiten

Wind: +2,5 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Audrey Patterson Vereinigte Staaten 48  USA 25,5 s000
2 Margaret Walker Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 25,8 s000
3 Kathleen Russell Jamaika 1906  Jamaika 26,3 s000
4 Ann-Britt Leyman Schweden  Schweden 26,3 s (g)
5 Tilly Decker Luxemburg  Luxemburg k. A.000
6 Beatriz Kretschmer Chile  Chile

Vorlauf 6 Bearbeiten

Wind: +1,0 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Betty McKinnon Australien  Australien 25,9 s
2 Rosine Faugouin Frankreich 1946  Frankreich 25,9 s
3 Grietje de Jongh Niederlande  Niederlande 26,2 s
4 Grete Pavlousek Osterreich  Österreich k. A.
DNS Adriana Millard Pachedo Chile  Chile
Carmen Phipps Jamaika 1906  Jamaika

Vorlauf 7 Bearbeiten

Wind: +0,7 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Audrey Williamson Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 25,4 s
2 Neeltje Karelse Niederlande  Niederlande 26,0 s
3 Millie Cheater Kanada 1921  Kanada 26,4 s
DSQ Annegret Weller-Schneider Chile  Chile
DNS Elisabeth Ranftl Osterreich  Österreich
Léa Caurla Frankreich 1946  Frankreich

Halbfinale Bearbeiten

5. August 1948, 17:00 Uhr[2]

Es sind nicht alle Zeiten überliefert.

Lauf 1 Bearbeiten

Wind: +1,7 m/s

Platz Name Nation Offiz. hand-
gestoppte Zeit
Inoffiz. elek-
tronische Zeit
1 Fanny Blankers-Koen Niederlande  Niederlande 24,3 s OR 24,4 s0
2 Audrey Patterson Vereinigte Staaten 48  USA 25,0 s000 25,02 s
3 Margaret Walker Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 25,3 s000 25,42 s
4 Cynthia Thompson Jamaika 1906  Jamaika k. A.000 25,67 s
5 Rosine Faugouin Frankreich 1946  Frankreich 25,73 s
6 Joyce King Australien  Australien 25,78 s
7 Phyllis Lightbourn-Jones Bermuda 1910  Bermuda k. A.

Lauf 2 Bearbeiten

Wind: +3,4 m/s

Platz Name Nation Offiz. hand-
gestoppte Zeit
Inoffiz. elek-
tronische Zeit
1 Shirley Strickland Australien  Australien 24,9 s 25,1 s0
2 Audrey Williamson Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 24,9 s 25,11 s
3 Daphne Robb Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 25,1 s 25,22 s
4 Sylvia Cheeseman Vereinigtes Konigreich  Großbritannien k. A. 25,48 s
5 Neeltje Karelse Niederlande  Niederlande 25,68 s
6 Liliane Sprécher Frankreich 1946  Frankreich 25,72 s
7 Betty McKinnon Australien  Australien 25,85 s

Finale Bearbeiten

6. August 1948, 16:30 Uhr[2]
Wind: ±0,0 m/s

Platz Name Nation Offiz. hand-
gestoppte Zeit
Inoffiz. elek-
tronische Zeit
1 Fanny Blankers-Koen Niederlande  Niederlande 24,4 s000 24,4 s00
2 Audrey Williamson Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 25,1 s000 25,20 s0
3 Audrey Patterson Vereinigte Staaten 48  USA 25,2 s000 25,26 sa
4 Shirley Strickland Australien  Australien 25,3 s (g) 25,25 sb
5 Margaret Walker Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 25,6 s (g) 25,59 s0
6 Daphne Robb Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 25,7 s (g) 25,65 s0
a 
Audrey Patterson war laut Zielfoto eigentlich Vierte, blieb jedoch offiziell auf Rang drei.[3]
b 
Shirley Strickland war laut Zielfoto eigentlich Dritte, blieb jedoch offiziell auf Rang vier.[3]

Im Finale galt die 100-Meter-Siegerin Fanny Blankers-Koen aus den Niederlanden, die auch den 80-Meter-Hürdenlauf gewonnen hatte, als klare Favoritin. Doch die publicityscheue Athletin, die als „fliegende Hausfrau“ oder auch „fliegende Holländerin“ im Medieninteresse stand, litt schon im Halbfinale an Heimweh. Sie wollte dem Medienrummel entfliehen und sehnte sich nach ihren beiden Kindern. Erst nach einem langen Gespräch mit ihrem Ehemann und Trainer Jan Blankers trat sie zu den beiden noch ausstehenden Wettbewerben über hier 200 Meter und in der 4-mal-100-Meter-Staffel an. Sie gewann diese 200 Meter mit deutlichem Vorsprung vor der Britin Audrey Williamson. Im Halbfinale stellte sie mit 24,3 s einen olympischen Rekord auf. Die drittplatzierte US-Amerikanerin Audrey Patterson war die erste afroamerikanische Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele. Die Schiedsrichter hatten die US-Läuferin nach 45 Minuten zur Medaillengewinnerin erklärt. Erst später wurde nach einer Analyse des Zielfotos klar, dass eigentlich die Australierin Shirley Strickland die Bronzemedaille gewonnen hätte. Aber die erste Entscheidung des Schiedsgerichts wurde nie revidiert.[3]

Fanny Blankers-Koen gewann nach den Rennen über 100 Meter und den 80 Meter Hürden ihre dritte von vier Goldmedaillen bei den Spielen von 1948.

Videolinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 45f

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Weltrekorde. 200 m Frauen, abgerufen am 27. Juli 2021
  2. a b c Official Report of the Organising Committee for the XIV Olympiad, "Athletic Timetable", S. 241, digital.la84.org, englisch (PDF; 31.668 KB), abgerufen am 27. Juli 2021
  3. a b c Athletics at the 1948 London Summer Games: Women's 200 metres, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 18. August 2017