Olympische Sommerspiele 1912/Leichtathletik – 200 m (Männer)

Olympisches Leichtathletik-Event

Der 200-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm wurde am 10. und 11. Juli 1912 im Stockholmer Olympiastadion ausgetragen. 61 Athleten nahmen daran teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 200-Meter-Lauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 61 Athleten aus 19 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Stockholm
Wettkampfphase 10. Juli 1912 (Vorrunde/Halbfinale)
11. Juli 1912 (Finale)
Siegerzeit 21,7 s
Medaillengewinner
Vereinigte Staaten 48 Ralph Craig (USA)
Vereinigte Staaten 48 Donald Lippincott (USA)
Vereinigtes Konigreich 1801 Willie Applegarth (GBR)
1908 1920

Olympiasieger wurde der US-Amerikaner Ralph Craig vor seinem Landsmann Donald Lippincott. Die Bronzemedaille gewann der Brite Willie Applegarth.

Die deutschen Starter Heinrich Wenseler und Emil Ketterer sowie die Österreicher Rudolf Rauch, Władysław Ponurski und Fritz Fleischer schieden in ihren Vorläufen aus. Erwin Kern, Deutschland, konnte wegen einer Verletzung nicht antreten. Bester Athlet aus den deutschsprachigen Ländern war Richard Rau aus Deutschland, der bis ins Finale kam und dort den vierten Platz belegte. Schweizer Athleten waren nicht am Start.

Bestehende Rekorde

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Der hier angegebene Weltrekord wurde in einem Rennen über 220 Yards aufgestellt das entspricht 201,168 Metern.

Weltrekord 21,2 s Bernard Wefers Vereinigte Staaten 44  USA New York (USA), 30. Mai 1896
John Maybury Vereinigte Staaten 44  USA Chicago (USA), 5. Juni 1897
Bernard Wefers Vereinigte Staaten 44  USA Toronto (Kanada), 25. September 1897
Dan Kelly Vereinigte Staaten 45  USA Spokane (USA), 23. Juni 1906[1]
Olympischer Rekord 21,6 s (gerade Bahn) Archie Hahn Vereinigte Staaten 45  USA Finale OS St. Louis (USA), 31. August 1904

Anmerkung zum Weltrekord durch Dan Kelly von 1906:
Dan Kelly war auf einer geraden Bahn ohne Kurve gelaufen.

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht ganz erreicht.

Durchführung des Wettbewerbs

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Am 10. Juli wurden insgesamt achtzehn Vorläufe durchgeführt. Die auf den jeweils ersten beiden Plätzen eingelaufenen Athleten – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für die Halbfinals, die am gleichen Tag durchgeführt wurden. In den sechs Läufen qualifizierten sich jeweils nur die Sieger für das Finale am 11. Juli.

Vorlrunde

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Datum: 10. Juli 1912

Die auf den jeweils ersten beiden Plätzen eingelaufenen Athleten – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für die Halbfinals.

Es sind nur wenige Zeiten überliefert, die Siegeszeiten und einige wenige andere. Auch im offiziellen Bericht der Spiele werden lediglich die Abstände der weiteren Läufer in Zentimetern oder Metern angegeben, nicht jedoch die Zeiten.[2]

Sehr seltsam muten hier die Einteilungen in den Vorläufen an. Einige Rennen gingen mit lediglich zwei Teilnehmern vonstatten, die so natürlich beide schon vorher das Weiterkommen sicher hatten, während andere Läufe mit bis zu fünf Sprintern durchgeführt wurden.

Vorlauf 1

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Charles Reidpath Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,6 s
2 Georges Rolot Dritte Französische Republik  Frankreich 22,7 s
3 Knut Stenborg Schweden  Schweden k. A.
4 Václav Labík-Gregan Böhmen  Böhmen

Vorlauf 2

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Charles Poulenard – ausgeschieden als Dritter des zweiten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ralph Craig Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,8 s
2 Richard Rice Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 23,0 s
3 Charles Poulenard Dritte Französische Republik  Frankreich k. A.
4 Karl Lindblom Schweden  Schweden

Vorlauf 3

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ira Courtney Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,7 s
2 Duncan Macmillan Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
3 Léon Aelter Belgien  Belgien k. A.
4 Haralds Hāns Russisches Kaiserreich 1883  Russland
DNF Herberts Baumanis Russisches Kaiserreich 1883  Russland

Ira Courtney konnte den Briten Duncan Macmillan auf Distanz halten, der sich von einer
Trainingsverletzung, die er sich wenige Tage vor Beginn der Wettkämpfe zugezogen hatte, erholt hatte.

Vorlauf 4

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Charles Luther Schweden  Schweden 23,6 s
2 Jan Grijseels Niederlande  Niederlande k. A.

Vorlauf 5

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Willie Applegarth Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 24,7 s
2 Harold Heiland Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten k. A.

Vorlauf 6

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Richard Rau Deutsches Reich  Deutsches Reich 22,5 s
2 Arthur Anderson Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
3 Rudolf Rauch Osterreich Cisleithanien  Österreich k. A.

Vorlauf 7

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Carl Cooke Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,5 s
2 Reuben Povey Sudafrika 1910  Südafrikanische Union k. A.
3 Joseph Wells Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
4 Harry Beasley Kanada 1868  Kanada
5 Georges Malfait Dritte Französische Republik  Frankreich

Carl Cooke schlug den Südafrikaner Reuben Povey im schnellsten aller Vorläufe.

Vorlauf 8

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 John Howard Kanada 1868  Kanada 25,0 s
2 Franco Giongo Italien 1861  Italien k. A.

Vorlauf 9

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Knut Lindberg Schweden  Schweden 23,1 s
2 Frigyes Wiesner Ungarn 1867  Ungarn k. A.
3 Charles Lelong Dritte Französische Republik  Frankreich k. A.

Vorlauf 10

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Peter Clarence Gerhardt Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,9 s
2 Victor d’Arcy Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 22,9 s
3 Gustav Möller Schweden  Schweden k. A.
DNS Erwin Kern Deutsches Reich  Deutsches Reich

Vorlauf 11

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Pierre Failliot – ausgeschieden als Dritter des elften Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Donald Lippincott Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,8 s
2 Ivan Möller Schweden  Schweden k. A.
3 Pierre Failliot Dritte Französische Republik  Frankreich k. A.
4 Ernest Haley Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
5 Pablo Eitel Chile  Chile

Vorlauf 12

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Alvah Meyer Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 24,1 s
2 Robert C. Duncan Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.

Vorlauf 13

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Donnell Young Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,8 s
2 Cyril Seedhouse Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
3 Fritz Fleischer Osterreich Cisleithanien  Österreich k. A.
4 Heinrich Wenseler Deutsches Reich  Deutsches Reich
5 Yahiko Mishima Japan 1870  Japan

Donnell Young und Cyril Seedhouse achteten nur auf den jeweiligen Gegner.
Seedhouse hinderte Young nicht am Sieg.

Vorlauf 14

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 George Patching Sudafrika 1910  Südafrikanische Union 22,3 s
2 Clement Wilson Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten k. A.
3 Frank McConnell Kanada 1868  Kanada k. A.
4 Ervin Szerelemhegyi Ungarn 1867  Ungarn
DNF Emil Grandell Schweden  Schweden

Vorlauf 15

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Władysław Ponurski (links) – im fünfzehnten Vorlauf nicht im Ziel
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Max Herrmann Deutsches Reich  Deutsches Reich 22,9 s
2 István Déván Ungarn 1867  Ungarn k. A.
3 Herman Sotaaen Norwegen  Norwegen k. A.
DNF Władysław Ponurski Osterreich Cisleithanien  Österreich

Vorlauf 16

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 William Stewart Australasien  Australasien 26,0 s
2 Henry Macintosh Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.

Die beiden einzigen Teilnehmer an diesem Lauf liefen nicht ernsthaft und passierten die Ziellinie fast gleichzeitig.

Vorlauf 17

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 David Jacobs Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 23,2 s
2 Skotte Jacobsson Schweden  Schweden k. A.
DNS Emil Ketterer Deutsches Reich  Deutsches Reich

Vorlauf 18

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Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ture Person Schweden  Schweden 23,2 s
2 Robert Schurrer Dritte Französische Republik  Frankreich k. A.
3 António Stromp Portugal  Portugal k. A.

Halbfinale

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Datum: 10. Juli 1912

Für das Finale qualifizierten sich nur die Sieger – hellblau hinterlegt. Wie in den Vorläufen wurden hier nur die Siegeszeiten und einige wenige andere Zeiten übermittelt.[3]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ralph Craig Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 21,9 s
2 David Jacobs Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
3 Ira Courtney Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten
4 Ture Person Schweden  Schweden
5 Frigyes Wiesner Ungarn 1867  Ungarn
DNF Arthur Anderson Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien

Es gab einen Start-Ziel-Sieg des US-Amerikaners Ralph Craig.

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Willie Applegarth Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 21,9 s
2 Clement Wilson Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten k. A.
3 Cyril Seedhouse Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
4 Harold Heiland Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten
5 Skotte Jacobsson Schweden  Schweden
DSQ William Stewart Australasien  Australasien

William Applegarth und Clement Wilson lieferten sich bis zum Ziel einen harten Kampf, den der Brite für sich entscheiden konnte.

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Donnell Young Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 21,9 s
2 Carl Cooke Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten k. A.
3 Georges Rolot Dritte Französische Republik  Frankreich
4 Max Herrmann Deutsches Reich  Deutsches Reich
DNF Henry Macintosh Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
George Patching Sudafrika 1910  Südafrikanische Union
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Donald Lippincott Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 21,8 s
2 Alvah Meyer Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten k. A.
3 John Howard Kanada 1868  Kanada
4 Ivan Möller Schweden  Schweden 22,4 s
5 Duncan Macmillan Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
6 Jan Grijseels Niederlande  Niederlande

Während in der Kurve Ivan Möller und John Howard den beiden
US-Amerikanern noch folgen konnten, legten diese auf der Geraden an
Geschwindigkeit zu. Am Ende lief Donald Lippincott die schnellste Zeit des Tages.

 
Peter Clarence Gerhardt – ausgeschieden als Zweiter des fünften Halbfinals
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Richard Rau Deutsches Reich  Deutsches Reich 22,1 s
2 Peter Clarence Gerhardt Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten k. A.
3 Charles Luther Schweden  Schweden 22,3 s
4 Franco Giongo Italien 1861  Italien k. A.
5 Reuben Povey Sudafrika 1910  Südafrikanische Union k. A.
DNF Richard Rice Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien

Charles Luther hatte einen schlechten Start und kämpfte sich bis zur
Geraden an die beiden Führenden, Richard Rau und Peter Gerhardt, heran.
Nach 120 Metern lagen die drei fast gleichauf. Rau hatte das stärkste Finish
und siegte knapp vor Gerhardt und Luther.

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Charles Reidpath Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,1 s
2 Victor d’Arcy Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
3 Knut Lindberg Schweden  Schweden 22,5 s
4 István Déván Ungarn 1867  Ungarn k. A.
5 Robert Schurrer Dritte Französische Republik  Frankreich
DNF Robert C. Duncan Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien

Auch im letzten Halbfinale kam es zu einem Dreikampf. Charles,
ReidpathVictor d'Arcy und Knut Lindberg lagen bis 25 Meter
vor dem Ziel fast gleichauf, als Reidpath noch einmal beschleunigte
und knapp gewinnen konnte.

 
Zieleinlauf (v. l. n. r.): Donald Lippincott, Ralph Craig, Richard Rau, Donnell Young, Charles Reidpath, Willie Applegarth

Datum: 11. Juli 1912

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ralph Craig Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 21,7 s
2 Donald Lippincott Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 21,8 s
3 Willie Applegarth Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 22,0 s
4 Richard Rau Deutsches Reich  Deutsches Reich 22,2 s
5 Charles Reidpath Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,3 s
6 Donnell Young Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten 22,3 s

Es war die achte US-Medaille in dieser Disziplin seit der Einführung 1900.

Nach einem schnellen Start lagen die US-Amerikaner in Führung. Ausgangs der Kurve konnte William Applegarth die Spitze übernehmen, doch Ralph Craig zog an ihm vorbei. Donald Lippincott konnte Craig folgen, doch Craig hatte das beste Stehvermögen. Applegarth und Richard Rau kämpften am Ende um Platz drei, der Brite erwies sich als der Stärkere.[4]
Ralph Craig wurde nach seinem Sieg über 100 Meter Doppelolympiasieger.

Bildergalerie

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Literatur

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  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 99f
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Einzelnachweise

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  1. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 72
  2. Offizieller Bericht, S. 354f, library.la84, englisch (PDF; 52.385 KB), abgerufen am 16. Mai 2021
  3. Offizieller Bericht, S. 355f, library.la84, englisch (PDF; 52.385 KB), abgerufen am 16. Mai 2021
  4. Offizieller Bericht, S. 357, library.la84, englisch (PDF; 52.385 KB), abgerufen am 16. Mai 2021