McLaren MP4/13

Formel-1-Rennwagen des Teams McLaren

Der McLaren MP4/13 war der Formel-1-Rennwagen von McLaren Racing für die Saison 1998, der an allen 16 Rennen der Saison teilnahm.

McLaren MP4/13
Ein McLaren MP4/13 mit Mika Häkkinen am Steuer

Ein McLaren MP4/13 mit Mika Häkkinen am Steuer

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich McLaren
Designer: Adrian Newey (Technischer Direktor)
Neil Oatley (Chefdesigner)
Henri Durand (Aerodynamik-Chef)
Vorgänger: McLaren MP4/12
Nachfolger: McLaren MP4/14
Technische Spezifikationen
Chassis: Gepresstes Kompositmonocoque aus CFK
Motor: Mercedes FO110G 2.998 cm³, 72°-V10-Saugmotor
Radaufhängung vorn: Doppelquerlenkerachse mit innenliegenden Federn und Stoßdämpfern, betätigt über Schubstangen
Radaufhängung hinten: Doppelquerlenkerachse mit innenliegenden Federn und Stoßdämpfern, betätigt über Schubstangen
Länge: 4550 mm
Breite: 1800 mm
Höhe: 0950 mm
Radstand: 2900 mm
Gewicht: 0600 kg
Reifen: Bridgestone
Benzin: Mobil 1
Statistik
Fahrer: Vereinigtes Konigreich David Coulthard
Finnland Mika Häkkinen
Erster Start: Großer Preis von Australien 1998
Letzter Start: Großer Preis von Japan 1998
Starts Siege Poles SR
16 9 12 9
WM-Punkte: 156
Podestplätze: 20
Führungsrunden: 693 über 3.305,466 km
Stand: Saisonende 1998

Technik und Entwicklung Bearbeiten

Der technische Direktor für die Entwicklung war Adrian Newey, ihm unterstanden Neil Oatley für die Konstruktion sowie Henri Durand für die aerodynamische Form des Wagens. Charakteristisch für den Wagen ist die tief nach unten gezogene Nase. Im Vergleich zum Vorjahreswagen waren einige Anpassungen aufgrund des erneuerten Reglements nötig. So wurde die Spurweite auf 1800 mm reduziert und zwecks der besseren Gewichtsverteilung das Cockpit, das dieses Jahr gemäß den Bestimmungen breiter sein musste, nach hinten verschoben. Außerdem wurden der Radstand und die Gesamtlänge im Vergleich zum McLaren MP4/12 vergrößert und die vordere Aufhängung völlig überarbeitet.

Motor, Getriebe und Fahrwerk Bearbeiten

Als Motor wurde der FO110G-V10-Saugmotor von Mercedes-Benz mit einem Hubraum von 2998 cm³ und einem Zylinderbankwinkel von 72° verwendet. Dieser Motor mit vier Ventilen pro Zylinder leistet bei einer Drehzahl von 17.300/min ungefähr 780 PS oder 574 kW. Damit erreicht der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 352 km/h. Der Motor ist 590 mm lang, 546,4 mm breit und 476 mm hoch und wiegt 107 kg. Die Zündkerzen wurden von dem japanischen Unternehmen NGK, das Motoröl sowie der Treibstoff von Mobil 1 bereitgestellt. Das Getriebe ist ein sequentielles Sechsgang-Halbautomatikgetriebe aus eigener Entwicklung.

Als Aufhängung hat der Wagen vorn und hinten eine Doppelquerlenkerachse mit Schubstreben. Die Reifen lieferte statt Goodyear der japanische Reifenhersteller Bridgestone. Die 13-Zoll-Felgen kamen von Enkei, die Bremsen von AP Racing.

KERS Bearbeiten

Revolutionär war die Nutzung der Bremsenergie zur Leistungssteigerung, auch bekannt als Kinetic Energy Recovery System. Das von McLaren eingesetzte hydraulische KERS lädt beim Bremsen des Wagens über einen Kolben einen elektrischen Speicher. Diese gespeicherte Energie kann bei Bedarf abgerufen werden, um den Motor zu unterstützen und die Motorleistung kurzzeitig um fast 40 PS anzuheben. Das System wurde nach einem Protest von Ferrari für illegal erklärt und ab dem Großen Preis von Brasilien 1998 verboten. Für die Saison 2009, rund elf Jahre nach der erstmaligen Entwicklung und Verwendung in der Formel 1, wurde KERS für alle Teams erlaubt.

Brake-steer-Bremsanlage Bearbeiten

Der MP4/13 hatte eine Bremsanlage, die andere Teams als „Vierradlenkung“ bezeichneten. Es gab neben dem regulär wirkenden ein zweites Pedal, um, geregelt über einen Sensor für den Lenkeinschlag, je das rechte oder linke Hinterrad des Wagens mittels einer geteilten Bremsleitung über die vorhandene Bremsanlage einzeln abzubremsen. Wenn der Fahrer nun im Rennen das kurveninnere Rad gezielt abbremste, ließ sich der Wagen in der Kurve stabilisieren und Untersteuern eliminieren. Das System, entdeckt durch den Fotografen Darren Heath, wurde nach einem Protest von Ferrari für illegal erklärt und ab dem Großen Preis von Brasilien 1998 verboten.

Die Idee hinter dem System hatte Steve Nichols, ein ehemaliger Rennwagen-Konstrukteur und Mitarbeiter bei McLaren, im Winter 1996/1997. Der Rennstall testete dieses Konzept wenige Monate später erfolgreich, befürchtete aber, dass sich die Fahrer mit dem extra Pedal unwohl fühlten, das links neben dem normalen Bremspedal installiert wurde. Häkkinen konnte sich als Erster an das System anpassen, da er bereits mit dem linken Fuß bremste.[1]

Renngeschichte Bearbeiten

 
Der MP4/13 bei der Veröffentlichung

Als Teamchef agierte Ron Dennis, Norbert Haug als Vizepräsident von Mercedes-Benz-Motorsport war ebenfalls in wichtige Teamentscheidungen miteinbegriffen. Der MP4/13 ist der erste von Adrian Newey entworfene Rennwagen, seitdem er 1997 zu McLaren wechselte. Durch sein vorheriges Engagement bei Williams ließ sich Newey für den Wagen inspirieren.

Der fertige Bolide wurde am 5. Februar 1998 im Hauptquartier des Rennstalls, in Woking, der Öffentlichkeit präsentiert. Der Wagen hatte allerdings eine klassisch-orange Lackierung, die endgültige graue Lackierung wurde am 16. Februar in Barcelona bei den Wintertestfahrten präsentiert. In Barcelona war der Wagen den anderen Teams weitaus überlegen und beinahe drei Sekunden schneller als der erste Verfolger. Ein Hauptgrund für diese Überlegenheit lag an der Regel-Interpretation von Newey, der jede Lücke im neuen Reglement zu seinen Gunsten auslegte.

Das erste Rennen in Australien zeigte, wie dominant der Wagen war: Im Qualifying belegte McLaren mit Häkkinen vor Coulthard die erste Reihe, dahinter mit rund sieben Zehntel Abstand folgt erst Michael Schumacher im Ferrari. Im Rennen deklassierte das McLaren-Duo die Konkurrenz und belegte erneut die ersten zwei Plätze, auf Platz drei folgte mit einer Runde Rückstand Heinz-Harald Frentzen. Häkkinen erzielte mit 1:31,649 Minuten die schnellste Rundenzeit, rund zwei Sekunden schneller als der erste Nicht-McLaren-Fahrer. Außerdem führte McLaren während des Rennens jede Runde an, allein Häkkinen fuhr 38 Runden an der Spitze des Feldes.

In den folgenden Rennwochenenden dominierte McLaren trotz der Verbote für das Bremssystem und KERS regelmäßig Training, Qualifying und Rennen. Es gab jeweils zwei Ausfälle wegen Getriebe- oder Motorendefekten und jeweils einen Ausfall wegen eines defekten Gaspedals, eines Drehers und eines Unfalls in Belgien. Mit acht Siegen gewann Mika Häkkinen die Weltmeisterschaft vor Michael Schumacher; David Coulthard erreichte mit einem Sieg in Kanada den dritten Platz. Mit 23 Punkten Vorsprung gewann das Team außerdem die Teamwertung sowie die Konstrukteursweltmeisterschaft. Fünfmal erzielte McLaren einen Doppelsieg mit jeweils Häkkinen vor Coulthard. Neben dem technisch hochwertigen Wagen war die gute Teamdynamik entscheidend für die erfolgreiche Saison.

Lackierung und Sponsoring Bearbeiten

Für die Tests und zur offiziellen Erstvorstellung wurde der Wagen ganz im traditionellen Orange lackiert.

Die Lackierung bestand 1998 erneut aus einer Silber-Schwarz-Mischung mit roten Akzenten am Frontflügel. Hauptsponsor war der Zigarettenhersteller West, der unter anderem auf dem Heckflügel und den Seitenkästen des Wagens mit seinem Logo warb. Bei Rennen, in denen Tabakwerbung verboten war, wurde das Logo entfernt. Auf der Airbox warben Mercedes-Benz, Hugo Boss und der Treibstofflieferant Mobil 1; Letzterer hatte neben Warsteiner, Bridgestone und Loctite auch noch Platz am Frontflügel. Am seitlichen Heckflügel platzierte das auf pneumatische Systeme spezialisierte italienische Unternehmen Camozzi sein Firmenlogo. Auf den Luftleitblechen stand der Name des US-amerikanischen Software-Unternehmens Computer Associates.

Fahrer Bearbeiten

Als Fahrer wurden erneut David Coulthard mit Renningenieur Pat Fry und Mika Häkkinen mit Renningenieur Mark Slade bestimmt. Als Testfahrer wurden Nick Heidfeld und Ricardo Zonta ernannt.

Sonstiges Bearbeiten

In den Videospielen F1 2017, F1 2018 und F1 2019 ist der MP4/13 als Teil der historischen Rennwagen erhältlich.

Nach dem Gewinn der Autosport Young Driver of the Year-Award erhielt der spätere Formel-1-Weltmeister von 2009 Jenson Button eine Testfahrt mit einem MP4/13. Dies war das erste Mal, dass Button einen Formel-1-Wagen fuhr.[2]

Ergebnisse Bearbeiten

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Weltmeisterschaft 1998                                 156 1.
Vereinigtes Konigreich  D. Coulthard 7 2 2 6 1 2 DNF DNF 6 DNF 2 2 2 7 DNF 3 3
Finnland  M. Häkkinen 8 1 1 2 DNF 1 1 DNF 3 2 1 1 6 DNF 4 1 1
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Weblinks Bearbeiten

Commons: McLaren MP4/13 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. McLaren's secret brake pedal | Motor Sport Magazine Archive. 7. Juli 2014, abgerufen am 4. November 2019 (englisch).
  2. crash.net: Button Tests For Prost. crash.net, 20. Dezember 1999, abgerufen am 30. März 2020 (englisch).