Bellinzona

Schweizer Stadt und Hauptort des Kantons Tessin

Bellinzona anhören/? (italienisch [belinˈtsona], im lombardischen Dialekt der Umgebung einfach Bórgh [bork] ‹Stadt›;[5][6] deutsch heute selten Bellenz; französisch Bellinzone, früher auch Bellence; rätoromanisch Blizuna/?, lateinisch Bilitio) ist eine politische Gemeinde im Kreis und Bezirk Bellinzona sowie Hauptort des italienischsprachigen Kantons Tessin in der Schweiz. Mit seinen rund 43'000 Einwohnern ist Bellinzona nach Lugano die zweitgrösste Stadt des Kantons.[7] Die Einwohner werden Bellenzer genannt, italienisch Bellinzonesi.

Bellinzona
Wappen von Bellinzona
Wappen von Bellinzona
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Bellinzonaw
Kreis: Kreis Bellinzona
BFS-Nr.: 5002i1f3f4
Postleitzahl: 6500 Bellinzona
6503 Carasso
6512 Giubiasco
6513 Monte Carasso
6514 Sementina
6515 Gudo
6518 Gorduno
6523 Preonzo
6524 Moleno
6525 Gnosca
6528 Camorino
6582 Pianezzo
6583 Sant’Antonio
6702 Claro
UN/LOCODE: CH BZA
Koordinaten: 722340 / 116829Koordinaten: 46° 11′ 31″ N, 9° 1′ 24″ O; CH1903: 722340 / 116829
Höhe: 230 m ü. M.
Höhenbereich: 200–2725 m ü. M.[1]
Fläche: 164,20 km²[2]
Einwohner: i44'270 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 270 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
26,0 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Mario Branda (SP)
Website: www.bellinzona.ch
Bellinzona
Bellinzona

Bellinzona

Lage der Gemeinde
Karte von BellinzonaLago di VogornoLago MaggioreLago d’OrbelloItalienItalienKanton GraubündenBezirk LeventinaBezirk LocarnoBezirk LuganoBezirk RivieraArbedo-CastioneBellinzonaLumino TICadenazzoIsoneKommunanz Cadenazzo/MonteceneriSant’Antonino TI
Karte von Bellinzona
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In Bellinzona hat das Bundesstrafgericht seinen Sitz.[8]

Geographie Bearbeiten

Bellinzona liegt in der Talebene östlich des Flusses Tessin am Fuss des Gotthardmassivs nahe der Grenze von Sopraceneri (nördliches Tessin) und Sottoceneri (Südtessin). Aus der mit der Magadinoebene direkt verbundenen Ebene ragen Felsen heraus, die in der letzten Eiszeit geformt wurden; sie bestehen überwiegend aus Gneis.[9] Der Burgfelsen war der wesentliche Anlass für die Errichtung einer Festung an dieser Stelle.

Nachbargemeinden sind Arbedo-Castione, Lumino, San Vittore, Roveredo, Riviera, Sant’Antonino, Cugnasco-Gerra, Vogorno, Lavertezzo und Isone sowie ferner auf italienischem Territorium Cavargna, San Nazzaro Val Cavargna und Gravedona ed Uniti.

Östlich oberhalb von Bellinzona liegen die Ruinen der verlassenen Siedlung von Prada (Bellinzona).

Klima Bearbeiten

Für die Normalperiode 1991 bis 2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 11,9 °C, wobei im Januar mit 1,5 °C die kältesten und im Juli mit 21,9 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 91 Frosttage, und in zwei von drei Jahren ein Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 87, während normalerweise 17 Hitzetage zu verzeichnen sind.

Die Messstation des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) befindet sich in der Gemeinde Cadenazzo, auf 203 m ü. M., ca. 8 Kilometer südwestlich des Stadtzentrums von Bellinzona (Luftlinie).

Magadino / Cadenazzo
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
72
 
7
-3
 
 
62
 
9
-2
 
 
87
 
14
2
 
 
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18
6
 
 
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22
10
 
 
178
 
26
14
 
 
156
 
28
16
 
 
194
 
27
15
 
 
196
 
23
12
 
 
202
 
17
7
 
 
214
 
11
2
 
 
90
 
7
-2
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020[10]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Magadino / Cadenazzo
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 1,5 3,6 8,4 12,3 16,3 20,1 21,9 21,1 16,9 11,9 6,4 1,8 11,9
Mittl. Tagesmax. (°C) 6,7 9,3 14,3 17,9 21,8 25,8 28,0 27,3 22,6 17,0 11,2 6,9 17,4
Mittl. Tagesmin. (°C) −2,8 −1,7 2,0 5,8 10,3 14,1 15,6 15,4 11,6 7,1 2,0 −2,4 6,5
Niederschlag (mm) 72 62 87 158 197 178 156 194 196 202 214 90 Σ 1806
Sonnenstunden (h/d) 3,6 5,1 6,3 6,3 6,7 8,0 8,7 8,0 6,4 4,7 3,2 2,6 5,8
Regentage (d) 5,3 4,5 6,3 9,6 11,9 10,6 9,1 10,3 8,5 9,4 9,5 6,2 Σ 101,2
Luftfeuchtigkeit (%) 77 70 63 65 69 70 69 73 76 81 80 79 72,7
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
6,7
−2,8
9,3
−1,7
14,3
2,0
17,9
5,8
21,8
10,3
25,8
14,1
28,0
15,6
27,3
15,4
22,6
11,6
17,0
7,1
11,2
2,0
6,9
−2,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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d
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s
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202
214
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  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020[10]

Geschichte Bearbeiten

 
Historisches Luftbild von Walter Mittelholzer (1919)
 
Maschinenhaus des Kraftwerks Morobbia in Giubiasco

Bellinzona wird erstmals 590 als ad Bilitionem erwähnt, danach als Bellitiona, Belizona, Berinzona, Beliciona, Birrinzona und 1168 Birizona. Die Bedeutung ist nicht restlos geklärt; am ehesten liegt dem Ortsnamen ein Personenname Belitius oder Bellitio zugrunde.[11]

Der Ort war als Schlüssel zu den Pässen St. Gotthard, Lukmanier und San Bernardino von grosser strategischer Bedeutung. Archäologen vermuten, dass die Stadt seit 4000 Jahren bewohnt wird. Die Siedlungen aus der Jungsteinzeit, so wird vermutet, befanden sich auf dem Hang, wo heute das Castelgrande steht. Dieser Ort war leicht zu verteidigen und gesichert vor Hochwasser des Tessin. Seit dem 1. Jahrhundert vor Christus gehörte der Ort zum Römischen Reich. Dieses baute die Festung auf dem Hang weiter aus. Im fünften Jahrhundert gelangten die Langobarden aus dem Süden in die Stadt und bauten auf dem Hang des heutigen Castelgrande eine erste, grössere Befestigungsanlage. 590 wurde die Stadt von den Franken angegriffen und bei dieser Gelegenheit erstmals schriftlich erwähnt. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden die vermutlichen Holzpalisaden durch Steinmauern ersetzt.

Giovanni Visconti und Luchino Visconti belagerten 1340 die Stadt zwei Monate lang und eroberten sie schliesslich; sie war schon damals dank dem Gotthardpass ein wichtiger Handelsort. 1291 gründete sich die Eidgenossenschaft und wurde immer mächtiger. Die Herzöge von Mailand wollten die Stadt nicht verlieren und rüsteten sie deshalb stark auf.[12] So entstanden als Verteidigungslinie gegen Norden die drei Burgen, von West nach Ost das Castelgrande, Castello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro. 1499 griff Ludwig XII. von Frankreich mit seinen Truppen Bellinzona an und nahm es in Besitz. Die Einwohner verkauften die Stadt heimlich an die Eidgenossen. Im Ewigen Frieden von 1516 gab Frankreich die Stadt an die Schweizer ab. Dennoch versuchte Frankreich immer wieder, sie zurückzukaufen, was die Eidgenossen ablehnten. 1803, mit der Gründung des Kantons Tessin, bei der Vereinigung des Kantons Lugano mit dem Kanton Bellinzona, gingen die drei gut befestigten Burgen um Bellinzona in den Besitz des Kantons über.[13]

Nachdem im neuen Kanton vorerst wechselweise Bellinzona, Locarno und Lugano Hauptstädte gewesen waren, wurde Bellinzona 1878 definitiver Sitz von Kantonsregierung und -parlament.

Im Jahre 1907 wurden die bislang selbständigen Gemeinden Carasso, Daro und Ravecchia nach Bellinzona eingemeindet. Am 2. April 2017 folgten die benachbarten Gemeinden Camorino, Claro, Giubiasco, Gnosca, Gorduno, Gudo, Moleno, Monte Carasso, Pianezzo, Preonzo, Sant’Antonio und Sementina. Die Fläche der politischen Gemeinde vergrösserte sich damit im Jahr 2017 von 19,1 auf 164,96 Quadratkilometer, und die Einwohnerzahl erhöhte sich von knapp 19'000 auf über 42'000.

Energieversorgung Bearbeiten

Nach Faido, Lugano und Airolo war Bellinzona der vierte Ort im Tessin mit einer Stromversorgung. Das Kraftwerk im Valle di Gorduno ging am 1. Februar 1891 in Betrieb und lieferte hauptsächlich Strom für die öffentliche Beleuchtung. Die Idee einer Gasbeleuchtung wurde aufgegeben. Das bestehende Kraftwerk mit einer Leistung von 400 PS genügte bald nicht mehr zur Deckung des zusätzlichen Energiebedarfs von Privatpersonen und Industrie, darunter die 1891 eröffnete Unterhaltswerkstatt Officina Bellinzona der Gotthardbahn. Nach der Bewertung mehrerer Projekte beschloss die Stadt 1898, das Kraftwerk Morobbia zu bauen, das 1903 in Betrieb ging.[14] Die Anlage wurde mehrfach erweitert und hatte 1947 eine Leistung von 7000 PS (5,2 MW).[15] Anfangs der 1970er-Jahre wurde die Anlage erweitert und mit einem Wochenspeicher in der Form des Lago di Carmena versehen. 2018 hatte das Kraftwerk eine Leistung von 15 MW und konnte damit ein Fünftel des Strombedarfs der Stadt decken.

Politik Bearbeiten

Die Legislative bildet der Consiglio Comunale (Gemeinderat) mit 60 Mitgliedern. Bei den letzten fünf Wahlen erzielten die Parteien folgende Sitzzahlen:[16][17][18][19][20]

Partei 2004 2008 2012 2017 2021 Sitzverteilung 2021
FDP 20 15 16 22 20
6
13
1
10
20
10
13 10 20 10 
Insgesamt 60 Sitze
SP 14 10 13 13 13
Lega 4 4 5 9 10
CVP 10 9 9 12 10
GPS 3 3 2 6
Più Donne 1
MPS / POP 2 mit GPS
SVP mit Lega 1 mit Lega mit Lega mit Lega
PC mit SP mit SP mit SP
glp mit CVP
Il Noce 7 3 mit Lega
Bellinzona vivibile 2 mit GPS 1
Insieme per Bellinzona 1
Total 50 50 50 60 60

Die Exekutive bildet der Municipio, bestehend aus sieben Mitgliedern und zwei Ersatzmitgliedern. Er setzt sich seit 2017 folgendermassen zusammen: 3 FDP, 2 Vereinigte Linke, 1 CVP und 1 Lega. Sindaco (Stadtpräsident) ist Mario Branda (SP).

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Bellinzona: FDP 25,5 %, Die Mitte 16,5 %, SP 15,1 %, SVP 12,0 %, Lega 10,7 %, Grüne 9,5 %, glp 1,2 %.[21]

Bevölkerung Bearbeiten

Beim letzten Zensus (Volkszählung) im Jahr 2000 hatte die Stadt 16'463 Einwohner. Davon sprachen 14'392 Italienisch, gefolgt von 590 Deutschsprechenden. 30,6 % waren 2000 ausländischer Herkunft, die meisten davon kamen aus Italien. Die Bellenzer italienischer Muttersprache sprechen teilweise Ticinese, die Tessiner Varietät des Lombardischen.

Die Agglomeration von Bellinzona hatte 2005 48'300 Einwohner in 16 Gemeinden (zwölf dieser Gemeinden wurden 2017 nach Bellinzona eingemeindet). Bellinzona und seine Agglomeration sind Teil der Metropolregion Tessin, zu der unter anderem Lugano und Locarno gehören und die etwa 325'000 Einwohner hat.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850[22] 1880 1910 1950 1970 1990 2000[22] 2010 2017 2019 2020[23]
Einwohner 3209 4036 10406 12060 16979 16849 16463 17373 43181 43279 44056

Verkehr Bearbeiten

 
Bellinzona von der ISS, 2017: Die Autobahn A2 verläuft durch Bellinzona grossteils parallel zum Ticino; die Autobahn A13 zweigt nach Osten ab.

Bellinzona ist ein Verkehrsknotenpunkt. Von hier sind die Alpenpässe Gotthard, Lukmanier, San Bernardino und Nufenen erreichbar.

Die Stadt liegt an der Autobahn A2 (Basel–Gotthard–Bellinzona–Lugano–Chiasso). Die Autobahn A13 (St. MargrethenChur–San Bernardino–Bellinzona) endet hier. Die Hauptstrassen 2 und 13 kreuzen sich in Bellinzona.

Die Gotthardbahn von Luzern beziehungsweise Zürich führt über den Bahnhof Bellinzona nach Chiasso.

Öffentlicher Verkehr Bearbeiten

In Bellinzona und Umgebung werden sechs Ortsbus- sowie neun Postautolinien betrieben.

 
Liniennetzplan Bellinzona
Betreiber Linie Strecke Haltestellen
Ortsbus 1 Camorino, Villaggio – Castione, Stazione 32
2 Bellinzona, Stazione – Giubiasco, Stazione 20
3 Sant’Antonino, Centri Commerciali – Bellinzona, Scuola Media 2 40
4 Bellinzona, Stazione – Bellinzona, Castello Sasso Corbaro 10
5 Bellinzona, Stazione – Ravecchia, Madonna della Neve 12
8 Castione, Stazion – Bellinzona, Moleno 13
Postauto 171 Bellinzona, Stazione – Chur, Postautostation
212 Camorino, Villaggio – Bellinzona, Carena 23
213 Sant’Antonino, Stazione – Giubiasco, Stazione 16
214 Bellinzona, Stazione – Mesocco, Stazione
221 Bellinzona, Stazione – Biasca, Stazione
222 Bellinzona, Espocentro – Biasca, Stazione
231 Cadenazzo, Stazione – Cadenazzo, Robasacco 7
311 Bellinzona, Stazione – Locarno, Rotonda 47
350 Cadenazzo, Stazione – Sant’Antonino, Centri Commerciali 8

Wirtschaft Bearbeiten

Die lokale Industrie basiert vor allem auf dem Maschinenbau. Die Società Bancaria Ticinese hat ihren Sitz in Bellinzona. Hauptarbeitgeber sind die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Castelgrande in Bellinzona

Das Stadtbild Bellinzonas ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[24]

Befestigungsanlagen und Burgen

Der Gesamtkomplex der Burgen von Bellinzona, der erhaltenen Teile der Stadtmauer sowie der Murata, die das Tal des Tessins abriegelte, bildet eines der bedeutendsten Beispiele von Wehrarchitektur in der Schweiz. Seit dem Jahr 2000 zählen sie zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die heutige Anlage, deren Ursprünge auf einen spätantiken Kern zurückgehen, ist in der Hauptsache das Resultat der Bautätigkeit der Herzöge von Mailand im 15. Jahrhundert.[25][26]

  • Der Hügel von Castelgrande war schon in prähistorischer Zeit besiedelt. Die heutige Bauten stammen aus der Zeit von 1250 bis 1500. 1981–1991 wurden unter dem Architekten Aurelio Galfetti spätere Einbauten entfernt beziehungsweise durch zeitgenössische Strukturen ersetzt.[27][28]
  • Der Kern des Castello di Montebello stammt aus dem späten 13. Jahrhundert und wurde womöglich von der Familie Rusca erbaut. Der Ausbau zur heutigen Burg erfolgte im Wesentlichen im 15. und 16. Jahrhundert.[29][30]
  • Das Castello di Sasso Corbaro wurde 1478/1482 anstelle eines Wehrturms erbaut.[31][32]

Piazza Collegiata

Der heutige Platz hat sein Aussehen im 17. Jahrhundert bekommen.[33]

  • Mit dem heutigen Bau der Stiftskirche Santi Pietro e Stefano wurde 1515 angefangen. Der Turm stammt von 1567/1573, die Fassadenverkleidung von 1640/54, Chorerweiterungen fanden zwischen 1684 und 1785 statt, und das heutige Aussehen der monumentalen Treppenanlagen datiert aus dem 19. Jahrhundert. Die dreiachsige Renaissancefassade wurde im Barock vervollständigt, das Hauptportal stammt von 1640.[34][35]
  • Das ehemalige Haus des Erzpriesters Chicherio ist ein Palazzo von 1722/1725. Die mit schmiedeeisernen Geländern geschmückten Balkone sind im Stil des Rokokos; die Dekorationsmalerei stammt von etwa 1903.[36]
  • Die ehemalige Casa Bruni ist ein Palazzo aus dem 18. Jahrhundert. Die heute zu sehenden Dekorationsmalereien in barockisierendem Stil weisen Jugendstilelemente auf.[36]
  • Die ehemalige Casa Carlo Chicherio ist ein herrschaftlicher Palazzo aus dem 18. Jahrhundert, mit Rokokoportal.[36]

Piazza Nosetto

Der Platz bildet seit Alters den Mittelpunkt des Ortes.[37]

  • Die Arkadengänge gehen auf das 16. und 16. Jahrhundert zurück; die dazugehörigen Häuser sind zum Teil jüngere Bauten aus dem 18. Jahrhundert.[38]
  • Der Palazzo Communale (Rathaus) wurde 1921–1926 anstelle des spätmittelalterlichen Rathauses erbaut. Der rechteckige Grundriss, der Loggienhof und der hohe Turm orientieren sich am Typus des italienischen mittelalterlichen Rathauses. Der Bau wie auch die reiche Innenausstattung des Gemeinde- und Bürgersaales drücken die Wertschätzung der lokalen Materialien und der traditionellen Handwerkstechniken aus.[39]

Piazza Governo

 
Piazza Governo, 1966

Im 19. Jahrhundert angelegter Platz.

  • Der Palazzo del Governo wurde 1738–1743 als Ursulinenkloster errichtet, 1851 zum dreiflügligen Regierungsgebäude umgebaut und später auf der vierten Seite mittels eines klassizistischen Flügels geschlossen; 1950 folgte ein moderner Erweiterungsbau. Der Gebäudekomplex ist der Sitz des Staatsrates und des Grossen Rates des Kantons Tessins.[40]
  • Das 1847 erbaute Teatro Sociale gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Spätklassizismus und eines der seltenen Beispiele eines Theaters «all’italiana» in der Schweiz.[41]

Piazza Indipendenza

Platz im Gepräge des 19. Jahrhunderts.

  • Verschiedene in Anlehnung an klassizistische Formen erbaute oder umgebaute Gebäude säumen den Platz. In der Platzmitte steht ein Obelisk von 1903, der an die Errichtung des heutigen Kantons 1803 erinnert.[42]
  • Der heutige Bau der Kirche San Rocco stammt von 1478 und wurde 1926/1928 tiefgreifend renoviert.[43]

Ausserhalb der Altstadt

  • Die im Süden der Stadt liegende, ursprünglich zu einem Franziskanerkloster gehörende Kirche Santa Maria delle Grazie enthält Renaissancefresken lombardischer Schule, die zu den bedeutendsten im Kanton Tessin zählen (um 1510).[44][45]
  • Die im Norden der Stadt liegende, ursprünglich zu einem Augustinerstift gehörende Kirche Santi Giovanni Battista ed Evangelista ist ein 1760–1772 errichteter, stattlicher klassizistischer Bau.[46]
  • Die einschiffige Dorfkirche von Daro, Santi Quirico e Giulitta, ist ein 1446 errichteter, 1532/1537 um einen Turm ergänzter und im 18.–20. Jahrhundert umgebauter Baukomplex. Im Gewölbe des Chors raffinierte Stuckaturen aus dem 18. Jahrhundert.[47]
  • Die dreischiffige Dorfkirche von Ravecchia, San Biagio, ist ein spätgotischer Bau, der noch Elemente des romanischen Vorgängerbaus inkorporiert und bedeutende Fresken aus dem 14./15. Jahrhundert enthält.[48][49]

Kultur und Forschung Bearbeiten

 
Skulpturen des Tessiner Bildhauers Nag Arnoldi im Hof des Castelgrande
Institutionen
  • Castelli di Bellinzona. Patrimonio dell’umanità UNESCO[50]
  • Museo Villa dei Cedri[51]
  • Tessiner Staatsarchiv[52]
  • Biblioteca cantonale und Sistema bibliotecario ticinese[53]
  • Repertorio toponomastico ticinese (RTT)[54]
  • Centro di dialettologia e di etnografia[55]
  • Osservatorio culturale del Cantone Ticino[56]
  • Istituto Oncologico della Svizzera Italiana (IOSI)[57]
  • Istituto di Ricerca in Biomedicina (IRB)[58]
  • Das Teatro Sociale wurde 1847 eingeweiht.[59]
  • Das Museo in Erba für Kinder[60]
  • MACT/CACT Arte Contemporanea Ticino[61]
  • ABCD Associazione bellinzonese cine-video dilettanti[62]
  • Associazione Amici dell’organo Antegnati[63]
Festivals
  • Seit 1989 findet im Juli das Piazza Blues Festival statt. Dieses hat sich mit jährlich rund 30'000 Besuchern und zahlreichen namhaften internationalen Musikern zu einem bedeutenden europäischen Blues-Festival entwickelt: Bellinzona Blues Sessions
  • Bellinzona ist auch bekannt für seinen Karneval, 150 Jahre alt, genannt Rabadan. Er zieht alljährlich Tausende von Menschen aus dem ganzen Kanton und der Schweiz an; die Stadt bleibt für sechs Tage des Feierns in den Händen des «Königs». Laut Tradition entstand der Karneval in Bellinzona im Jahre 1862, der Begriff Rabadan (lombardisch für «Lärm», aber auch «Mann in schlechtem Zustand») tauchte jedoch erst 1874 auf. Ebenfalls in Bellinzona, im Jahre 1958, wurde die erste Tessiner Guggenmusik gegründet: die Ciod Stonaa. Eine Guggen ist eine Kapelle, die während des Karnevals auftritt und deren Musiker (oft improvisiert) maskiert sind. Diese Tradition stammt aus dem Süden Deutschlands und aus der deutschsprachigen Schweiz.
  • La Spada nella Rocca[64]
  • Bellinzona Beatles Days 2019[65]

Sport Bearbeiten

Fussballvereine sind die Associazione Calcio Bellinzona,[66] Associazione Calcistica Ravecchia,[67] Associazione Calcistica Codeborgo-Artore,[68] Football Club Pedemonte,[69] Unione Sportiva Semine,[70] Associazione Sportiva La Turrita[71] und Unione Sportiva Pro Daro.[72]

Der Eishockeyclub GDT Bellinzona spielt seit 2012 in der drittklassigen 1. Liga und trägt seine Heimspiele im Centro Sportivo di Bellinzona aus.

Die Associazione Cantonale Ticinese di Ginnastica wurde in Bellinzona gegründet und hat ihren Sitz an der Via Francesco Chiesa 4.[73][74]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Galerie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Geschichte
Kunstgeschichte

Weblinks Bearbeiten

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Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  5. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 134–136.
  6. Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana, Band II, S. 725.
  7. Fusion von 13 Gemeinden zu "Neuem Bellinzona". swissinfo.ch, 3. Februar 2017, abgerufen am 5. Januar 2018.
  8. Tribunale penale federale
  9. Geologischer Atlas der Schweiz: Karte
  10. Klimanormwerte Cadenazzo. Normperiode 1991–2020. (PDF) In: meteoschweiz.admin.ch. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Januar 2022; abgerufen am 15. Januar 2022.
  11. Lexikon der schweizerische Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 134–136.
  12. Giuseppe Chiesi: Visconti (Herzöge). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. November 2014.
  13. Martin Peter Schindler, Giuseppe Chiesi: Bellinzona. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Mai 2017.
  14. Graziano Tarilli: Storie e tradizioni – Anno 40 - N. 2 – “La Via dell’acqua” in valle Morobbia. Terra ticinese, abgerufen am 3. Januar 2019 (italienisch).
  15. Eidgenössisches Amt für Wasserwirtschaft (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen in der Schweiz. 1. Januar 1947, S. 186–187.
  16. Elezioni comunali 2004. Republik und Kanton Tessin, 7. April 2014, abgerufen am 22. April 2021 (italienisch).
  17. Elezioni comunali 2008. Republik und Kanton Tessin, abgerufen am 22. April 2021 (italienisch).
  18. Elezioni comunali 2012. Republik und Kanton Tessin, abgerufen am 22. April 2021 (italienisch).
  19. Risultati elezioni comunali 2017. Republik und Kanton Tessin, abgerufen am 22. April 2021 (italienisch).
  20. Risultati elezioni comunali 2017. Republik und Kanton Tessin, abgerufen am 22. April 2021 (italienisch).
  21. Bundesamt für Statistik: NR - Ergebnisse Parteien (Gemeinden) (INT1). In: Eidgenössische Wahlen 2023| opendata.swiss. Abgerufen am 30. Januar 2024.
  22. a b Martin Peter Schindler, Giuseppe Chiesi: Bellinzona (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Mai 2017.
  23. A Bellinzona nel 2020 rimane costante il numero di abitanti (+10) auf bellinzona.ch
  24. Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung (Memento vom 10. Juli 2018 im Internet Archive), Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
  25. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 463.
  26. Die Murata Bellinzona auf ETHorama
  27. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 464.
  28. Castelgrande auf ETHorama
  29. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 463 f.
  30. Castello di Montebello auf ETHorama
  31. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 464.
  32. Castello di Sasso Corbaro auf ETHorama
  33. Piazza Collegiata auf ETHorama
  34. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 466–468.
  35. Chiesa collegiata dei Santi Pietro e Stefano auf ETHorama
  36. a b c Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 468.
  37. Piazza Nosetto auf ETHorama
  38. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 469.
  39. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 469 f.
  40. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 471.
  41. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 471 f.
  42. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 472.
  43. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 472 f.
  44. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 473–475.
  45. Kirche Santa Maria delle Grazie auf ETHorama
  46. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 479.
  47. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 481.
  48. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 482 f.
  49. Chiesa di San Biagio auf ETHorama
  50. Castelli di Bellinzona. Patrimonio dell’umanità UNESCO
  51. Museo Civico Villa dei Cedri. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
  52. Archivio di Stato del Canton Ticino
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  66. Associazione Calcio Bellinzona
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  70. Unione Sportiva Semine
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