Glarus
Glarus | |
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Staat: | ![]() |
Kanton: | ![]() |
Bezirk: | Keine Bezirkseinteilung |
BFS-Nr.: | 1632 |
Postleitzahl: | 8750 Glarus 8750 Klöntal 8750 Riedern 8754 Netstal 8755 Ennenda |
UN/LOCODE: | CH GLA |
Koordinaten: | 723766 / 211267 |
Höhe: | 474 m ü. M. |
Höhenbereich: | 444–2914 m ü. M. |
Fläche: | 103,67 km² |
Einwohner: | [1] 12'426 (31. Dezember 2018) |
Einwohnerdichte: | 120 Einw. pro km² |
Gemeindepräsident: | Christian Marti (FDP) |
Website: | www.glarus.ch |
Blick auf Glarus | |
Lage der Gemeinde | |
Die Stadt Glarus (örtlich schweizerdeutsch Glaris [glɑrɪs],[3] französisch Glaris, italienisch Glarona, rätoromanisch ) ist eine politische Gemeinde (bis 2010 Ortsgemeinde, heute Einheitsgemeinde) und der Hauptort des gleichnamigen Schweizer Kantons Glarus.
Im Rahmen der Glarner Gemeindereform fusionierte Glarus auf den 1. Januar 2011 mit den Gemeinden Ennenda, Netstal und Riedern zur neuen politischen Gemeinde Glarus.
GeographieBearbeiten
Glarus liegt in der geografischen Mitte des gleichnamigen Kantons an der Linth und am Fusse des rund 2300 m hohen Vorderglärnisch. Der höchste Punkt des Gemeindegebiets ist der 2914 m hohe Bächistock, der zum Massiv des Glärnisch gehört. Nachbargemeinden sind die Gemeinden Glarus Nord, Glarus Süd sowie Muotathal und Innerthal (beide Kanton Schwyz).
KlimatabelleBearbeiten
Glarus, 1981–2010 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Glarus, 1981–2010
Quelle: [4]
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GeschichteBearbeiten
Erstmals schriftlich erwähnt wird der Ort Clarona im 8. Jahrhundert in einer Lebensgeschichte der Heiligen Felix und Regula. Der Name geht wahrscheinlich auf eine lateinische Grundform *ad clārōnam «bei der hellen Stelle», im übertragenen Sinn «Waldlichtung», zurück.[3]
Bis Ende des 14. Jahrhunderts gehörten grosse Teile des Glarner Landes zur Grundherrschaft des Klosters Säckingen, bis sich die Einwohner davon loskauften. 1387 fand die erste Landsgemeinde statt, eine Institution, die noch heute hier besteht und in der Regel am ersten Sonntag im Mai abgehalten wird. Zum Hauptort des Linthtals wurde Glarus durch Beschluss der Landsgemeinde 1419, da hier lange die einzige Kirche der Talschaft stand. 1506 bis 1516 war der spätere Reformator Ulrich Zwingli beliebter katholischer Priester in Glarus. 1522 bis 1555 war Valentin Tschudi der erste evangelische Pfarrer, ein gemässigter Reformator und Vermittler zwischen beiden Konfessionen. 1555 bis 1570 folgte Fridolin Brunner als Pfarrer, der zuvor in mehreren Glarner Dörfern die Reformation durchgeführt hatte.
Während der Helvetik (1798–1803) war Glarus Hauptort des Kantons Linth.
Im Jahr 1861 wütete ein verheerender Grossbrand, der grosse Teile des Ortes zerstörte. Nur wenige Gebäude aus der Zeit vor dem Brand blieben im Stadtbild erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte sehr schnell nach einem städtebaulichen Plan, der auf einem rechteckigen Raster beruhte. Diese vor allem aus den Vereinigten Staaten bekannte Art der Städteplanung wurde gewählt, um weitere derartige Feuersbrünste zu verhindern.
PolitikBearbeiten
Gemeindepräsident ist Christian Marti (FDP) bei den Gemeinderatswahlen am 4. März 2018 im Amt bestätigt. Dem Gemeinderat gehören neben ihm noch sechs weitere Mitglieder an. Die neue Gemeinde Glarus bildet einen Landratswahlkreis, der 19 der 60 Glarner Landräte stellt.
WirtschaftBearbeiten
Die einst wichtige Textilindustrie ist fast völlig verschwunden. Es überwiegt heute Holz- und Kunststoffindustrie sowie Stoff- und Buchdruckerei. Der Dienstleistungssektor ist zum wichtigsten Wirtschaftszweig geworden. Grösster Arbeitgeber ist heute das Kantonsspital mit etwa 450 Arbeitsplätzen. Auch der Tourismus gewinnt an Bedeutung.
SehenswürdigkeitenBearbeiten
- Stadtkirche Glarus, Wahrzeichen der Stadt (Architekt Ferdinand Stadler)
- Fridolinskirche, katholisch (1964, Architekt: Ernest Brantschen)
- Burgkapelle St. Michael
- Der Bahnhof und Güterschuppen, Lokomotiv-Remisen und Drehscheibe[5]
- Kraftwerk am Löntsch
- Kunsthaus Glarus
- Landesbibliothek
- Stählihaus
Glarus mit Glärnisch
StädtepartnerschaftenBearbeiten
- mit Kobryn in Weissrussland, initiiert vom ehemaligen Gemeindepräsidenten Heinrich Aebli. In Kobryn hatte General Suworow ein Anwesen besessen, der 1799 im Glarnerland Station machte.
- mit Wiesbaden-Biebrich in Deutschland (seit Januar 2009).[6]
PersönlichkeitenBearbeiten
- Heinrich Aebli (* 1933), 1985–2002 Stadtpräsident von Glarus, heute Entwicklungshelfer
- Mario Andreotti (* 1947), Germanist
- Joachim Bäldi (vor 1527–1571), Hauptmann, Landschreiber, Landvogt und Landammann
- Marcel Bernasconi (* 1940), Jazzpianist
- Pierangelo Boog (* 1957), Künstler und Illustrator
- Fridolin Brunner (1498–1570), Reformator und evangelischer Pfarrer in Glarus 1555–1570
- Maria Anna Brunner (1655–1697), Benediktinerin und Äbtissin
- Ernst Buss (1843–1928), evangelischer Geistlicher, Heimatforscher, Begründer der Deutschen Ostasienmission und Vizepräsident des Schweizer Alpen-Clubs.
- Erwin C. Dietrich (1930–2018), Schauspieler, Drehbuchautor, Filmproduzent und Regisseur, geboren in Glarus
- Cosmus Freuler (1780–1838), Lehrer, Buchdrucker und Bibliothekar
- Friedrich Frey (1867–1933), Archivar und Heimatforscher
- Frieda Gallati (1876–1955), Historikerin
- Anna Göldi (1734–1782), «letzte Hexe Europas», in Glarus hingerichtet
- William Nicholas Hailmann, US-amerikanischer Pädagoge
- Eveline Hasler (* 1933), Schriftstellerin
- Walter Haug (1927–2008), Mediävist
- Joachim Heer (1825–1879), Landammann und Bundesrat
- Jodok Hösli (um 1592–1637), Abt des Kloster Pfäfers
- Heinrich Hössli (1784–1864), Schriftsteller, Vorkämpfer für die «Männerliebe»
- This Jenny (1952–2014), Unternehmer und Politiker
- Johann Melchior Kubli (1750–1835), Politiker, «Whistleblower» des Anna-Göldi-Justizmordes
- Fritz Künzli (1946–2019), Fussballspieler
- Christian Marti (* 1974), Gemeindepräsident von Glarus und Glarner Landrat
- Bernhard Milt (1896–1956), Arzt und Medizinhistoriker
- Patrick Mitidieri (* 1975), Rapper
- Innocenz Müller (1675–1727), Bibliothekar des Klosters St. Gallen
- Herbert Noser (* 1961), Fussballspieler
- Yvan Pestalozzi (* 1937), Eisenplastiker
- Yves Rüedi (* 1976), Bundesrichter
- Giaco Schiesser (* 1953), Kulturwissenschaftler, Philosoph, Publizist
- Karl Schnyder (1931–2016), Politiker
- Urs Sonderegger (* 1964), Autorennfahrer
- Willy Spieler (1937–2016), Publizist, Redaktor und Politiker
- Rösli Streiff (1901–1997), Skirennfahrerin
- Aegidius Tschudi (1505–1572), Historiker und Politiker
- Johann Jakob von Tschudi (1818–1889), Naturforscher, Forschungsreisender, Linguist und Diplomat
- Rudolf Tschudi (1884–1960), Philologe und Orientalist
- Valentin Tschudi (1499–1555), Reformator, erster evangelischer Pfarrer von Glarus
- Sam Trümpy (1941–2003), Jazzmusiker
- Jakob Wäch (1893–1918), Kunstmaler
- Jürg Wickihalder (* 1973), Jazzmusiker und Komponist
- Abraham Wild (1628–1689), evangelischer Geistlicher
- Josua Zweifel (1854–1895), Afrikaforscher, Entdecker der Nigerquellen
- Ulrich Zwingli (1484–1531), Reformator (1506–1516 Pfarrer in Glarus)
TriviaBearbeiten
In Glarus befindet sich die einzige Rekrutierungsstelle der Päpstlichen Schweizergarde, die von einer privaten Personalagentur betrieben wird.[7]
WeblinksBearbeiten
- Offizielle Website der Gemeinde Glarus
- Karin Marti-Weissenbach, Hans Laupper: Glarus (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton, Bezirk, Gemeinde, Bevölkerungstyp und Geschlecht (Ständige Wohnbevölkerung). In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 31. August 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ Zahlen und Fakten, Website der Gemeinde Glarus, abgerufen am 8. Juni 2011.
- ↑ a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 392.
- ↑ Klimatabelle. In: meteoschweiz.admin.ch. meteoschweiz, abgerufen am 8. April 2018.
- ↑ Leza Dosch: Die Bahnhöfe Rapperswil SG und Glarus. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 895, Serie 90). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2011, ISBN 978-3-03797-028-7.
- ↑ Partnerschaftsverein Wiesbaden-Biebrich – Glarus e. V.
- ↑ Kontaktadressen. In: www.schweizergarde.ch. Abgerufen am 30. August 2016.