Schwanden GL

Dorf und ehemalige Gemeinde in Glarus Süd im Kanton Glarus, Schweiz
GL ist das Kürzel für den Kanton Glarus in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Schwandenf zu vermeiden.

Schwanden (GL) ist ein Dorf in der politischen Gemeinde Glarus Süd im Kanton Glarus in der Schweiz.

Schwanden
Wappen von Schwanden
Wappen von Schwanden
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Glarus Glarus (GL)
Bezirk: Keine Bezirkseinteilungw
Politische Gemeinde: Glarus Südi2
Postleitzahl: 8762
frühere BFS-Nr.: 1627
UN/LOCODE: CH SDN
Koordinaten: 724397 / 206116Koordinaten: 46° 59′ 40″ N, 9° 4′ 27″ O; CH1903: 724397 / 206116
Höhe: 521 m ü. M.
Fläche: 30,65 km²
Einwohner: 2504 (31.12.2020)
Einwohnerdichte: 82 Einw. pro km²
Karte
Schwanden GL (Schweiz)
Schwanden GL (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 2011
Schwanden, historisches Luftbild vom 9. August 1932, aufgenommen von Walter Mittelholzer

Die ehemalige Gemeinde Schwanden wurde im Rahmen der Glarner Gemeindereform auf den 1. Januar 2011 mit den Gemeinden Betschwanden, Braunwald, Elm, Engi, Haslen, Linthal, Luchsingen, Matt, Mitlödi, Rüti (GL), Schwändi und Sool zur neuen Gemeinde Glarus Süd zusammengelegt.

Geographie Bearbeiten

Schwanden ist das grösste Dorf im Glarner Hinterland, liegt am Zusammenfluss von Linth und Sernf und befindet sich genau auf dem 47. Breitengrad (siehe rechts oben).

Der Industrieort ist auch im Winter meistens nebelfrei.

Der Weiler Thon liegt westlich des Dorfes.

Geschichte Bearbeiten

Schwanden war zu den Zeiten der konfessionellen Spaltung des Kantons Glarus in einen Eidgenössischen Stand Glarus reformierter Religion und einen Eidgenössischen Stand Glarus katholischer Religion die meiste Zeit Hauptort und Ort der Landsgemeinde des reformierten Standes. Der Pulverturm als separater Lagerort der Waffen und Munition des reformierten Standes ist erhalten und bezeugt das Misstrauen gegenüber dem eidgenössischen Stand Glarus katholischer Religion.

Murgänge 2023 Bearbeiten

Am 29. August 2023, kurz vor 17:30 Uhr ging in Schwanden ein Erdrutsch mit 30'000 Kubikmeter Rutschmasse nieder. Zwei Stunden später folgte ein weiterer Schlammstrom. Bereits eine Woche zuvor war eine Strasse im Dorf verschüttet worden, weswegen fünf Häuser evakuiert wurden. Der neue Erdrutsch verschüttete sechs Gebäude, 38 weitere wurden beschädigt.[1] Es wurden 97 Personen evakuiert, wovon sieben bis acht bis zum 2. September 2023 in ihre Häuser zurückkehren konnten. Auch danach kam es häufig zu kleineren Abbrüchen von Geröll.[2]

Nach einem neuerlichen Erdrutsch wurden am 22. Dezember 2023 etwa 30 weitere Personen aus dem Ort evakuiert. In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember entleerte sich ein See, der sich in den vorangegangenen Tagen gebildet hatte, mit etwa 150 m³ Wasser innerhalb kürzester Zeit ins Dorf; die Wasser- und Schlammmassen führten dort zu weiteren Gebäudeschäden. In derselben Woche war klargeworden, dass eine Reihe im August beschädigter Gebäude, in denen 40 Personen gelebt hatten, dauerhaft unbewohnbar sind und abgerissen werden müssen.[3]

Wirtschaft und Tourismus Bearbeiten

Schwanden ist die Heimat des Elektrogeräteherstellers Therma (und war als solcher von 1978 bis 2015 Produktionsstandort der Electrolux Schweiz AG), sowie der Brauerei Adler, der letzten im Kanton Glarus verbliebenen Bierbrauerei. Weitere Firmen sind, nebst anderen, die Kunststoff Schwanden AG, die Schätti AG, die Inauen-Schätti AG, die SKS Rehab AG, die Blesi AG und die GRB Glarner Regionalbank.

Schwanden hat in den letzten Jahren seine Infrastruktur für den Tourismus optimiert. Es fungiert als Ausgangspunkt für Wanderungen und Biketouren im Sommer und Skitouren im Winter.

Oberhalb des Dorfes, auf 1111 m ü. M. auf dem Schwanderberg, liegt das Pfadiheim Villa Kunterbunt. Das Haus wurde 1903 als Ferienheim der Sektion Winterthur des Schweizer Alpenclubs erbaut und bietet Platz für fünfzig Personen.[4]

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Abraham Wild (1628–1689), evangelischer Geistlicher in Glarus
  • Burkhardt Tschudi (1702–1773) wanderte mit 16 Jahren nach London aus und wurde zu einem der renommiertesten Cembalobauer der damaligen Zeit (Burkat Shudi). Aus seiner Manufaktur entstand der englische Klavierbauer John Broadwood & Sons.
  • Samuel Zopfy (1804–1890), Arzt und Pionier der Homöopathie, lebte und wirkte in Schwanden.
  • Aus Schwanden stammte auch Henry J. Hefty (1858–1915), Architekt in Portland (Oregon).
  • In Schwanden starb 1946 Marie Villinger (1860–1946), eine Führungspersönlichkeit innerhalb der Schweizer Arbeiterinnenbewegung.
  • Aus Schwanden stammte der international bekannte Vermessungsingenieur und Kartograf Walter Blumer.
  • Jakob Hefti (* 1947), ein Hornist und Kammermusiker, wurde in Schwanden geboren.
  • Der Schriftsteller und Kinderbuchautor Max Bolliger (1929–2013) wurde in Schwanden geboren.
  • Hans Comiotto (1906–1972), Lehrer und Kunstmaler
  • Der Schriftsteller Emil Zopfi (* 1943) ist Bürger von Schwanden, heute Gemeinde Glarus Süd.

Bilder Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Schwanden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Murgang in Glarus - Für Schwanden ist der Erdrutsch «eine Katastrophe». In: srf.ch. 31. August 2023, abgerufen am 31. August 2023.
  2. Erdrutsch Schwanden GL - Schwanden: Einige wenige Personen können in ihre Häuser zurück. In: srf.ch. 2. September 2023, abgerufen am 2. September 2023.
  3. See mit 150'000 Litern Wasser entleert sich – Evakuierte aus Schwanden können erst im neuen Jahr zurück. In: suedostschweiz.ch. 24. Dezember 2023, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  4. Pfadiheime St. Georg – Villa Kunterbunt. Abgerufen am 17. Oktober 2018.