Olympische Winterspiele 1992/Nordische Kombination

Bei den XVI. Olympischen Spielen 1992 in Albertville fanden zwei Wettbewerbe in der Nordischen Kombination statt. Austragungsort war das Skistadion von Les Saisies in einer Höhe von 1604 m auf dem Gemeindegebiet von Hauteluce sowie die Sprunganlage Tremplin du Praz in Courchevel.

Nordische Kombination bei den
Olympischen Winterspielen 1992
Information
Austragungsort Frankreich Hauteluce, Courchevel
Wettkampfstätte Tremplin du Praz / Les Saisies
Nationen 12
Athleten 46 (46 Marssymbol (männlich))
Datum 11. bis 17. Februar 1992
Entscheidungen 2
Calgary 1988
Das Stadion Les Saisies von Albertville im Jahr 2018

Wettbewerbe und Austragungsmodus Bearbeiten

Bei den Spielen von Albertville gab es in der Nordischen Kombination keine Neuerungen. Zum zweiten Mal kamen zwei Disziplinen zur Austragung.

  1. Einzelwettbewerb: Das Springen wurde wie bisher auch in drei Durchgängen entschieden, wobei die jeweils beiden besten Sprünge für jeden Athleten gewertet wurden.[1] Beim Langlauf über fünfzehn Kilometer am darauffolgenden Tag kam zum zweiten Mal die Gundersen-Methode zur Anwendung. Die Teilnehmer nehmen dabei das Rennen mit ihren Abständen aus dem Springen auf, sodass die Reihenfolge zu jeder Zeit den Gesamtstand repräsentiert und am Ende auch den Endstand darstellt.[2]
  2. Teamwettbewerb: Wie bei den Spielen vier Jahre zuvor bestand jedes Team aus drei Athleten, die wie im Einzelwettkampf jeweils drei Sprünge absolvierten, von denen die besten beiden in die Wertung kamen.[3] Am nächsten Tag kam es zur Entscheidung durch eine 3 × 10 km Langlaufstaffel, die wie im Einzelwettbewerb am Tag nach dem Springen per Gundersen-Methode durchgeführt wurde.[4]

Bilanz Bearbeiten

Medaillenspiegel Bearbeiten

Platz Land       Gesamt
1 Frankreich  Frankreich 1 1 2
2 Japan  Japan 1 1
3 Norwegen  Norwegen 1 1
4 Osterreich  Österreich 2 2
Gesamt 2 2 2 6

Medaillengewinner Bearbeiten

Disziplin Gold Silber Bronze
Einzel Frankreich  Fabrice Guy (FRA) Frankreich  Sylvain Guillaume (FRA) Osterreich  Klaus Sulzenbacher (AUT)
Mannschaft Japan  Japan
Reiichi Mikata
Takanori Kōno
Kenji Ogiwara
Norwegen  Norwegen
Knut Tore Apeland
Trond Einar Elden
Fred Børre Lundberg
Osterreich  Österreich
Stefan Kreiner
Klaus Ofner
Klaus Sulzenbacher

Einzelwettbewerb Bearbeiten

Ausgangssituation Bearbeiten

1988 hatte der Österreicher Klaus Sulzenbacher die Silbermedaille in der Nordischen Kombination gewonnen. Seitdem war er bei allen großen Wettbewerben immer ganz vorne dabei, gewann 1987/88 und 1989/90 den Gesamtweltcup, kam 1988/89 und 1990/91 im Weltcup auf den zweiten Platz und wurde 1991 Vizeweltmeister. Zu Beginn der Saison 1991/92 waren er und der norwegische Weltmeister von 1991 Fred Børre Lundberg, der 1990/91 auch den Weltcup für sich entschieden hatte, die Topfavoriten. In der olympischen Saison 1991/92 gewann der Franzose Fabrice Guy vier der fünf Weltcup-Events, womit er zum eigentlichen Favoriten aufstieg.[5]

Ergebnis Bearbeiten

Rang Land Athlet Springen Langlauf Endzeit [min]
Pkte. (Pl.) Nettozeit [min] (Pl.)
01 Frankreich  FRA Fabrice Guy 222,1 0(3) 43:45,4 0(6) 44:28,1
02 Frankreich  FRA Sylvain Guillaume 208,1 (13) 43:00,5 0(3) 45:16,5
03 Osterreich  AUT Klaus Sulzenbacher 221,6 0(4) 44:48,4 (13) 45:34,4
04 Norwegen  NOR Fred Børre Lundberg 211,9 0(9) 44:04,1 0(9) 45:54,8
05 Osterreich  AUT Klaus Ofner 228,5 0(1) 45:57,9 (21) 45:57,9
06 Estland  EST Allar Levandi 206,4 (14) 43:34,8 0(5) 46:02,2
07 Japan  JPN Kenji Ogiwara 215,3 0(6) 44:57,5 (16) 46:25,5
08 Polen  POL Stanisław Ustupski 202,6 (18) 44:03,5 0(8) 46:56,2
09 Norwegen  NOR Trond Einar Elden 181,9 (39) 42:01,2 0(1) 47:11,9
10 Norwegen  NOR Knut Tore Apeland 190,7 (35) 43:11,9 0(4) 47:23,9
12 Deutschland  GER Thomas Dufter 210,8 (10) 45:54,9 (20) 47:52,9
14 Schweiz  SUI Andreas Schaad 201,1 (20) 44:59,4 (17) 48:02,1
16 Deutschland  GER Hans-Peter Pohl 212,5 0(8) 46:55,0 (26) 48:41,7
18 Osterreich  AUT Stefan Kreiner 214,8 0(7) 47:10,4 (27) 48:41,8
26 Schweiz  SUI Hippolyt Kempf 189,7 (26) 46:05,8 (22) 50:24,5
29 Schweiz  SUI Marco Zarucchi 201,1 (21) 47:52,6 (33) 50:55,3
32 Osterreich  AUT Günter Csar 193,3 (31) 47:34,0 (29) 51:28,7
35 Deutschland  GER Sven Leonhardt 197,2 (26) 48:59,9 (36) 52:28,6
38 Schweiz  SUI Urs Niedhart 179,3 (41) 48:39,4 (35) 54:07,4
 
Olympiasieger Fabrice Guy

Springen: 11. Februar 1992, 10:30 Uhr

15 km Langlauf: 12. Februar 1992, 14:30 Uhr

Im Springen lag der Österreicher Klaus Ofner, der bei den Weltmeisterschaften 1991 Dritter geworden war, mit 228,5 Punkten vorn. Der mitfavorisierte Franzose Fabrice Guy folgte mit 222,1 Punkten als Dritter, was ihm einen Startrückstand von nur 42,7 Sekunden bescherte. Aber noch wichtiger war, dass Klaus Sulzenbacher, der normalerweise auf der Schanze deutlich stärker als Guy einzuschätzen war, mit 221,6 Punkten um 3,3 Sekunden hinter dem Franzosen lag, Der amtierende Weltmeister Fred Børre Lundberg aus Norwegen hatte mit 1:08,0 Minuten einen noch größeren Rückstand auf Guy aufzuholen. Der im Springen zweitplatzierte Japaner Reiichi Mikata war im Langlauf nicht stark genug, um mit Medaillenchancen ins Rennen zu gehen.

Der nach dem Springen führende Ofner war wie Mikata kein guter Läufer. Schnell musste Ofner seine Spitzenposition abgeben, wurde am Ende als 21. des Langlaufs aber immerhin Gesamtfünfter. Guy übernahm bald die Führung und setzte sich auf den ersten fünf Kilometern von Sulzenbacher ab. Von Lundberg drohte nie eine Gefahr, doch ganz überraschend arbeitete sich Guys Teamkollege Sylvain Guillaume mit der drittschnellsten Laufzeit noch weit nach vorne und gewann die Silbermedaille. Für Sulzenbacher gab es nach Silber 1988 diesmal Bronze. Für Guillaume blieb dieser Erfolg einzigartig, während Guy auch später noch ausgezeichnete Ergebnisse erzielte. So wurde er 1991/92 gesamtweltcupsieger und gewann Weltmeisterschaften 1997 WM-Bronze. Lundberg blieb als Vierter diesmal medaillenlos im Einzelwettbewerb, gewann jedoch fünf Tage später Silber im Teamwettbewerb. Bei den Spielen 1994 in Lillehammer sollte ihm dann auch der Olympiasieg gelingen.[5]

Mannschaftswettbewerb Bearbeiten

Ausgangssituation Bearbeiten

Bei Weltmeisterschaften war der Mannschaftswettbewerb bereits seit 1982 im Programm. Seitdem hatten Norwegen zweimal, BR Deutschland zweimal, die DDR und Österreich je einmal den WM-Titel errungen. Erster Olympiasieger war vier Jahre zuvor BR Deutschland geworden. Aktuell waren die deutschen Athleten allerdings nicht mehr so stark einzuschätzen. Als Weltmeister des Vorjahrs ging Österreich an den Start, Frankreich war Zweiter und die überraschenden Japaner Dritter geworden. Als vierter Mitfavorit für den Kampf um die Medaillen war Norwegen anzusehen.[6]

Ergebnis Bearbeiten

Rang Land Athleten Springen Langlauf Endzeit [h]
Pkte. (Pl.) Nettozeit [h] (Pl.)
01 Japan  Japan Reiichi Mikata
Takanori Kōno
Kenji Ogiwara
645,1 0(1) 1:23:36,5 0(6) 1:23:36,5
02 Norwegen  Norwegen Knut Tore Apeland
Fred Børre Lundberg
Trond Einar Elden
569,9 0(6) 1:18:46,9 0(1) 1:25:02,9
03 Osterreich  Österreich Klaus Ofner
Stefan Kreiner
Klaus Sulzenbacher
615,6 0(2) 1:22:49,6 0(3) 1:25:16,6
04 Frankreich  Frankreich Francis Repellin
Sylvain Guillaume
Fabrice Guy
578,4 0(5) 1:20:19,0 0(2) 1:25:52,0
05 Deutschland  Deutschland Hans-Peter Pohl
Jens Deimel
Thomas Dufter
609,7 0(3) 1:25:24,9 0(8) 1:28:21,9
06 Tschechien  Tschechien Josef Kovařík
Milan Kučera
František Maka
576,4 0(8) 1:24:29,2 0(7) 1:32:41,2
07 Finnland  Finnland Pasi Saapunki
Jari Mantila
Teemu Summanen
561,2 0(7) 1:25:44,3 0(9) 1:32:43,3
08 Vereinigte Staaten  USA Joe Holland
Tim Tetreault
Ryan Heckman
591,3 0(4) 1:28:15,8 (10) 1:32:44,8
09 Estland  Estland Ago Markvardt
Peter Heli
Allar Levandi
525,9 (10) 1:23:20,9 0(4) 1:33:16,9
10 Schweiz  Schweiz Hippolyt Kempf
Andreas Schaad
Marco Zarucchi
521,9 (11) 1:23:22,4 0(5) 1:33:38,4
11 Vereintes Team  Vereintes Team Andrei Dundukow
Sergej Schwagirew
Waleri Stoljarow
545,3 0(9) 1:29:38,2 (11) 1:37:57,2

Springen: 16. Februar 1992, 13:00 Uhr

Langlauf 3 × 10 km: 17. Februar 1992, 14:30 Uhr

11 Teams am Start, alle in der Wertung

Auf der Sprungschanze erarbeiteten sich die Japaner mit einem Vorsprung von fast zweieinhalb Minuten eine souveräne Führung. Dahinter folgte der amtierende Weltmeister Österreich vor Deutschland (Rückstand fast drei Minuten). Die laufstarken Norweger hatten als Sechste bereits satte 6:16 Minuten auf Japan aufzuholen, was kaum möglich war. Frankreich mit dem Einzelolympiasieger Fabrice Guy und dem Olympiadritten Sylvain Guillaume lag mehr als fünfeinhalb Minuten hinter Japan auf Rang fünf.

In der Staffel erzielte Norwegen die schnellste Zeit, was aber nur noch zu Silber reichte. Die von Beginn an führenden Japaner waren zwar nur die sechstbeste Staffel, gaben jedoch ihre Spitzenposition nie ab und wurden Olympiasieger mit einem Vorsprung von 1:26,4 Minuten. Österreich fiel mit der drittschnellsten Staffelleistung noch auf den dritten Gesamtrang zurück, was ihnen aber die Bronzemedaille einbrachte. Das französische Team aus dem Gastgeberland zog vorbei an den USA und BR Deutschland, musste aber Norwegen passieren lassen und kam damit auf den medaillenlosen vierten Platz.[6]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Olympic Winter Games 1992, Nordic Combined Individual – Ski Jumping, Normal Hill, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 17. August 2023
  2. Olympic Winter Games 1992, Nordic Combined Individual – Cross Country Skiing, 15 km, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 17. August 2023
  3. Olympic Winter Games 1992, Nordic Combined Team – Ski Jumping, Normal Hill, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 17. August 2023
  4. Olympic Winter Games 1992, Nordic Combined Team – Cross Country Skiing, 3 × 10 km Relay, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 17. August 2023
  5. a b Olympic Winter Games 1992, Nordic Combined Individual, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 15. August 2023
  6. a b Olympic Winter Games 1992, Nordic Combined Team, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 17. August 2023