Olympische Sommerspiele 1924/Leichtathletik – 100 m (Männer)

Wettbewerb bei den Olympischen Spielen 1924

Der 100-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris wurde am 6. und 7. Juli 1924 im Stade de Colombes ausgetragen. 86 Athleten nahmen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 100-Meter-Lauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 86 Athleten aus 34 Ländern
Wettkampfort Stade de Colombes
Wettkampfphase 6. Juli 1924 (Vorrunde/Viertelfinale)
7. Juli 1924 (Halbfinale/Finale)
Medaillengewinner
Harold Abrahams (Vereinigtes Konigreich 1801 GBR)
Jackson Scholz (Vereinigte Staaten 48 USA)
Arthur Porritt (Neuseeland NZL)
Das Olympiastadion während der Eröffnungszeremonie

Olympiasieger wurde der Brite Harold Abrahams vor dem US-Amerikaner Jackson Scholz. Bronze ging an den Neuseeländer Arthur Porritt.

Für Österreich starteten Ferdinand Kaindl und Fritz Schedl, beide schieden im Vorlauf aus. Auch die Schweizer Victor Moriaud und Karl Borner überstanden die Vorrunde nicht, während sich ihr Landsmann Walter Strebi für das Viertelfinale qualifizieren konnte, dort aber nicht antrat. Deutsche Sportler waren von der Teilnahme an den Olympischen Spielen weiterhin ausgeschlossen.

Der Wettkampf, insbesondere die Geschichte um den Sieger Harold Abrahams, ist Gegenstand des 1981 entstandenen Films Die Stunde des Siegers (OT: Chariots of Fire), den Hugh Hudson mit Ben Cross in der Rolle Abrahams und Brad Davis als Scholz inszenierte. Der Film wurde u. a. 1982 als Bester Film mit dem Oscar ausgezeichnet.

Rekorde Bearbeiten

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 10,4 s Charles Paddock (Vereinigte Staaten 48  USA) Redlands (Kalifornien), USA 23. April 1921[1]
Olympischer Rekord 10,6 s Donald Lippincott (Vereinigte Staaten 46  USA) OS 1912 Stockholm (Vorlauf), Schweden 6. Juli 1912

Rekordegalisierung Bearbeiten

Der britische Olympiasieger Harold Abrahams egalisierte den bestehenden olympischen Rekord von 10,6 s dreimal:

  • viertes Viertelfinale am 6. Juli
  • zweites Halbfinale am 7. Juli
  • Finale am 7. Juli

Durchführung des Wettbewerbs Bearbeiten

Die Läufer traten am 6. Juli zu insgesamt 17 Vorläufen an. Die jeweils zwei besten Läufer – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Viertelfinale am gleichen Tag. Auch aus den sechs Viertelfinals kamen die jeweils zwei besten Läufer – wiederum hellblau unterlegt – eine Runde weiter. Die beiden Halbfinals und das Finale wurden am 7. Juli durchgeführt. In den Vorentscheidungen qualifizierten sich die jeweils ersten drei Platzierten – hellblau unterlegt – für das Finale.[2]

Vorläufe Bearbeiten

Datum: 6. Juli 1924

Es sind nicht alle Zeiten überliefert.

Vorlauf 1 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Loren Murchison Vereinigte Staaten 48  USA 10,8 s
2 Arthur Porritt Neuseeland  Neuseeland 10,9 s
3 Camilo Rivas Argentinien  Argentinien k. A.
4 Mariano Aguilar Mexiko 1918  Mexiko
5 Alberto Jurado Ecuador  Ecuador

Alberto Jurado war der erste ecuadorianische Sportler, der bei Olympischen Spielen startete.

Vorlauf 2 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Cyril Coaffee Kanada 1921  Kanada 11,0 s
2 Ernesto Bonacina Italien 1861  Königreich Italien 11,2 s
3 Mogens Truelsen Danemark  Dänemark k. A.
4 Gentil dos Santos Portugal  Portugal
5 Alois Linka Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei 11,6 s

Vorlauf 3 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Charles Paddock Vereinigte Staaten 48  USA 11,2 s
2 Oto Seviško Lettland  Lettland 11,8 s
3 Ferdinand Kaindl Osterreich  Österreich k. A.

Vorlauf 4 Bearbeiten

 
Władysław Dobrowolski – ausgeschieden als Fünfter des vierten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Maurice Degrelle Dritte Französische Republik  Frankreich 11,0 s
2 Reijo Halme Finnland  Finnland 11,1 s
3 Frederik Lamp Niederlande  Niederlande k. A.
4 Fritz Schedl Osterreich  Österreich
5 Władysław Dobrowolski Polen 1919  Polen 11,5 s
6 Rauf Hasağası Turkei  Türkei k. A.

Vorlauf 5 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Lajos Kurunczy Ungarn 1918  Ungarn 11,4 s
2 Johans Oja Lettland  Lettland k. A.
3 Henricus Cockuyt Belgien  Belgien k. A.
4 Wilfred Hildreth Britisch-Indien  Britisch-Indien
5 Toby Betts Sudafrika 1912  Südafrikanische Union

Vorlauf 6 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Harry Broos Niederlande  Niederlande 11,0 s
2 George Dustan Sudafrika 1912  Südafrikanische Union 11,2 s
3 Antonín Svoboda Tschechoslowakei 1920  Tschechoslowakei 11,3 s
4 Poul Schiang Danemark  Dänemark 11,5 s
5 José-María Larrabeiti Spanien 1875  Spanien 11,6 s
6 David Nepomuceno Philippinen 1919  Philippinen k. A.

Mit David Nepomuceno nahm erstmals ein Athlet von den Philippinen an Olympischen Spielen teil.

Vorlauf 7 Bearbeiten

 
Zygmunt Weiss – ausgeschieden als Fünfter des siebten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Lancelot Royle Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 11,0 s
2 Giovanni Frangipane Italien 1861  Königreich Italien 11,1 s
3 André Théard Haiti 1807  Haiti 11,2 s
4 Juan Junqueras Spanien 1875  Spanien 11,3 s
5 Zygmunt Weiss Polen 1919  Polen 11,4 s

Vorlauf 8 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Walter Rangeley Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 11,0 s
2 Rinus van den Berge Niederlande  Niederlande 11,1 s
3 Diego Ordóñez Spanien 1875  Spanien k. A.
4 Victor Moriaud Schweiz  Schweiz
5 Karel Pott Portugal  Portugal
6 Miguel Enrico Argentinien  Argentinien

Vorlauf 9 Bearbeiten

 
Lauri Härö – ausgeschieden als Dritter des neunten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Albert Heisé Dritte Französische Republik  Frankreich 11,2 s
2 Gusztáv Rózsahegyi Ungarn 1918  Ungarn 11,1 s
3 Lauri Härö Finnland  Finnland 11,3 s
4 Curt Wiberg Schweden  Schweden 11,4 s
5 Alexandros Papafingos Zweite Hellenische Republik  Griechenland k. A.

Vorlauf 10 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 William Nichol Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 11,0 s
2 Paul Brochart Belgien  Belgien 11,1 s
3 Laurence Armstrong Kanada 1921  Kanada k. A.
4 Konstantinos Pantelidis Zweite Hellenische Republik  Griechenland
5 Gvido Jekals Lettland  Lettland

Vorlauf 11 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Chester Bowman Vereinigte Staaten 48  USA 11,0 s
2 Walter Strebi Schweiz  Schweiz 11,2 s
3 James Hall Britisch-Indien  Britisch-Indien 11,3 s
4 Bror Österdahl Schweden  Schweden 11,3 s
5 Félix Escobar Argentinien  Argentinien k. A.
6 Herminio Ahumada Mexiko 1918  Mexiko

Vorlauf 12 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 George Hester Kanada 1921  Kanada 11,2 s
2 Johannes van Kampen Niederlande  Niederlande 11,2 s
3 Karl Borner Schweiz  Schweiz k. A.
4 William Lowe Irland 1922  Irischer Freistaat 11,3 s
5 László Muskát Ungarn 1918  Ungarn k. A.
DSQ Eugène Moetbeek Belgien  Belgien

Vorlauf 13 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Jackson Scholz Vereinigte Staaten 48  USA 10,8 s
2 Paul Hammer Luxemburg  Luxemburg 11,3 s
3 Terence Pitt Britisch-Indien  Britisch-Indien 11,3 s
4 Knut Russell Schweden  Schweden 11,3 s
5 Reinhold Kesküll Estland  Estland 11,5 s

Vorlauf 14 Bearbeiten

 
Şekip Engineri (hier in den 1940er Jahren) – ausgeschieden als Sechster des vierzehnten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Harold Abrahams Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 11,0 s
2 Edwin Carr Australien  Australien 11,0 s
3 Sasago Tani Japan 1870  Japan k. A.
4 Anton Husgafvel Finnland  Finnland
5 Álvaro Ribeiro Brasilien 1889  Brasilien
6 Şekip Engineri Turkei  Türkei

Vorlauf 15 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 André Mourlon Dritte Französische Republik  Frankreich 11,0 s
2 Enrico Torre Italien 1861  Königreich Italien 11,2 s
3 Joseph Hilger Luxemburg  Luxemburg k. A.

Vorlauf 16 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Félix Mendizábal Spanien 1875  Spanien 11,4 s
2 Anthony Vince Kanada 1921  Kanada 11,4 s
3 Vittorio Zucca Italien 1861  Königreich Italien 11,5 s
4 Stanisław Sośnicki Polen 1919  Polen 11,6 s
5 Artūrs Gedvillo Lettland  Lettland k. A.

Vorlauf 17 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ferenc Gerő Ungarn 1918  Ungarn 11,0 s
2 René Mourlon Dritte Französische Republik  Frankreich 11,0 s
3 Väinö Eskola Finnland  Finnland 11,1 s
4 Aleksander Szenajch Polen 1919  Polen k. A.

Viertelfinale Bearbeiten

Datum: 6. Juli 1924

Es sind nicht alle Zeiten überliefert.

Lauf 1 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Loren Murchison Vereinigte Staaten 48  USA 10,8 s
2 Giovanni Frangipane Italien 1861  Königreich Italien 11,0 s
3 Harry Broos Niederlande  Niederlande 11,1 s
4 Paul Hammer Luxemburg  Luxemburg 11,1 s
5 Reijo Halme Finnland  Finnland 11,1 s
6 Anthony Vince Kanada 1921  Kanada k. A.

Lauf 2 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Chester Bowman Vereinigte Staaten 48  USA 10,8 s
2 Arthur Porritt Neuseeland  Neuseeland 10,9 s
3 Walter Rangeley Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 11,0 s
4 René Mourlon Dritte Französische Republik  Frankreich 11,0 s
5 Lajos Kurunczy Ungarn 1918  Ungarn 11,0 s
6 Enrico Torre Italien 1861  Königreich Italien k. A.

Lauf 3 Bearbeiten

 
André Mourlon – ausgeschieden als Dritter des dritten Viertelfinales
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Cyril Coaffee Kanada 1921  Kanada 10,8 s
2 William Nichol Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 11,0 s
3 André Mourlon Dritte Französische Republik  Frankreich 11,1 s
4 Rinus van den Berge Niederlande  Niederlande k. A.
5 Johans Oja Lettland  Lettland
DNS Walter Strebi Schweiz  Schweiz

Lauf 4 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Harold Abrahams Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 10,6 s ORe
2 Gordon Hester Kanada 1921  Kanada 10,7 s
3 Ferenc Gerő Ungarn 1918  Ungarn k. A.
4 Albert Heisé Dritte Französische Republik  Frankreich
5 Ernesto Bonacina Italien 1861  Königreich Italien
6 Félix Mendizábal Spanien 1875  Spanien

Lauf 5 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Charles Paddock Vereinigte Staaten 48  USA 10,8 s
2 Maurice Degrelle Dritte Französische Republik  Frankreich 11,0 s
3 Johannes van Kampen Niederlande  Niederlande k. A.
4 George Dustan Sudafrika 1912  Südafrikanische Union
5 Gusztáv Rózsahegyi Ungarn 1918  Ungarn

Lauf 6 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Jackson Scholz Vereinigte Staaten 48  USA 10,8 s
2 Edwin Carr Australien  Australien 10,9 s
3 Lancelot Royle Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien k. A.
4 Paul Brochart Belgien  Belgien
5 Oto Seviško Lettland  Lettland

Halbfinale Bearbeiten

Datum: 7. Juli 1924

Lauf 1 Bearbeiten

 
William Nichol – ausgeschieden als Dritter des ersten Halbfinales
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Jackson Scholz Vereinigte Staaten 48  USA 10,8 s
2 Arthur Porritt Neuseeland  Neuseeland 11,1 s
3 Loren Murchison Vereinigte Staaten 48  USA 11,2 s
4 William Nichol Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 11,3 s
5 Maurice Degrelle Dritte Französische Republik  Frankreich 11,4 s
6 Gordon Hester Kanada 1921  Kanada 11,5 s

Lauf 2 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Harold Abrahams Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 10,6 s ORe
2 Charles Paddock Vereinigte Staaten 48  USA 10,7 s
3 Chester Bowman Vereinigte Staaten 48  USA 10,7 s
4 Edwin Carr Australien  Australien 10,7 s
5 Cyril Coaffee Kanada 1921  Kanada 10,8 s
6 Giovanni Frangipane Italien 1861  Königreich Italien 11,2 s

Finale Bearbeiten

 
Olympiasieger Harold Abrahams

Datum: 7. Juli 1924

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Harold Abrahams Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 10,6 s ORe
2 Jackson Scholz Vereinigte Staaten 48  USA 10,7 s
3 Arthur Porritt Neuseeland  Neuseeland 10,8 s
4 Chester Bowman Vereinigte Staaten 48  USA 10,9 s
5 Charles Paddock Vereinigte Staaten 48  USA 10,9 s
6 Loren Murchison Vereinigte Staaten 48  USA 11,0 s

Harold Abrahams war der erste Europäer, der Olympiasieger über 100 Meter werden konnte. Später wurde er ein bekannter Sportjournalist und engagierte sich im britischen Leichtathletikverband. Jackson Scholz, Olympiavierter von 1920 in Antwerpen und hier in Paris zwei Tage später Olympiasieger über 200 Meter, gewann Silber. Die Bronzemedaille ging an den Neuseeländer Arthur Porritt, der später über viele Jahre Mitglied des IOC war.

Insgesamt dreimal – Viertelfinale/Halbfinale/Finale – stellte Harold Abrahams den Olympiarekord ein.

Arthur Porritts Bronzemedaille bedeutete den ersten Medaillengewinn eines Neuseeländers in der Leichtathletik.

Videolinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 154–156

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Weltrekorde. 100 m Männer, rekorde-im-sport.de, abgerufen am 31. Mai 2021
  2. VIIIeme Olympiade, Paris 1924, Rapport Officiel du Comité Olympique Français, S. 101ff, französisch (PDF; 85.594 KB), abgerufen am 31. Mai 2021