Division 1 Féminine 2019/20

Sportveranstaltung 2019

Die Saison 2019/20 der Division 1 Féminine war die 46. Ausspielung der französischen Frauenfußballmeisterschaft seit der offiziellen Anerkennung des Frauenfußballs im Jahr 1970 durch die FFF, den Fußballverband Frankreichs, und der ersten Austragung in der Saison 1974/75. Die Division 1 Féminine genannte Spielklasse wird im reinen Ligamodus in einer aus einer einzigen Gruppe bestehenden, zwölf Teams umfassenden, landesweiten höchsten Liga ausgetragen. In diesem Modus war es die 28. Meisterschaft. Die ihren Vorjahrestitel erneut verteidigenden Frauen von Olympique Lyon wurden zum 14. Mal in Folge Meister.
Dies war die erste Saison, in der die Liga einen Namenssponsor besaß, nachdem die FFF mit dem Chemieunternehmen Arkema einen entsprechenden Vertrag mit dreijähriger Laufzeit abgeschlossen hatte.[1]

Die Saison begann am 24. August 2019 und sollte eigentlich am 30. Mai 2020 enden. Zwischen 14. Dezember und 18. Januar kam es zu einer diesmal langen Winterpause; eine Woche vor deren Ende griffen die Erstligisten allerdings in das Pokal-Sechzehntelfinale ein.[2] Eine weitere Unterbrechung des Ligabetriebs gab es vom 24. Februar bis zum 13. März, damit französische und ausländische Spielerinnen mit ihren Nationalmannschaften an den traditionell in dieser Zeit stattfindenden internationalen Turnieren (Algarve-Cup, SheBelieves Cup, Tournoi de France, Zypern-Cup und andere) teilnehmen konnten. Unmittelbar anschließend wurde der gesamte nationale Spielbetrieb aufgrund der Viruspandemie eingestellt – zunächst bis auf weiteres, Mitte Mai dann endgültig.[3]

Hauptspieltag war der Sonnabend, wie es der Bezahlfernsehsender Canal+ wünschte, der wie in der vorangegangenen Saison beabsichtigte, sämtliche 132 Punktspiele zu übertragen. Am 21. September 2019 wurde erstmals die Trophée des Championnes ausgespielt, also der Supercup, in dem die Gewinner von Meisterschaft und Pokalwettbewerb der Vorsaison aufeinandertreffen.[4]

Qualifikation und Austragungsmodus Bearbeiten

Für die Teilnahmeberechtigung wird ausschließlich das Abschneiden der Frauschaften in der Vorsaison berücksichtigt; qualifiziert sind die zehn dabei bestplatzierten Teams der Vorsaison sowie zwei Aufsteiger, die jeweils ihre Gruppe der Division 2 Féminine als Tabellenerste beendet hatten. Somit starteten folgende zwölf Teilnehmer in diese Saison:

Für Reims stellt die Teilnahme eine Premiere dar; allerdings haben die Rot-Weißen aus der Champagne in ihrem Palmarès fünf französische Meistertitel und drei Vizemeisterschaften stehen, die sie zwischen 1975 und 1982 errangen.

Die Meisterschaft wird regulär in einer doppelten Punkterunde ausgespielt, in der jeder Teilnehmer in Heim- und Auswärtsspiel gegen jeden anderen antritt. Es gilt die übliche „Drei-Punkte-Regel“ mit drei Punkten für einen Sieg, einem für ein Unentschieden und keinem für eine Niederlage; bei Punktgleichheit gibt zunächst der direkte Vergleich und bei Erforderlichkeit anschließend die bessere Gesamt-Tordifferenz, falls auch dann noch Gleichheit besteht, gegebenenfalls die höhere Zahl erzielter Treffer den Ausschlag. Am Ende der Saison müssen die zwei Tabellenletzten absteigen, die für die kommende Spielzeit durch zwei Aufsteiger – die Siegerinnen der beiden Gruppen der zweiten Division – ersetzt werden.

Die französischen Meisterinnen sowie die Zweitplatzierten der Division 1 Féminine qualifizieren sich für den Frauen-Europapokalwettbewerb der folgenden Spielzeit.

Vereinswechsel Bearbeiten

Noch bevor in Frankreich das Eröffnungsspiel der Frauen-Weltmeisterschaft angepfiffen wurde, vermeldeten einige Vereine bereits erste Neuzu- und -abgänge von Spielerinnen. Meister Lyon verpflichtete Jéssica Silva, Nikita Parris von Manchester City, Alex Greenwood von Manchester United und Janice Cayman aus Montpellier; dafür verließen Jessica Fishlock (zu Seattle Reign FC), Carolin Simon und Florencia Soledad Jaimes die Rhône-Metropole. Dort kam am letzten Tag der winterlichen Transferperiode, nachdem Ada Hegerberg sich schwer verletzt hatte, mit der 18-jährigen Naomie Feller aus Reims eine weitere Angreiferin (auf Leihbasis, nur bis Saisonende) hinzu.[5] Paris Saint-Germain holte mit der Angreiferin Jordyn Huitema von den Vancouver Whitecaps ein umworbenes kanadisches Talent in die Hauptstadt und stattete sie mit einem Vier-Jahres-Vertrag aus; außerdem unterschrieben Sara Däbritz und Karina Sævik dort. Wang Shuang hingegen kehrte nach China zurück. Nachdem für Däbritz die Saison seit Anfang Dezember verletzungsbedingt gelaufen war, holte PSG zum Jahreswechsel die brasilianische Nationalspielerin Luana an die Seine.[6]
Zu Montpellier kamen Lisa Schmitz, Lena Petermann (beide von Turbine Potsdam) Iva Landeka sowie im Februar noch Mary Fowler. Dort verabschiedete sich auch Virginia Torrecilla (zurück nach Spanien), bei Metz Marie-Laure Delie, wohin Melike Pekel zurückkehrte. Guingamp muss in dieser Saison ohne Charlotte Lorgeré und Julie Debever auskommen. Der Paris FC sicherte sich die Dienste von Marith Müller-Prießen (1. FFC Frankfurt), Claire Savin, die zuvor beim SC Sand spielte, sowie in der Winterpause von Havana Solaun, zuletzt bei Klepp IL unter Vertrag.

Der letzte reine Frauenverein in der D1F, die ASJ Soyaux, sicherte sich die Dienste von Kimberley Cazeau (zuvor bei Absteiger AF Rodez). Mit Charlotte Bilbault, Inès Jaurena, Estelle Cascarino (alle von Paris FC), Ouleymata Sarr, der Jamaikanerin Khadija Shaw und am Ende der Transferperiode noch Emelyne Laurent (auf Leihbasis) hat Bordeaux personell stark aufgerüstet und sich auch auf der Trainerposition mit Pedro Martínez Losa verstärkt.[7] Fleury setzt auf gleich drei dänische Zugänge (Stine Larsen und Rikke Sevecke von Brøndby IF sowie Cecilie Sandvej vom 1. FFC Frankfurt), holte zudem Laëtitia Philippe, Marina Makanza und Marine Dafeur. Aufsteiger Reims verstärkte sich im Winter mit der niederländischen Abwehrspielerin Vita van der Linden von den Bristol Rovers; dafür gaben die Rot-Weißen ihr 18-jähriges Sturmtalent Naomie Feller an Lyon ab, allerdings ohne Kaufoption und lediglich für ein halbes Jahr.

In dieser Spielzeit zeichnet sich ein neuer Trend ab: gleich ein gutes halbes Dutzend Französinnen, überwiegend Ex-Nationalspielerinnen, wechseln ins europäische Ausland, insbesondere nach England und Spanien, wo etliche Vereine besonders stark in den Frauenfußball investieren. Das betrifft Kenza Dali (zu West Ham United), Maéva Clemaron (Everton LFC), Léa Le Garrec (Brighton & Hove Albion), Karima Benameur (Manchester City), Marie-Laure Delie (Madrid CFF) und Méline Gérard (Betis Sevilla); außerdem gingen Julie Debever und im Januar auch Annahita Zamanian nach Italien zu Juventus Turin.[8]

Bei den Trainern vertrauten zu Saisonstart erneut lediglich zwei Erstdivisionäre – der Paris FC mit Sandrine Soubeyrand und Stade Reims mit Amandine Miquel – einer Frau den Chefsessel an.[9] Montpellier wird seither von Frédéric Mendy trainiert, bei Lyon hat Jean-Luc Vasseur das Kommando von Reynald Pedros übernommen.[10] (Stand: 26. Januar 2020)

Ergebnisse, Tabelle und Saisonverlauf Bearbeiten

Offizieller Endstand nach Saisonabbruch

Gir.
Bor
FCO
Dij
FC
Fle
EA
Gui
Oly
Lyo
Oly
Mar
FC
Met
HSC
Mon
FC
Par
SG
Par
Sta
Rei
ASJ
Soy
Girondins Bordeaux 1:0 4:1 1:2 0:0 3:0 : 1:0 : : 2:0 4:1
FCO Dijon 0:3 : : 0:0 1:0 2:1 : 0:4 : 1:1 1:4
FC Fleury 0:2 1:1 0:2 : 4:1 : 1:3 2:3 0:2 : 1:1
EA Guingamp : 1:1 0:1 1:5 3:1 2:0 : 2:0 1:4 1:1 1:3
Olympique Lyon 4:0 2:0 6:0 : 6:0 6:0 5:0 4:0 1:0 5:0 :
Olympique Marseille 1:4 : 2:3 2:1 0:8 3:1 0:3 : 0:5 0:3 1:3
FC Metz 0:4 1:2 0:2 0:0 : : 0:3 : 1:6 0:1 0:2
HSC Montpellier : 6:0 3:0 1:1 0:3 : 3:0 1:2 : 2:0 :
Paris FC 0:3 3:1 : : : 3:1 2:2 2:5 0:3 0:0 1:0
Paris Saint-Germain FC 3:0 4:0 : 1:1 : 11:0 5:1 1:1 2:0 : 7:0
Stade Reims : : 0:1 0:1 3:8 : 1:0 1:7 0:1 1:3 :
ASJ Soyaux 0:4 0:0 0:1 : 0:4 : : 1:1 0:0 0:3 0:1
Pl. Frauschaft Sp G U V Tore Diff. Pkte. Ab-
zug
1. Olympique Lyon (M) 16 14 2 0 67:04 44
2. Paris Saint-Germain 16 13 2 1 60:07 41
3. Girondins Bordeaux 16 12 1 3 36:12 37
4. HSC Montpellier 16 9 3 4 39:18 30
5. Paris FC 16 7 3 6 21:26 24
6. EA Guingamp 16 6 5 5 20:21 23
7. FC Fleury 16 6 2 8 18:30 20
8. Stade Reims (N) 16 4 3 9 13:32 15
9. FCO Dijon 16 3 5 8 10:32 14
10. ASJ Soyaux 16 4 4 8 15:30 13 3
11. Olympique Marseille (N) 16 2 0 14 12:62 6
12. FC Metz 16 0 2 14 07:44 2

Nach Abschluss der Hinrunde ergab sich an der Tabellenspitze das gewohnte Bild: Lyon hatte sich von Paris Saint-Germain bereits absetzen können, da die Hauptstädterinnen nicht nur im direkten Duell unterlegen waren, sondern auch noch unerwartete Punktverluste vor eigenem Publikum zu verzeichnen hatten. Deshalb befanden sich Bordeaux und Montpellier zu diesem Zeitpunkt sogar in Reichweite des zweiten, zur Europapokalteilnahme berechtigenden Platzes. Dahinter folgte das sechs Teams umfassende Mittelfeld, das seinerseits einen allerdings noch keineswegs beruhigenden Abstand zu den Abstiegsrängen aufwies. Während Metz mit einem einzigen Zähler bereits abgeschlagen wirkte, bahnte sich für die Rückrunde insbesondere zwischen Marseille, Reims und Dijon ein Kampf darum an, wer die Lothringerinnen in die zweite Division würde begleiten müssen. Die Neulinge aus Reims wiesen zwar vier Punkte Vorsprung auf Mitaufsteiger Marseille auf, hatten sich gegen OM auch deutlich durchgesetzt, waren aber durch eine eher ungewöhnliche Schwäche gekennzeichnet: auswärts holten sie bereits zehn Punkte, in ihren fünf Heimspielen hingegen noch keinen einzigen. Mitte Januar gesellte sich dann auch noch Soyaux zu den Abstiegskandidaten hinzu; die Direction Nationale du Contrôle de Gestion (DNCG), das für die Vereine zuständige Kontrollorgan des Verbands, erlegte der ASJS wegen Nichteinhaltung der finanziellen Auflagen nicht nur mehrere Ausgabenbeschränkungen auf, sondern verhängte zusätzlich – als erstem Verein der D1F überhaupt – einen 3-Punkte-Abzug.[11]

Mit ihrer Entscheidung vom 15. Mai 2020, aufgrund der Coronavirus-Pandemie den Spielbetrieb auf sämtlichen Ebenen vollständig einzustellen, schrieb die FFF den Stand von Ende Februar für Ab- und Aufstieg, aber auch für die Torjägerkrone fest.

Am zweiten Spieltag hatte Aufsteiger Reims gegen Lyons Nationaltorfrau Sarah Bouhaddi drei Treffer erzielt.[12] Eine dermaßen hohe Zahl an Gegentoren hatte der Serienmeister zuletzt zehn Jahre zuvor, in der Saison 2009/10 gegen den FCF Hénin-Beaumont, zugelassen.[13]
Das Spitzenspiel am neunten Spieltag zwischen den punktgleichen Frauen aus Lyon und Paris bescherte der Liga mit 30.661 Zuschauern einen neuen Besucherrekord.[14]

Zur folgenden Saison steigen aus der Division 2 Féminine FF Issy und, als 57. Verein in der Ligageschichte, der Neuling Le Havre AC auf.

Die Spielerinnen des Meisters Bearbeiten

Trainer Jean-Luc Vasseur hatte folgende Fußballerinnen aus seinem Saisonkader eingesetzt (in Klammern die Zahl der Punktspieleinsätze):[15]

Lyons 67 Treffer erzielten Hegerberg (14), Marozsán (10), Parris (8), Renard (7), Le Sommer, Majri (je 5), Mbock Bathy, Henry (je 4), Cascarino (3), Kumagai, van de Sanden (je 2), Christiansen, Feller und Silva (je 1).

Erfolgreichste Torschützinnen Bearbeiten

Die meisten Treffer erzielten:[16]

Pl. Name Team Tore
1. Marie-Antoinette Katoto Paris S-G 16
2. Norwegen  Ada Hegerberg Lyon 14
3. Viviane Asseyi Bordeaux 12
Kadidiatou Diani Paris S-G 12
5. Deutschland  Dzsenifer Marozsán Lyon 10
Jamaika  Khadija Shaw Bordeaux 10
7. Deutschland  Lena Petermann Montpellier 9
8. Valérie Gauvin Montpellier 8
Danemark  Nadia Nadim Paris S-G 8
England  Nikita Parris Lyon 8
11. Wendie Renard Lyon 7
12. Sarah Cambot Soyaux 6
Onema Grace Geyoro Paris S-G 6
Nigeria  Desire Oparanozie Guingamp 6
15. Camille Catala Paris FC 5
Louise Fleury Guingamp 5
Clarisse Le Bihan Montpellier 5
Eugénie Le Sommer Lyon 5
Amel Majri Lyon 5
Marina Makanza Fleury 5
Ouleymata Sarr Bordeaux 5
Scorerpunkte

(T = Tore, V = Vorlagen)

Pl. Name Verein T V Summe
1. Dzsenifer Marozsán Lyon 10 13 23
2. Marie-Antoinette Katoto PSG 16 04 20
3. Ada Hegerberg Lyon 14 04 18
Nadia Nadim PSG 08 10 18
5. Kadidiatou Diani PSG 12 04 16
Lena Petermann Montpellier 09 07 16
7. Khadija Shaw Bordeaux 10 05 15
8. Viviane Asseyi Bordeaux 12 01 13
9. Amel Majri Lyon 05 07 12
10. Valérie Gauvin Montpellier 08 02 10

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen und Nachweise Bearbeiten

  1. Artikel „Ein Naming für die Meisterschaft“ vom 21. Juni 2019 bei footofeminin.fr
  2. siehe den Terminplan vom 25. März 2019 bei footofeminin.fr
  3. siehe die entsprechenden Verbandsentscheidungen vom 15. Mai 2020 bei fff.fr
  4. Da Lyon beide Titel gewonnen hatte, trat – nach Artikel 2 des Wettbewerbsreglements sowie in Analogie zum Supercup bei den Männern – der Vizemeister Paris Saint-Germain und nicht der unterlegene Pokalfinalist Lille OSC gegen Olympique an.
  5. Interview mit Reims’ Trainerin Amandine Miquel vom 3. Februar 2020 bei piedscarres.fr
  6. Artikel „Eine Pause, um die Kader nachzujustieren“ vom 6. Januar 2020 bei footofeminin.fr
  7. Artikel „Die Spielzeit danach“ vom 4. September 2019 bei cahiersdufootball.net
  8. Blick auf die Wechsel zur Saisonmitte“ vom 20. Januar 2020 bei footofeminin.fr
  9. Artikel „Coaches – Où sont les femmes?“ in France Football, Heft 3849 vom 3. März 2020, S. 30/31
  10. nach der Klubwechselübersicht bei footofeminin.fr
  11. Artikel „Soyaux heftig von der DNCG bestraft“ vom 15. Januar 2020 bei footofeminin.fr
  12. Spielbericht der Partie Reims gegen Lyon“ am 7. September 2019 bei footofeminin.fr
  13. Siehe das Datenblatt der Partie vom 15. November 2009 bei footofeminin.fr. – Seit Olympique Lyon in der D1F vertreten ist (2004/05), haben seine Frauen überhaupt nur in fünfzehn von bis dato 332 Spielen mehr als ein Tor kassiert. Darunter war eine Partie mit fünf (CNFE Clairefontaine, 2004/05), zwei mit jeweils vier (HSC Montpellier 2004/05 und Juvisy FCF 2005/06) sowie nur noch eine weitere (RC Saint-Étienne 2008/09) mit drei Gegentreffern.
  14. Artikel „OL gewinnt den Schlager“ vom 16. November 2019 bei footofeminin.fr
  15. Olympiques Saisonaufgebot bei footofeminin.fr
  16. Torjägerinnenliste bei footofeminin.fr