Zerzabelshof

Nürnberger Stadtteil
(Weitergeleitet von Zabo)

Zerzabelshof, auch Zabo genannt,[2] ist ein Nürnberger Stadtteil in der Östlichen Außenstadt (Statistischer Bezirk 95) am östlichen Stadtrand zwischen dem Dutzendteich im Südwesten und Mögeldorf im Norden und Nordosten. Die westlich angrenzenden Nachbarstadtteile sind (von Norden) Tullnau, Weichselgarten und Gleißhammer. Für die Bewohner wird die Bezeichnung „Zaboraner“, gelegentlich auch „Zaboaner“ oder „Zabonesen“ verwendet.

Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 27′ N, 11° 8′ OKoordinaten: 49° 26′ 42″ N, 11° 7′ 42″ O
Höhe: 310–320 m ü. NHN
Fläche: 3,52 km²
Einwohner: 8182 (31. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.324 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. November 1923
Postleitzahl: 90480
Vorwahl: 0911
Karte
Akademie der Bildenden Künste

Die meist aufgelockerte Bauweise mit zahlreichen Ein- und Zweifamilienhäusern und vielen Gärten sowie die unmittelbare Nähe des Nürnberger Tiergartens und des Lorenzer Reichswalds machen Zerzabelshof zu einem bevorzugten Wohngebiet für Familien.

Lage Bearbeiten

Statistische Nachbarbezirke
Tullnau Schmausenbuckstraße
Gleißhammer  
Ludwigsfeld Dutzendteich Fischbach
Beuthener Straße

Natur Bearbeiten

Der Stadtteil Zerzabelshof liegt am sich östlich anschließenden Lorenzer Reichswald. Durch den Ort fließt der Goldbach, ein Zufluss der Pegnitz. Nordöstlich von Zabo liegt der 391 m hohe Schmausenbuck – bekannt durch den dort gelegenen Tiergarten mit großzügigen Weihern, Wald- und Wiesenlandschaften in den ehemaligen Steinbrüchen des Nürnberger Burgsandsteines.[3]

Geschichte Bearbeiten

 
Herrensitz Zerzabelshof (Mettingh-Schloss)

Der Name Zerzabelshof geht auf die im Jahr 1309 in einer Urkunde erwähnten Verwalter des damaligen Forsthauses, Gotz de Sternzagelshouve und Leovpoldus de Sternzagelshouve, zurück. Im Folgenden bauten die Grundherren Pfinzing, ab 1370 die Waldstromer von Reichelsdorf, dann wechselnde Nürnberger Bürger, ab 1563 bis 1837 die Patrizierfamilie Löffelholz von Kolberg und schließlich die Freiherren von Mettingh (1861–1906) das Forsthaus zum Herrensitz Zerzabelshof aus und erweiterten ihn zu einem kleinen Dorf.[4]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Zerzabelshof 17 Anwesen (1 Schloss, 6 Güter, 2 Gütlein, 7 Häuser, 1 Gemeindehirtenhaus). Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was aber von den brandenburg-ansbachischen Ämtern Schwabach und Schönberg bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft und die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte der Nürnberger Eigenherr von Löffelholz inne.[5]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Zerzabelshof dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt und der im selben Jahr gebildeten Ruralgemeinde Mögeldorf zugeordnet. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstand 1 Anwesen von 1822 bis 1836 dem Patrimonialgericht Haimendorf und die restlichen Anwesen bis 1835 dem Patrimonialgericht Zerzabelshof. Nach 1818, jedoch vor 1840 entstand die Ruralgemeinde Zerzabelshof, zu der Valznerweiher gehörte. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Nürnberg zugeordnet (1879 in Amtsgericht Nürnberg umgewandelt) und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Fürth. Ab 1862 gehörte Zerzabelshof zum Bezirksamt Nürnberg. Die Finanzverwaltung wurde 1871 vom Rentamt Nürnberg übernommen (1919 in Finanzamt Nürnberg umbenannt).[6][7] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 0,762 km².[8] Am 1. November 1923 wurde Zerzabelshof nach Nürnberg eingemeindet.[9][10]

Von 1947 bis 1950 fuhr durch Zerzabelshof die Moll-Bahn, eine schmalspurige Schuttbahn, die den Abraum aus der zu 90 % zerstörten Nürnberger Altstadt nach Fischbach transportierte. Der Betriebshof und die Lokschuppen befanden sich auf dem heutigen Gelände des 1. FC Nürnberg im Süden Zerzabelshofs am Valznerweiher.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Einwohnerzahl stark zu; sie beträgt heute etwa 13.000. Zerzabelshof war ursprünglich ein eigenständiger Stadtbezirk und wurde 1995 dem Nürnberger Bezirk 5, der Oststadt, zugeordnet.

1954 zog die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg in die von Sep Ruf entworfenen Neubauten in der Bingstraße am Nürnberger Tiergarten ein.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Gemeinde Zerzabelshof

Jahr 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919
Einwohner 179 189 199 211 233 254 256 258 303 271 340 452 701 1056 1152
Häuser[11] 31 38 40 49
Quelle [12] [13] [14] [13] [13] [15] [13] [13] [16] [13] [13] [8] [13] [13] [13]

Ort Zerzabelshof

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900
Einwohner 122 175 208 250 298 448
Häuser[11] 22 30 39 48
Quelle [17] [12] [14] [15] [16] [8]

Baudenkmäler Bearbeiten

Religion Bearbeiten

Der Ort ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Auferstehungskirche gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Stefan gepfarrt. Zur katholischen Kirche gehört eine Pater-Rupert-Mayer-Kapelle.[18] Als weiterer Gottesdienstort gibt es im "Wohnstift am Tiergarten" eine Kapelle in den regelmäßig katholische und evangelische Gottesdienste stattfinden.[19]

Evangelische Auferstehungskirche
Röm.-kath. Kirche St. Stefan

Bildung Bearbeiten

  • Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
  • Grundschule Viatisstraße mit Zweigstelle in der Siedlerstraße
  • Schule und mehrere Einrichtungen der Karl-König Schule für geistig behinderte Kinder

Einrichtungen und Vereine Bearbeiten

  • 1. FC Nürnberg, Verein für Leibesübungen e. V. (Fußball, Handball, Boxen, Hockey, Roll- und Eissport, Schwimmen, Ski und Tennis, Trainingsgelände mit öffentlichem Freibad, dem Clubbad)
  • Evangelischer Kindergarten
  • Evangelisch-lutherische Auferstehungskirche
  • Katholischer Kindergarten St. Stephan
  • Katholische Pfarrkirche St. Stefan
  • Nürnberger Hockey und Tennis Club e. V. (NHTC)
  • Spielvereinigung Zabo Eintracht, Fußball, Schach, Tischtennis, Kegeln
  • Sportkindertagesstätte Champini
  • Städtischer Kindergarten und Hort, Urbanstraße
  • Vorstadtverein Zerzabelshof

Zabo und der Club Bearbeiten

Seit 1913 ist der 1. FC Nürnberg in Zerzabelshof beheimatet und feierte im vereinseigenen Sportpark Zerzabelshof, kurz Zabo genannt, zahlreiche Erfolge. Insgesamt acht Deutsche Meisterschaften und drei Pokalsiege konnten die Cluberer im alten Zabo bejubeln, an den heute nur noch ein Gedenkstein in der Kachletstraße erinnert. In der Nordkurve des Zabo stand ein 1925 errichtetes Mahnmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Vereinsmitglieder, das auch noch nach der Renovierung des Sportparks Zabo Ende des Zweiten Weltkriegs dort blieb.[20] Dank der Erfolge der Fußballabteilung konnte der 1. FC Nürnberg in Zerzabelshof bis zum Zweiten Weltkrieg einen „vorbildlichen Sportpark“ für alle Abteilungen des Vereins errichten. Mit Einführung der Bundesliga entschloss sich der Club zum Umzug in das Städtische Stadion.[21] Der alte Zabo wurde verkauft. 1966 erfolgte der Abbruch des Stadions, 1968 der des villenartigen Vereinsheimes, da der 1. FC Nürnberg im Süden Zerzabelshofs, am Valznerweiher, ein neues Trainingsgelände errichtete. Das alte Club-Areal im Bereich Kachletstraße und Jochensteinstraße wurde mit Wohnungen überbaut.[22] Bis heute besteht eine enge Verbindung des 1. FC Nürnberg mit dem Stadtteil Zerzabelshof, die auch vielfältig thematisiert wird.[23]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zerzabelshof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 245 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
  2. Impulsprojekt Zabo-Quelle. nuernberg.de, abgerufen am 16. April 2013.
  3. Zerzabelshof im BayernAtlas
  4. Zerzabelshof auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  5. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 190.
  6. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 242.
  7. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 62 (Digitalisat).
  8. a b c K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1238 (Digitalisat).
  9. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
  10. Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
  11. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1840 werden diese als Häuser bezeichnet, 1871 bis 1900 als Wohngebäude.
  12. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 210 (Digitalisat).
  13. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 181, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  14. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1066, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1232, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1166 (Digitalisat).
  17. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 106 (Digitalisat).
  18. Pater-Rupert-Mayer-Kapelle. Abgerufen am 20. Oktober 2020.
  19. Wohnstift am Tiergarten / Kapelle. In: Homepage des Wohnstifts am Tiergarten in Nürnberg Zerzabelshof. Abgerufen am 20. Oktober 2020.
  20. Matthias Hunger: Fußballheimat Franken. Arete Verlag, Hildesheim 2017, ISBN 978-3-942468-91-6, S. 165.
  21. Werner Skrentny: Das große Buch der deutschen Fußball-Stadien. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2001, ISBN 3-89533-306-9, S. 283–285.
  22. Matthias Hunger: Fußballheimat Franken. Arete Verlag, Hildesheim 2017, ISBN 978-3-942468-91-6, S. 164.
  23. Hier regiert der FCN! Stadt(ver)führung mit Matthias Hunger. Deutsche Akademie für Fußball-Kultur, 1. September 2016, abgerufen am 26. Juni 2018.