Margreid
Margreid an der Weinstraße | |
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(ital.: Magrè sulla Strada del Vino) | |
Wappen | Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Überetsch-Unterland |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2017) |
1.281/1.295 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
84,33 % deutsch 15,22 % italienisch 0,45 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 17′ N, 11° 13′ O |
Meereshöhe: | 207–1260 m s.l.m. (Zentrum: 241 m s.l.m.) |
Fläche: | 13,86 km² |
Dauersiedlungsraum: | 5,7 km² |
Fraktionen: | Unterfennberg |
Nachbargemeinden: | Neumarkt, Kurtatsch, Kurtinig, Roverè della Luna (Eichholz, TN), Salurn |
Partnerschaft mit: | Ottobrunn bei München |
Postleitzahl: | 39040 |
Vorwahl: | 0471 |
ISTAT-Nummer: | 021045 |
Steuernummer: | 80010550210 |
Bürgermeister (2015): | Theresia Degasperi (SVP) |
Margreid an der Weinstraße ([marˈgraɪ̯t]; italienisch Magrè sulla Strada del Vino) ist eine Gemeinde mit 1295 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2017) im Südtiroler Unterland (Italien).
Das bauliche Erscheinungsbild des Ortes lässt dessen bäuerlich bestimmtes Gepräge erkennen. Noch heute spielen Obst- und Weinbau im von der Südtiroler Weinstraße durchquerten Margreid eine bedeutende Rolle.
GeographieBearbeiten
Die Gemeinde Margreid, insgesamt 13,86 km² groß, liegt ungefähr gleich weit von Bozen und Trient entfernt im Unterland, einem Abschnitt des Etschtals im Süden Südtirols. Das Gemeindezentrum (210–240 m s.l.m.) befindet sich auf der westlichen, orographisch rechten Talseite auf dem flachen Schwemmkegel des Fenner Bachs. Der zu Margreid gehörende Abschnitt der Talsohle erstreckt sich zu kleinen Teilen auch bis zum Ostufer der Etsch und grenzt an die Gebiete der Nachbargemeinden Neumarkt, Kurtatsch, Kurtinig, Salurn sowie Roverè della Luna.
Unmittelbar südwestlich des Gemeindezentrums erhebt sich der Fennberg, ein dem Mendelkamm (Teil der Nonsberggruppe) vorgelagerter Plateauberg. Der Fennberg, der südöstlich gegenüberliegende Geier sowie die Salurner Klause sind die Südgrenze Südtirols zum Trentino und damit zugleich des deutschen zum italienischen Sprachraum. Während die nördliche Hälfte des Fennberger Hochplateaus zu Kurtatsch gehört, befindet sich der Südteil mit den verstreuten Höfen von Unterfennberg und dem Fennberger See (1034 m) auf dem Gemeindegebiet von Margreid.
BevölkerungsentwicklungBearbeiten
GeschichteBearbeiten
Margreid wird ersturkundlich im Jahr 1181 als „Magretum“ erwähnt.[1] 1215 taucht der heutige italienische Name „Magre“ in den Urkunden auf. Namen, von denen wohl die heutige deutsche Ortsbezeichnung stammt („Margrid“ und „Margreit“), sind erstmals 1292 genannt.[2] Der Name „Margreid“ in seiner modernen Form ist erstmals 1409 bezeugt.[3]
Der erste schriftliche Eintrag zur Margreider Pfarrkirche stammt aus dem Jahr 1343, 1370 wird dieselbe erweitert. 1513/14 wurde der Turm der Pfarrkirche um zwei Stockwerke erhöht, 1526/30 wurden die reich verzierten „Löffler“-Glocken gegossen, von denen heute nur mehr die große Glocke im Turm hängt. Noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden in der alten Pfarrkirche Stilformen der süddeutschen Gotik gepflogen, wenig später beeinflusste die Renaissance aus dem Süden den Baustil. Die heutige Pfarrkirche von Margreid wurde 1681 gebaut, da der Vorgängerbau der wachsenden Gemeinde zu wenig Platz bot (die gotische Kirche wurde abgerissen, die Pfarrkirche der Hl. Gertraud geweiht). Im Jahr 1612 wurde der Pfarrsitz von St. Florian, der jenseits der Etsch lag (heute Gemeinde Neumarkt), nach Margreid verlegt. 1774 wurde unter Leitung von Ing. v. Zallinger der Talboden entsumpft und fruchtbar gemacht. 1779 wurden Margreid und Kurtatsch gerichtlich mit Tramin vereinigt und den Grafen Zenobio zu Lehen gegeben. Im Jahr 1895 wird in Margreid Karl Felderer, der Komponist des Bozner Bergsteigerliedes, geboren. 1968 wurde der Gemeinde das Wappen verliehen: Die Schildfarben entsprechen dem Wappen des einstmals ansässigen Geschlechts „Ob der Platten“, das Horn scheint bereits im Gemeindesiegel von 1780 auf. Die Schutzpatronin von Margreid ist die Hl. Gertraud, dementsprechend fällt der Kirchweihtag auf den 17. März.
Margreid gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zur Grafschaft Tirol und damit zu Österreich-Ungarn. Innerhalb Tirols war Margreid bis 1913 dem Gerichtsbezirk Kaltern zugeordnet, anschließend dem Gerichtsbezirks Neumarkt; beide waren wiederum Teil des Bezirks Bozen. Mit dem Vertrag von Saint-Germain kam Margreid 1920 zusammen mit dem Großteil Tirols südlich des Alpenhauptkamms zu Italien. Als 1927 auf diesen ehemals österreichischen Gebieten die beiden Provinzen Bozen und Trient entstanden, wurde Margreid wie auch einige andere umliegende Gemeinden der mehrheitlich italienischsprachigen Provinz Trient zugeschlagen. Erst 1948 wurde Margreid in die Provinz Bozen bzw. Südtirol eingegliedert.
BildungBearbeiten
In Margreid gibt es eine deutschsprachige Grundschule. Diese ist dem Schulsprengel der Nachbargemeinde Neumarkt angeschlossen.[4]
SehenswürdigkeitenBearbeiten
Die Lage an der Sprachgrenze bedingt auch südliche Stileinflüsse in der Architektur – geschwungene Gassen, Torbögen und Bauten sowie gotische Erker, sieben steinerne Dorfbrunnen und steingerahmte Rundbogenfenster mit schmiedeeisernen Gittern verdeutlichen dies. Die älteste datierte Weinrebe Europas (1601) beim Augustin-Haus in der Grafengasse trägt noch immer Früchte. Sie ist als Naturdenkmal ausgewiesen.
BauwerkeBearbeiten
- Geburtshaus von Karl Felderer, Verfasser des Südtiroler Heimatliedes "Wohl ist die Welt so groß und weit"
- Pfarrkirche St. Gertraud: Der Kirchturm und das Kirchenschiff sind durch die Pfarrgasse voneinander getrennt.[5]
GalerieBearbeiten
VerkehrBearbeiten
Für den Kraftverkehr ist Margreid in erster Linie durch die Weinstraße und die Bahnhofstraße erschlossen, die nahe am Dorfzentrum vorbeiführen. Wo das Gemeindegebiet an die Etsch heranreicht, wird es von der A22 durchquert. Parallel zur Autobahn verläuft dort die Brennerbahn, die am Bahnhof Margreid-Kurtatsch eine Zugangsstelle bietet.
PolitikBearbeiten
Bürgermeister seit 1952:[6]
- Emil Ranigler: 1952–1957
- Alois Barcatta: 1957–1967
- Alois Cavos: 1967–1977
- Kurt Pfaffstaller: 1977–1980
- Arnold Stimpfl: 1980–2000
- Johann Puntscher: 2000–2005
- Theresia Degasperi: 2005–
PersönlichkeitenBearbeiten
- Franz Philipp Fenner von Fenneberg (1759–1824), Feldmarschalleutnant
- Karl Anrather (1861–1893), Akademischer Kunstmaler
- Gilbert Heidegger (1872–1956), Landschaftsmaler
- Karl Felderer (1895–1989), Komponist des Bozner Bergsteigerliedes
- Angela Nikoletti (1905–1930), Lehrerin in den Katakombenschulen
- Giuseppe Gozzer (1914–1945), in Hersbruck erschossener kommunistischer Widerstandskämpfer
- Günther Andergassen (1930–2016), Komponist
LiteraturBearbeiten
- Leo Andergassen: Kirchen in Margreid und Fennberg. Fotolito Varesco, Auer 2015.
- Gemeinde Margreid (Hrsg.): Margreid – Entstehung, Entwicklung und Gegenwart. Arkadia, Auer 2001, ISBN 88-8300-018-8 (online)
WeblinksBearbeiten
- Offizielle Homepage der Gemeinde Margreid
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
- Landschaftsplan der Gemeinde Margreid. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Private Seite über Margreid
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch, I. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. Band 1. Hrsg. vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 1939, Nr. 398.
- ↑ Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1. Bozen: Athesia 1991. ISBN 88-7014-634-0, S. 237.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 44–45, Nr. 922.
- ↑ Grundschulsprengel Neumarkt. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
- ↑ Margreid-St. Gertraud (Memento des Originals vom 10. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.