Sainte-Marie-aux-Mines
Sainte-Marie-aux-Mines (deutsch Markirch, auch Mariakirch, elsässisch Màrkirich) ist eine französische Gemeinde mit 5072 Einwohnern (Stand 1. Januar 2018) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie ist der Hauptort des gleichnamigen Kantons und Mitglied des Gemeindeverbandes Communauté de communes du Val d’Argent.
Sainte-Marie-aux-Mines | ||
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Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Haut-Rhin (68) | |
Arrondissement | Colmar-Ribeauvillé | |
Kanton | Sainte-Marie-aux-Mines (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Val d’Argent | |
Koordinaten | 48° 15′ N, 7° 11′ O | |
Höhe | 326–1210 m | |
Fläche | 45,10 km² | |
Einwohner | 5.072 (1. Januar 2018) | |
Bevölkerungsdichte | 112 Einw./km² | |
Postleitzahl | 68160 | |
INSEE-Code | 68298 | |
Website | www.saintemarieauxmines.fr | |
![]() Rathaus (Hôtel de ville) |
GeografieBearbeiten
Die kleine Stadt liegt in den Vogesen am Fluss Lièpvrette, der früher auf Deutsch Leber oder Landbach genannt wurde. Das Tal wird wegen des früheren Bergbaus heute oft auch als Val d’Argent (Silbertal) bezeichnet. Das 45,23 Quadratkilometer große Gemeindegebiet liegt auf 326–1210 m. ü. d. M. und gehört zum Regionalen Naturpark Ballons des Vosges.
Ortsteile der Gemeinde sind: Altenberg, Adelspach, Bourgonde, Brifosse, Côte d’Échéry, Échéry (Eckerich), Faunoux, Fenarupt, Fertrupt (Fortelbach), Haute Broque, Haïcot, Hergauchamps, Petite Lièpvre (Kleinleberau), Mongoutte, Petit Haut, Rauenthal, Saint-Philippe, Saint-Pierre sur l'Hâte (Zillhardt) und Surlattes.
Nachbargemeinden von Sainte-Marie-aux-Mines sind Sainte-Croix-aux-Mines im Norden und Osten, Ribeauvillé und Aubure im Südosten, Fréland und Lapoutroie im Süden, Le Bonhomme und La Croix-aux-Mines im Südwesten sowie Ban-de-Laveline und Wisembach im Westen.
GeschichteBearbeiten
Die historische Bedeutung von Sainte-Marie-aux-Mines beruht auf den dort vorhandenen Bodenschätzen, hauptsächlich Silber und Blei, und ihrer Ausbeutung. Bis ins 19. Jahrhundert war der Ort die drittgrößte Stadt im Oberelsass.
Dass, wie vereinzelt angenommen, die Minen schon in gallo-römischer Zeit entdeckt und genutzt wurden, ist nicht belegt. Im Mittelalter jedoch bauten die Mönche des Klosters Échéry, das im 13. Jahrhundert von dem Mönch Bildulf gegründet wurde, die Bodenschätze bereits ab, wobei die Rechte an diesem Reichtum wohl bei der Familie von Échéry (Eckerich) lagen, deren Burg nahe beim heutigen Ort stand.
Das Gebiet des heutigen Sainte-Marie gehörte zu zwei unterschiedlichen Herrschaftsbereichen: die elsässische Seite gehörte dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation an und unterstand den Herren von Ribeaupierre (Rappoltstein), die andere Seite gehörte zum Einflussbereich der Herzöge von Lothringen. Ab dem 16. Jahrhundert wurden diese Unterschiede besonders deutlich: Die elsässische Seite war deutschsprachig und protestantisch, was dazu führte, dass zahlreiche deutsche und französische Protestanten, Mennoniten und Amische, deren Ursprung hier liegt, in die Stadt kamen, wo sich auch Arbeit für 3000 Bergleute anbot; die lothringische Seite war frankophon und katholisch. Nach 1790, als die Grenzen innerhalb des revolutionären Frankreich an Bedeutung verloren hatten, schlossen sich die beiden Ortsteile Sainte-Marie-Alsace und Sainte-Marie-Lorraine zu einer Gemeinde Sainte-Marie-aux-Mines zusammen.
Von 1871 bis 1918 gehörte der Ort mit dem Reichsland Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich. Dadurch wurde Sainte-Marie-aux-Mines wieder Grenzstadt; die deutsch-französische Grenze verlief auf dem Vogesenkamm ganz in der Nähe. Ab 1918 wurde der Rhein wieder die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland und der Ort damit wieder französisch, im Zweiten Weltkrieg 1940–1944 allerdings vorübergehend von deutschen Truppen besetzt.
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2017 | |
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Einwohner | 7897 | 7417 | 6703 | 6358 | 5767 | 5817 | 5604 | 5095 | |
Cassini und INSEE |
Kirchen in Sainte-Marie-aux-MinesBearbeiten
Kirche St. Peter in Zillhart in Échéry, 15./16. Jahrhundert, Monument historique
VerkehrsanbindungBearbeiten
Über den sieben Kilometer entfernten Pass Col de Sainte-Marie (772 m) gelangt man auf der Route nationale 59 über den Vogesenkamm in das benachbarte Saint-Dié-des-Vosges in Lothringen. Das Tal aufwärts führt zum Col des Bagenelles (903 m), über den man zum Col du Bonhomme (949 m) gelangt – ebenfalls ein Übergang nach Lothringen – und zur Route des Crêtes. Nach Ribeauvillé über den 742 m hohen Col Haut de Ribeauvillé am Rande des Gebirges im Südosten sind es etwa 20 km, nach Sélestat in der Oberrheinebene etwa 23 km, Saint-Dié im Westen ist etwa 23 km entfernt.
Die Verbindung nach Saint-Dié ist auch durch den gebührenpflichtigen Maurice-Lemaire-Tunnel möglich. Der ursprüngliche Eisenbahntunnel, später umgebaut zu einem Straßentunnel, ist der längste vollständig auf französischem Gebiet liegende Straßentunnel. Nach Abschluss umfangreicher Baumaßnahmen, die hauptsächlich der Sicherheitsausstattung dienten, wurde der Tunnel ab 1. Oktober 2008 wieder geöffnet.
GemeindepartnerschaftenBearbeiten
Mit Untergrombach, einem Teilort der 200 Kilometer entfernten Stadt Bruchsal, ist Sainte-Marie-aux-Mines seit 1989 partnerschaftlich verbunden. Die Partnerschaft mit der slowenischen Gemeinde Tržič besteht seit 1966.[1]
PersönlichkeitenBearbeiten
Söhne und Töchter der StadtBearbeiten
- Andreas Staub (1806–1839), französischer Maler
- Karl Lindemann-Frommel (1819–1891), deutscher Landschaftsmaler und Lithograph
- Jean Mieg-Koechlin (1819–1904), Industrieller und Politiker
- Émile Gsell (1838–1879), französischer Fotograf und Forschungsreisender in Vietnam und Kambodscha
- Robert Bourgeois (1857–1945), französischer General, Politiker und Geograph
- Jules Drach (1871–1949), französischer Mathematiker
- Hans Wilhelm Hagen (1907–1969), deutscher Journalist und Kulturfunktionär der NSDAP
Mit der Stadt verbundenBearbeiten
- Jakob Ammann (1644(?)–vor 1730), Schweizer Mennonitenprediger, lebte von 1695 bis 1712 in Sainte-Marie-aux-Mines; er ist Namensgeber und gilt als Gründer der Amischen (Amish).
- Laure Diebold (1915–1965), französische Widerstandskämpferin der Résistance, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Sainte-Marie-aux-Mines.
- Eddie Slovik (1920–1945) war der einzige US-amerikanische Soldat im Zweiten Weltkrieg, den die US Army wegen Fahnenflucht hinrichtete. Er starb am 31. Januar 1945 durch Erschießen in der Nähe von Sainte-Marie-aux-Mines.
LiteraturBearbeiten
- Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 1087–1103.