Geometrischer Schwerpunkt

Mittelung aller Punkte innerhalb der Figur

Der geometrische Schwerpunkt oder Schwerpunkt einer geometrischen Figur (zum Beispiel Kreisbogen, Dreieck, Kegel) ist ein besonders ausgezeichneter Punkt, den man auch bei unsymmetrischen Figuren als eine Art Mittelpunkt interpretiert. Mathematisch entspricht dies der Mittelung aller Punkte innerhalb der Figur. Im Speziellen wird der geometrische Schwerpunkt von Linien auch Linienschwerpunkt, von Flächen Flächenschwerpunkt und von Körpern Volumenschwerpunkt genannt. Den Schwerpunkt kann man in einfachen Fällen durch geometrische Überlegungen erhalten, oder allgemein mit Mitteln der Mathematik durch Integration berechnen. Zur Beschreibung der Körper werden die Methoden der analytischen Geometrie verwendet. Der Schwerpunkt ist ein Gravizentrum.

Der geometrische Schwerpunkt entspricht dem Massenmittelpunkt eines physikalischen Körpers, der aus homogenem Material besteht, also überall die gleiche Dichte hat. Er lässt sich deshalb auch rein mechanisch durch Balancieren bestimmen. Diese Methode kann an Modellen angewandt werden, wenn es um geografische Mittelpunkte von Kontinenten oder Ländern geht (zum Beispiel Mittelpunkt Europas oder Mittelpunkt Deutschlands).

Insbesondere für die geografische Mitte wird mitunter auch eine andere Definition verwendet, nämlich der Ort der Halbierenden der jeweiligen Erstreckung in der geografischen Länge und in der geografischen Breite.[1]

Bei konkav begrenzten Linien, Flächen (etwa einer sehr schlanken Mondsichel) oder Körpern (etwa dem Werkzeug Sichel) kann der Schwerpunkt, Mittelpunkt oder Mittenpunkt auch außerhalb des jeweiligen Objekts liegen.

Geometrischer Schwerpunkt endlich vieler Punkte im reellen Vektorraum Bearbeiten

Sind in einem  -Vektorraum   für eine natürliche Zahl   paarweise verschiedene Punkte   gegeben, so ist deren geometrischer Schwerpunkt   definiert als

   .

In diesen Zusammenhang fällt der Begriff des Schwerpunkts eines  -dimensionalen Simplexes  . Hat ein solches Simplex die Eckpunkte  , so ist sein Schwerpunkt   nichts weiter als der geometrische Schwerpunkt seiner Eckpunkte, also:

   .

Der Schwerpunkt eines solchen Simplexes zeichnet sich also dadurch aus, dass seine baryzentrischen Koordinaten in Bezug auf das Simplex alle gleich, nämlich

 

sind.[2]

Bilden diese endlich vielen verschiedenen Punkte die Menge aller Eckpunkte einer geometrischen Figur im euklidischen Raum, so bezeichnet man den geometrischen Schwerpunkt all dieser auch als Eckenschwerpunkt der Figur.[3] Beispiele hierfür geben insbesondere die Strecke, das Dreieck und das Tetraeder. Für Vierecke gilt nach Pierre de Varignon (1654–1722), dass der Eckenschwerpunkt eines Vierecks zugleich der Mittelpunkt der beiden Mittellinien, also der beiden Verbindungsstrecken gegenüberliegender Seitenmittelpunkte ist.[4][5]

Schwerpunkte von elementargeometrischen Figuren Bearbeiten

Im Folgenden werden einige Schwerpunkte elementargeometrischer Linien, Flächen und Körper angegeben und teilweise durch geometrische Überlegungen begründet.

Für achsensymmetrische oder rotationssymmetrische Figuren vereinfacht sich die Angabe des Schwerpunkts dadurch, dass dieser stets auf der Symmetrieachse liegt. Bei Figuren mit mehreren Symmetrieachsen bzw. punktsymmetrischen Objekten, wie beispielsweise bei einem Quadrat oder einem Kreis, liegt der Schwerpunkt im Schnittpunkt der Symmetrieachsen (Mittelpunkt) der Figur.

Linien Bearbeiten

Strecke Bearbeiten

Der geometrische Schwerpunkt einer Strecke liegt in deren Mitte, ist also identisch mit deren Mittelpunkt.

Kreisbogen Bearbeiten

 
Schwerpunkt eines Kreisbogens

Ist der Ausschnitt des Kreises so gedreht und verschoben, dass die y-Achse des kartesischen Koordinatensystems eine Symmetrieachse des Kreisbogens ist und der Mittelpunkt des Kreises im Koordinatenursprung liegt (siehe Bild), dann lässt sich der Schwerpunkt durch

 

berechnen.[6] Hierbei ist   der Radius des Kreises,   die Länge des Kreisbogens und   die Sehnenlänge des Kreisbogens.

 

Für   versagt die Formel. Mit   kann der Schwerpunkt auch für sehr kleine Winkel berechnet werden.

Musste der Kreis zu anfangs verschoben oder gedreht werden, dann muss zur Vervollständigung der Rechnung der berechnete Schwerpunkt entsprechend wieder zurückverschoben oder gedreht werden.

Flacher Bogen Bearbeiten

 

Um den Schwerpunkt eines flachen Bogens näherungsweise zu berechnen, muss dieser im kartesischen Koordinatensystem so verschoben werden, dass der Mittelpunkt der Verbindungslinie der beiden Endpunkte im Koordinatenursprung liegt. Dann befindet sich der Schwerpunkt für   in guter Näherung etwas unterhalb von

 .

Bei   (Halbkreis) liegt der Schwerpunkt exakt bei  . Die prozentuale Abweichung steigt in etwa proportional mit h und beträgt bei   ungefähr 4,7 %. Daraus folgt der Ausdruck  , der den Schwerpunkt im Bereich von   mit einer Genauigkeit von besser als 5 Promille angibt. Die exakte Lage des Linienschwerpunktes   im gesamten Bereich von   findet man mittels Einsetzen von   in die Formel für den auf den Kreismittelpunkt bezogenen Schwerpunkt   (siehe Oberabschnitt Kreisbogen):

 .

Interessanterweise zeigt   ein Maximum etwas größer als   bei  . War zu Beginn eine Verschiebung oder Drehung notwendig, so muss der Schwerpunkt wieder entsprechend zurückverschoben werden.

Ebene Flächen Bearbeiten

Bei ebenen Flächen lässt sich der Schwerpunkt allgemein dadurch ermitteln, dass man die ausgeschnittene Fläche an einem Punkt aufhängt und die Lotgerade, eine so genannte Schwerelinie einzeichnet. Der Schnittpunkt zweier Schwerelinien ist der Schwerpunkt. Alle weiteren Schwerelinien schneiden sich ebenfalls in diesem Schwerpunkt.
Bei Vielecken (insbesondere Dreiecken und Vierecken) unterscheidet man, je nach der Beschaffenheit der ebenen Fläche, zwischen drei verschiedenen Schwerpunkten:

Flächenschwerpunkt, Kantenschwerpunkt und Eckenschwerpunkt

wobei allerdings die beiden letztgenannten Schwerpunkte kaum eine praktische Anwendung haben und deshalb mehr oder weniger von nur akademischem Interesse sind.
Eine homogene Fläche von beliebiger, aber konstanter Dicke hat (genau gesagt) einen Flächenschwerpunkt; meist begnügt man sich jedoch mit der Bezeichnung Schwerpunkt.
Bei einem Vieleck, das nur aus seinen Umrandungen besteht (z. B. aus einzelnen dünnen Stangen oder in Form eines entsprechend gebogenen Drahtes), ist dessen Schwerpunkt ein Kantenschwerpunkt
Bei einem (fiktiven) Modell, bei dem die Masse des Körpers (des Vielecks) lediglich in den Ecken konzentriert ist (z. B. in Form von gleichschweren Kugeln), spricht man von einem Eckenschwerpunkt.
Die Lage dieser drei Schwerpunkte ist bei Vielecken mit gleicher äußerer Form, aber der o. g. unterschiedlichen Beschaffenheit, in der Regel voneinander verschieden; ihre Ermittlung richtet sich nach dem Einzelfall.

Dreieck Bearbeiten

 
Flächenschwerpunkt S eines Dreiecks
 
 
 
Eckenschwerpunkt

Sind die kartesischen Koordinaten der Eckpunkte des Dreiecks   bekannt, so ergeben sich die Koordinaten des Eckenschwerpunkts   als arithmetisches Mittel:

 
 

Man rechnet nach, dass   identisch ist mit dem gemeinsamen Punkt der Seitenhalbierenden des Dreiecks.

Da bei einem Dreieck der Eckenschwerpunkt mit dem Flächenschwerpunkt zusammenfällt (s. unten), spricht man einfach vom Schwerpunkt des Dreiecks.

Das Bild zeigt, wie man zeichnerisch den Schwerpunkt bestimmt.

Die normierten baryzentrischen Koordinaten von   sind  .

Ausgedrückt durch trilineare Koordinaten lautet der Eckenschwerpunkt eines Dreiecks mit Seitenlängen  ,  ,  

 

Man kann den Schwerpunkt auch mit Hilfe der Länge einer Seite und der Höhe über der gleichen Seite, z. B. mit   und  , in kartesischen Koordinaten bestimmen. Der Ursprung des Koordinatensystems liegt im Eckpunkt   (siehe Abbildung). Auf diese Weise lassen sich die kartesischen Koordinaten des Schwerpunkts durch

 

berechnen.[7]

Der Schwerpunkt eines Dreiecks ist Mittelpunkt der Steiner-Ellipse (Steiner-Umellipse) und der Steiner-Inellipse.

Der Schwerpunkt eines Dreiecks ist zudem derjenige eindeutig bestimmte Punkt im Inneren des Dreiecks, dessen drei Verbindungsstrecken zu den Eckpunkten des Dreiecks dieses in drei Teildreiecke gleichen Flächeninhalts aufteilen (siehe baryzentrische Koordinaten).[8][9]

 
Zur Bestimmung des Flächenschwerpunkts:
Es ist   und   ist Seitenhalbierende.
Flächenschwerpunkt = Eckenschwerpunkt

Überdeckt man ein gegebenes Dreieck   mit Rechtecken wie im Bild (wie bei der Einführung des bestimmten Integrals), so erkennt man mit Hilfe eines Strahlensatzes, dass die Schwerpunkte (Mittelpunkte) der Rechtecke alle auf der Seitenhalbierende   liegen. Damit liegt der Gesamtschwerpunkt aller Rechtecke auch auf dieser Seitenhalbierende. Verfeinert man nun die Rechtecküberdeckung, so bleibt die Eigenschaft auch bei unendlich feiner Überdeckung erhalten. Also gilt: der Flächenschwerpunkt des Dreiecks liegt auf der Seitenhalbierende  . Mit analogen Überlegungen folgt schließlich:

Der Flächenschwerpunkt eines Dreiecks ist der gemeinsame Punkt der Seitenhalbierenden und damit gleich dem Eckenschwerpunkt.
Kantenschwerpunkt

Der Kantenschwerpunkt eines Dreiecks (oder auch: Der Schwerpunkt des Dreiecksumfangs) lässt sich auf einfache Weise geometrisch ermitteln – es ist dessen Spieker-Punkt.

Trapez Bearbeiten

 
Schwerpunkt eines Trapezes

Der Schwerpunkt des Trapezes lässt sich folgendermaßen konstruieren: Eine Schwerelinie halbiert die beiden parallelen Seiten. Eine zweite erhält man, indem man die parallelen Seiten um die Länge der jeweils anderen in entgegengesetzten Richtungen verlängert, und die beiden Endpunkte miteinander verbindet. Die Formel in kartesischen Koordinaten lautet (gemessen vom linken unteren Eckpunkt):

 

Polygon Bearbeiten

 
Schwerpunkt im regelmäßigen Polygon mit zwei Schwerelinien   und  

Der Schwerpunkt eines nicht überschlagenen, geschlossenen, auch unregelmäßigen Polygons mit N Eckpunkten kann wie folgt aus den kartesischen Koordinaten   der Eckpunkte berechnet werden (der nullte Eckpunkt   und der  -te Eckpunkt   sind hierbei identisch). Die Eckpunkte werden fortlaufend gegen den Uhrzeigersinn durchnummeriert.[10] Der Schwerpunkt eines regelmäßigen Polygons entspricht dem Mittelpunkt seines Umkreises.[11]

Der Flächeninhalt   des Polygons kann mit der Gaußschen Dreiecksformel

 

bestimmt werden. Der Flächenschwerpunkt   des Polygons wird dann mit den Formeln

 

bestimmt.

Unregelmäßiges Viereck Bearbeiten

Flächenschwerpunkt

Der Flächenschwerpunkt eines unregelmäßigen Vierecks (Bild 1) kann auch relativ einfach geometrisch bestimmt werden. Es gibt zwei Diagonalen in einem Viereck. Zuerst wird das Viereck mittels der ersten Diagonale   in zwei gegenüberliegende Dreiecke   und   aufgeteilt und jeweils deren Flächenschwerpunkte   und   bestimmt. Geometrisch kann der Flächenschwerpunkt eines Dreiecks durch den Schnittpunkt seiner Seitenhalbierenden bestimmt werden. Die Verbindung der Flächenschwerpunkte dieser beiden Dreiecke bildet die Strecke  .

Dann wiederholt man die Prozedur mit den beiden Dreiecken   und   die durch die zweite Diagonale   abgetrennt werden. Die Verbindung der Flächenschwerpunkte   und   dieser beiden neuen Dreiecke bildet die Strecke  . Der Schnittpunkt der Strecke   und der Strecke   ist der Flächenschwerpunkt   des Vierecks  .[12][13]

 
Bild 1: Unregelmäßiges Viereck mit Flächenschwerpunkt   bestimmt aus vier Dreiecken
 
Bild 2: Unregelmäßiges Viereck mit Flächenschwerpunkt   bestimmt aus zwei Dreiecken, Animation
 
Bild 3: Beweisskizze zu unregelmäßiges Viereck mit Flächenschwerpunkt   bestimmt aus zwei Dreiecken,  

Die Darstellung in Bild 2, konstruiert ähnlich wie oben beschrieben, beinhaltet auch eine alternative Vorgehensweise. Dazu sind in zwei sich kreuzenden Dreiecken deren Schwerpunkte   und   zu ermitteln. Abschließend wird eine Halbgerade ab   parallel zur Diagonale   und eine Halbgerade ab   parallel zur Diagonale   gezogen. Somit ist der Schnittpunkt der beiden Halbgeraden der Flächenschwerpunkt   des Vierecks.

Ein möglicher elementarer geometrischer Beweis für die Korrektheit der Konstruktion mit der inkludierten Behauptung „  ist parallel zu  “ bzw. „  ist parallel zu  “ ist der Ansatz mithilfe ähnlicher Dreiecke, siehe Beweisskizze (Bild 3). Es genügt, wenn nur der Beweis für die Behauptung „  ist parallel zu  “ geführt wird.

  • Die Dreiecke   und   sind ähnlich wegen  
denn jede Schwerlinie wird vom Schwerpunkt im selben Verhältnis geteilt.
Somit gilt:  .
  • Die Dreiecke   und   sind ähnlich wegen  
denn jede Schwerlinie verbindet eine Ecke mit dem Mittelpunkt der gegenüberliegenden Seite.
Somit gilt:  
  • Aus beidem und der Transitivität der Parallelität folgt:   ist parallel zu  .

Was zu beweisen war.

Kreisausschnitt Bearbeiten

 
Schwerpunkt eines Kreisteils

Ist der Ausschnitt des Kreises so gedreht und verschoben, dass die y-Achse des kartesischen Koordinatensystems eine Symmetrieachse des Kreisausschnitts ist und der Mittelpunkt (des Vollkreises) im Ursprung liegt (siehe Bild), dann lässt sich der Schwerpunkt im Bogenmaß durch

 

mit   berechnen.[14]

Musste der Kreis anfangs verschoben oder gedreht werden, dann muss zur Vervollständigung der Rechnung der berechnete Schwerpunkt entsprechend wieder zurückverschoben oder gedreht werden.

Kreisabschnitt Bearbeiten

 

Um den Flächenschwerpunkt eines Kreisabschnitts näherungsweise zu berechnen, muss dieser im kartesischen Koordinatensystem so verschoben werden, dass der Mittelpunkt der Verbindungslinie der beiden Endpunkte im Koordinatenursprung liegt. Dann befindet sich der Schwerpunkt für   in guter Näherung etwas oberhalb von

 .

Bei   (Halbkreis) liegt der Schwerpunkt exakt bei  . Die prozentuale Abweichung steigt in etwa proportional mit h und beträgt bei   ungefähr 5,8 %. Daraus folgt der Ausdruck  , der den Schwerpunkt im Bereich von   mit einer Genauigkeit von besser als 5 Promille angibt. Die exakte Lage des Flächenschwerpunktes   im gesamten Bereich von   findet man mittels Einsetzen von   in die Formel für den auf den Kreismittelpunkt bezogenen Schwerpunkt[15]   :

 .

War zu Beginn eine Verschiebung oder Drehung notwendig, so muss der Schwerpunkt wieder entsprechend zurückverschoben werden.

Körper Bearbeiten

Für dreidimensionale Körper kann man sowohl den Volumenschwerpunkt, also den Schwerpunkt des Vollkörpers, als auch den Flächenschwerpunkt, also den Schwerpunkt der Fläche, die den Körper begrenzt, berechnen.

Pyramide und Kegel Bearbeiten

 
Flächenschwerpunkt einer Pyramide

Um den Volumenschwerpunkt und den Flächenschwerpunkt einer Pyramide oder eines Kegels zu berechnen, verschiebt man sie im schiefwinkligen Koordinatensystem, so dass der Schwerpunkt der Grundfläche im Koordinatenursprung   liegt, und die y-Achse durch die Spitze geht. Dann kann der Volumenschwerpunkt einer Pyramide oder eines Kegels durch[16]

 

und der Flächenschwerpunkt der Mantelfläche durch

 

berechnet werden.

Rotationsparaboloid Bearbeiten

 
Schwerpunkt eines Rotationsparaboloids

Um den Volumenschwerpunkt und den Flächenschwerpunkt eines Rotationsparaboloids zu berechnen, wird es im kartesischen Koordinatensystem verschoben, so dass der Schwerpunkt der Grundfläche im Koordinatenursprung   liegt. Dann kann man den Volumenschwerpunkt des Rotationsparaboloids durch

 

berechnen. Der Flächenschwerpunkt sieht ein wenig komplizierter aus. Für die Komponenten   und   gilt ebenfalls wieder

 

und die Komponente   liegt bei

 

wobei der Ausdruck im Nenner des ersten Bruchs die Mantelfläche der nach rechts geöffneten Parabel   mit der Brennweite f darstellt. Ab   strebt   gegen  , anderenfalls gegen  .

Kugelsegment Bearbeiten

 
Schwerpunkt eines Kugelsegments

Um den Volumenschwerpunkt und den Flächenschwerpunkt eines Kugelsegments zu berechnen, verschiebt man das Segment im kartesischen Koordinatensystem, so dass der Mittelpunkt der Vollkugel im Koordinatenursprung   liegt. Der Volumenschwerpunkt wird dann durch[17]

 

und der Flächenschwerpunkt durch

 

berechnet. ( )

Zusammenfassen von Schwerpunkten Bearbeiten

Es ist möglich, mehrere Schwerpunkte einzelner Figuren zu einem gemeinsamen Schwerpunkt der Gesamtfigur zusammenzufassen, so dass sich der Schwerpunkt einer zusammengesetzten Figur aus den Schwerpunkten einzelner einfacher Elemente ergibt.

eindimensional zweidimensional dreidimensional allgemein
   

 

 

 
 

 

Die Koordinaten  ,   und   sind in einem frei wählbaren, aber einheitlichen kartesischen Koordinatensystem anzugeben. Weist eine Fläche (ein Körper) Aussparungen auf, so können obige Summenformeln ebenfalls angewendet werden unter Berücksichtigung, dass die ausgesparten Flächen (Volumen) mit negativem Vorzeichen in die Berechnung eingehen. Die Komponenten   des Schwerpunkts bilden den Vektor  .

Definition des Schwerpunkts durch Integrale Bearbeiten

Die Formeln zur Berechnung des Schwerpunkts elementargeometrischer Figuren können mit den nachfolgend angegebenen Integralen hergeleitet werden. Bei komplizierteren Figuren lassen sich diese Integrale häufig nur numerisch bestimmen.

Die Definition entspricht mathematisch der Mittelung aller Punkte des geometrischen Objekts (Körpers) im euklidischen Raum  . Bei Linien und Flächen im zweidimensionalen Raum   sind nur die Koordinaten   und   zu berechnen, die  -Koordinate entfällt. Der Integrationsbereich ist bei Linien eindimensional, bei Flächen zweidimensional und bei Körpern dreidimensional.

Linie Bearbeiten

Für eine Linie   der Länge   ergibt sich der Schwerpunkt   durch

 

mit

 

Diese Integrale sind Wegintegrale erster Art.

Flächen Bearbeiten

Für eine Fläche   mit Flächeninhalt   ist der Schwerpunkt definiert durch

 

mit

 

Diese Integrale sind Oberflächenintegrale mit skalarem Flächenelement.

Körper Bearbeiten

Im Fall eines beschränkten Körpers   im dreidimensionalen Raum mit Volumen   ist der Schwerpunkt definiert durch

 

mit

 

Diese Integrale sind Volumenintegrale.

Allgemein Bearbeiten

Sei   ein Körper mit dem Volumen  . Der Schwerpunkt   von   ist definiert durch

 

wobei   das m-dimensionale Volumenelement und   die Dimension von  , mit   ist.[18][19]

Integration bei symmetrischen Objekten Bearbeiten

Bei Objekten, die Symmetrieelemente, z. B. eine Symmetrieachse oder eine Symmetrieebene besitzen, vereinfacht sich die Berechnung des Schwerpunkts in vielen Fällen, da der Schwerpunkt immer im Symmetrieelement enthalten ist. Hat das Objekt eine Symmetrieachse, so kann das Volumenelement in Abhängigkeit vom infinitesimalen Achsenelement ausgedrückt werden. Es braucht also nur noch über die Symmetrieachse integriert zu werden.[20]

Alternative Integralformel für Flächen in der Ebene Bearbeiten

Eine andere Möglichkeit, die Schwerpunktskoordinaten einer Fläche zu errechnen, ergibt sich durch die Formeln:

 ,  

wobei die Grenzen   und   die Schnittpunkte der Funktionen   und   darstellen. Durch diese Formel lässt sich der Schwerpunkt einer beliebigen ebenen Fläche, die zwischen zwei Funktionen eingeschlossen ist, berechnen. Bedingungen hierfür sind  ,  [21]

Beispiele zur Integralrechnung Bearbeiten

Linienschwerpunkt eines Kreisbogens Bearbeiten

 
Schwerpunkt eines Kreisbogens

Punkte auf einem ebenen Kreisbogen können am einfachsten in Polarkoordinaten angegeben werden. Wenn die y-Achse auf der Symmetrielinie mit Ursprung im Kreismittelpunkt liegt, lauten die Koordinaten:

 

Die Länge   des Kreisbogens ergibt sich zu:

 

wobei das infinitesimale Längenelement   durch   substituiert werden kann.

Aus Symmetriegründen ist  . Für die y-Koordinate des Linienschwerpunkts ergibt sich aus der Definitionsgleichung:

 

Die Integration in den Grenzen ergibt dann

 

Flächenschwerpunkt einer Parabel Bearbeiten

 
Parabel   mit schraffierter Fläche unter der x-Achse; der Schwerpunkt (roter Punkt) liegt bei (0;−1,6).

Zur praktischen Bestimmung der x-Koordinate des Schwerpunktes im zweidimensionalen Fall substituiert man   mit  , was einem infinitesimalen Flächenstreifen entspricht. Ferner entspricht hierbei   der die Fläche begrenzenden Funktion  .

Für die praktische Berechnung der y-Koordinate im zweidimensionalen Fall gibt es prinzipiell zwei Vorgehensweisen:

  • Entweder man bildet Umkehrfunktion   und berechnet das Integral  , wobei die „neuen“ Integrationsgrenzen nun auf der y-Achse zu finden sind,
  • oder man nutzt aus, dass der Schwerpunkt eines jeden zur y-Achse parallelen infinitesimalen Flächenstreifen   ist. Dann erhält man zur Bestimmung der y-Koordinate eine einfachere Formel, mit deren Hilfe das Bilden der Umkehrfunktion erspart bleibt:

Wir suchen den Flächenschwerpunkt jener Fläche, die durch eine Parabel   und durch die x-Achse definiert ist (siehe nebenstehende Abbildung).

Zuerst bestimmen wir den Inhalt   der Fläche

 

Die Grenzen des Integrals sind bei Begrenzung der Fläche durch die x-Achse die Nullstellen der Funktion.

Die  -Koordinate des Schwerpunktes ergibt sich zu

 

Die  -Koordinate ergibt sich zu

 

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Hermann Athen, Jörn Bruhn (Hrsg.): Lexikon der Schulmathematik und angrenzender Gebiete. Band 4: S bis Z. Aulis Verlag, Köln 1978, ISBN 3-7614-0242-2, S. 943–944.
  • H. S. M. Coxeter: Unvergängliche Geometrie. Ins Deutsche übersetzt von J. J. Burckhardt (= Wissenschaft und Kultur. Band 17). Birkhäuser Verlag, Basel/Stuttgart 1963 (MR0692941).
  • Egbert Harzheim: Einführung in die Kombinatorische Topologie (= Die Mathematik. Einführungen in Gegenstand und Ergebnisse ihrer Teilgebiete und Nachbarwissenschaften). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1978, ISBN 3-534-07016-X (MR0533264).
  • Jens Levenhagen, Manfred Spata: Die Bestimmung von Flächenmittelpunkten. In: Vermessungswesen und Raumordnung Band 60, 1998, S. 31–42.
  • Harald Scheid (Hrsg.): Duden: Rechnen und Mathematik. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim / Wien / Zürich 1985, ISBN 3-411-02423-2.
  • Thomas Westermann: Mathematik für Ingenieure. Springer, 2011, ISBN 978-3-642-12759-5, S. 336–338 (Auszug in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Centroid – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Schwerpunkt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Denkmal zur Trennung Tirols vor 100 Jahren orf.at, 10. Oktober 2020, abgerufen 10. Oktober 2020. – Markstein Mitte Tirols (…). „Wird um die Grenzen des Historischen Tirols ein Rechteck gelegt und in diesem zwei Diagonalen gezogen, so befindet sich der Mittelpunkt des historischen Tirols in Latzfons …“.
  2. Egbert Harzheim: Einführung in die Kombinatorische Topologie. 1978, S. 31 ff.
  3. Hermann Athen, Jörn Bruhn (Hrsg.): Lexikon der Schulmathematik und angrenzender Gebiete. Band 4: S bis Z. 1978, S. 944
  4. Coxeter, op. cit., S. 242
  5. DUDEN: Rechnen und Mathematik. 1985, S. 652
  6. Alfred Böge, Technische Mechanik. Vieweg + Teubner 2009, S. 84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. Alfred Böge: Technische Mechanik. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8348-1355-8, S. 77.
  8. Friedrich Joseph Pythagoras Riecke (Hrsg.): Mathematische Unterhaltungen. Erstes Heft. 1973, S. 76
  9. Den Beweis von Riecke (und einen anderen Beweis) findet man im Beweisarchiv.
  10. Calculating the area and centroid of a polygon (Memento vom 22. September 2009 im Internet Archive)
  11. Lothar Papula: Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler. Vieweg, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-8348-0156-2, S. 32–38.
  12. Hans Walser: 2. Im Dreieck. (PDF) Schwerpunkt. Mathematikinformation, S. 4, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  13. R. Lauenstein: 2) Das Viereck. (PDF) Die Graphische Statik. Universität Krakau, S. 28, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  14. Frank Jablonski: Schwerpunkt (Memento vom 11. Dezember 2009 im Internet Archive), Universität Bremen, S. 114 (PDF; 688 kB)
  15. Alfred Böge et al.: Handbuch Maschinenbau: Grundlagen und Anwendungen der Maschinenbau-Technik. Springer 2013, Seite C14, Gl. (39)
  16. S. 34
  17. S. 38
  18. Centroid. In: M. Hazewinkel: Encyclopedia of Mathematics. („center of a compact set“)
  19. Norbert Henze, Günter Last: Mathematik für Wirtschaftsingenieure und für naturwissenschaftlich-technische Studiengänge – Band II. Vieweg+Teubner, 2004, ISBN 3-528-03191-3, S. 128 (Auszug in der Google-Buchsuche)
  20. David Halliday, Robert Resnick, Jearl Walker: Halliday Physik für natur- und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge. 3. Auflage. Wiley-VCH-Verlag, Weinheim 2020, ISBN 978-3-527-41368-3, S. 116 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Thomas Westermann: Mathematik für Ingenieure. Springer 2015, ISBN 978-3-642-54290-9, S. 338.