Die DDR-Oberliga 1966/67 war die 18. Auflage der höchsten Spielklasse der DDR. Meister wurde zum ersten Mal der FC Karl-Marx-Stadt. Die Saison begann am 6. August 1966 und endete am 13. Mai 1967.

DDR-Fußball-Oberliga 1966/67
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Meister FC Karl-Marx-Stadt
Europapokal der
Landesmeister
FC Karl-Marx-Stadt
Messepokal 1. FC Lokomotive Leipzig
SG Dynamo Dresden
Pokalsieger BSG Motor Zwickau
Europapokal der
Pokalsieger
BSG Motor Zwickau
Absteiger Berliner FC Dynamo
BSG Wismut Gera
Mannschaften 14
Spiele 182
Tore 500 (ø 2,75 pro Spiel)
Zuschauer 1.832.000 (ø 10.066 pro Spiel)
Torschützenkönig Hartmut Rentzsch,
(BSG Motor Zwickau)
DDR-Fußball-Oberliga 1965/66

Saisonverlauf Bearbeiten

Die Meisterschaft des FC Karl-Marx-Stadt war ähnlich überraschend wie der Titelgewinn von Chemie Leipzig drei Jahre zuvor. Karl-Marx-Stadt war erst 1962 wieder in die Oberliga aufgestiegen und hatte seitdem als beste Platzierung den vierten Rang 1964 erreicht. Im Endeffekt sollte es der einzige große Titel für die Mannschaft sein, drei Jahre später stieg sie sogar wieder aus der Oberliga ab.

In der Saison 1966/67 allerdings dominierte der FCK die Oberliga und stand bereits zwei Spieltage vor Schluss als Meister fest. Am Ende hatte der Tabellenzweite Lokomotive Leipzig sieben Punkte Rückstand – das letzte Mal war Vorwärts Berlin 1960 mit einem ähnlich großen Vorsprung (neun Punkte) Meister geworden. Die Karl-Marx-Städter belegten ab dem siebten Spieltag durchgängig die Tabellenspitze. Für den Verfolger Leipzig war der zweite Platz ebenfalls die beste Platzierung in der Oberliga, nachdem man in den Vorjahren zweimal Dritter und einmal Vierter geworden war. Hinter dem FCK und Lok lagen die Mannschaften sehr dicht beieinander. So hatte der Tabellendritte Motor Zwickau nur zwei Punkte mehr als der Tabellenzwölfte (!) Chemie Leipzig.

Die gute Platzierung Zwickaus war das letzte Mal in der Geschichte der Oberliga, dass sich eine Betriebssportgemeinschaft unter den ersten drei Mannschaften im DDR-Fußball befand, bis 1991 sollte die Liga dann von den Fußballclubs (inklusive Dynamo Dresden) dominiert werden. Zu den Absteigern zählte mit dem BFC Dynamo allerdings auch einer der 1965/66 gegründeten Schwerpunktclubs. Die Berliner begleiteten den Vorjahresaufsteiger Wismut Gera in die DDR-Liga. Auch hier stand die Entscheidung frühzeitig fest. Der zweite Aufsteiger Union Berlin dagegen überraschte positiv und wurde am Ende Sechster – noch vor dem Rekordmeister, Titelverteidiger und Stadtrivalen Vorwärts.

Abschlusstabelle Bearbeiten

 
Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. FC Karl-Marx-Stadt  26  14  9  3 039:230 +16 37:15
 2. 1. FC Lokomotive Leipzig  26  14  2  10 039:320  +7 30:22
 3. BSG Motor Zwickau  26  9  9  8 041:260 +15 27:25
 4. SG Dynamo Dresden  26  11  5  10 035:310  +4 27:25
 5. FC Carl Zeiss Jena  26  11  5  10 031:290  +2 27:25
 6. 1. FC Union Berlin (N)  26  9  9  8 033:350  −2 27:25
 7. BSG Lokomotive Stendal  26  11  5  10 039:440  −5 27:25
 8. FC Vorwärts Berlin (M)  26  10  6  10 043:340  +9 26:26
 9. BSG Wismut Aue  26  11  4  11 045:430  +2 26:26
10. FC Hansa Rostock  26  9  8  9 027:270  ±0 26:26
11. Hallescher FC Chemie  26  11  4  11 038:410  −3 26:26
12. BSG Chemie Leipzig (P)  26  9  7  10 035:380  −3 25:27
13. Berliner FC Dynamo  26  6  9  11 028:400 −12 21:31
14. BSG Wismut Gera (N)  26  4  4  18 027:570 −30 12:40
  • DDR-Meister und Teilnehmer am Europapokal der Landesmeister 1967/68
  • DDR-Pokalsieger und Teilnehmer am Europapokal der Pokalsieger 1967/68
  • Teilnehmer am Messestädte-Pokal 1967/68
  • Absteiger in die DDR-Liga 1967/68
  • (M) Meister der letzten Saison
    (P) Pokalsieger der letzten Saison
    (N) Aufsteiger der letzten Saison
    Aufsteiger aus der DDR-Liga 1966/67: 1. FC Magdeburg, FC Rot-Weiß Erfurt

    Kreuztabelle Bearbeiten

     
    Jürgen Croy (Mitte; hier gegen Jürgen Großheim vom FC Vorwärts) wurde mit Motor Zwickau Meisterschaftsdritter und Pokalsieger.
    1966/67[1]  
     
                           
    1. FC Karl-Marx-Stadt 2:0 2:1 4:1 2:2 2:2 2:0 3:2 1:0 2:0 3:1 1:1 1:0 2:1
    2. 1. FC Lokomotive Leipzig 0:2 1:0 2:1 3:1 0:3 3:1 4:2 2:1 1:0 2:0 3:0 3:0 4:2
    3. BSG Motor Zwickau 1:1 1:1 1:1 2:0 5:0 6:2 2:1 2:1 0:0 4:0 2:3 2:0 3:1
    4. SG Dynamo Dresden 0:1 0:1 0:0 1:0 1:1 3:0 0:3 6:1 0:0 2:1 3:2 2:0 6:1
    5. FC Carl Zeiss Jena 0:0 2:1 1:0 0:1 5:0 3:1 2:1 0:1 1:0 0:0 2:0 1:3 1:1
    6. 1. FC Union Berlin 1:2 1:0 3:0 2:2 1:1 3:1 0:0 0:3 3:0 0:0 0:3 3:0 1:0
    7. BSG Lokomotive Stendal 2:0 2:2 1:0 2:0 1:0 2:2 3:2 2:1 1:0 0:2 4:1 2:0 5:0
    8. FC Vorwärts Berlin 3:1 2:0 0:0 0:1 0:1 1:0 3:0 2:2 2:1 5:1 0:0 1:1 5:1
    9. BSG Wismut Aue 2:2 3:0 2:2 2:1 0:1 2:1 2:0 3:0 1:0 4:3 1:0 1:1 0:1
    10. FC Hansa Rostock 0:1 1:0 1:1 1:0 2:0 1:1 1:1 2:1 2:1 4:2 1:1 0:0 2:0
    11. Hallescher FC Chemie 0:0 3:0 0:4 1:2 2:1 2:1 2:2 2:0 5:2 2:1 3:1 1:2 2:0
    12. BSG Chemie Leipzig 2:1 0:2 1:0 2:0 2:3 1:1 3:0 0:2 3:2 3:3 1:0 1:1 3:1
    13. Berliner FC Dynamo 1:1 0:3 0:2 0:1 3:1 1:2 2:2 1:1 4:3 0:1 0:1 2:1 2:1
    14. BSG Wismut Gera 0:0 2:1 1:0 3:0 1:2 0:1 1:2 3:4 2:4 2:3 0:2 0:0 2:2

    Statistik Bearbeiten

    Die Meistermannschaft Bearbeiten

    FC Karl-Marx-Stadt
    Manfred Hambeck (26 Spiele / Tore -)
    Fritz Feister (26/-)
    Claus Rüdrich (18/-), Albrecht Müller (26/1), Peter Müller (24/-)
    Joachim Posselt (26/4), Rolf Steinmann (23/10), Dieter Erler (21/5)
    Eberhard Schuster (26/7), Manfred Lienemann (21/7), Eberhard Vogel (25/5)
    Trainer: Horst Scherbaum
    außerdem: Claus Kreul (9/-), Friedrich Hüttner (7/-), Manfred Matyschik (6/-), Hans-Heinrich Wolf (2/-), Volker Benes (1/-)

    Tore Bearbeiten

    In den 182 Punktspielen fielen 500 Tore, im Schnitt 2,75 pro Spiel. Die höchsten Siege mit jeweils fünf Toren Unterschied gelangen zwei Mal Dresden mit 6:1 (gegen Aue am 14. und Gera am 25. Spieltag) sowie Jena (gegen Union am 4. Spieltag), Stendal (gegen Gera am 23. Spieltag) und Zwickau (gegen Union am 25. Spieltag) mit 5:0. Die torreichste Begegnung war das Spiel zwischen Zwickau und Stendal am 6. Spieltag, welches mit 6:2 Toren endete. Hartmut Rentzsch von der BSG Motor Zwickau wurde zum ersten Mal Torschützenkönig der Oberliga. Unter den fünf besten Schützen befanden sich auch die Torschützenkönige der Vorjahre (Frenzel, Bauchspieß und Backhaus).

    Torschützenliste
    Spieler Mannschaft Tore
    1. Hartmut Rentzsch BSG Motor Zwickau 17
    2. Bernd Bauchspieß BSG Chemie Leipzig 14
    Ernst Einsiedel BSG Wismut Aue 14
    4. Gerd Backhaus BSG Lokomotive Stendal 13
    Henning Frenzel 1. FC Lokomotive Leipzig 13

    Zuschauer Bearbeiten

    Insgesamt sahen 1.832.000 Zuschauer die 182 Oberligaspiele, das ergibt einen Schnitt von 10.066 Zuschauern pro Spiel. Den höchsten Zuschauerschnitt verzeichnete der Meister aus Karl-Marx-Stadt mit 22.538, vor Dynamo Dresden (20.538). Am wenigsten Zuschauer kamen zu den Spielen vom Absteiger BFC Dynamo (4.538). Dagegen hatte der zweite Absteiger Wismut Gera einen höheren Zuschauerzuspruch (7.577) als die weitaus besser platzierten Mannschaft von Jena, Stendal und Vorwärts. Das Spiel zwischen dem FCK und Dynamo Dresden am sechsten Spieltag war mit 45.000 Besuchern im Ernst-Thälmann-Stadion am besten besucht.

    Mannschaft   Zuschauer
    BSG Wismut Aue 8.308
    Berliner FC Dynamo 4.538
    1. FC Union Berlin 8.038
    FC Vorwärts Berlin 7.356
    SG Dynamo Dresden 20.538
    BSG Wismut Gera 7.577
    Hallescher FC Chemie 11.462
    FC Carl Zeiss Jena 6.385
    FC Karl-Marx-Stadt 22.538
    BSG Chemie Leipzig 11.538
    1. FC Lokomotive Leipzig 9.000
    FC Hansa Rostock 9.538
    BSG Lokomotive Stendal 5.631
    BSG Motor Zwickau 9.308

    Fußballer des Jahres Bearbeiten

    Nach der Saison wurde Dieter Erler vom FC Karl-Marx-Stadt zum ersten Mal als Fußballer des Jahres 1967 ausgezeichnet. Erler war als Mannschaftskapitän maßgeblich am überraschenden Gewinn der Meisterschaft beteiligt und bereits in den beiden Vorjahren jeweils Zweiter bei der Wahl geworden. Henning Frenzel vom 1. FC Lok Leipzig landete auf Rang zwei, während Otto Fräßdorf vom FC Vorwärts Berlin auf Platz drei gewählt wurde.

    FDGB-Pokal Bearbeiten

    Der FDGB-Pokal wurde in dieser Spielzeit von der BSG Motor Zwickau gewonnen. Unterlegener Finalist war der FC Hansa Rostock, der zuvor den späteren Meister Karl-Marx-Stadt und den amtierenden Meister Vorwärts Berlin besiegt hatte. Erneut fand das Finale noch während der laufenden Oberliga-Saison statt. Der Pokalverteidiger Chemie Leipzig war bereits in der zweiten Runde am Zweitligisten Vorwärts Meiningen gescheitert.

    Internationale Wettbewerbe Bearbeiten

    Im Europapokal kamen alle DDR-Vertreter über ihre ersten Gegner hinaus. Vorwärts Berlin und Chemie Leipzig unterlagen aber bereits in der nächsten Runde (Berlin im Europapokal der Landesmeister Górnik Zabrze, Leipzig im Europapokal der Pokalsieger Standard Lüttich). Lediglich Lokomotive Leipzig hielt sich länger im Wettbewerb und unterlag im Messestädte-Pokal erst im Viertelfinale dem FC Kilmarnock. Zuvor hatte Lok das europäische Spitzenteam von Benfica Lissabon im Achtelfinale besiegt. Im letztmals ausgetragenen International Football Cup waren mit Vorwärts Berlin, Carl Zeiss Jena, Lokomotive Leipzig, Hansa Rostock und Dynamo Dresden gleich fünf ostdeutsche Mannschaften vertreten. Dabei kam es in den Vorrundengruppen auch zu Duellen mit westdeutschen Mannschaften (Rostock gegen den Karlsruher SC, Jena gegen Eintracht Braunschweig und Berlin gegen Borussia Neunkirchen). Keine der DDR-Mannschaften schaffte es in die nächste Runde.

    Siehe auch Bearbeiten

    Weblinks Bearbeiten

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. Tabelle und Ergebnisse. In: eu-football.info. Abgerufen am 7. April 2019.