Die DDR-Oberliga 1970/71 war die 22. Auflage der höchsten Spielklasse der DDR. Meister wurde zum zweiten Mal die SG Dynamo Dresden. Die Saison begann am 22. August 1970 und endete am 16. Juni 1971.

DDR-Fußball-Oberliga 1970/71
Logo des DFV
Meister SG Dynamo Dresden
Europapokal der
Landesmeister
SG Dynamo Dresden
UEFA-Pokal FC Carl Zeiss Jena
Hallescher FC Chemie
Pokalsieger SG Dynamo Dresden
Europapokal der
Pokalsieger
Berliner FC Dynamo
Absteiger FC Rot-Weiß Erfurt
BSG Chemie Leipzig
Mannschaften 14
Spiele 182
Tore 508 (ø 2,79 pro Spiel)
Zuschauer 2.140.500 (ø 11.761 pro Spiel)
Torschützenkönig Hans-Jürgen Kreische,
(SG Dynamo Dresden)
DDR-Fußball-Oberliga 1969/70

Saisonverlauf Bearbeiten

Dynamo Dresden sicherte sich überlegen die Meisterschaft. Bereits am 23. Spieltag lagen die Dresdner uneinholbar vor Carl Zeiss Jena an der Tabellenspitze und gewannen damit die erste Meisterschaft seit 1953. Der Titelverteidiger Jena wurde Zweiter vor dem HFC Chemie, der mit dem dritten Rang die zweitbeste Platzierung seiner Oberligageschichte (nach der Meisterschaft 1952) erreichte. Dahinter folgten Magdeburg und der Aufsteiger Union Berlin, dessen fünfter Tabellenplatz die beste Oberliga-Platzierung aller Zeiten für den Berliner Klub bedeutete.

Enttäuschung gab es dagegen beim Oberliga-Gründungsmitglied Chemie Leipzig, denn die Chemiker mussten zum ersten Mal absteigen. In den folgenden 20 Jahren war Chemie nur noch sieben Mal in der höchsten Spielklasse vertreten. Begleitet wurde Leipzig von Rot-Weiß Erfurt; für die Erfurter war es bereits der vierte Abstieg. Dabei hatten die Erfurter noch vor dem letzten Spieltag zwei Punkte Vorsprung vor Stahl Riesa. Durch eine 1:3-Niederlage beim BFC Dynamo und einem gleichzeitigen Sieg der Riesaer zuhause gegen Rostock hielt Erfurt aber nicht die Klasse.

Abschlusstabelle Bearbeiten

 
 
Die Mannschaft des Oberliga-Achten Hansa Rostock
Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. SG Dynamo Dresden  26  18  3  5 056:290 +27 39:13
 2. FC Carl Zeiss Jena (M)  26  14  5  7 058:290 +29 33:19
 3. Hallescher FC Chemie  26  10  10  6 035:290  +6 30:22
 4. 1. FC Magdeburg  26  10  7  9 037:380  −1 27:25
 5. 1. FC Union Berlin (N)  26  8  11  7 027:330  −6 27:25
 6. BSG Sachsenring Zwickau  26  11  4  11 040:420  −2 26:26
 7. FC Vorwärts Berlin (P)  26  10  6  10 038:440  −6 26:26
 8. FC Hansa Rostock  26  10  5  11 031:250  +6 25:27
 9. Berliner FC Dynamo  26  10  5  11 031:290  +2 25:27
10. 1. FC Lokomotive Leipzig (N)  26  9  6  11 042:460  −4 24:28
11. BSG Wismut Aue  26  8  5  13 030:360  −6 21:31
12. BSG Stahl Riesa  26  6  9  11 028:410 −13 21:31
13. FC Rot-Weiß Erfurt  26  6  9  11 028:440 −16 21:31
14. BSG Chemie Leipzig  26  5  9  12 027:430 −16 19:33
  • DDR-Meister und -Pokalsieger sowie Teilnehmer am Europapokal der Landesmeister 1971/72
  • Teilnehmer am Europapokal der Pokalsieger 1971/72 (Finalist im FDGB-Pokal)
  • Teilnehmer am UEFA-Pokal 1971/72
  • Absteiger in die DDR-Liga 1971/72
  • (M) Meister der letzten Saison
    (P) Pokalsieger der letzten Saison
    (N) Aufsteiger der letzten Saison
    Aufsteiger aus der DDR-Liga 1970/71: ASG Vorwärts Stralsund, FC Karl-Marx-Stadt

    Kreuztabelle Bearbeiten

    Die Kreuztabelle stellt die Ergebnisse aller Spiele dieser Saison dar. Die Heimmannschaft ist in der linken Spalte aufgelistet und die Gastmannschaft in der obersten Reihe.

    1970/71                  
     
           
    01. SG Dynamo Dresden 3:0 2:0 3:2 2:0 4:2 4:1 3:1 2:1 3:1 5:0 0:0 3:0 3:1
    02. FC Carl Zeiss Jena 3:1 0:0 3:1 4:0 7:3 4:0 2:1 5:1 1:0 2:0 4:1 4:1 5:1
    03. Hallescher FC Chemie 2:2 2:2 2:1 3:1 1:0 1:0 1:1 2:1 4:2 1:0 2:0 6:1 1:1
    04. 1. FC Magdeburg 2:1 1:0 3:1 2:3 0:1 1:0 2:1 0:0 3:2 2:1 2:2 1:2 2:1
    05. 1. FC Union Berlin 2:1 0:0 1:1 1:3 2:1 1:1 0:0 0:1 2:1 3:2 1:0 4:1 0:0
    06. BSG Sachsenring Zwickau 1:2 1:0 2:0 2:3 1:1 4:0 1:0 1:0 2:1 0:0 2:1 5:4 1:0
    07. FC Vorwärts Berlin 4:1 4:4 2:2 3:1 2:2 3:1 1:0 1:0 5:1 2:1 2:1 1:0 0:1
    08. FC Hansa Rostock 3:2 1:0 2:0 3:0 0:1 3:2 4:1 1:0 1:1 0:1 3:0 0:0 3:1
    09. Berliner FC Dynamo 0:1 2:1 1:0 2:1 1:1 0:0 1:0 0:2 4:2 3:0 5:0 3:1 1:1
    10. 1. FC Lokomotive Leipzig 0:1 3:2 3:0 0:0 1:1 2:3 2:0 2:1 1:0 1:1 2:0 2:1 3:0
    11. BSG Wismut Aue 0:1 1:0 0:2 1:1 3:0 1:0 4:1 1:0 2:2 3:5 0:2 4:0 4:1
    12. BSG Stahl Riesa 0:0 0:3 0:0 2:2 0:0 2:2 1:1 1:0 2:0 5:1 1:0 1:1 3:4
    13. FC Rot-Weiß Erfurt 1:2 1:1 0:0 0:0 2:0 3:2 0:0 2:0 1:0 2:2 0:0 3:0 1:1
    14. BSG Chemie Leipzig 2:4 0:1 1:1 1:1 0:0 2:0 2:3 0:0 1:2 1:1 1:0 1:3 2:0

    Statistik Bearbeiten

    Die Meistermannschaft Bearbeiten

    SG Dynamo Dresden
    Manfred Kallenbach (26 Spiele / Tore -)
    Hans-Jürgen Dörner (20 / 3)
    Frank Ganzera (26 / 1), Klaus Sammer (26 / 8), Wolfgang Haustein (19 / 1)
    Uwe Ziegler (26 / 4), Meinhard Hemp (21 / 2), Hans-Jürgen Kreische (23 / 17)
    Gert Heidler (21 / 3), Frank Richter (23 / 2), Rainer Sachse (24 / 8)
    Trainer: Walter Fritzsch
    außerdem: Dieter Riedel (19 / 6), Horst Rau (13 / -), Eduard Geyer (13 / -), Joachim Kern (11 / -), Siegmar Wätzlich (6 / -), Hubert Ganzera (1 / -)
    ohne Einsatz: Peter Meyer, Dietmar Urbanek (beide Tor)

    Aufgrund einer Erkrankung von Trainer Walter Fritzsch wurde Dynamo vom 8.–13. Spieltag von Assistenztrainer Harry Nippert betreut. Dieser führte Dresden mit 6 Siegen in 6 Spielen (19-5 Tore) zur Tabellenführung und „Herbstmeisterschaft“.

    Tore Bearbeiten

    In den 182 Punktspielen fielen 508 Tore, im Schnitt 2,79 pro Spiel. Das torreichste Spiel mit zehn Treffern war Carl Zeiss Jena – Sachsenring Zwickau mit 7:3 am ersten Spieltag. Der höchste Sieg war das 6:1 von Chemie Halle gegen Rot-Weiß Erfurt am 18. Spieltag.

    Hans-Jürgen Kreische von der SG Dynamo Dresden wurde erstmals Torschützenkönig der Oberliga. Es war seine erste von insgesamt vier Oberliga-Torjägerkronen (ein Rekord, den nur noch Joachim Streich erreichte). Insgesamt zeichneten sich 146 Spieler als Torschützen aus, hinzu kamen 15 Eigentore.

    Drei Spielern gelangen ein Hattrick in einem Spiel: Sammer (Dresden) gegen Jena (2. Sp.), P.Ducke (Jena) gegen den BFC (6. Sp.) sowie Kreische (Dresden) gegen Chemie Leipzig (11. Sp.). Außerdem erzielten Vogel (Jena) gegen Zwickau (1. Sp.) sowie Lischke (Riesa) gegen Lok Leipzig (20. Sp.) ebenfalls drei Tore in einer Begegnung. Es wurden 60 Strafstöße verhängt, wovon 45 verwandelt wurden. Manfred Geisler von Lok Leipzig traf siebenmal, Hartmut Rentzsch aus Zwickau traf sechsmal, Hans-Jürgen Kreische aus Dresden und Peter Ducke aus Jena trafen je fünfmal ins Schwarze.

    Torschützenliste
    Spieler Mannschaft Tore
    1. Hans-Jürgen Kreische SG Dynamo Dresden 17
    2. Hartmut Rentzsch BSG Sachsenring Zwickau 15
    3. Peter Ducke FC Carl Zeiss Jena 14
    Jürgen Sparwasser 1. FC Magdeburg 14
    5. Wolfgang Lischke BSG Stahl Riesa 13

    Zuschauer Bearbeiten

    Insgesamt sahen 2.140.500 Zuschauer die 182 Oberligaspiele, das ergibt einen Schnitt von 11.761 Zuschauern pro Spiel. Den höchsten Zuschauerschnitt verzeichneten erneut Dresden (22.769), Halle (17.615) und Chemie Leipzig (15.538), während am Ende der Zuschauertabelle ebenfalls wie in den Vorjahren die beiden Berliner Klubs Dynamo (5.583) und Vorwärts (6.846) lagen. Die größte Zuschauerkulisse bedeuteten 40.000 zum Spiel Sachsenring Zwickau – Wismut Aue am 20. Spieltag. Am wenigsten Zuschauer (2.500) waren beim Spiel zwischen Vorwärts Berlin und Sachsenring Zwickau (elfter Spieltag).

     
    22.000 Dresdner Anhänger feiern den neuen DDR-Meister am 24. Spieltag.
    Mannschaft Gesamt   Heim   Auswärts  
    SG Dynamo Dresden 490.000 18.846 296.000 22.769 194.000 14.923
    FC Carl Zeiss Jena 347.500 13.365 134.000 10.308 213.500 16.423
    Hallescher FC Chemie 353.000 13.577 229.000 17.615 124.000 09.538
    1. FC Magdeburg 277.500 10.673 127.500 09.808 150.000 11.538
    1. FC Union Berlin 291.000 11.192 151.000 11.615 140.000 10.769
    BSG Sachsenring Zwickau 264.000 10.154 130.500 10.038 133.500 10.269
    FC Vorwärts Berlin 234.000 09.000 89.000 06.846 145.000 11.154
    FC Hansa Rostock 324.500 12.481 181.000 13.923 143.500 11.038
    Berliner FC Dynamo 226.500 08.712 72.000 05.538 154.500 11.885
    1. FC Lokomotive Leipzig 316.000 12.154 155.000 11.923 161.000 12.385
    BSG Wismut Aue 292.500 11.250 120.000 09.231 172.500 13.269
    BSG Stahl Riesa 248.500 09.558 116.500 08.962 132.000 10.154
    FC Rot-Weiß Erfurt 280.000 10.769 147.000 11.308 133.000 10.231
    BSG Chemie Leipzig 346.000 13.308 202.000 15.538 144.000 11.077

    Verschiedenes Bearbeiten

    • 295 Spieler kamen zum Einsatz, davon waren 35 in allen Punktspielen dabei.
    • Es gab 109 Heimsiege, 47 Unentschieden und 26 Auswärtssiege.
    • 3 Feldverweise und 257 Verwarnungen verhängten die Unparteiischen,s. fuwo 47/1971 Seite 14.
    • Die Gelbe Karte wurde in der DDR mit Saisonbeginn eingeführt. Bis dato wurden Verwarnungen nur verbal ausgesprochen.
    • Fußballer des Jahres

    Nach der Saison wurde Peter Ducke vom FC Carl Zeiss Jena zum ersten Mal als Fußballer des Jahres 1970 ausgezeichnet. Es war die zweite Auszeichnung hintereinander für die Familie Ducke, da Peters Bruder Roland Ducke den Titel im Vorjahr erhalten hatte. Jürgen Croy von der BSG Sachsenring Zwickau landete in der Abstimmung nur knapp hinter Ducke.

    Spieler Mannschaft Punkte
    1. Peter Ducke FC Carl Zeiss Jena 357
    2. Jürgen Croy BSG Sachsenring Zwickau 332
    3. Hans-Jürgen Kreische SG Dynamo Dresden 220

    FDGB-Pokal Bearbeiten

    Der FDGB-Pokal wurde in dieser Spielzeit vom frisch gekürten Meister Dynamo Dresden gewonnen, der damit seine erfolgreiche Saison mit dem ersten Double im DDR-Fußball krönte. Dresdens unterlegener Finalgegner war der BFC Dynamo, der sich damit für den internationalen Wettbewerb qualifizierte. Es war das erste von vier Duellen der beiden großen Dynamo-Mannschaften im Pokalfinale (die allesamt Dresden gewann).

    Internationale Wettbewerbe Bearbeiten

    Nach dem selbst auferlegten Boykott der UEFA-Wettbewerbe im Vorjahr, traten die DDR-Mannschaften in dieser Saison wieder im Europapokal der Landesmeister und Europapokal der Pokalsieger. Dabei erzielten der Meister Carl Zeiss Jena und Pokalsieger Vorwärts Berlin große Erfolge. Nach Siegen über Fenerbahçe Istanbul und Sporting Lissabon schied Jena erst gegen Roter Stern Belgrad im Viertelfinale aus. Ebensoweit kamen die Berliner, die den FC Bologna und Benfica Lissabon schlugen, bevor sie gegen die PSV Eindhoven ausschieden. Im letztmalige ausgetragenen Messestädte-Pokal schied Dynamo Dresden bereits in der zweiten Runde gegen den späteren Cup-Gewinner Leeds United aus. Nach einem 0:1 in Leeds reichte ein 2:1-Sieg den Dresdnern nicht zum Weiterkommen. Wie schon im Vorjahr entsandte der DFV auch für den Intertoto-Cup 1970 keine Mannschaften.

    Siehe auch Bearbeiten

    Literatur Bearbeiten

    Weblinks Bearbeiten