Die DDR-Oberliga 1974/75 war die 26. Auflage der höchsten Spielklasse der DDR. Meister wurde zum dritten Mal der 1. FC Magdeburg, der damit seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigte. Die Saison begann am 24. August 1974 und endete am 24. Mai 1975.

DDR-Fußball-Oberliga 1974/75
Logo des DFV
Meister 1. FC Magdeburg
Europapokal der
Landesmeister
1. FC Magdeburg
UEFA-Pokal FC Carl Zeiss Jena
SG Dynamo Dresden
Pokalsieger BSG Sachsenring Zwickau
Europapokal der
Pokalsieger
BSG Sachsenring Zwickau
Absteiger F.C. Hansa Rostock
ASG Vorwärts Stralsund
Mannschaften 14
Spiele 182
Tore 514 (ø 2,82 pro Spiel)
Zuschauer 2.209.800 (ø 12.142 pro Spiel)
Torschützenkönig Manfred Vogel,
(Hallescher FC Chemie)
DDR-Fußball-Oberliga 1973/74

Saisonverlauf Bearbeiten

 
Letzter Spieltag: Aue gewinnt 2:1 gegen Erfurt und hält die Klasse.

Erneut wurden die ersten drei Ränge zwischen den Mannschaften aus Magdeburg, Jena und Dresden ausgemacht. Die Platzierungen dieser drei glichen diesmal exakt der Vorsaison, womit Magdeburg seinen Meistertitel verteidigte (zuletzt gelang dies Vorwärts Berlin 1966), Jena zum dritten Mal in Folge Vizemeister wurde und Dresden als Dritter zumindest in den internationalen Wettbewerb kam. Die Meisterschaft wurde am vorletzten Spieltag im direkten Duell zwischen Magdeburg und Jena im ausverkauften Ernst-Grube-Stadion entschieden, als sich beide 1:1-Unentschieden trennten. Vierter wurde der BFC Dynamo, der sich auf der Schwelle zu seiner erfolgreichen Ära befand (erst 1991 war die Mannschaft wieder schlechter als Platz vier).

Spannend verlief die Entscheidung um den zweiten Absteiger. Vorwärts Stralsund stand praktisch am 23. Spieltag als Absteiger fest. Für die Armeefußballer war es die letzte Spielzeit in der obersten Liga. Davor lagen Hansa Rostock und Wismut Aue. Am vorletzten Spieltag trafen die beiden in Rostock aufeinander und Hansa schob sich durch einen 4:0-Sieg vor Wismut auf den Nichtabstiegsplatz. Dementsprechend war Rostock am letzten Spieltag in der Favoritenrolle, zumal man selbst gegen den anderen Absteiger Stralsund antrat, während Aue gegen Erfurt spielte. Da aber Erfurt in Aue verlor und Stralsund ein 1:1 erkämpfte, stieg Rostock zum zweiten Mal aus der Oberliga ab.

Für eine positive Überraschung sorgte Stahl Riesa. Der Aufsteiger von 1973 belegte den sechsten Platz und erreichte damit beste Platzierung seiner Oberligazugehörigkeit.

Für den Schiedsrichter Robert Pischke wird ein Elfmeterpfiff zum Verhängnis. Im Spiel Dresden gegen den BFC am sechsten Spieltag (beide Mannschaften waren schlecht in die Saison gestartet) gab er kurz vor Schluss einen Strafstoß für Dresden. Dresden gewann am Ende mit 3:2 und Pischke wurde nie wieder zu Spielen der Oberliga angesetzt.[1]

Abschlusstabelle Bearbeiten

 
Pl. Verein Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. 1. FC Magdeburg (M)  26  17  7  2 057:280 +29 41:11
 2. FC Carl Zeiss Jena (P)  26  17  4  5 042:230 +19 38:14
 3. SG Dynamo Dresden  26  12  8  6 042:300 +12 32:20
 4. Berliner FC Dynamo  26  10  10  6 047:290 +18 30:22
 5. FC Vorwärts Frankfurt  26  8  10  8 037:310  +6 26:26
 6. BSG Stahl Riesa  26  11  4  11 034:420  −8 26:26
 7. BSG Sachsenring Zwickau  26  9  7  10 042:390  +3 25:27
 8. 1. FC Lokomotive Leipzig  26  9  6  11 037:390  −2 24:28
 9. FC Rot-Weiß Erfurt  26  9  5  12 037:420  −5 23:29
10. FC Karl-Marx-Stadt  26  7  8  11 028:380 −10 22:30
11. Hallescher FC Chemie (N)  26  5  11  10 037:490 −12 21:31
12. BSG Wismut Aue  26  7  7  12 024:430 −19 21:31
13. F.C. Hansa Rostock  26  7  6  13 029:350  −6 20:32
14. ASG Vorwärts Stralsund (N)  26  4  7  15 021:460 −25 15:37
  • DDR-Meister und Teilnehmer am Europapokal der Landesmeister 1975/76
  • DDR-Pokalsieger und Teilnehmer am Europapokal der Pokalsieger 1975/76
  • Teilnehmer am UEFA-Pokal 1975/76
  • Absteiger in die DDR-Liga 1975/76
  • (M) Meister der letzten Saison
    (P) Pokalsieger der letzten Saison
    (N) Aufsteiger der letzten Saison
    Aufsteiger aus der DDR-Liga 1974/75: BSG Chemie Leipzig, BSG Energie Cottbus

    Kreuztabelle Bearbeiten

    Die Kreuztabelle stellt die Ergebnisse aller Spiele dieser Saison dar. Die Heimmannschaft ist in der linken Spalte aufgelistet und die Gastmannschaft in der obersten Reihe.

    1974/1975                            
    01. 1. FC Magdeburg 1:1 3:0 1:1 1:0 1:0 2:1 3:1 4:0 5:3 2:0 4:2 2:0 3:1
    02. FC Carl Zeiss Jena 3:1 3:1 3:2 0:1 2:1 1:0 2:1 1:0 3:0 3:2 2:0 3:0 3:0
    03. SG Dynamo Dresden 1:1 4:0 3:2 2:0 2:0 0:0 2:1 1:0 4:1 1:1 5:0 1:0 1:0
    04. Berliner FC Dynamo 2:2 1:1 1:1 2:2 3:0 1:0 3:1 2:0 0:0[2] 8:0 6:0 0:0 2:0
    05. FC Vorwärts Frankfurt 0:0 0:0 2:3 5:2 3:0 3:1 1:1 1:2 2:2 1:2 1:0 2:1 5:0
    06. BSG Stahl Riesa 3:1 2:0 2:2 0:2 2:0 4:2 1:0 1:1 2:1 2:1 4:1 1:0 2:1
    07. BSG Sachsenring Zwickau 2:5 2:0 1:1 2:0 0:0 6:3 1:1 2:0 1:1 1:1 4:1 2:1 4:0
    08. 1. FC Lokomotive Leipzig 0:3 0:0 1:2 3:1 4:5 2:1 1:0 4:1 1:0 5:3 0:1 3:1 3:2
    09. FC Rot-Weiß Erfurt 2:3 1:2 1:1 2:0 1:1 1:0 1:1 4:1 3:0 4:3 2:0 3:2 4:0
    10. FC Karl-Marx-Stadt 1:1 3:1 3:2 1:1 0:0 0:1 0:2 2:1 3:0 1:1 0:0 2:1 2:0
    11. Hallescher FC Chemie 1:3 0:2 0:0 1:1 0:0 7:1 2:1 0:2 2:2 3:1 1:1 1:1 1:1
    12. BSG Wismut Aue 0:1 0:1 3:0 0:0 2:1 0:0 5:3 0:0 2:1 2:0 2:0 1:1 0:0
    13. F.C. Hansa Rostock 2:3 0:2 1:0 1:3 2:0 3:1 1:2 0:0 2:0 1:0 2:2 4:0 1:0
    14. ASG Vorwärts Stralsund 1:1 0:3 3:2 0:1 1:1 0:0 4:1 0:0 3:1 0:1 1:2 2:1 1:1

    Statistik Bearbeiten

    Meistermannschaft Bearbeiten

    1. FC Magdeburg
    Ulrich Schulze (26 Spiele / Tore -)
    Manfred Zapf (24/3)
    Bodo Sommer (14/-), Wolfgang Abraham (25/2), Klaus Decker (25/-)
    Wolfgang Seguin (26/3), Jürgen Pommerenke (25/15), Axel Tyll (20/6)
    Detlef Raugust (19/2), Jürgen Sparwasser (11/7), Martin Hoffmann (25/11)
    Trainer: Heinz Krügel
    außerdem: Wolfgang Steinbach (17/2), Siegmund Mewes (15/3), Hans-Jürgen Hermann (13/1), Heinz Oelze (9/2), Helmut Gaube (6/-), Detlef Enge (5/-), Uwe Grüning (4/-), Jörg Ohm (3/-), Dietmar Hempel (3/-), Peter Kohde (2/-), Norbert Pysall (1 -)
    ohne Einsatz: Bernd Dorendorf, Hans-Werner Heine (beide Tor), Jürgen Achtel

    Tore Bearbeiten

    In den 182 Punktspielen fielen 514 Tore, im Schnitt 2,82 pro Spiel. Die torreichsten Spiele mit jeweils neun Treffern waren Lokomotive Leipzig – Vorwärts Frankfurt mit 4:5 am vierten Spieltag und Sachsenring Zwickau – Stahl Riesa mit 6:3 am 25. Spieltag. Der höchste Sieg war ein 8:0 des BFC Dynamo den HFC Chemie gegen am 23. Spieltag.

    Manfred Vogel vom HFC Chemie wurde zum ersten Mal Torschützenkönig der Oberliga. Vogel war in den Jahren zuvor bereits zweimal Torschützenkönig der DDR-Liga geworden, somit war es seine dritte Torjägerkrone in Folge. Insgesamt zeichneten sich 151 Spieler als Torschützen aus, hinzu kamen zehn Eigentore.

    Mehreren Spielern gelangen drei Tore (kein Hattrick) in einem Spiel: Köditz (Lok Leipzig) gegen Stralsund (2. Sp.), Peter (Halle) gegen Riesa (4. Sp.) und den FCK (8. Sp.), Andrich (Frankfurt) gegen Lok Leipzig (4. Sp.) und Stralsund (7. Sp.), Vogel (Jena) gegen Magdeburg (12. Sp.), Labes (BFC) gegen Halle (23. Sp.) und Vogel (Halle) gegen Erfurt (25. Sp.). Es wurden 64 Strafstöße verhängt, wovon 55 verwandelt wurden. Pommerenke aus Magdeburg und Vogel aus Halle trafen je fünfmal, Dietzsch aus Zwickau, Wätzlich aus Dresden, Johannsen und Terletzki beide vom BFC trafen je vielmal ins Schwarze. Torhüter Schönig aus Stralsund parierte 2 Stück.

    Torschützenliste
    Spieler Mannschaft Tore
    1. Manfred Vogel Hallescher FC Chemie 17
    2. Jürgen Pommerenke 1. FC Magdeburg 15
    3. Eberhard Vogel FC Carl Zeiss Jena 14
    4. Frieder Andrich FC Vorwärts Frankfurt 13
    Werner Peter Hallescher FC Chemie 13
    Horst Weißhaupt FC Rot-Weiß Erfurt 13

    Zuschauer Bearbeiten

    Insgesamt sahen 2.209.800 Zuschauer die 182 Oberligaspiele, das ergibt einen Schnitt von 12.142 Zuschauern pro Spiel. Den höchsten Zuschauerschnitt verzeichneten Dresden (25.923). Dahinter lag der Meister Magdeburg (22.923). Frankfurt war Schlusslicht mit durchschnittlich 5.100 Zuschauern. Auch die Armeefußballer aus Stralsund lagen am Ende der Zuschauertabelle (6.846) hinter Sachsenring Zwickau (6.962). Die größte Zuschauerkulisse bedeuteten 40.000 zum Heimspiel des 1. FC Magdeburg gegen Carl Zeiss Jena am 25. Spieltag. Am wenigsten Zuschauer (2.000) waren jeweils bei Heimspielen von Vorwärts Frankfurt gegen Halle (5. Spieltag im Nachholspiel) und dem FC Karl-Marx-Stadt (12. Spieltag).

    Mannschaft Gesamt   Heim   Auswärts  
    1. FC Magdeburg 503.500 19.365 298.000 22.923 205.500 15.808
    FC Carl Zeiss Jena 355.500 13.654 143.000 11.000 212.000 16.307
    SG Dynamo Dresden 521.500 20.058 337.000 25.923 184.500 14.192
    Berliner FC Dynamo 289.000 11.115 138.500 10.654 150.500 11.577
    FC Vorwärts Frankfurt 218.300 08.396 066.300 05.100 152.000 11.692
    BSG Stahl Riesa 260.500 10.019 107.500 08.269 153.000 11.769
    BSG Sachsenring Zwickau 231.500 08.904 090.500 06.962 141.000 10.846
    1. FC Lokomotive Leipzig 286.000 11.000 148.500 11.423 137.500 10.577
    FC Rot-Weiß Erfurt 301.000 11.577 157.000 12.077 144.000 11.077
    FC Karl-Marx-Stadt 330.000 12.692 175.000 13.462 155.000 11.923
    Hallescher FC Chemie 322.500 12.404 178.500 13.731 144.000 11.077
    BSG Wismut Aue 273.500 10.519 106.000 08.154 167.500 12.884
    FC Hansa Rostock 299.500 11.519 175.000 13.462 124.500 09.577
    ASG Vorwärts Stralsund 227.800 08.761 089.000 06.846 138.800 10.677

    Verschiedenes Bearbeiten

    • 313 Spieler kamen zum Einsatz, davon waren 25 in allen Punktspielen dabei.
    • Es gab 105 Heimsiege, 50 Unentschieden und 27 Auswärtssiege.
    • 4 Feldverweise und 349 Verwarnungen verhängten die Unparteiischen, wobei 45 Spieler nach der dritten bzw. sechsten gelben Karte pausieren mussten.
    • Am Samstag, dem 7. September 1974, wurde im 1. Programm des DDR-Fernsehens um 16.25 Uhr in der Sendung „Sport aktuell“ ein Beitrag über das Spiel BFC Dynamo – FC Karl-Marx-Stadt ausgestrahlt, 0:0 (teilweise in Zeitlupe).[2]

    Fußballer des Jahres Bearbeiten

     
    Der Fußballer des Jahres Jürgen Pommerenke.

    Nach der Saison wurde Jürgen Pommerenke vom Meister Magdeburg zum ersten Mal als Fußballer des Jahres 1975 ausgezeichnet. Der Mittelfeldregisseur des Meisters war mit 15 Toren maßgeblich am erneuten Titelgewinn beteiligt.

    Spieler Mannschaft Punkte
    1. Jürgen Pommerenke 1. FC Magdeburg 289
    2. Jürgen Croy BSG Sachsenring Zwickau 269
    3. Eberhard Vogel FC Carl Zeiss Jena 159

    FDGB-Pokal Bearbeiten

    Der FDGB-Pokal wurde in dieser Spielzeit von Sachsenring Zwickau gewonnen. Die Zwickauer gewannen ihren dritten Pokaltitel im Finale überraschend gegen die SG Dynamo Dresden, die zuvor im Achtelfinale den Meister Magdeburg und im Halbfinale den Titelverteidiger Jena besiegt hatte.

    Internationale Wettbewerbe Bearbeiten

     
    Magdeburg gegen Bayern München im Europapokal der Landesmeister.

    Nach dem erfolgreichen Vorjahr, welches durch Magdeburgs Europapokaltitel gekrönt wurde, verlief diese Europapokalsaison für die DDR-Vertreter weniger erfolgreich. Der Meister Magdeburg trat im Europapokal der Landesmeister an. Nach einem Freilos in der ersten Runde kam es in der zweiten Runde zum Duell mit dem westdeutschen Titelverteidiger FC Bayern München. Die Bayern setzten sich mit 3:2 und 2:1 gegen die Magdeburger durch und gewannen später erneut den Cup. Im Europapokal der Pokalsieger kam Carl Zeiss Jena ebenfalls nicht über die zweite Runde hinaus. Hier war Benfica Lissabon zu stark. Im UEFA-Pokal unterlag Vorwärts Frankfurt bereits in der ersten Runde Juventus Turin, während Dynamo Dresden im Achtelfinale gegen den Hamburger SV ausschied. Am Intertoto-Cup 1974 nahm die DDR erneut nicht teil.

    Siehe auch Bearbeiten

    Literatur Bearbeiten

    Weblinks Bearbeiten

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. Andreas Baingo: FC Hansa Rostock. Wir lieben Dich total!. Sportverlag, Berlin 1995, S. 134
    2. a b Deutsches Rundfunkarchiv, Sendung "Sport aktuell (DDR)" am Samstag, dem 7. September 1974 im 1. Programm des DDR-Fernsehens um 16.25 Uhr