Porezkisches Gesetz

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In der booleschen Algebra, einem der Teilgebiete der Mathematik, ist das porezkische Gesetz (englisch Poretzky's law) ein Satz, der eine charakteristische Eigenschaft des Nullelements einer booleschen Algebra wiedergibt und nach dem russischen Mathematiker Platon Sergejewitsch Porezki benannt ist.[1][A 1]

Darstellung des Gesetzes

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Porezkis Gesetz lässt sich folgendermaßen formulieren:[1]

Gegeben seien eine boolesche Algebra  [A 2] und darin ein festes Element  .
Dann ist   dann und nur dann, wenn für alle   die Gleichung
 
erfüllt ist.

Erläuterung und Beweisskizze

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  • Dass das Nullelement   einerseits die Gleichung   für alle   stets erfüllt, ergibt sich daraus, dass der zugehörige Verband   auf natürliche Weise eine beschränkte halbgeordnete Menge darstellt mit   und  .[2] Setzt man in der Gleichung andererseits  , so folgt wegen   unmittelbar  .
  • Auf anderem Wege kann man auch in Rechnung stellen, dass die boolesche Algebra   stets und in bekannter Weise als boolescher Ring   aufgefasst werden kann.[3] Unter dieser Sichtweise besagt das porezkische Gesetz, dass das Nullelement   dadurch gekennzeichnet ist, dass für   stets die Gleichung   gilt.

Literatur

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  • Joseph Gallian[A 3]: Contemporary Abstract Algebra. D. C. Heath and Company, Lexington (Mass.), Toronto 1986, ISBN 0-669-09325-4.
  • Hans Hermes: Einführung in die Verbandstheorie (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen mit besonderer Berücksichtigung der Anwendungsgebiete. Band 73). Zweite erweiterte Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1967 (MR0220634).

Anmerkungen

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Einzelnachweise

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Lemma von Iwamura

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Das Lemma von Iwamura ist ein Lehrsatz des mathematischen Gebiets der Ordnungstheorie und geht auf eine wissenschaftliche Publikation des Mathematikers Tsurane Iwamura aus dem Jahre 1944 zurück.[4][5] Das Lemma behandelt eine Frage zur Überdeckungsdarstellbarkeit von gerichteten Mengen und gab Anlass zu einer Reihe von weitergehenden Untersuchungen.

Formulierung des Lemmas

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An die Monographie Einführung in die Ordnungstheorie von Marcel Erné anschließend lässt sich das Lemma folgendermaßen darstellen:[4]

Für jede unendliche teilweise geordnete Menge  , die durch die zugrunde liegende Ordnungsrelation   nach oben gerichtet ist, gibt es ein Teilmengensystem   mit folgenden Eigenschaften:
(I)   ist eine durch die Inklusionsrelation wohlgeordnete Kette von Mengen.
(II) Die Teilmengen   überdecken die Grundmenge  ; es gilt also  .
(III) Für jede Teilmenge   gilt hinsichtlich ihrer Mächtigkeit die Ungleichung  .
(IV) Für jede Teilmenge   ist die mit der induzierten Ordnungsrelation versehene teilweise geordnete Menge   ebenfalls nach oben gerichtet.

Erläuterungen und Anmerkungen

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  • Das Lemma lässt sich zurückführen auf die Tatsache, dass jede unendliche Menge   darstellbar ist als Vereinigung eines durch die Inklusionsrelation wohlgeordneten Teilmengensystems von  , in dem jede der darin liegenden Teilmengen eine echt kleinere Mächtigkeit hat als die Menge   selbst.[6][7]
  • Das Lemma beruht weiterhin darauf, dass für eine unendliche Menge   das Teilmengensystem der endlichen Teilmengen und die Menge   selbst stets gleichmächtig sind.[4]
  • Als Anwendung kann man mittels des Lemmas von Iwamura zeigen, dass eine partiell geordnete Menge bereits dann vollständig ist (d. h. jede nach oben gerichtete Teilmenge hat eine kleinste obere Schranke), wenn jede nach oben gerichtete Kette eine kleinste obere Schranke hat.[8]

Literatur

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  • Marcel Erné: Einführung in die Ordnungstheorie. Bibliographisches Institut, Mannheim 1982, ISBN 3-411-01638-8 (MR0689891).
  • T. Iwamura: Ein Hilfssatz über gerichtete Mengen (Japanisch). In: Zenkoku Shijo Sugaku Danwakai. Band 262, 1944, S. 107–111.
  • George Grätzer: General Lattice Theory (= Lehrbücher und Monographien aus dem Gebiete der Exakten Wissenschaften, Mathematische Reihe. Band 52). Birkhäuser Verlag, Basel, Stuttgart 1978, ISBN 3-7643-0813-3 (MR0504338).
  • George Markowsky: Chain-complete posets and directed sets with applications. In: Algebra Universalis. Band 6, 1976, S. 53–68, doi:10.1007/BF02485815 (MR0398913).
  • J. Mayer-Kalkschmidt, E. Steiner: Some theorems in set theory and applications in the ideal theory of partially ordered sets. In: Duke Mathematical Journal. Band 31, 1964, S. 287–289 (MR0160729).

Einzelnachweise

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Ergänzung zum Fixpunktsatz von Tarski und Knaster: Der Satz von Davis

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Der Fixpunktsatz von Tarski und Knaster, benannt nach Bronisław Knaster und Alfred Tarski, ist ein mathematischer Satz aus dem Gebiet der Verbandstheorie.

Sei   ein vollständiger Verband,   monoton, und   die Menge der Fixpunkte von   in  . Unter diesen Voraussetzungen ist   und   ebenfalls ein vollständiger Verband.

Beweisidee

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  sei die Supremum-Operation von  , und   die Infimum-Operation von  .

Die folgenden Schritte zeigen, dass   für beliebige Teilmengen von   ein Infimum und ein Supremum in   liefert.

  1.   ist Fixpunkt von  , und zwar der größte in  . Somit ist dies das  -Supremum von  .
  2. Dual zu Schritt 1:   ist Fixpunkt von  , und zwar der kleinste in  .
  3. Für beliebige Teilmengen  , soll es ein  -Supremum geben. Die Fälle   und   sind bereits in den Schritten 1 und 2 gezeigt. Betrachtet werden nun die anderen Fälle. Dazu wird ausgenutzt, dass   mit   wieder ein vollständiger Verband ist, und   eine monotone Funktion   ist, die nach Schritt 2 einen kleinsten Fixpunkt in   hat. Dieser ist das  -Supremum von  . In Formeln:  .
  4. Dual zu Schritt 3 wird gezeigt, dass beliebige Teilmengen von   ein  -Infimum haben.

Konsequenzen

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Eine oft verwendete Konsequenz ist die der Existenz von kleinsten und größten Fixpunkten von bezüglich   monotonen Funktionen.

Umkehrung

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Der Fixpunktsatz besitzt eine gewisse Umkehrung in einem Satz, den Anne C. Davis im Jahre 1955 vorgelegt hat:[9][10][11]

Besitzt in einem Verband   jede monotone Abbildung   einen Fixpunkt, so ist   ein vollständiger Verband.

Literatur

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Einzelnachweise

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Satz von Birkhoff (unfertig!!!)

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Der Satz von Birkhoff (englisch Birkhoff's theorem) ist einer der klassischen Sätze des mathematischen Gebiets der Verbandstheorie. Der Satz behandelt und beantwortet die Frage der Darstellung distributiver Verbände als Mengenverbände und ist eng verwandt mit Marshall Harvey Stones Darstellungssatz für Boolesche Algebren.[12][13]

Formulierung des Satzes

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Der Satz lässt sich zusammengefasst angeben wie folgt:[14][15][16][17][18]

In einem modularen Verband besitzt jede unverkürzbare aus irreduzibelen Komponenten bestehende Darstellung eines Elements (soweit überhaupt vorhanden) stets dieselbe Anzahl von Komponenten.
Im Einzelnen gilt:
Sind ein modularer Verband   sowie zwei natürliche Zahlen   und   und Elemente   gegeben und hat   die beiden Darstellungen
 ,
wobei die beteiligeten Elemente   und   sämtlich  -irreduzibel und beide Darstellungen  -irredundant sind ,
so ist  
und dabei gibt es zu jedem Index   einen Index   mit
 .
In gleicher Weise gilt der zugehörige duale Satz.

Verwandte Sätze

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I

Erläuterungen und Anmerkungen

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  • In einem Verband  

Literatur

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Einzelnachweise

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Satz von Kurosch-Ore

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Der Satz von Kurosch-Ore (englisch Kurosh-Ore theorem oder Kuroš-Ore theorem) ist einer der klassischen Sätze des mathematischen Gebiets der Verbandstheorie. Der Satz behandelt eine Fragestellung zu irreduziblen Darstellungen von Elementen modularer Verbände und geht auf zwei Publikationen zurück, die von dem sowjetischen Mathematiker Alexander Gennadjewitsch Kurosch (im Jahre 1935) und von dem norwegischen Mathematiker Øystein Ore (im Jahre 1936) vorgelegt wurden. Er ist verwandt mit dem aus der Linearen Algebra bekannten Austauschsatz von Steinitz und eng verbunden mit dem Isomorphiesatz für modulare Verbände, auf dem der Beweis des Kurosch-Ore'schen Satzes im Wesentlichen beruht.[19][20][21][17][22]

Formulierung des Satzes

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Der Satz lässt sich zusammengefasst angeben wie folgt:[14][15][16][17][18]

In einem modularen Verband besitzt jede unverkürzbare aus irreduzibelen Komponenten bestehende Darstellung eines Elements (soweit überhaupt vorhanden) stets dieselbe Anzahl von Komponenten.
Im Einzelnen gilt:
Sind ein modularer Verband   sowie zwei natürliche Zahlen   und   und Elemente   gegeben und hat   die beiden Darstellungen
 ,
wobei die beteiligten Elemente   und   sämtlich  -irreduzibel und beide Darstellungen  -irredundant sind ,
so ist  
und dabei gibt es zu jedem Index   einen Index   mit
 .
In gleicher Weise gilt der zugehörige duale Satz.

Verwandte Sätze

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I

Zum Satz von Kurosch-Ore gibt es noch weitere Versionen. So wird etwa in der Monographie Lattices and Ordered Algebraic Structures von Thomas Scott Blyth der Satz in einer anderen, der obigen im Wesentlichen gleichwertigen Formulierung angeboten, die folgendes besagt:[23]

In einem modularen Verband, der die absteigende Kettenbedingung erfüllt, haben alle irredundanten aus  -irreduzibelen Komponenten bestehenden  -Darstellungen eines Elements dieselbe Anzahl von Komponenten.

Wie Blyth zeigt, lässt sich in dieser Version der Satz von Kurosch-Ore weiter verschärfen, wenn statt eines modularen sogar ein distributiver Verband zugrundeliegt:[24]

In einem distributiven Verband mit absteigender Kettenbedingung besitzt jedes vom Nullelement verschiedene Verbandselement eine und nur eine irredundante aus  -irreduzibelen Komponenten bestehenden  -Darstellung.

Der letzte Satz tritt ebenfalls in der Monographie Einführung in die Verbandstheorie von Hans Hermes auf und wird dort vom Autor als Zerlegungssatz bezeichnet.[25]

II

In seiner Monographie erwähnt Hermes den Satz von Kurosch-Ore zwar nicht, er formuliert jedoch dort im Zusammenhang mit dem Isomorphiesatz für modulare Verbände einen anderen Satz, der dem Kurosch-Ore'schen Satz ähnelt und den Hermes als Kettensatz bezeichnet.[26] Dieser Kettensatz lässt sich folgendermaßen darstellen:[26][27]

Sind in dem modularen Verband   zwei Elemente   und   durch eine endliche Kette   verbunden und ist   zugleich maximal in dem durch Inklusion geordneten Mengensystem aller   und   verbindenden Ketten, so ist auch jede andere   und   verbindende Kette   endlich und erfüllt dabei hinsichtlich ihrer Mächtigkeit die Ungleichung  .

Der Kettensatz wird – nach Richard Dedekind – auch als dedekindscher Kettensatz bezeichnet und gilt in gleicher Weise noch in jedem (nach oben oder nach unten) semimodularen Verband.[28]

Hermes greift beim Beweis des Kettensatzes wiederum auf ein anderes Resultat zurück, welches er als Folgerung aus dem erwähnten Isomorphiesatz gewinnt und das er als Nachbarsatz bezeichnet.[29] Dieser Satz macht inhaltlich die Aussage, dass in einem modularen Verband   und ebenso in dem zugehörigen dualen Verband   für je zwei verschiedene Elemente   stets das semimodulare Gesetz erfüllt ist.

Erläuterungen und Anmerkungen

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  • In einem Verband   ist für ein Element   eine Darstellung (englisch representation) eine Gleichung der Form   oder der Form   mit einer natürlichen Zahl  . Die   nennt man dabei die Komponenten der Darstellung. Die Zahl   ist die Anzahl der Komponenten. Falls notwendig spricht man genauer von einer  -Darstellung bzw. einer  -Darstellung.
  • Man bezeichnet eine Darstellung   bzw.   als  -redundant (englisch join-redundant) bzw. als  -redundant (englisch meet-redundant) genau dann, wenn es einen Index   gibt mit   bzw. mit  . Andernfalls bezeichnet man eine solche Darstellung als  -irredundant (englisch join-irredundant) bzw. als  -irredundant (englisch meet-irredundant). Ist der Kontext klar, so sagt man einfach redundant bzw. irredundant. Eine redundante Darstellung ist also in diesem Sinne verkürzbar, während eine irredundante Darstellung unverkürzbar ist.
  • Ein Element   ist  -irreduzibel bzw. vereinigungsirreduzibel (englisch join-irreducible) genau dann, wenn für   aus   stets   oder   folgt. Entsprechend ist ein Element    -irreduzibel bzw. durchschnittsirreduzibel (englisch meet-irreducible) genau dann, wenn für   aus   stets   oder   folgt. Ist der Kontext klar, so sagt man einfach irreduzibel. Der obige verbandstheoretische Irreduzibilitätsbegriff entspricht dem Irreduzibilitätsbegriff der Ringtheorie.
  • Jeder Verband   ist zugleich eine teilweise geordnete Menge  , deren Ordnungsrelation man aus den beiden Verknüpfungen   und   erhält, wobei man diese ihrerseits zurückgewinnt durch die paarweise Bildung von Infimum und Supremum. Damit lassen sich in Verbänden alle Begriffe verwenden, die man aus der Ordnungstheorie kennt, und nicht zuletzt auch der Begriff der Kette. Hier sagt man dann, es seien zwei verschiedene Elemente   und   durch eine Kette   verbunden, wenn   bezüglich der induzierten Ordnungsrelation   ein kleinstes und ein größtes Element besitzt und diese beiden mit   und   übereinstimmen.
  • Eine teilweise geordnete Menge   erfüllt die absteigende Kettenbedingung (englisch descending chain condition), wenn jede Kette der Form   nach endlich vielen Schritten stationär wird. Eine aus unendlich vielen verschiedenen Elementen bestehende Kette der Form   ist dann also unmöglich. Der dazu duale Begriff ist der der aufsteigenden Kettenbedingung (englisch ascending chain condition).
  • Laut Lew Anatoljewitsch Skornjakow ist der Verband der Unterräume eines linearen Raums (mit der Inklusion als Ordnungsrelation) das wichtigste Beispiel für einen modularen Verband, während (im Allgemeinen) der Verband aller Untergruppen eine Gruppe ... kein modularer Verband sei.[30]
  • Helmuth Gericke stellt in seiner Theorie der Verbände den Normalteilerverband einer Gruppe (mit der Inklusion als Ordnungsrelation) als wichtiges Beispiel eines modularen Verbandes heraus.[31] Den Satz von Kurosch-Ore gibt er – ohne Kurosch und Ore zu erwähnen – unter der Überschrift Der Austauschsatz in modularen Verbänden wieder.[32][33]

Literatur

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Einzelnachweise

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Ordnungsdimension

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In der Ordnungstheorie, einem der Teilgebiete der Mathematik, versteht man unter der Ordnungsdimension eine bestimmte Kardinalzahl, die jeder teilweise geordneten Menge zugeordnet ist. Grundlage dieser Zuordnung ist ein auf die beiden Mathematiker Ben Dushnik und Edwin W. Miller zurückgehender Lehrsatz, der als Satz von Dushnik-Miller bekannt ist.

Der Satz von Dushnik-Miller

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Er besagt folgendes:

Jede teilweise Ordnung ist der Durchschnitt von linearen Ordnungen.
Das heißt:
Ist   eine teilweise geordnete Menge, so existiert auf der Trägermenge   ein System   von linearen Ordnungsrelationen mit
 .

Definition

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Für eine teilweise geordnete Menge   ist deren Ordnungsdimension, formal:   oder  , definiert wie folgt:

Die Ordnungsdimension von   ist gleich der kleinsten Mächtigkeit von allen Systemen linearer Ordnungsrelationen auf  , durch die   als Durchschnitt gemäß dem Satz von Dushnik-Miller dargestellt werden kann.

Anmerkungen, Beispiele, Resultate

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  • Statt von der Ordnungsdimension sprechen manche Autoren auch von der Dushnik–Miller-Dimension.
  • Der Satz von Dushnik-Miller ist eng mit dem Lemma von Szpilrajn verwandt.
  • Die Potenzmenge   einer nichtleeren Menge  , versehen mit der Teilmengenrelation, hat die Ordnungsdimension  .
  • Ist   eine natürliche Zahl, in deren Primfaktorzerlegung genau  [34] Primfaktoren vorkommen, und ist   deren Teilermenge, versehen mit der Teilerrelation, so gilt  . Für   etwa ist   und für   ist  .
  • Es liegen – neben vielen anderen – die folgenden Resultate vor:
    • Über die Beziehung zwischen Ordnungsdimension und Spernerzahl : Die Ordnungsdimension einer teilweise geordneten Menge   ist höchstens so groß wie deren Spernerzahl  , sofern die Spernerzahl endlich ist.
    • Die (nach dem japanischen Mathematiker Toshio Hiraguchi[35] benannte) Ungleichung von Hiraguchi: Für eine natürliche Zahl   und eine endliche teilweise geordnete Menge   mit   Elementen beträgt die Ordnungsdimension   höchstens  .
    • Der (nach dem norwegischen Mathematiker Øystein Ore und Toshio Hiraguchi benannte) Satz von Hiraguchi-Ore, welcher einen alternativen Zugang zum Begriff der Ordnungsdimension bietet: Die Ordnungsdimension einer teilweise geordneten Menge   ist gleich der kleinsten Anzahl von linear geordneten Mengen, in deren direktes Produkt[36]   eingebettet werden kann.
    • Der (nach dem deutschen Mathematiker Egbert Harzheim benannte) Satz von Harzheim: Ist   eine natürliche Zahl und ist für jede endliche Teilmenge   einer gegebenen teilweise geordneten Menge   die Ordnungsdimension   der auf   eingeschränkten Ordnungsrelation höchstens  , so ist auch   höchstens  .

Literatur

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Antikette

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Antikette ist ein mathematischer Begriff aus dem Teilgebiet der Mengenlehre und gehört in das Begriffsfeld der Ordnungsrelation. In der englischsprachigen Literatur entspricht ihm der Begriff antichain, manchmal auch als Sperner family oder Sperner system bezeichnet.

Der Begriff Antikette gehört ebenso wie der Begriff der Kette zum Kernbestand desjenigen Teils der Mathematik, der sich mit Fragestellungen zu Ordnungsrelationen befasst. Hier ist neben der Mengenlehre insbesondere die Kombinatorik der endlichen halbgeordneten Mengen (englisch combinatorial order theory) zu erwähnen. Zu den zentralen Ergebnissen zählen Sätze wie der Satz von Sperner, der Satz von Dilworth, der Heiratssatz und viele weitere.

Klärung des Begriffs

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Definition

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Eine Teilmenge   einer Halbordnung   heißt Antikette, falls für zwei verschiedene Elemente   weder   noch   gilt.

Veranschaulichung

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Betrachtet man die Ordnungsrelation   nur innerhalb der Teilmenge  , so findet man dort keine zwei miteinander in Relation stehenden Elemente. Innerhalb der Antikette   ist also die Situation entgegengesetzt der Situation, welche in einer Kette der Halbordnung gegeben ist.

Vom Begriff der Antikette erhält man eine gute Anschauung bei Betrachtung des Hasse-Diagramms der halbgeordneten Menge  . Antiketten erkennt man im Hasse-Diagramm als solche Teilmengen, für die keine zwei Elemente durch einen Kantenzug verbunden sind.

Die Schnittmenge einer Antikette mit einer Kette hat stets die Mächtigkeit  , besteht also stets aus höchstens einem Element. So lässt sich der Begriff demnach auch fassen: Eine Teilmenge   einer halbgeordneten Menge   ist genau dann eine Antikette, wenn es keine Kette von   in zwei oder mehr Elementen schneidet.

Beispiele

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Die reellen Zahlen

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Die reellen Zahlen   bilden mit der gewöhnlichen strengen Ordnung   eine Kette. Die einzigen Antiketten sind die trivialen: Die leere Menge   und die einelementigen Teilmengen.

Die Primzahlen

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Man betrachte die natürlichen Zahlen   als Trägermenge und als Ordnungsrelation   die bekannte Teilerrelation. Für zwei natürliche Zahlen   und   ist also   gleichbedeutend damit, dass   Teiler von   ist, also dass es eine natürliche Zahl   gibt, sodass   gilt.

Nach dieser Maßgabe ist in dieser halbgeordneten Menge   zum Beispiel die Menge aller Primzahlen eine Antikette.

Die Teiler von 60

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Als Trägermenge   wähle man die Menge der Teiler von 60 und als Ordnungsrelation   wieder die Teilerrelation. Dann ist   eine Antikette von  .

Mengen von endlichen Mengen derselben Mächtigkeit

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Man betrachte eine beliebiges Mengensystem   als Trägermenge. Als Ordnungsrelation   wähle man die Inklusionsrelation  .

Für   setze  , also ist   das System der  -elementigen Teilmengen von  . Dann ist jedes   Antikette von  .

Die Automorphismengruppe   der halbgeordneten Menge   operiert als Untergruppe der symmetrischen Gruppe   in natürlicher Weise auf  , indem als Verknüpfung   für   und   genommen wird.

Die dadurch gegebenen Orbits   mit   sind im Falle, dass   endlich ist, stets Antiketten von  .[37]

Die Spernerzahl

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Definition

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Die Spernerzahl (englisch Sperner number) der geordneten Menge   ist definiert als das Supremum der Mächtigkeiten aller in   vorkommenden Antiketten. Die Spernerzahl wird heute üblicherweise mit dem Buchstaben   bezeichnet, entsprechend der Gepflogenheit in der englischsprachigen Literatur.

In der deutschsprachigen Literatur wird die Spernerzahl von   (entsprechend dem dafür in der englischsprachigen Literatur auch geläufigen Terminus width) manchmal auch die Breite von   genannt.

Formale Darstellung

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Wenn aus dem Kontext klar ist, um welche geordnete Menge   es sich handelt, schreibt man kurz und einfach  .

Erläuterung

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Die Spernerzahl   ist stets höchstens so groß wie die Mächtigkeit   der Trägermenge von  . Im Falle, dass   eine endliche Menge ist, ist auch die Spernerzahl endlich und damit eine natürliche Zahl. Dann wird das Supremum angenommen und es gilt:

 

Beispiele

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Die reellen Zahlen

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  hat wie jede nichtleere Kette  .

Die Teiler von 60

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Die oben angegebene Antikette   (siehe Hasse-Diagramm) ist die größtmögliche. Also gilt hier  .

Die Potenzmengen

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Für die Potenzmenge   einer endlichen Menge   mit   Elementen gilt stets  . Denn genau dies besagt der Satz von Sperner.[38]

Für unendliches   der Mächtigkeit   gilt  .[39]

Verbandseigenschaften

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Erklärung

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Das System   der Antiketten von   ist stets nichtleer und trägt die folgende Ordnungsrelation, welche die Ordnungsrelation von   in natürlicher Weise auf   fortsetzt:

Für zwei Antiketten   ist   dann und nur dann, wenn zu jedem   ein   existiert mit  .

Die so definierte Ordnungsrelation, welche ebenfalls mit   bezeichnet wird, gibt auf diesem Wege dem Antikettensystem   die Struktur eines distributiven Verbands.[40]

Das Resultat von Dilworth

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Bei endlichem   liegt nun ein spezielles Augenmerk auf dem Teilsystem   der Antiketten maximaler Größe:

 

Hier gilt nämlich das folgende fundamentale Resultat von Robert Dilworth:[41][42][43]

Bei endlichem   ist   Unterverband von  , wobei die zugehörigen Verbandsoperationen   und   die folgende Darstellung haben:
(1)  
(2)  
(  )

Dabei wird mit   bzw. mit   für   die Teilmenge derjenigen Elemente von   bezeichnet, welche bzgl. der induzierten Ordnungsrelation innerhalb   minimal bzw. maximal sind.

Das Resultat von Kleitman, Edelberg, Lubell und Freese und der Satz von Sperner

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Als Folgerung ergibt sich:[44][45]

Eine endliche geordnete Menge   enthält stets eine Antikette maximaler Größe, welche von allen Automorphismen   auf sich selbst abgebildet wird.

Oder anders ausgedrückt:

Eine endliche geordnete Menge   enthält stets eine Antikette maximaler Größe, welche als Vereinigung gewisser Orbits   mit   darstellbar ist.

Hierdurch gelangt man auf direktem Wege zum Satz von Sperner. Denn im Falle, dass   mit endlicher Grundmenge   ist, sind die Orbits identisch mit den Mächtigkeitsklassen    .[46][47]

Anzahl der Antiketten endlicher Potenzmengen

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Auf Richard Dedekind geht das Problem zurück, für   und   die Anzahl   aller Antiketten der Potenzmenge   zu bestimmen. Dieses Problem bezeichnet man daher als Dedekind-Problem (englisch Dedekind’s problem) und die Zahlen   als Dedekind-Zahlen (englisch Dedekind numbers).[48][49][50]

Die Zahl   ist (im Wesentlichen[51]) identisch mit der Anzahl der monoton wachsenden surjektiven Funktionen von   nach   und genauso identisch mit der Anzahl der freien distributiven Verbände mit   erzeugenden Elementen.[48][52]

Da diese Zahlen ein erhebliches Wachstum aufweisen, ist die exakte Bestimmung von   bislang allein für   gelungen:[53][54]

 [55]

Für eine Einschätzung der Größenordnung des Wachstums der   kennt man jedoch untere und obere Schranken, so zum Beispiel die folgenden, welche auf die Arbeit des Mathematikers Georges Hansel aus dem Jahre 1966 zurückgeht:[48]

 

Wie Daniel J. Kleitman und George Markowsky in 1975 zeigten, lässt sich die genannte obere Schranke weiter verschärfen zu:

 [56]

und man kennt sogar noch bessere Schranken.[57]

Das Dedekind-Problem ist noch ungelöst. Dem bedeutenden ungarischen Mathematiker Paul Erdős (1913–1996) wird die Bemerkung zugeschrieben, das Problem sei für dieses Jahrhundert zu schwer.[58] Zwar legte der polnische Mathematiker Andrzej P. Kisielewicz im Jahre 1988 eine korrekte Formel vor. Diese gilt jedoch als nutzlos, da mit ihr selbst die Verifikation der schon bekannten Dedekind-Zahlen aus Gründen des Rechenaufwands nicht möglich ist.[54]

Abgrenzung des Begriffs

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In der Mengenlehre wird der Begriff der Antikette teilweise auch anders benutzt. Die Antiketteneigenschaft wird in gewissen Zusammenhängen an die Inkompatibilität zweier verschiedener Elemente geknüpft oder bei Booleschen Algebren an Disjunktheitsbedingungen. Über Einzelheiten gibt die Monographie von Thomas Jech Auskunft.[59]

Literatur

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Originalarbeiten

Monographien

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Einzelnachweise

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Fußnoten

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KKKategorie:Ordnungstheorie]]

Anmerkungen

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  1. Im englischsprachigen Raum findet man als Transkription von Porezkis Namen aus dem Russischen ins Englische sowohl „Poretzky“ als auch „Poretsky“; vgl. Artikel über Porezki in der englischsprachigen Wikipedia!
  2. Für   ist   das Komplement von  .
  3. Joseph A. Gallian, geboren am 5. Januar 1942, ist ein US-amerikanischer Mathematiker und Mathematikdidaktiker; vgl. Artikel über Gallian in der englischsprachigen Wikipedia!

Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. a b Joseph A. Gallian: Contemporary Abstract Algebra. 1986, S. 420
  2. Hans Hermes: Einführung in die Verbandstheorie. 1967, S. 5 ff.,
  3. Hans Hermes: Einführung in die Verbandstheorie. 1967, S. 115 ff.,
  4. a b c Marcel Erné: Einführung in die Ordnungstheorie. 1982, S. 230
  5. George Grätzer: General Lattice Theory. 1978, S. 122
  6. Erné, op. cit., S. 229
  7. Dies ist beweisbar mit Hilfe des Zorn'schen Lemmas.
  8. Steven Roman: Lattices and Ordered Sets, Springer-Verlag (2008), ISBN 978-0-387-78900-2, Theorem 2.17 und Theorem 2.19
  9. George Grätzer: General Lattice Theory. 1998, S. 73
  10. L. A. Skornjakow: Elemente der Verbandstheorie. 1973, S. 73
  11. Anne C. Davis: A characterization of complete lattices. In: Pacific Journal of Mathematics. Band 5, 1955, S. 311–319 (MR0074377).
  12. L. A. Skornjakow: Elemente der Verbandstheorie. 1973, S. 133 ff.
  13. Helmuth Gericke: Theorie der Verbände. 1967, S. 68 ff.
  14. a b Birkhoff, op. cit., S. 75-76, S. 166
  15. a b Grätzer, op. cit., S. 212-213
  16. a b Skornjakow, op. cit., S. 133-134
  17. a b c Ralph N. McKenzie et al.: Algebras, Lattices, Varieties. Volume I. 1987, S. 60
  18. a b Szász, op. cit., S. 111
  19. Garrett Birkhoff: Lattice Theory. 1967, S. 75 ff., S. 166 ff.
  20. George Grätzer: General Lattice Theory. 1998, S. 212 ff.
  21. L. A. Skornjakow: Elemente der Verbandstheorie. 1973, S. 133 ff.
  22. Gábor Szász: Einführung in die Verbandstheorie. 1962, S. 109 ff., S. 166 ff.
  23. T. S. Blyth: Lattices and Ordered Algebraic Structures 2005, S. 60
  24. Blyth, op. cit., S. 69-70
  25. Hans Hermes: Einführung in die Verbandstheorie. 1967, S. 113
  26. a b Hermes, op. cit., S. 70-73
  27. Egon Pracht: Algebra der Verbände. 1980, S. 106
  28. Helmuth Gericke: Theorie der Verbände. 1967, S. 68 ff.
  29. Hermes, op. cit., S. 70
  30. Skornjakow, op. cit., S. 114
  31. Gericke, op. cit., S. 78
  32. Gericke, op. cit., S. 143-146
  33. Gericke bezeichnet in diesem Zusammenhang den Steinitz'schen Austauschsatz als Austauschsatz von GRASSMANN und STEINITZ (op. cit., S. 144).
  34.   ist eine der Arithmetischen Funktionen.
  35. Statt der Transkription „Toshio Hiraguchi“ findet man auch die Transkription „Tosio Hiraguti“
  36. Versehen mit der komponentenweise gebildeten teilweisen Ordnung!
  37. Scholz: S. 3.
  38. Sperner: Math. Z. Band 27, S. 544 ff.
  39. Siehe Harzheim: Ordered Sets. Theorem 9.1.25, S. 296; allerdings setzt letzteres Ergebnis das Auswahlaxiom voraus.
  40. Kung-Rota-Yan: S. 130.
  41. Dilworth: Proceedings of Symposia in Applied Mathematics. 1958, S. 88 ff.
  42. Greene-Kleitman: J. Comb. Theory (A). Band 20, S. 45.
  43. Kung-Rota-Yan: S. 131.
  44. Kleitman-Edelberg-Lubell: Discrete Math. Band 1, S. 47 ff.
  45. Freese: Discrete Math. Band 7, S. 107 ff.
  46. Greene / Kleitman: Studies in Combinatorics. 1978, S. 27 ff.
  47. Scholz: S. 6 ff.
  48. a b c Greene-Kleitman: Studies in Combinatorics. S. 33.
  49. Ganter: S. 42–46.
  50. Kung-Rota-Yan: S. 147.
  51. Wenn man die beiden einelementigen Antiketten   und   nicht berücksichtigt.
  52. Die Anzahl der freien distributiven Verbände mit   Erzeugenden bezeichnet man mit   oder auch mit   . Es ist also   .
  53. Stand: 2013
  54. a b Ganter: S. 43.
  55. Folge A000372 in OEIS
  56.   ist das landausche Groß-O-Symbol.
  57. Kung-Rota-Yan: S. 147.
  58. Ganter: S. 42.
  59. Jech: S. 84 ff, 114 ff, 201 ff.