Johannes-Passion (J. S. Bach)

vollständig erhaltene authentische Passion von Johann Sebastian Bach

Die Johannes-Passion (Passio secundum Johannem, BWV 245) ist neben der Matthäus-Passion (BWV 244) die einzige vollständig erhaltene authentische Passion von Johann Sebastian Bach. Sie ergänzt den Evangelienbericht nach Johannes von der Gefangennahme und Kreuzigung Jesu Christi durch Choräle und frei hinzugedichtete Texte und gestaltet ihn musikalisch in einer Besetzung für vierstimmigen Chor, Gesangssolisten und Orchester. Das etwa zwei Stunden dauernde Werk wird heute meist als Konzertmusik aufgeführt, hat seinen ursprünglichen Platz jedoch im Gottesdienst und wurde am Karfreitag, dem 7. April 1724, in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt.

Autograph der ersten Seite der Johannes-Passion
Nikolai-Kirche in Leipzig 1749

Entstehung

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Hintergrund

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Der Passionsgeschichte, also dem biblischen Bericht vom Leiden und Tod Jesu Christi, kam aufgrund ihrer zentralen Bedeutung innerhalb der christlichen Theologie schon immer eine besondere Rolle im Gottesdienst zu: Sie wurde oftmals in verteilten Rollen vorgelesen, später in feierlichem Ton gesungen, wobei an der Handlung beteiligte Menschenmengen durch Turba-Chöre dargestellt wurden. Bereits aus dem 17. Jahrhundert liegen vollständige Passionsvertonungen vor, unter anderem drei Chorwerke von Heinrich Schütz (nach den Berichten von Lukas, Matthäus und Johannes) sowie eine Johannes-Passion von Thomas Selle.

Diese „oratorischen“ oder „konzertanten“ Passionen vertonen den Bibeltext wortgetreu, wobei es seit dem 17. Jahrhundert üblich wurde, zusätzlich Choräle, Arien und reine Instrumentalsätze aufzunehmen. In der Tradition dieser Werke, die zur Aufführung im Gottesdienst bestimmt waren, stehen auch die Passionen Bachs. Sie sind von den „Passionsoratorien“ zu unterscheiden, die erstmals Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden, sich vom genauen Wortlaut der Bibel entfernen und stärker auf die emotionale Rührung des Zuhörers abzielen (siehe Hauptartikel Passion (Musik)). Ein zur Zeit Bachs bekanntes und mehrfach vertontes Werk dieser Art war Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus von Barthold Heinrich Brockes. An seinen Text sind einige der freien Dichtungen angelehnt, die in Bachs Johannes-Passion Einzug gefunden haben.

Werkfassungen

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Die Johannes-Passion ist die früheste der heute bekannten Passionsmusiken Bachs. Da im Nekrolog des Komponisten von insgesamt fünf Passionen die Rede ist, von denen außer der Johannes-Passion jedoch nur die Matthäus-Passion erhalten und die Markus-Passion als verschollen nachweisbar sind, gilt es als möglich, dass Bach bei Teilen der Johannes-Passion auf ein früheres Werk zurückgegriffen hat, das ein Biograph des 19. Jahrhunderts auf 1717 datiert, über das jedoch keine sichere Aussage möglich ist.[1]

Von der Karfreitag 1724 uraufgeführten ersten Fassung des Werks sind lediglich Einzelstimmen erhalten, die jedoch große Ähnlichkeit mit der heute verbreiteten Fassung aufweisen. Wesentliche Unterschiede sind eine einfachere Satzweise, eine kürzere Fassung von Satz 33 (Nummerierung der NBA), der vom Zerreißen des Vorhangs im Tempel berichtet, und vermutlich noch fehlende Stimmen für Traversflöte.

Ein großer Teil der für die zweite Aufführung 1725 vorgenommenen Änderungen wird heute darauf zurückgeführt, dass Bach nicht in zwei aufeinander folgenden Jahren dieselbe Fassung aufführen wollte, zumal er die meisten Veränderungen später wieder rückgängig machte.[2] Er ersetzte den Anfangs- und Schlusschor durch zwei Choralbearbeitungen, „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ und „Christe, du Lamm Gottes“, tauschte eine Reihe von Rezitativen und Arien aus und schuf Satz 33 in seiner heute bekannten Form. Es ist vermutet worden, dass ein Teil der eingefügten Sätze aus einem bereits in Weimar entstandenen Werk stammt und dass Bach die Passion durch die Veränderungen besser in die Reihe der Choralkantaten einpassen wollte, die er im Jahrgang 1724/25 systematisch schrieb. Beide Vermutungen gelten als plausibel, lassen sich aber nicht zweifelsfrei belegen.[3]

In der dritten Fassung (nicht genau datierbar, 1728 oder 1732) machte Bach die wesentlichen Änderungen der zweiten Fassung rückgängig. Er entfernte darüber hinaus – möglicherweise aufgrund einer Anordnung der Obrigkeit – alle Textstellen, die aus dem Matthäusevangelium stammten, also u. a. die Erdbebenszene, sowie die Sätze, die sich unmittelbar auf diese bezogen. Als Ersatz fügte er zwei heute verschollene Sätze ein, vermutlich eine Tenor-Arie und eine instrumentale Sinfonia.

Ende der 1730er Jahre begann Bach mit einer korrigierten Abschrift der Urfassung des Werks, die womöglich für eine 1739 geplante, aber nicht ausgeführte Aufführung bestimmt war. Sie bricht mitten in Satz 10 ab und wurde erst gegen Ende seines Lebens durch einen Kopisten fortgeführt, dem vermutlich die heute verschollene Fassung von 1724 vorlag. Eine Korrektur dieser Kopie durch Bach selbst erfolgte nur teilweise.

Die letzte zu Bachs Lebzeiten aufgeführte Variante stammt von 1749. Sie entspricht im Wesentlichen wieder der Struktur von 1724, ist jedoch im instrumentalen Bereich deutlich erweitert und enthält den längeren Satz 33. Zudem sind einige der freien Arientexte tiefgreifend umgedichtet; inwieweit diese Textänderungen, die zum Teil den Text-Musik-Bezug zerstören, auf fremde Initiative zurückgingen oder sogar erst nach Bachs Tod durchgeführt wurden, ist unklar.

Aufgrund des fragmentarischen Charakters der Überlieferung und Änderungen, die vermutlich weniger auf eine letztgültige Intention des Komponisten als auf Bedürfnisse der jeweiligen Aufführung und Anweisungen der Obrigkeit zurückgehen, existiert keine verbindliche Endfassung des Werks. Die heute meistens zur Aufführung gebrachte Fassung ist eine Mischung aus der unvollendeten Neufassung vom Ende der 1730er-Jahre und der vierten Fassung von 1749, ohne die späteren Textänderungen in den Arien.

Robert Schumann schuf im Jahre 1851 eine Fassung der Johannes-Passion.

Aufführungsgeschichte

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Infolge der Bach-Renaissance mit der erstmaligen Wiederaufführung der Matthäus-Passion nach Bachs Tod 1829 in einer gekürzten Version, dirigiert von Felix Mendelssohn Bartholdy mit der Sing-Akademie zu Berlin, brachte diese unter Carl Friedrich Rungenhagen am 21. Februar 1833 auch die Johannes-Passion zur Aufführung. Die erste belegte Aufführung nach Bachs Tod fand am Karfreitag, 20. April 1832, im Bremer Dom statt. Die Leitung hatte der dortige Domkantor Wilhelm Friedrich Riem.[4] Bereits vom 25. Mai 1815 an hatte sie auf Carl Friedrich Zelters Probenplan gestanden. In Leipzig kam es am 5. April 1844 unter Thomaskantor Moritz Hauptmann zur ersten Wiederaufführung der Passion.[5]

Textvorlage

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Die Johannes-Passion besteht aus zwei Teilen, die sich an der theologisch üblichen Gliederung des Passionsberichts in fünf „Akte“ orientieren. Der erste Teil berichtet von Verrat und Gefangennahme Jesu (erster Akt) sowie der Verleugnung durch Petrus (zweiter Akt). An dieser Stelle folgte im Gottesdienst üblicherweise die Predigt. Der zweite Teil ist wesentlich länger und erzählt von den Verhören und der Verurteilung Jesu durch Pontius Pilatus (dritter Akt), von Kreuzigung und Tod (vierter Akt) sowie schließlich von dem Begräbnis (fünfter Akt).

Die Textvorlage umfasst dabei in beiden Teilen nicht nur den biblischen Bericht, sondern auch Choräle sowie frei gedichtete Chöre und Arien.

Biblischer Bericht

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Den Kern des Textes der Johannes-Passion stellt der Passionsbericht des Johannesevangeliums in der Lutherübersetzung dar (Joh 18 LUT und Joh 19 LUT). Im Vergleich zu den Berichten der Synoptiker stellt Johannes die göttliche Natur Jesu Christi besonders in den Vordergrund. Die Passion erscheint daher stärker im Licht einer Heimkehr des Gottessohns zu seinem Vater als der irdischen Qualen des Menschen Jesus von Nazaret.

Im vertonten Text äußert sich dies unter anderem darin, dass Jesu Gefangennahme sehr kurz abgehandelt wird: Innere Konflikte im Gebet von Getsemani fehlen ebenso wie der Kuss des Verräters Judas Ischariot. Stattdessen gibt Jesus selbst sich den Dienern der Hohenpriester zu erkennen und bittet sie darum, seine Jünger zu verschonen. Während des Verhörs durch Pontius Pilatus gibt Jesus sich überlegen und seinem Schicksal gegenüber gleichgültig: Er verweigert Aussagen oder antwortet mit Gegenfragen. Selbst in der Kreuzesszene wirkt er hoheitlich und von menschlichem Leid unberührt: Er trägt sein Kreuz selbst und muss keine Verspottung über sich ergehen lassen. Stattdessen weist er noch am Kreuz seinen Lieblingsjünger an, seine Mutter zu versorgen. Jesu letzte Worte schließlich lauten nach Johannes triumphierend: „Es ist vollbracht.“

Eine Bibelkritik im heutigen Sinne, die derartige Eigenheiten herausarbeitet, war Bach und seinen Zeitgenossen fremd. Daher finden sich im Text der Johannes-Passion auch Aspekte wieder, die in anderen Evangelien berichtet werden: Insbesondere stammen die Darstellungen der Reue des Petrus nach seiner Verleugnung Jesu und der Naturgewalten nach Jesu Tod aus dem Matthäusevangelium (verkürzt nach Mt 26,75 LUT bzw. Mt 27,51–52 LUT). Dennoch weisen die freie Dichtung und die Auswahl der Choräle zahlreiche Bezüge zu Besonderheiten der Darstellung bei Johannes auf.

Choräle

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In den Evangelienbericht eingefügt sind Choräle, deren Texte zumeist bekannten evangelischen Kirchenliedern entnommen sind. Womöglich lagen Bach zur Auswahl geeigneter Strophen Vorschläge eines Textdichters vor, es ist jedoch davon auszugehen, dass der Komponist in diesem Punkt auch eigene Vorstellungen einbringen konnte.[6]

Die Akte eins, zwei, vier und fünf werden jeweils durch einen Choral abgeschlossen, der das Geschehen reflektiert und auf seine Bedeutung für die christliche Gemeinde hinweist (Sätze 5, 14, 37 und 40). Betrachtet man die Szenenwechsel als natürliche Nahtstellen zwischen den fünf Akten, besteht der Übergang vom dritten zum vierten Akt in der Arie „Eilt, ihr angefocht’nen Seelen“, die den Handlungsort nach Golgota verlegt.[7] Sieht man den Übergang stattdessen im letzten Auftreten Pilatus’, wird auch der dritte Akt durch einen Choral beendet (Satz 26).[8] Fünf weitere Choräle sind ungleichmäßig auf die Akte verteilt und kommentieren häufig in besonders bedeutsamen Szenen den Bericht aus Sicht der Gemeinde. Die zentrale christliche Ausdeutung des Passionsgeschehens, nach der Christus den Glaubenden durch seinen Tod von der Erbsünde befreit und ihm die Möglichkeit der Erlösung eröffnet, erfolgt dabei in Satz 22 („Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn“). Schließlich eröffnet ein Choral den zweiten Teil der Passion (Satz 15) und ein weiterer begleitet die Bass-Arie „Mein teurer Heiland“ (Satz 32), so dass die heute verbreitete Fassung der Johannes-Passion insgesamt zwölf Choräle enthält.

Die Choraltexte stammen im Wesentlichen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und gehen auf bekannte Kirchenlieddichter wie Martin Luther, Michael Weiße, Martin Schalling und Johann Heermann zurück. Eine Ausnahme bildet der Choral „Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn“, der nicht als Kirchenliedstrophe nachweisbar ist. Als einzigen Text von Paul Gerhardt enthält Satz 11 zwei Strophen des Liedes „O Welt, sieh hier dein Leben“. Sein Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“, das in Bachs Matthäus-Passion eine zentrale Rolle spielt, ist in der Johannes-Passion nicht vertreten.

Freie Dichtung

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Die Texte der Arien sowie der Chöre in den Sätzen 1, 22 und 39 entstammen weder der Bibel noch überlieferten Kirchenliedern. Ihr Verfasser ist unbekannt und die Bach-Forschung geht davon aus, dass diese frei hinzugedichteten Texte nicht von einem einzigen Librettisten stammen. Insbesondere gibt es keine gesicherten Hinweise darauf, dass Bach selbst ihr Autor wäre.[9] Die meisten Arientexte sowie der Chor „Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine“ stellen mehr oder weniger freie Nachdichtungen von Abschnitten der Brockes-Passion dar. Dies legt nahe, dass ihr Autor hauptsächlich daran interessiert war, zur Komplettierung des Oratoriums geeignete Texte zusammenzustellen, und keine Ambitionen entwickelte, ein dichterisch originelles Werk zu schaffen.

Der Choraltext „Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn“ (Satz 22) findet sich in einer Christian Ritter zugeschriebenen Johannes-Passion wieder, deren Libretto ein zweites Mal von Johann Mattheson vertont wurde. Der Strophenbau von Satz 30 „Es ist vollbracht“ weist bemerkenswerte Parallelen zu einer weiteren Arie dieser Passion auf, so dass es sich wahrscheinlich um verschiedene Strophen desselben Liedtextes handelt, der jedoch nicht als Ganzes erhalten ist. Die Vorlagen zu mindestens drei Arien der Passion von Ritter stammen von Christian Heinrich Postel. Ob dies auch für die beiden in Bachs Johannes-Passion verwendeten Texte gilt, ist jedoch nicht sicher feststellbar. Kein Urbild bei Brockes besitzen außerdem der Eröffnungschor, der an Psalm 8,2 LUT angelehnt ist, die Arie „Ach, mein Sinn“ (Satz 13), die weitgehend mit einem Gedicht Christian Weises identisch ist, sowie die Arie „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten“ (Satz 9), deren Herkunft völlig unbekannt ist und die in Text wie Musik bemerkenswert fröhlich von der Nachfolge Petri berichtet, die unmittelbar darauf in den Verrat an Jesu mündet.

Das Libretto der Johannes-Passion drückt in jeder Arie jeweils eine bestimmte Gemütsbewegung aus, die Bach im Sinne der barocken Affektenlehre in Musik setzt. Insbesondere erlauben die Einschübe aus dem Matthäusevangelium, dass sich in den Sätzen 13, 34 und 35 Arien anschließen, die Reue, Leiden und Trauer ausdrücken. Zugleich rücken die Texte jedoch beständig die Bedeutung des Geschehens für die Erlösung des Menschen ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Musikalischer Aufbau

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Wie auch in der Matthäus-Passion wird die Handlung aus vier verschiedenen Perspektiven vorgetragen:

  • Erzählende Perspektive, ausgedrückt durch die Rezitative des Evangelisten, der handelnden Personen und durch die dramatischen Chor-Partien (Turbae)
  • Betrachtende Perspektive des/der Einzelnen, dargestellt in den zumeist lyrischen Arien
  • Andachtsperspektive der Gemeinde, in Form bekannter evangelischer Kirchenlieder (Choräle)
  • Ermahnende Perspektive, verkörpert durch die aufwendig angelegten Eingangs- und Schlusschöre

Die Aufführungsdauer hängt selbstverständlich stark von den gewählten Tempi, von Pausen zwischen den Sätzen und den beiden Teilen und von eventuellen Kürzungen ab und liegt im Allgemeinen bei etwa zwei Stunden.

Besetzung

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Das Orchester umfasst neben den Streichern und Basso continuo zwei Flöten und zwei Oboen. In einzelnen Sätzen setzt Bach daneben weitere Instrumente ein wie Oboe da caccia, Oboe d’amore, Viola d’amore, Laute und Viola da gamba. Aus dem vierstimmigen Chor lösen sich vier Solisten, deren Rollen die Partitur nicht unterscheidet – anders als teilweise in der heutigen Aufführungspraxis sind also dem Jesus-Part und den Bass-Arien nicht ausdrücklich verschiedene Sänger zugewiesen.

Werkübersicht

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Diese Übersicht folgt der Neuen Bach-Ausgabe.

NBA 1 BWV 2 Form Besetzung Textbeginn Instrumentation
Parte Prima
Akt I: Verrat und Gefangennahme
1 1 Chorus Herr, unser Herrscher Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher 3 und Continuo 4
2 a 2 Rezitativ Evangelist (Tenor), Jesus (Bass) Jesus ging mit seinen Jüngern Continuo
b 3 Chorus Jesum von Nazareth Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
c 4 Rezitativ Evangelist (T), Jesus (B) Jesus spricht zu ihnen Continuo
d 5 Chorus Jesum von Nazareth Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
e 6 Rezitativ Evangelist (T), Jesus (B) Jesus antwortete Continuo
3 7 Choral O große Lieb Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
4 8 Rezitativ Evangelist (T), Jesus (B) Auf daß das Wort erfüllet würde Continuo
5 9 Choral Dein Will gescheh Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
Akt II: Verleugnung
6 10 Rezitativ Evangelist (T), Jesus (B) Die Schar aber und der Oberhauptmann Continuo
7 11 Arie Alt Von den Stricken meiner Sünden Oboe I, II und Continuo
8 12 Rezitativ Evangelist (T) Simon Petrus aber folgete Jesu nach Continuo
9 13 Arie Sopran Ich folge dir gleichfalls Traversflöte I, II und Continuo
10 14 Rezitativ Evangelist (T), Magd (Sopran),
Petrus (B), Jesus (B), Knecht (T)
Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt Continuo
11 15 Choral Wer hat dich so geschlagen Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
12 a 16 Rezitativ Evangelist (T) Und Hannas sandte ihn gebunden Continuo
b 17 Chorus Bist du nicht seiner Jünger einer Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
c 18 Rezitativ Evangelist (T), Petrus (B), Knecht (T) Er leugnete aber und sprach Continuo
13 19 Arie Tenor Ach, mein Sinn Streicher und Continuo
14 20 Choral Petrus, der nicht denkt zurück Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
Parte Seconda
Akt III: Verhör und Geißelung
15 21 Choral Christus, der uns selig macht Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
16 a 22 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B) Da führeten sie Jesum Continuo
b 23 Chorus Wäre dieser nicht ein Übeltäter Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
c 24 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B) Da sprach Pilatus zu ihnen Continuo
d 25 Chorus Wir dürfen niemand töten Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
e 26 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B), Jesus (B) Auf daß erfüllet würde das Wort Continuo
17 27 Choral Ach großer König Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
18 a 28 Rezitativ Evangelist (T) Pilatus (B), Jesus (B) Da sprach Pilatus zu ihm Continuo
b 29 Chorus Nicht diesen, sondern Barrabam Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
c 30 Rezitativ Evangelist (T) Barrabas aber war ein Mörder Continuo
19 31 Arioso Bass Betrachte, meine Seel Viola d’amore I, II solo und Continuo mit Laute
20 32 Arie Tenor Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken Viola d’amore I, II solo und Continuo
21 a 33 Rezitativ Evangelist (T) Und die Kriegsknechte flochten eine Krone Continuo
b 34 Chorus Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
c 35 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B) Und gaben ihm Backenstreiche Continuo
d 36 Chorus Kreuzige, kreuzige Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
e 37 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B) Pilatus sprach zu ihnen Continuo
f 38 Chorus Wir haben ein Gesetz Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
g 39 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B), Jesus (B) Da Pilatus das Wort hörete Continuo
22 40 Choral Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
23 a 41 Rezitativ Evangelist (T) Die Jüden aber schrieen und sprachen Continuo
b 42 Chorus Lässest du diesen los Traversflöte I, II, Oboe I, Oboe d’amore, Streicher und Continuo
c 43 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B) Da Pilatus das Wort hörete Continuo
d 44 Chorus Weg, weg mit dem Traversflöte I, II, Oboe I, Oboe d’amore, Streicher und Continuo
e 45 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B) Spricht Pilatus zu ihnen Continuo
f 46 Chorus Wir haben keinen König Traversflöte I, II, Oboe I, Oboe d’amore, Streicher und Continuo
g 47 Rezitativ Evangelist (T) Da überantwortete er ihn Continuo
24 48 Arie Bass und Chor (Sopran, Alt, Tenor) Eilt, ihr angefochtnen Seelen Streicher und Continuo
Akt IV: Kreuzigung und Tod
25 a 49 Rezitativ Evangelist (T) Allda kreuzigten sie ihn Continuo
b 50 Chorus Schreibe nicht: der Jüden König Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
c 51 Rezitativ Evangelist (T), Pilatus (B) Pilatus antwortet Continuo
26 52 Choral In meines Herzens Grunde Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
27 a 53 Rezitativ Evangelist (T) Die Kriegsknechte aber Continuo
b 54 Chorus Lasset uns den nicht zerteilen Traversflöte I, II, Oboe I, Oboe d’amore, Streicher und Continuo
c 55 Rezitativ Evangelist (T), Jesus (B) Auf daß erfüllet würde die Schrift Continuo
28 56 Choral Er nahm alles wohl in acht Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
29 57 Rezitativ Evangelist (T), Jesus (B) Und von Stund an nahm sie der Jünger Continuo
30 58 Arie Alt Es ist vollbracht Streicher, Viola da gamba solo und Continuo
31 59 Rezitativ Evangelist (T) Und neiget das Haupt Continuo
32 60 Arie Bass solo und Chor (Sopran, Alt, Tenor, Bass) Mein teurer Heiland, laß dich fragen Streicher und Continuo
33 61 Rezitativ Evangelist (T) Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß Continuo
34 62 Arioso Tenor Mein Herz, in dem die ganze Welt Traversflöte I, II, Oboe da caccia I, II, Streicher und Continuo
35 63 Arie Sopran Zerfließe, mein Herze Traversflöte I solo, Oboe da caccia solo und Continuo
36 64 Rezitativ Evangelist (T) Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag war Continuo
37 65 Choral O hilf, Christe, Gottes Sohn Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
Akt V: Grablegung
38 66 Rezitativ Evangelist (T) Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia Continuo
39 67 Chorus Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
40 68 Choral Ach Herr, laß dein lieb Engelein Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo
In der zweiten Fassung (1725) hinzugefügte Sätze
NBA BWV Form Besetzung Textbeginn Instrumentation Bemerkungen 5
1II 244/35 Choral O Mensch, bewein dein Sünde groß Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo ersetzt Nr. 1 Herr, unser Herrscher; später übernommen in die Matthäus-Passion (BWV 244)
11+ 245a Arie Bass, Sopran Himmel, reiße, Welt, erbebe Traversflöte I, II und Continuo eingefügt zwischen Nr. 11 Wer hat dich so geschlagen und Nr. 12a Und Hannas sandt ihn gebunden
13II 245b Arie Tenor Zerschmettert mich, ihr Felsen und ihr Hügel Streicher und Continuo ersetzt Nr. 13 Ach, mein Sinn
19II 245c Arie Tenor Ach windet euch nicht so, geplagte Seelen Oboe I, II und Continuo ersetzt Nr. 19 Betrachte, meine Seel und Nr. 20 Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken
40II 23/4 Choral Christe, du Lamm Gottes Traversflöte I, II, Oboe I, II, Streicher und Continuo ersetzt Nr. 40 Ach Herr, laß dein lieb Engelein; übernommen aus der Kantate Du wahrer Gott und Davids Sohn (BWV 23)

Anmerkungen:

1 
Nummerierung nach der Neuen Bach-Ausgabe
2 
Nummerierung nach dem Bach-Werke-Verzeichnis
3 
d. h. Violine I, II und Viola
4 
d. h. Violoncello, Violone, Fagott und Orgel
5 
Nummerierungen in „Bemerkungen“ folgen der NBA.

Einspielungen (Auswahl)

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Literatur

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Notenausgaben

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Die Nummerierung der Sätze in den verschiedenen Ausgaben ist nicht einheitlich. Dieser Artikel folgt der Nummerierung der Neuen Bach-Ausgabe.

  • Wilhelm Rust: Passionsmusik nach dem Evangelisten Johannes. Band 12.1 der Gesamtausgabe der Bach-Gesellschaft, Breitkopf & Härtel, 1863 ((Online-Version der Partitur))
  • Carl Eberhardt: Johannes-Passion. Edition C. F. Peters, EP 8634 (Partitur), EP 39 (Klavierauszug)
  • Arthur Mendel: Johannes-Passion – St. John Passion. Partitur. Serie II, Band 4 der Neuen Bach-Ausgabe, Bärenreiter (BA 5037-01), auch als Taschenpartitur (TP 197) und als Klavierauszug (BA 5037-90); identisch mit Deutscher Verlag für Musik Leipzig, DVfM 3093 (Studienpartitur)
  • Arnold Schering: Johannes-Passion. Edition C. F. Peters, 1986, EP 579 (Studienpartitur)
  • Gerd Sievers: Johannes-Passion. Edition Breitkopf, PB 3792 (Partitur), PB 3811 (Studienpartitur), EB 6280 (Klavierauszug von Günther Raphael)
  • Peter Wollny: Johannespassion, Fassung II (1725). Carus-Verlag (Stuttgarter Bach-Ausgabe) CV 31.245/50 (Partitur), CV 31.245/53 (Klavierauszug von Paul Horn)
  • Peter Wollny: Johannespassion, Fassung IV (1749). Carus-Verlag (Stuttgarter Bach-Ausgabe) CV 31.245/00 (Partitur), CV 31.245/07 (Studienpartitur), CV 31.245/03 (Klavierauszug von Paul Horn)

Sekundärliteratur

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  • Hans Darmstadt: Johann Sebastian Bach – Johannes-Passion, BWV 245. Analysen und Anmerkungen zur Kompositionstechnik; mit aufführungspraktischen und theologischen Notizen. Klangfarben Musikverlag, Dortmund 2010, ISBN 978-3-932676-16-1.
  • Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach, Die Johannes-Passion. Entstehung, Überlieferung, Werkeinführung (= Bärenreiter-Werkeinführungen). 3. Auflage. Bärenreiter, Kassel/Basel/London/New York/Prag 1999, ISBN 3-7618-1473-9.
  • Walter Hilbrands: Johannes Sebastian Bach als Ausleger der Bibel in seiner Johannespassion. In: Walter Hilbrands (Hrsg.): Sprache lieben – Gottes Wort verstehen. Beiträge zur biblischen Exegese. Brunnen, Gießen 2011, ISBN 978-3-7655-9247-8, S. 271–285.
  • Siegfried Kettling: „Herr, unser Herrscher“. Die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach theologisch und musikalisch erklärt (= Hänssler-Paperback). Hänssler, Holzgerlingen 2002, ISBN 3-7751-3759-9.
  • Frank Laffin: J. S. Bach: Johannes-Passion. Eine musikalische Analyse. Schwäbisch Gmünd 2007 (PDF; 2,0 MB)
  • Christoph Rueger, Hans Gebhard: Johannes-Passion BWV 245. In: Hans Gebhard (Hrsg.): Harenbergs Chormusikführer – Vom Kammerchor bis zum Oratorium. Harenberg, Dortmund 1999, ISBN 3-611-00817-6, S. 69–71.
  • Gottfried Scholz: Bachs Passionen. Ein musikalischer Werkführer. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-43305-7.
  • Meinrad Walter: Johann Sebastian Bach: Johannespassion. Eine musikalisch-theologische Einführung; mit 63 Notenbeispielen. Carus-Verlag Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-89948-156-3.
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Digitalisat

Einzelnachweise

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  1. Alfred Dürr: Die Johannes-Passion. 1999, S. 15.
  2. Alfred Dürr: Die Johannes-Passion. 1999, S. 20.
  3. Alfred Dürr: Die Johannes-Passion. 1999, S. 17–20.
  4. Klaus Blum: Musikfreunde und Musici. Tutzing 1975, S. 143 ff.
  5. Andreas Glöckner: Bach-Aufführungen zur Zeit Mendelssohns. In: Bach-Jahrbuch. Bd. 104, 2018, S. 171–184, hier: S. 179.
  6. Alfred Dürr: Die Johannes-Passion. 1999, S. 54.
  7. Frank Laffin: J. S. Bach: Johannes-Passion. Eine musikalische Analyse. Schwäbisch Gmünd 2007 (PDF; 2,0 MB), S. 53.
  8. Alfred Dürr: Die Johannes-Passion. 1999, S. 66.
  9. Alfred Dürr: Die Johannes-Passion. 1999, S. 56.