Bundesratswahl 2022

Wahl 2022 in der Schweiz

Bei der Bundesratswahl 2022 (französisch Election du Conseil fédéral 2022, italienisch Elezione del Consiglio federale 2022) bestimmte die Vereinigte Bundesversammlung der Schweiz am 7. Dezember 2022 die Nachfolger für die auf den 31. Dezember zurücktretenden Bundesräte Ueli Maurer (SVP/ZH) und Simonetta Sommaruga (SP/BE).[1] Gewählt wurden Albert Rösti (SVP/BE) und Elisabeth Baume-Schneider (SP/JU).

Die neuen Bundesräte: Albert Rösti (SVP, links), Elisabeth Baume-Schneider (SP, rechts)

Ausgangslage Bearbeiten

Ueli Maurer (SVP) Bearbeiten

 
Ueli Maurer

Ueli Maurer (SVP, Kanton Zürich) war bei der Ersatzwahl am 10. Dezember 2008 als Nachfolger von Samuel Schmid (SVP/BDP) in den Bundesrat gewählt worden. Maurer stand zunächst dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) vor, ab 2016 dem Finanzdepartement (EFD). In den Jahren 2013 und 2019 amtierte er als Bundespräsident.

Maurer gab seinen Rücktritt am 30. September 2022 bekannt.[2]

Kurz nach der Rücktrittsankündigung Maurers gab es in der Grünen Partei die Überlegung, eine eigene Bundesratskandidatur gegen die SVP aufzustellen. Die Fraktion der Grünen Partei entschied am 18. Oktober 2022 schliesslich, den Bundesratssitz der SVP nicht zu attackieren.[3] Damit wird der Anspruch der SVP auf einen Sitz im Bundesrat von aktuell keiner Partei in der Vereinigten Bundesversammlung bestritten.

Simonetta Sommaruga (SP) Bearbeiten

 
Simonetta Sommaruga

Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP, Kanton Bern) wurde bei der Ersatzwahl am 22. September 2010 als Nachfolgerin von Moritz Leuenberger in den Bundesrat gewählt. Zuerst stand sie dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) vor, mittlerweile steht sie seit Januar 2019 dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) vor. In den Jahren 2015 und 2020 amtierte sie als Bundespräsidentin.

Sommaruga gab ihren Rücktritt am 2. November 2022 bekannt. Sie tritt wie Maurer zum Ende des Jahres 2022 zurück.[4]

Kandidaturen Bearbeiten

Sitz von Ueli Maurer (SVP) Bearbeiten

 
Hans-Ueli Vogt

Die SVP stellte eine Findungskommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Fraktionspräsidenten Caspar Baader zusammen, bei der die Kantonalsektionen der SVP ihre Kandidaturen bis am 21. Oktober melden mussten.[5]

Folgende Personen gaben ihre offizielle Kandidatur für den Bundesrat bekannt:[6]

Alle wurden von ihren Kantonalsektionen nominiert.[6] Verschiedene als valabel betrachtete Kandidatinnen und Kandidaten erklärten, nicht für eine Bundesratskandidatur zur Verfügung zu stehen, wie beispielsweise Magdalena Martullo-Blocher, Natalie Rickli, Gregor Rutz, Franz Grüter, Esther Friedli oder Thomas Aeschi.[7]

In den Medien wurde Albert Rösti bereits nach dem Rücktritt Maurers als einer der Favoriten gehandelt und galt bald als Kronfavorit für die Nachfolge Maurers.[8] Michèle Blöchligers Kandidatur löste dagegen wegen ihrer britisch-schweizerischen Doppelbürgerschaft, die sie anlässlich der Bekanntgabe ihrer Bundesratskandidatur verneinte, und einem nicht klar deklarierten nebenberuflichen Engagement bei einer Firma aus dem Gesundheitsbereich mehrfach negatives Echo in den Medien aus.[9]

Am 11. November 2022 empfahl die Findungskommission dem Fraktionsvorstand der SVP-Fraktion einen Zweier-Wahlvorschlag für die Bundesratsersatzwahl, ohne dabei eine namentliche Empfehlung abzugeben.[10] An ihrer Sitzung vom 18. November 2022 in Hérémence beschloss die SVP-Fraktion, der Bundesversammlung Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt zur Wahl in den Bundesrat vorzuschlagen.[11]

Sitz von Simonetta Sommaruga (SP) Bearbeiten

 
Eva Herzog

Auch die SP stellte mit Blick auf die Nachfolge von Simonetta Sommaruga eine Findungskommission zusammen. Diese setzte sich aus der ehemaligen Genfer Ständerätin Liliane Maury Pasquier (Kommissionspräsidentin), der ehemaligen Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, der ehemaligen Luzerner Regierungsrätin Yvonne Schärli-Gerig und dem ehemaligen Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann zusammen. Kandidaturen konnten bis zum 21. November 2022 zuhanden der Findungskommission eingereicht werden.[12]

Folgende Personen gaben ihre offizielle Kandidatur für den Bundesrat bekannt:

Verschiedene als valabel betrachtete Kandidatinnen erklärten, nicht für eine Bundesratskandidatur zur Verfügung zu stehen, wie beispielsweise Flavia Wasserfallen, Rebecca Ruiz, Nuria Gorrite, Pascale Bruderer, Priska Seiler Graf, Jacqueline Fehr, Marina Carobbio Guscetti, Nadine Masshardt, Mattea Meyer, Barbara Gysi und Edith Graf-Litscher.[17]

Die SP-Fraktion folgte am 18. November 2022 einem Antrag des Partei- und Fraktionspräsidiums und beschloss, der Bundesversammlung zwei Frauen für die Nachfolge Sommarugas vorzuschlagen. Danach erklärte Daniel Jositsch, er akzeptiere den Entscheid der Fraktion und stehe als Sprengkandidat nicht zur Verfügung.[18]

Am 26. November 2022 beschloss die SP-Fraktion, der Bundesversammlung Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider zur Wahl in den Bundesrat vorzuschlagen.[19]

Wahl Bearbeiten

245 Mitglieder des Nationalrats der 51. Legislaturperiode und des Ständesrates nahmen an der Sitzung teil.

Nachfolge von Ueli Maurer Bearbeiten

Kandidaten 1. Wahlgang
  Albert Rösti 131
  Hans-Ueli Vogt 98
Andere 14
Ausgeteilte Wahlzettel 245
Eingegangene Wahlzettel 245
Leere Wahlzettel 2
Ungültige Wahlzettel 0
Gültige Wahlzettel 243
Absolutes Mehr 122

Nachfolge von Simonetta Sommaruga Bearbeiten

Kandidaten 1. Wahlgang 2. Wahlgang 3. Wahlgang
  Elisabeth Baume-Schneider 96 112 123
  Eva Herzog 83 105 116
  Daniel Jositsch 58 28 6
Andere 6 0 0
Ausgeteilte Wahlzettel 245 245 245
Eingegangene Wahlzettel 243 245 245
Leere Wahlzettel 0 0 0
Ungültige Wahlzettel 0 0 0
Gültige Wahlzettel 243 245 245
Absolutes Mehr 122 123 123

Departementsverteilung Bearbeiten

Die Zuteilung der sieben Eidgenössischen Departemente erfolgte nach der Wahl gemäss dem Anciennitätsprinzip.[20] Am 8. Dezember 2022 teilte der Bundesrat mit, dass Rösti ab dem 1. Januar 2023 dem Eidgenössischem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und Baume-Schneider dem Eidgenössischem Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) vorstehen werden.[21][22] Karin Keller-Sutter, bisherige Vorsteherin des EJPD, wird ab dem 1. Januar 2023 neu dem Eidgenössischem Finanzdepartement vorstehen. Sämtliche anderen Mitglieder des Bundesrates behalten ihr Departement.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Neue Zürcher Zeitung: Bundesrat Ueli Maurer gibt nach 13 Jahren im Amt seinen Rücktritt bekannt – das sind die besten Zitate aus der Medienkonferenz. 30. September 2022, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  2. 30.09.2022 – Rücktrittserklärung von Ueli Maurer. Abgerufen am 1. Oktober 2022 (deutsch).
  3. «Abgekartetes Spiel»: Grüne attackieren den Sitz von Ueli Maurer nicht. In: nau.ch. 18. Oktober 2022, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  4. Neue Zürcher Zeitung: «Ich habe diesen Zeitpunkt nicht so gewählt, ich hatte es anders vorgesehen» – Bundesrätin Simonetta Sommaruga tritt überraschend zurück. 2. November 2022, abgerufen am 2. November 2022.
  5. Berner SVP schickt Zweierticket mit Rösti und Salzmann ins Rennen. In: srf.ch. srf.ch, 21. Oktober 2022, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  6. a b Es bleibt dabei: Vier Männer und eine Frau wollen Maurer nachfolgen. bluewin.ch, 24. Oktober 2022, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  7. Wer jetzt noch im Rennen ist um den Maurer-Sitz. Blick, 14. Oktober 2022, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  8. «Ich trau mir das zu»: Kronfavorit Rösti steigt offiziell ins Rennen und versucht es allen Recht zu machen. Bote der Urschweiz, 10. Oktober 2022, abgerufen am 1. November 2020.
  9. Esoterik-Pflaster klebt an Kandidatin Blöchliger. Blick, 30. Oktober 2022, abgerufen am 1. November 2022.
  10. Findungskommission empfiehlt Zweierticket. In: svp.ch. SVP, 11. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  11. SVP-Fraktion schickt Rösti und Vogt ins Bundesratsrennen. In: tagesanzeiger.ch. 18. November 2022, abgerufen am 18. November 2022.
  12. Sommaruga-Nachfolge: Findungskommission und öffentliche Hearings. In: sp-ps.ch. Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP), 4. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  13. Daniel Jositsch will Bundesrat werden. srf.ch, 8. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  14. «Bundesrätin und kleine Kinder, das ist möglich». tagesanzeiger.ch, 9. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  15. Eva Herzog: «Ich möchte kandidieren». srf.ch, 10. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  16. Eine linke Jurassierin strebt nach der Sensation. tagesanzeiger.ch, 11. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  17. Die SP auf der Suche nach der idealen Bundesrätin. srf.ch, 10. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  18. SP-Fraktion setzt keinen Mann aufs Bundesratsticket. srf.ch, 18. November 2022, abgerufen am 18. November 2022.
  19. SP-Herzog und Baume-Schneider auf SP-Zweierticket. srf.ch, 26. November 2022, abgerufen am 26. November 2022.
  20. Doppelvakanz im Bundesrat – So funktioniert die Departementsverteilung. In: srf.ch. 4. November 2022, abgerufen am 5. November 2022.
  21. Bundesrat hat Departementsverteilung vorgenommen. In: bundesrat.admin.ch. 8. Dezember 2022, abgerufen am 8. Dezember 2022.
  22. Rochade im Bundesrat – Keller-Sutter übernimmt Finanzen – Rösti wird Umweltminister. In: srf.ch. 8. Dezember 2022, abgerufen am 8. Dezember 2022.