Villeneuve-d’Ascq

französische Gemeinde der Metropolregion Lille in Nordfrankreich

Villeneuve-d’Ascq ist eine Stadt mit 62.067 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021) im Norden von Frankreich. Sie liegt unmittelbar östlich von Lille im Département Nord in der Region Hauts-de-France. Villeneuve-d’Ascq nennt sich Technopole Verte („Grüne Technologiestadt“), was durch das Stadtlogo symbolisiert wird: Eine blaue Kugel (Technologie) neben einem grünen Blatt (Respekt für die Umwelt).

Villeneuve-d’Ascq
Villeneuve-d’Ascq (Frankreich)
Villeneuve-d’Ascq (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Nord (59)
Arrondissement Lille
Kanton Villeneuve-d’Ascq
Gemeindeverband Métropole Européenne de Lille
Koordinaten 50° 37′ N, 3° 9′ OKoordinaten: 50° 37′ N, 3° 9′ O
Höhe 19–46 m
Fläche 27,46 km²
Einwohner 62.067 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 2.260 Einw./km²
Postleitzahl 59491, 59493, 59650
INSEE-Code
Website villeneuvedascq.fr

Nach einem etymologischen Wörterbuch (Dauzat/Rostaing) kommt der Name Ascq vom flämischen ask, was auf Deutsch „Esche“ bedeutet.

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Die Stadt grenzt unmittelbar an den Südosten der Stadt Lille. Die Grenze zu Belgien liegt östlich etwa 20 km entfernt. Etwa 10 km² des Stadtgebiets sind Grünfläche, Wald, Gewässer oder landwirtschaftliche Nutzfläche.

Stadtgliederung Bearbeiten

Neben den alten Ortschaften Annappes, Ascq und Flers gehören zum Stadtgebiet die Quartiere Babylone, Brigode, Château, Cité Scientifique. Cousinerie, Croix de Wallers, Hempempont, Hôtel de Ville, Pont de Bois, Poste. Prés. Recueil, Résidence, Sart und Triolo.

Bevölkerung Bearbeiten

In der Stadt leben etwa 62.000 Einwohner. 50.000 Studenten besuchen die Hochschulen. Das Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren.

Geschichte Bearbeiten

Das Dorf Ascq wurde erstmals als Asnapio zur Zeit Karls des Großen urkundlich erwähnt. Es gehörte jahrhundertelang zur Grafschaft Flandern bzw. zum Herzogtum Burgund, seit dem Vertrag von Aachen von 1668 ist es Teil Frankreichs.

Während des Zweiten Weltkrieges verübte in der Nacht vom 1. zum 2. April 1944 eine Kampfgruppe der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ das Massaker von Ascq, dem 86 Menschen zum Opfer fielen. An dieses Massaker erinnert seit 2005 ein Mahnmal.

Die Trabantenstadt Villeneuve-d’Ascq wurde 1970 gegründet. Die neue Stadt vereint die Dörfer Ascq (flämisch Ast), Annappes und Flers-lez-Lille (niederländisch Laar) und wuchs in den Jahren darauf kontinuierlich.

Politik Bearbeiten

Villeneuve-d’Ascq ist eine Hochburg der französischen Linken. Angeführt von den Sozialisten (PS) erzielt die Allianz außerordentliche Wahlergebnisse.

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Villeneuve-d’Ascq unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten:[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bauwerke Bearbeiten

 
Schloss Flers

Auf dem Stadtgebiet von Villeneuve-d’Ascq stehen zwei Schlösser: das klassizistische Schlösschen Le Sart, das heute als Vereinsheim eines Golfclubs dient, und das aus dem 17. Jahrhundert stammenden Schloss Flers, das in seinem Untergeschoss ein Museum beherbergt.

Seit 1983 besteht das LaM – Lille Métropole, musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut mit moderner Kunst.

Im Viertel Cousinerie befinden sich zwei Mühlen aus dem 18. Jahrhundert und ein Mühlenmuseum.

Sport Bearbeiten

 
Das Stade Pierre-Mauroy

Villeneuve-d’Ascq wurde 1996 zur sportlichsten Stadt Frankreichs gewählt. Das hat seinen guten Grund: Die Stadt investiert in den Sport mehr als in die Kultur (mehr als zehn Prozent des städtischen Etats). Dazu gehören u. a. 27 Sporthallen, 16 Fußball- und 2 Rugbyplätze, 12 Tennisplätze, 2 Golfplätze.

Derzeit beherbergt Villeneuve im Stade Pierre-Mauroy den französischen Fußball-Erstligisten OSC Lille.

Villeneuve-d’Ascq war einer der Austragungsorte der Rugby-Union-Weltmeisterschaften 1991 und 2023.

Archäologischer Park Bearbeiten

 
Rekonstruierte gallo-romanische Villa im Parc archéologique Asnapio

Im Parc archéologique Asnapio werden rekonstruierte Ansiedlungen vom Jungpaläolithikum bis zum Mittelalter präsentiert, die sich an Grabungsbefunden aus dem Norden Frankreichs orientieren. Ergänzend bietet das Freilichtmuseum thematische Führungen und Werkstätten an, die an die Methoden der experimentellen Archäologie anknüpfen.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Betriebe und staatliche Strukturen Bearbeiten

 
Firmensitz Cofidis

Auf Grund des Platzangebotes haben verschiedene große Betriebe ihren Firmensitz in Villeneuve-d’Ascq. Zudem ist die Stadt ein Forschungsstandort, besonders in der Cité Scientifique (Universität für Wissenschaften) und Haute Borne (Firmensitzviertel). Sehr günstig ist die Lage der Stadt in der Nähe von Benelux und Paris, das mit dem TGV ab Lille-Flandres in 80 Minuten erreicht wird.

Hauptsächlich findet man in Villeneuve-d’Ascq den Firmensitz von Bonduelle, der auf die Verarbeitung von Gemüse spezialisiert ist, den Firmensitz der Kreditbank Cofidis, den Firmensitz des Sportartikelherstellers Decathlon-Oxylane, den Firmensitz der Schokoladen- und Süssigkeitenfabrik Bouquet d’Or, den Firmensitz der handwerklichen Brauerei Moulins d’Ascq, den Firmensitz der Einweggeschirrfabrik Tifany Industrie (Ex-EMP-Fourlegnie), auch das Sicherheitssoftwareunternehmen NetASQ, sowie die Fastfoodketten Flunch, Les 3 Brasseurs und Pizza Paï. Auch die Modekette Pimkie der Association Familiale Mulliez hat hier ihren Sitz.

In Villeneuve-d’Ascq liegt auch der europäische, mittel-östliche und afrikanische Firmensitz des IT-Beraters Softthinks und der europäische Firmensitz und das Forschungs- und Entwicklungszentrum des kanadischen Lebensmittelkonzerns McCain Foods. In der Stadt liegt auch die französische Einkaufsgemeinschaft der Hypermarkette Auchan, das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum des englischen Lebensmittelkonzerns Tate & Lyle und ein Digitalisierungs- und Datacenter des amerikanischen Technologieunternehmens Xerox.

Villeneuve-d’Ascq nimmt auch manche Staatsdienstgebäude und staatliche Strukturen auf. Da liegt die Nord-Regionaldirektion des Wetterdienstes Météo-France, ein Quartier der Gendarmerie nationale (dort leben 450 Polizisten und ihre Familien). Auch die Nord-Regionaldirektion des Straßenverkehrs (CRICR) ist dort beheimatet. Seit 1998 hat der Telefonanbieter Orange Büros in Villeneuve-d’Ascq, der im Jahre 2005 die dritthöchsten Unternehmenssteuern in der Métropole Européenne de Lille zu zahlen hatte. Es gibt auch in der Stadt ein Datenverarbeitungszentrum (Informatikzentrum) und ein Regionalaufsichtszentrum der Elektrizitätsgesellschaft Électricité de France, das im nordwestlichen Teil Frankreichs alles kontrolliert.

Von 1984 bis 1994 lag eine große Kleincomputerfabrik Bull in Villeneuve-d’Ascq da, wo heute der Decathlon-Oxylane-Firmensitz ist. Früher stand auch eine chemische Fabrik der Rhône-Poulenc-Gruppe auf einem zehn Hektar großen Gelände, wo sich heute das Versandhandelunternehmen 3 Suisses befindet.

Villeneuve-d’Ascq beherbergt im Stadtviertel Recueil die Nordregionaldirektion des französischen Instituts für Textilien und Kleidung (Institut français du textile et de l’habillement). Es berät Textilunternehmen bei technologischen und wirtschaftlichen Fragen. In Villeneuve-d’Ascq gibt es insgesamt etwa 2000 Unternehmen.

Handel und Geschäfte Bearbeiten

 
Auchan-V2

Es gibt in Villeneuve-d’Ascq zwei wichtige Einkaufszentren. Bei seiner Eröffnung war das V2 der größte Großmarkt nördlich von Paris. Im Jahre 2004 war V2 noch das größte Einkaufsgebiet der Region Nord-Pas-de-Calais. Dann wurde ein neues Einkaufszentrum Heron Parc neben V2 im Jahre 2009 geöffnet. Heron Parc hat ein 13000 Quadratmeter großes Einkaufsgebiet, viele Restaurants, und ein Kino mit 12 Sälen. Da gehören die meisten Unternehmen der Mulliez-Holding, einem Familienunternehmen.

Wirtschaftliche Dynamik Bearbeiten

Im Oktober 1996 war Villeneuve-d’Ascq auf dem elften Platz der Liste der dynamischsten Städte in Frankreich, die von der Zeitung Les Échos erstellt wird. Sie ist die einzige französische Stadt in Nord-Pas-de-Calais, die in die 50 ersten Städten eingestuft ist.

In einer Studie der Monatszeitschrift L’Expansion im Jahre 2007 ist Villeneuve-d’Ascq im Vergleich mit ganz Frankreich für die Einstellungsaussichten (Stellenangebote) für die zehn kommenden Jahre in den ersten Platz eingestuft. Die Stellenentwicklung in Villeneuve-d’Ascq scheint +23,7 % bis 2017 zu sein, mehr als in Lille, Marseille, Lyon und Paris.

Bildung Bearbeiten

 
Universität Lille I

Villeneuve-d’Ascq ist das größte Hochschulzentrum der Eurometropole Lille-Kortrijk-Dornick und der Euroregion Lille-Flandern. Die Stadt beherbergt zahlreiche Universitäten und wissenschaftliche Hochschulen (etwa 42000 Studenten und 2500 Forscher). In der neuen Stadt befinden sich zwei große Universitätsgelände. Zum einen die wissenschaftliche Universität, Universität Lille I: die größte Universität in der Region im Bezug auf die wissenschaftliche Ausbildung und die größte französische Universität im Bezug auf die Fortbildung. Zum anderen die Literatur- und Humanwissenschaftliche Universität Lille III. An diesen beiden Hochschulen sind beinahe die Hälfte der Studenten der Université Lille Nord de France immatrikuliert.

In Villeneuve-d’Ascq befindet sich ein Universitätstechnologieinstitut (IUT A) ebenfalls, auch die Baukunst- und Landschaftshochschule von Lille (École nationale supérieure d’architecture et de paysage de Lille), sowie fünf technische Hochschulen: École Centrale de Lille, École nationale supérieure de chimie de Lille, Polytech'Lille (früher EUDIL), Télécom Lille 1 (früher ENIC) und die École supérieure des techniques industrielles et des textiles.

In der neuen Stadt werden 200 öffentliche und private Labore gezählt, deren 31 mit dem CNRS in Zusammenarbeit arbeiten. In Villeneuve-d’Ascq haben Forschungseinrichtungen mit internationalem Ruf ihren Sitz. Es sind: IEMN, INRIA Lille, INRETS Lille, ESTAS, LEOST, TRACES, INRA, das tierärztliche Labor, IRIS und ITF-Nord.

Zudem beherbergt die Technologiestadt den europäischen wissenschaftlichen Park Haute Borne mit etwa 150 Hektar nahe der Universität Lille I.

Verkehr Bearbeiten

Nach Brüssel sind es etwa 40 Minuten Reisezeit mit dem TGV, nach Paris eine Stunde und nach London zwei Stunden. Der TGV-Bahnhof Lille-Europe ist vom Zentrum aus in 15 Minuten erreichbar. Die Stadt ist gut an das französische Eisenbahnnetz angebunden.

Die Verbindung ins Zentrum von Lille wird mit der Métro Lille nach dem System VAL hergestellt.

Mehrere französische Autobahnen haben im Großraum Lille Anfangs- bzw. Endpunkt: A 1 (Lille–Paris; E 17), A 22 (Lille–Gent/Belgien), A 23 (Lille–Valenciennes), A 25 (Lille–Dünkirchen) (E 42), A 27 (Lille–Tournai/Belgien).

Der Flughafen Lille bei Lesquin ist über die Autobahn in 10 Minuten erreichbar.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Le Patrimoine des Communes du Nord. Flohic Editions, Band 2, Paris 2001, ISBN 2-84234-119-8, S. 1721–1749.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Villeneuve-d'Ascq – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Website Villeneuve-d’Ascq, abgerufen am 14. Oktober 2016 (französisch).