Richard Krajicek

niederländischer Tennisspieler

Richard Krajicek (* 6. Dezember 1971 in Rotterdam) ist ein ehemaliger niederländischer Tennisspieler tschechischer Herkunft. 1996 gewann er das Herreneinzel in Wimbledon und blieb bis heute der einzige niederländische Grand Slam-Sieger. Er ist der ältere Halbbruder der Tennisspielerin Michaëlla Krajicek sowie Autor mehrerer Sportbücher.

Richard Krajicek Tennisspieler
Richard Krajicek
Richard Krajicek 2004 beim Davis Cup
Nation: Niederlande Niederlande
Geburtstag: 6. Dezember 1971
Größe: 196 cm
1. Profisaison: 1989
Rücktritt: 2003
Spielhand: Rechts, einhändige Rückhand
Preisgeld: 10.077.425 US-Dollar
Einzel
Karrierebilanz: 411:219
Karrieretitel: 17
Höchste Platzierung: 4 (29. März 1999)
Grand-Slam-Bilanz
Doppel
Karrierebilanz: 77:60
Karrieretitel: 3
Höchste Platzierung: 45 (26. Juli 1993)
Grand-Slam-Bilanz
Quellen: offizielle Spielerprofile bei der ATP/WTA (siehe Weblinks)

Erfolge Bearbeiten

Krajiceks größter Erfolg war der Triumph 1996 im Herreneinzel von Wimbledon, wo er als ungesetzter Spieler das Finale gegen MaliVai Washington gewinnen konnte. Im Verlauf des Turniers schaltete er sowohl den Wimbledonsieger von 1991 Michael Stich, als auch den Titelverteidiger und späteren siebenfachen Wimbledonsieger Pete Sampras jeweils in drei Sätzen aus. Krajicek war somit der einzige Spieler, der Sampras während seiner Regentschaft in Wimbledon zwischen 1993 und 2000 schlagen konnte. Anderen Wimbledonsiegern wie Boris Becker, Andre Agassi und Goran Ivanisevic gelang dies trotz mehreren Versuchen nicht.

Durch seine Körpergröße von 1,96 Metern und seinen starken Aufschlag fühlte sich der Serve- und Volleyspieler Krajicek vor allem auf schnellen Belägen wohl. In seiner Karriere konnte er insgesamt 17 ATP-Turniere, darunter auch die Masters-Turniere von Stuttgart und Miami, gewinnen. Seine höchste Weltranglistenposition erreichte er im Frühjahr 1999 mit Platz 4. Er zählt zu den wenigen Spielern, die sowohl auf Sand als auch auf Rasen, Hartplatz und in der Halle jeweils mindestens ein Turnier gewinnen konnten. Aufgrund von Ellenbogen- und Knieproblemen war er immer wieder zu Verletzungspausen gezwungen. Im Juni 2003, nach einer Niederlage gegen Olivier Mutis in ’s-Hertogenbosch, beendete er seine Karriere schließlich wegen andauernder Ellenbogenbeschwerden, nachdem er bereits von Oktober 2000 bis Juni 2002 hatte verletzt pausieren müssen.

1993 gründete er die Richard Krajicek Foundation, eine Stiftung, die unterprivilegierten Kindern bessere Zugangsmöglichkeiten zum Sport bieten will. Bis heute ist er dort engagiert. 2004 wurde Krajicek der Turnierdirektor der ABN AMRO World Tennis Tournament in Rotterdam.

Kontroversen Bearbeiten

Krajicek zog sich 1992 im Vorfeld des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon den Unmut vieler Tennisfans zu. Er hatte gegenüber der internationalen Presse geäußert, 80 % der auf der WTA-Tour spielenden Damen wären „faule, fette Schweine“. Als die neunmalige Wimbledon-Siegerin Martina Navrátilová ihn daraufhin zur Rede stellte, korrigierte er die Zahl auf 75 %.[1] Dieser Vorfall blieb nicht ohne Folgen: Richard Krajicek wurde von mehreren Tageszeitungen mit Schweinenase und Schweineohren karikiert, während des Turniers in Wimbledon wurde er bis zu seinem Ausscheiden in der dritten Runde vom englischen Publikum mehrmals ausgepfiffen. Später hat sich Krajicek für die Äußerung offiziell entschuldigt.

Privatleben Bearbeiten

Er ist ein Sohn tschechischer Immigranten. Im Jahre 1999 heiratete Krajicek Daphne Deckers, ein Modell und Autorin. Seine Halbschwester Michaëlla Krajicek ist ebenfalls Tennisspielerin von Beruf. Im Jahre 2005 gab er ein Buch namens Fast Balls aus.

Er leitet die Richard-Krajicek-Stiftung (Richard Krajicek Foundation), die Sporteinrichtungen für Kinder in Innenstädten der Niederlande baut.[2]

Bücher Bearbeiten

  • Een half jaar netpost (2003) mit Tino Bakker[3]
  • Naar de top (2005) mit Anja de Crom
  • Harde ballen (2005)
  • Honger naar de bal (2006)
  • Alle ballen verzamelen (2007)

Sportliche Erfolge Bearbeiten

Legende
Grand Slam (1)
Tennis Masters Cup
ATP Masters Series (3)
ATP Championship Series
ATP International Series Gold (5)
ATP World Tour
ATP International Series (11)
Titel nach Belag
Hartplatz (8)
Sand (2)
Rasen (4)
Teppich (6)

Einzel Bearbeiten

Turniersiege Bearbeiten

Nr. Datum Turnier Belag Finalgegner Ergebnis
1. 8. April 1991 Hongkong 1959  Hongkong Hartplatz Australien  Wally Masur 6:2, 3:6, 6:3
2. 10. August 1992 Vereinigte Staaten  Los Angeles (1) Hartplatz Australien  Mark Woodforde 6:4, 2:6, 6:4
3. 16. November 1992 Belgien  Antwerpen Teppich (i) Australien  Mark Woodforde 6:2, 6:2
4. 9. August 1993 Vereinigte Staaten  Los Angeles (2) Hartplatz Vereinigte Staaten  Michael Chang 0:6, 7:63, 7:65
5. 11. April 1994 Spanien  Barcelona Sand Spanien  Carlos Costa 6:4, 7:66, 6:2
6. 13. Juni 1994 Niederlande  ’s-Hertogenbosch (1) Rasen Deutschland  Karsten Braasch 6:3, 6:4
7. 10. Oktober 1994 Australien  Sydney Hartplatz (i) Deutschland  Boris Becker 7:65, 7:67, 2:6, 6:3
8. 27. Februar 1995 Deutschland  Stuttgart (1) Teppich (i) Deutschland  Michael Stich 7:64, 6:3, 6:76, 1:6, 6:3
9. 6. März 1995 Niederlande  Rotterdam (1) Teppich (i) Niederlande  Paul Haarhuis 7:65, 6:4
10. 8. Juli 1996 Vereinigtes Konigreich  Wimbledon Rasen Vereinigte Staaten  MaliVai Washington 6:3, 6:4, 6:3
11. 10. März 1997 Niederlande  Rotterdam (2) Teppich (i) Tschechien  Daniel Vacek 7:64, 7:65
12. 21. April 1997 Japan  Tokio Hartplatz Frankreich  Lionel Roux 6:2, 3:6, 6:1
13. 23. Juni 1997 Niederlande  ’s-Hertogenbosch (2) Rasen Frankreich  Guillaume Raoux 6:4, 7:67
14. 16. Februar 1998 Russland  St. Petersburg Teppich (i) Schweiz  Marc Rosset 6:4, 7:65
15. 2. November 1998 Deutschland  Stuttgart (2) Hartplatz (i) Russland  Jewgeni Kafelnikow 6:4, 6:3, 6:3
16. 1. März 1999 Vereinigtes Konigreich  London Teppich (i) Vereinigtes Konigreich  Greg Rusedski 7:66, 6:75, 7:5
17. 29. März 1999 Vereinigte Staaten  Miami Hartplatz Frankreich  Sébastien Grosjean 4:6, 6:1, 6:2, 7:5

Finalteilnahmen Bearbeiten

Nr. Datum Turnier Belag Finalgegner Ergebnis
1. 13. April 1992 Japan  Tokio Hartplatz Vereinigte Staaten  Jim Courier 4:6, 4:6, 6:73
2. 22. Februar 1993 Deutschland  Stuttgart Teppich (i) Deutschland  Michael Stich 6:4, 5:7, 6:74, 6:3, 5:7
3. 21. August 1995 Vereinigte Staaten  New Haven Hartplatz Vereinigte Staaten  Andre Agassi 6:3, 6:72, 3:6
4. 20. Mai 1996 Italien  Rom Sand Osterreich  Thomas Muster 2:6, 4:6, 6:3, 3:6
5. 5. August 1996 Vereinigte Staaten  Los Angeles Hartplatz Vereinigte Staaten  Michael Chang 4:6, 3:6
6. 27. Oktober 1997 Deutschland  Stuttgart Teppich (i) Tschechien  Petr Korda 6:76, 2:6, 4:6
7. 10. August 1998 Kanada  Toronto Hartplatz Australien  Patrick Rafter 6:73, 4:6
8. 1. November 1999 Deutschland  Stuttgart Hartplatz (i) Schweden  Thomas Enqvist 1:6, 4:6, 7:5, 5:7
9. 19. Juni 2000 Deutschland  Halle Rasen Deutschland  David Prinosil 3:6, 2:6

Doppel Bearbeiten

Turniersiege Bearbeiten

Nr. Datum Turnier Belag Partner Finalgegner Ergebnis
1. 28. Juli 1991 Niederlande  Amersfoort Sand Niederlande  Jan Siemerink Spanien  Francisco Clavet
Schweden  Magnus Gustafsson
7:5, 6:4
2. 18. März 1993 Vereinigte Staaten  Miami Hartplatz Niederlande  Jan Siemerink Vereinigte Staaten  Patrick McEnroe
Vereinigte Staaten  Jonathan Stark
6:7, 6:4, 7:6
3. 18. Juni 1995 Niederlande  ’s-Hertogenbosch Rasen Niederlande  Jan Siemerink Niederlande  Hendrik Jan Davids
Russland  Andrei Olchowski
7:5, 6:3

Finalteilnahmen Bearbeiten

Nr. Datum Turnier Belag Partner Finalgegner Ergebnis
1. 7. Oktober 1990 Griechenland  Athen Sand Niederlande  Tom Kempers Spanien  Sergio Casal
Spanien  Javier Sánchez
4:6, 3:6
2. 16. Juni 1991 Niederlande  ’s-Hertogenbosch Rasen Niederlande  Jan Siemerink Niederlande  Hendrik Jan Davids
Niederlande  Paul Haarhuis
3:6, 6:7
3. 3. April 1994 Portugal  Estoril Sand Niederlande  Menno Oosting Italien  Cristian Brandi
Italien  Federico Mordegan
walkover

Grand-Slam-Bilanz Bearbeiten

Turnier 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991
Australian Open 2R - - 2R 3R - - 3R 2R - 2R HF 4R
Roland Garros - - - 3R 2R 3R 3R VF 2e 3e HF R3 R3
Wimbledon - VF - R2 R3 HF AF S R1 R1 AF R3 R3
US Open - R1 - VF VF R3 VF R1 R3 R2 AF AF R1

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „Faule, fette Schweine“, taz, 29. Juni 1992
  2. Q&A: Richard Krajicek In: BBC News, 1. November 2004 
  3. Richard Krajicek. In: www.bol.com. Archiviert vom Original am 19. Oktober 2013; abgerufen am 18. Oktober 2013.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Richard Krajicek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien