Arensberg (Bismark)

Ortsteil der Stadt Bismark (Altmark)

Arensberg gehört zur Ortschaft Bismark und ist ein Ortsteil der Stadt Bismark (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Arensberg
Koordinaten: 52° 41′ N, 11° 35′ OKoordinaten: 52° 40′ 40″ N, 11° 34′ 33″ O
Höhe: 51 m ü. NHN
Fläche: 4,72 km²[1]
Einwohner: 73 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 23. Mai 1973
Postleitzahl: 39629
Vorwahl: 039089
Arensberg (Sachsen-Anhalt)
Arensberg (Sachsen-Anhalt)

Lage von Arensberg in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Arensberg

Geografie Bearbeiten

Arensberg, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt zwei Kilometer nordöstlich von Bismark in der Nähe der Bahnstrecke Stendal–Uelzen.

Nachbarorte sind Büste im Nordwesten, Dobberkau im Nordosten, Hohenwulsch im Südosten und Bismark im Südwesten.[4]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Das Dorf wurde 1337 erstmals als arnsberg erwähnt.[5] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Arnsberge aufgeführt. Es gehörte den Brüdern Nikolaus und Rule Bismarck sowie Peter Gunther, alle drei Bürger von Stendal.[6] Weitere Nennungen sind 1431 Arnsberge,[1] 1539 Arnsperg,[7] 1687 Arensberge[1] und 1804 Arensberg, ein Dorf mit einem Kreisgärtner, zwei Leinewebern und einer Windmühle.[8] Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 27 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 419 Hektar, eine Kirchenbesitzung hatte 23 Hektar Land.[1]

1958 fand in Kalbe (Milde) ein Schauprozess mit 400 geladenen Gästen gegen vier Bauern aus Arensberg und Holzhausen statt. In Arensberg gab es keine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), sondern nur einen örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB). Ziel des Prozesses war es, in Arensberg eine LPG zu gründen und die LPG Holzhausen zu stärken. Der Bauer Fritz Gericke aus Arensberg, der 1954 den väterlichen Hof übernommen hatte, wurde zu 4 Jahren Zuchthaus mit Einziehung des Vermögens verurteilt. Seine Familie musste den Hof verlassen. 1990 berichtete die Altmark Zeitung über den Fall unter der Titel „Recht ist, was dem Volk dient“. Der Zeitzeuge Fritz Gericke erläuterte seinen Fall und stellte die Gerichtsdokumente zur Verfügung. Erhard Runnwerth beschrieb mit diesem Fall die Landwirtschaftspolitik mit Ziel „Vollkollektivierung“ im damaligen Kreis Kalbe (Milde).[9]

Im Jahre 1958 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „8. Mai“.[1]

Das Gooskükenfest fand bis in die 1960er Jahre auf einer Gänseweide im Dorf statt.[10]

Herkunft des Ortsnamens Bearbeiten

Heinrich Sültmann führt die Namen 1337 arnsberg, 1485 und 1489 Arnsberge, 1540 arnssberge zurück auf „arn“ für „Adler“. Der Name bedeutet also „Adlersberg“.[11][12]

Archäologie Bearbeiten

Im Sommer 1912 fand Fr. W. Gericke auf dem Röthenberg östlich von Arensberg zwei Fibeln.[13] Der Landwirt Friedrich Gericke übergab 1917 einen Bronzehalsring an das heutige Altmärkische Museum in Stendal. Im Jahre 1918 wurde über ein steinzeitliches Grab am Röthenberg bei Arensberg berichtet. Geborgen wurden daraus unter anderem zwei Pfriemen aus Vogelknochen, ein längliches Flintstück, 24 querschneidige Pfeilspitzen, durchbohrte Hirschgrandeln und Bernsteinperlen.[14] Bei den nachfolgenden Untersuchungen wurde ein Gräberfeld aus der Spätbronzezeit und Eisenzeit ermittelt.[15]

Nordöstlich des Dorfes fand D. Ludwig Anfang der 1980er Jahre beim Sandabbau eine frührömerzeitliche Urne, die an das Altmärkische Museum in Stendal übergeben wurde. Sie ist auf die Zeit bis 600 n. Chr. datiert worden. Im Leichenbrand befanden sich eine eiserne Fibel und zwei Knochennadeln.[16]

Eingemeindungen Bearbeiten

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Bismark im Distrikt Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Stendal.[1]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Arensberg in den neu eingerichteten Kreis Kalbe (Milde) eingegliedert. Die Gemeinde Arensberg wurde am 23. Mai 1973 aufgelöst und nach Bismark (Altmark) eingemeindet.[17]

Seit dem 1. Januar 2010 gehört der Ortsteil Arensberg auch zur neu gebildeten Ortschaft Bismark (Altmark).[18]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 100
1772 106
1790 128
1798 135
1801 124
Jahr Einwohner
1818 151
1840 155
1864 235
1871 219
1885 199
Jahr Einwohner
1892 [0]199[7]
1895 208
1900 [0]209[7]
1905 221
1910 [0]226[7]
Jahr Einwohner
1925 227
1939 176
1946 284
1964 189
1971 174
Jahr Einwohner
2007 [00]84[19]
2018 [00]91[20]
2020 [00]74[21]
2021 [0]74[2]
2022 [0]73[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[1]

Religion Bearbeiten

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Arensberg, ein teilweise spätromanischer Feldsteinbau mit einem quadratischen Schiff, stammt aus dem 13. Jahrhundert. 1935 wurden Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert entdeckt. Die Glocke aus dem Jahr 1525 stammt vom Glockengließermeister Arndt Blome.[27]
  • Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof.
  • Am Dorfteich findet im Sommer ein Dorffest mit einem Bauerntriathlon statt.[10]

Verkehr Bearbeiten

Nach Arensberg führt die Kreisstraße 1083 von Bismark (Altmark).

Der nächste Bahnhof befindet sich im 2 Kilometer entfernten Hohenwulsch (Bahnstrecke Stendal–Uelzen).

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 63–67, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Renate Pieper: Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S. 7–10, Arensberg.
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 103 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 288, 1. Arensberg (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Arensberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 63–67, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Bismark (Altmark), §15 Ortschaftsverfassung. 31. Oktober 2018, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 490 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000995~SZ%3D00528~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 322 (uni-potsdam.de (Memento vom 24. März 2019 im Internet Archive)).
  7. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 103 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 257 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00279~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Erhard Runnwerth: Entwicklung der bäuerlichen Landwirtschaft in der DDR bis zur Vollkollektivierung im sozialistischen Frühling 1960. Books on Demand, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-7579-8, S. 101–143.
  10. a b Renate Pieper: Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S. 7–10, Arensberg.
  11. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 18–19.
  12. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  13. Fr. W. Gericke: Die Arensberger Plattenfibel (= Prähistorische Zeitschrift. XI. und XII. Band 1919/20). S. 210–212.
  14. Paul Kupka: Fundberichte. Neuerschienene Schriften. Vereinsnachrichten. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band IV.). 1918, ZDB-ID 212026-4, S. 340, 347, 426.
  15. Lothar Mittag: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Band 1. Von der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Verbrannt und begraben. Eisenzeitliche Gräberfelder in der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 7). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-35-4, S. 130, 136–137.
  16. Waldemar Nitzschke, Heribert Stahlhofen: Ausgewählte Neufunde aus den Jahren 1980/81. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 66, 1983, S. 377 doi:10.11588/jsmv.1983.0.57403
  17. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 345.
  18. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag Einheitsgemeinde Stadt Bismark. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 192–201 (landkreis-stendal.de [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 30. Oktober 2021]).
  19. Helmut Kurt Block (Hrsg.): Das Wissen der Region. Bismark-Kläden und Umland. Band 2. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Altenzaun 2007, ISBN 978-3-9811747-0-0, S. 28.
  20. Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark): Ortschaft Bismark. In: stadt-bismark.de. 13. Mai 2020, abgerufen am 23. Dezember 2021.
  21. Axel Junker: Positive Tendenz bei Umzügen. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 14. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 18.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 110 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. a b Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 82.
  24. Pfarrbereich Garlipp. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
  25. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  26. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 24. Dezember 2021.
  27. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 22.