Christa Markwalder

Schweizer Politikerin (FDP)

Christa Markwalder (* 27. Juli 1975 in Burgdorf; heimatberechtigt in Würenlos und Zürich) ist eine Schweizer Politikerin (FDP). Sie war von 2003 bis 2023 Nationalrätin, im Amtsjahr 2015/2016 Nationalratspräsidentin.

Christa Markwalder (2019)

Markwalder war Vorstandsmitglied der FDP Schweiz. Sie gilt als Exponentin des gesellschafts- oder linksliberalen Flügels der FDP, etwa in der Verkehrspolitik oder als Befürworterin einer gemässigten Liberalisierung des Cannabiskonsums; sie selbst sieht sich als «klassische Liberale».[1] Die WOZ schrieb 2011, Markwalder habe sich als jüngere Person noch für eine Halbierung des Strassenverkehrs eingesetzt und sei im Geschäftsbericht von Greenpeace als Gegnerin der Atomkraft abgebildet gewesen. Seither sei Markwalder – zu ihrem eigenen Erstaunen – auf der Smartvote-Darstellung nach Rechts gerutscht.[2]

Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Parlamentarierin war sie Präsidentin der Kommission für Rechtsfragen und Mitglied der Aussenpolitischen Kommission, der Legislaturplanungskommissionen 2019–2023 und in der Mitwirkung des Parlamentes im Bereich von Soft Law. Zudem war sie Mitglied in der Begnadigungskommission, in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur und der Redaktionskommission.[3]

Sie war Präsidentin des parlamentarischen Vereins Schweiz-USA, Präsidentin der Skigruppe der Bundesversammlung, Co-Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Erneuerbare Energien und Co-Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Schweiz-Ukraine.[3]

Politischer Werdegang und frühere Tätigkeiten

Bearbeiten

Markwalder trat den Jungfreisinnigen bei und sass von 1999 bis 2002 im Burgdorfer Stadtrat (Stadtparlament). Sie wurde 2002 in den Grossen Rat des Kantons Bern gewählt. Sie gab das Mandat 2003 nach ihrer Wahl in den Nationalrat ab, wodurch ihr Vater Hans-Rudolf Markwalder (1943–2020)[4] für sie in den Grossrat nachrückte. Von 2006 bis 2014 war sie Präsidentin der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz (nebs).[5]

Nach der Wahl Simonetta Sommarugas in den Bundesrat kandidierte Markwalder im Februar 2011 für den freigewordenen Berner Ständeratssitz. Als Drittplatzierte des ersten Wahlgangs gab sie ihren Verzicht bekannt.

Markwalder wurde 2013 zur zweiten Vizepräsidentin des Nationalrats, 2014 zur ersten Vizepräsidentin und am 30. November 2015 zur Präsidentin des Nationalrats gewählt.[6]

Im September 2022 gab sie bekannt, dass sie bei den Parlamentswahlen 2023 nicht mehr antreten wird.[7]

Ausbildung und Beruf

Bearbeiten

Markwalder studierte Rechtswissenschaft und Allgemeine Ökologie an der Universität Bern und schloss mit dem Lizentiat und dem Zertifikat für Allgemeine Ökologie ab. Daraufhin war sie als Assistentin am Institut für Europa- und Wirtschaftsvölkerrecht der Universität Bern tätig. Seit Januar 2008 arbeitet sie als Juristin bei der Zurich Insurance Group. 2020 wurde sie zur Präsidentin der Swiss Retail Federation gewählt. Ebenfalls präsidiert sie die Schweizerische Gesellschaft für Aussenpolitik (SGA).

Persönliches

Bearbeiten

Markwalder war ab 2003 mit dem Chirurgen Walter Bär verheiratet, 2009 trennte sich das Paar.[8][9] Seit Februar 2022 ist sie mit dem ehemaligen Avenir-Suisse-Direktor, dem heutigen Präsidenten der Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure (auto-schweiz) Peter Grünenfelder verheiratet, mit ihm hat sie einen Sohn.[10]

Markwalder war Teilnehmerin an der Bilderberg-Konferenz 2016 in Dresden.[11]

Kasachstan-Affäre

Im Juni 2013 stellte Markwalder eine Anfrage an den Bundesrat über die Beziehungen der Schweiz zu Kasachstan.[12] Laut einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung war die Interpellation von der PR-Firma Burson-Marsteller verfasst und inhaltlich in Kasachstan stark überarbeitet worden. Markwalder bestritt, von einer Mitarbeit Kasachstans bei der Textformulierung gewusst zu haben.[13] Sie hatte zur Vorbereitung der Interpellation nichtöffentliche Kommissionsunterlagen an die PR-Firma weitergegeben.[14] Da diese keine Geheimnisse enthielten, wurde ein Antrag auf Aufhebung der Immunität von den zuständigen national- und ständerätlichen Kommissionen abgewiesen.[15][16]

Bearbeiten
Commons: Christa Markwalder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Gregor Poletti: Markwalder: «Dort dabei sein, wo die wichtigen Entscheide gefällt werden». In: Berner Zeitung. 25. Januar 2011 (mit Interview).
  2. Susan Boos: Christa, es ist Zeit, zum «Sie» zurückzukehren, WOZ, 10. Februar 2011
  3. a b Christa Markwalder auf der Website der Bundesversammlung
  4. Markus Hofer: Burgdorf verliert eine innovative Persönlichkeit. In: dregion.ch. 16. Juni 2020.
  5. Martin Naef und François Cherix übernehmen das Nebs-Präsidium. In: SWI swissinfo.ch. 10. Mai 2014.
  6. Christa Markwalder zur höchsten Schweizerin gewählt (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive). Bundesversammlung, 30. November 2015.
  7. Nach 20 Jahren ist Schluss - FDP-Nationalrätin Christa Markwalder tritt zurück. In: srf.ch. 16. September 2022, abgerufen am 16. September 2022.
  8. Nach sechs Jahren Ehe. Christa Markwalder (34) trennt sich von Mann (60). In: Blick. 4. Januar 2010 (aktualisiert am 4. Oktober 2018).
  9. Reto Wissmann: Politstar mit beschränktem Einfluss. In: Der Bund. 17. Januar 2011, abgerufen am 1. Dezember 2015.
  10. FDP-Nationalrätin Christa Markwalder ist Mutter geworden. In: schweizer-illustrierte.ch. 28. April 2022, abgerufen am 30. April 2022.
  11. Rafaela Roth: Markwalder: «Wenn sich die SVP als antipopulistische Kraft sieht, fordere ich einen Tatbeweis», Watson, 14. Juni 2016
  12. Weiterentwicklung der Beziehungen zu Kasachstan (Interpellation). Bundesversammlung, abgerufen am 3. Oktober 2015.
  13. Markus Häfliger: Der lange Arm der Lobbyisten ins Bundeshaus. In: Neue Zürcher Zeitung. 6. Mai 2015, abgerufen am 2. Dezember 2015.
  14. Ein guter Tag für Christa Markwalder. In: Tages-Anzeiger. 1. Juni 2015, abgerufen am 3. Oktober 2015.
  15. Markus Häfliger: Markwalder und Müller behalten ihre Immunität. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. August 2015, abgerufen am 3. Oktober 2015.
  16. Immunität soll bleiben. In: Neue Zürcher Zeitung. 4. Juli 2015, S. 30.