Bahnstrecke Wuppertal-Vohwinkel–Essen-Überruhr

Die Bahnstrecke Wuppertal-Vohwinkel–Essen-Überruhr ist eine gut 30 Kilometer lange, durchgehend zweigleisige und elektrifizierte Hauptstrecke. Im Bereich der Ruhrbrücke Steele ist sie seit 1945 nur eingleisig. Diese älteste noch in Betrieb befindliche Strecke in Deutschland ist auch unter dem Namen Prinz-Wilhelm-Eisenbahn (PWE) bekannt. Sie verbindet die Wuppertaler Senke durch das Niederbergische Land mit dem Ruhrtal.

Wuppertal-Vohwinkel–Essen-Überruhr
Strecke der Bahnstrecke Wuppertal-Vohwinkel–Essen-Überruhr
Streckennummer (DB):2723 (W-Vohwinkel ↔ E-Kupferdreh)
2400 (E-Kupferdreh ↔ E-Überruhr)
Kursbuchstrecke (DB):450.9
Streckenlänge:30 km
Spurweite:820 mm (1831–1844)
1435 mm (Normalspur, seit 1847) mm
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 35 
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h
Hauptstrecke von Essen Hbf
1,0 0,0 Essen-Steele
Hauptstrecke von Bochum
Strecke von Bochum-Langendreer
2,3 Essen-Steele Ost (ehem. Steele Hbf)
0,0 1,5 Essen-Steele Ost Bez Ruhrbrücke
ehem. Strecke Mülheim-Heißen–Altendorf
Ruhrbrücke Steele
ehem. Ruhrtalbahn von Altendorf
0,0
37,8
Essen-Überruhr (Hp & Üst, ehem. Bf)
36,5 Essen-Holthausen
33,7
26,4
Essen-Kupferdreh Hespertalbahn
(Awanst, ehem. Keilbahnhof Kupferdreh)
ehem. Ruhrtalbahn nach Essen-Werden
Hespertalbahn nach Hesperbrück
25,8 Essen-Kupferdreh
23,2 Essener Steinkohle-Bergwerke (Anst)
22,7 Schunke (Anst)
20,9 Velbert-Nierenhof
18,5 Velbert-Langenberg
12,8 Neviges
12,5 Velbert-Neviges
11,9 Velbert Stadt (Awanst)
(ehem. Trasse bis 1868)
10,0 Kopfstation
(ehem. Trasse bis 1868)
8,8 Velbert-Rosenhügel
8,3 Asbruch (zuletzt Bk)
ehem. Niederbergbahn von Essen-Kettwig
5,8 Oberdüssel (Abzw)
4,7 Wülfrath-Aprath
2,8 Dornap
Strecke nach Düsseldorf-Gerresheim
2,5 Wuppertal-Dornap Abzw
ehem. „Wuppertaler Nordbahn“
urspr. Trasse Richtung Düsseldorf
0,2 Wuppertal-Vohwinkel (Keilbahnhof)
ehem. Verbindungskurve zur „Nordbahn“
Hauptstrecke nach Wuppertal Hbf
0,0 Wuppertal-Vohwinkel (alter Bf)
Hauptstrecke nach Düsseldorf

Quellen: [1][2]

Bau der Strecke Bearbeiten

Deilthaler Eisenbahn-Aktiengesellschaft Bearbeiten

1831 wurde die Vorläuferstrecke Deilthaler Eisenbahn von Byfang über Hinsbeck (Ruhr) (heute Essen-Kupferdreh) nach Nierenhof (heute zu Velbert) durch das Deilbachtal eröffnet, die von der Deilthaler Eisenbahn-Aktiengesellschaft gebaut und betrieben wurde.

Prinz-Wilhelm-Eisenbahn-Gesellschaft Bearbeiten

1844 wurde die Deilthaler Eisenbahn-Aktiengesellschaft in Prinz-Wilhelm-Eisenbahn-Gesellschaft umbenannt. Am 21. Juni 1844 erhielt die Gesellschaft die Konzession für den Ausbau ihrer bisherigen Strecke zwischen Nierenhof und Hinsbeck (Essen-Kupferdreh). Die Strecke wurde auf Normalspur (1435 Millimeter) umgestellt, bis Vohwinkel im Süden bzw. Überruhr im Norden weitergebaut und am 1. Dezember 1847 dem Personenverkehr übergeben.

Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft Bearbeiten

Nachdem die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft (kurz BME) seit dem 27. März 1854 schon den Betrieb der Strecke durchgeführt hatte, übernahm sie zum 1. Januar 1863 die PWE mitsamt ihrer Strecke.

Sie baute die Strecke in nordöstlicher Richtung weiter nach Steele (zwischenzeitlich Steele Hbf, heute Bahnhof Essen-Steele Ost, mit Anschluss an ihre drei Jahre zuvor eröffnete Bahnstrecke Witten/Dortmund–Oberhausen/Duisburg), und von dort weiter entlang der Ruhr über Dahlhausen (Ruhr) nach Langendreer BME. Die Bahnstrecke Essen-Überruhr–Bochum-Langendreer wurde bereits fünf Monate später am 1. Juni 1863 eröffnet.

Bahnhof Kopfstation Bearbeiten

 
Ehemaliger Bahnhof Kopfstation

Nach Eröffnung der Strecke 1847 musste zur Überwindung der Steigung in einer Spitzkehre am „Bahnhof Kopfstation“ im Siebeneicker Tal „Kopf gemacht“, d. h. die Fahrtrichtung gewechselt werden. Die Notwendigkeit hierzu fiel 1868 mit der Neutrassierung der Strecke weg, der Bahnhof wurde geschlossen.

Die Bezeichnung Kopfstation für die Gegend ist aber noch bis heute gebräuchlich, das ehemalige Empfangsgebäude existiert ebenfalls noch. Es steht an der Siebeneicker Straße und ist gegenwärtig in Privatbesitz.

Ruhrtalbahn Bearbeiten

Am 1. Februar 1872 eröffnete die BME den ersten Teil ihrer Ruhrtalbahn, die Bahnstrecke Düsseldorf-Oberbilk–Essen-Kupferdreh, 1874 dann einen weiteren Teil, die Bahnstrecke Essen-Überruhr–Hagen-Vorhalle (mit Anschluss an die Stammstrecke Elberfeld–Dortmund).

Beide Strecken sind heute nicht mehr mit der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn verknüpft, die Abschnitte von Essen-Kupferdreh nach Essen-Werden und von Essen-Überruhr über Altendorf (heute Essen-Burgaltendorf) nach Bochum-Dahlhausen sind stillgelegt und zum Teil abgebaut.

Heutige Situation Bearbeiten

 
Nahverkehrszug N 9 zwischen Kupferdreh und Nierenhof 1986 vor der Elektrifizierung

In den 1970er Jahren wurde begonnen, die zentrale Ruhrgebiets-Hauptstrecke für die S-Bahn Rhein-Ruhr auszubauen. Am 1. Februar 1978 wurde mit einer neuen Verbindungskurve (VzG-Strecke 2193) erstmals ein direkter Anschluss von Essen-Überruhr nach Essen-Steele (damals noch Essen-Steele West) geschaffen, gleichzeitig endete der Personenverkehr auf dem Streckenabschnitt von Essen-Überruhr nach Essen-Steele Ost. Die neue Verbindungskurve ist ebenso wie der bisherige Streckenabschnitt eingleisig. Letztgenannter ist vorhanden, aber nunmehr teilweise zugewachsen.

Damit ergaben sich völlig neue Möglichkeiten der Durchbindung. Statt nach Essen-Steele Ost (damals noch Essen-Steele, ehemals Steele Hbf) und weiter Richtung Osten wurden die Züge aus Wuppertal-Vohwinkel nun nach Essen Hauptbahnhof geführt. Der Abschnitt von Essen-Steele Ost zum Abzweig Bochum-Dahlhausen West war bereits ab dem 26. Mai 1974 von der S-Bahn-Linie S 3 übernommen worden.

Seit dem 15. Dezember 2003 ist auch diese Strecke für die S-Bahn ertüchtigt und auf gesamter Länge elektrifiziert worden. Der Haltepunkt Velbert-Rosenhügel wurde neu gebaut und der Bahnhof Velbert-Neviges verlegt. Zudem wurde der 1965 stillgelegte Bahnhof Aprath als Haltepunkt Wülfrath-Aprath wieder in Betrieb genommen. An den ebenfalls 1965 geschlossenen Bahnhof Dornap erinnert nun nichts mehr, denn beim Ausbau wurden auch die alten Bahnsteige entfernt. Diese mussten der auf der Gesamtstrecke eingerichteten Elektrifizierung weichen.

Die S-Bahn-Linie S 9 fuhr wochentags im 20-Minuten-Takt, am Wochenende im 30-Minuten-Rhythmus, von Wuppertal Hauptbahnhof kommend die gesamte Strecke von Wuppertal-Vohwinkel über Langenberg nach Essen-Überruhr und weiter über die Verbindungsstrecken 2165 und 2193 nach Essen-Steele. Von dort aus geht es weiter über Essen Hauptbahnhof nach Bottrop Hauptbahnhof und einmal in der Stunde via Gelsenkirchen-Buer Nord und Marl nach Haltern am See.

Der Fahrzeugeinsatz gestaltete sich dem Betriebsprogramm entsprechend stets recht einheitlich. Fuhren über zwei Jahrzehnte ausschließlich aus der Baureihe 212 und Silberlingen gebildete Wendezüge, so kamen ab Anfang der 1990er Jahre anstelle der stark geforderten 212 leistungsfähigere Dieselloks der Baureihe 216 zum Einsatz. Diese hielt sich bis Mai 1998 und wurde dann von der Baureihe 218 abgelöst. Zeitgleich wurde mit Haltern – Bottrop – Essen-Steele Ost der erste Abschnitt der S 9 in Betrieb genommen, das Betriebsprogramm der inzwischen als RB 49 bezeichneten diesellokbespannten Züge dahingehend geändert, dass diese nördlich von Essen nur noch stündlich und nach Borken statt nach Haltern fuhren, zwischen Essen und Bottrop wurden nur noch die wichtigeren Bahnhöfe bedient. Mit der durchgehenden Elektrifizierung wurde das alte Betriebsprogramm wiederhergestellt, die Strecke Haltern – Bottrop – Essen – Wuppertal bildet nunmehr eine Einheit und wird durchgehend von der S 9 befahren. Zunächst wurden auf der Linie Wendezüge aus x-Wagen, bespannt mit der Baureihe 143 eingesetzt, wenige Monate später verstärkt der Elektrotriebzug der Baureihe 420. Vom Frühjahr 2009 bis Dezember 2019 wurde der Verkehr komplett mit der Baureihe 422 abgewickelt. Seit dem 15. Dezember 2019 sind hier Triebwagen vom Typ Stadler Flirt unterwegs.

In etwa zweijähriger Bauzeit wurde im Bereich der Station Essen-Kupferdreh die Trasse aufgeständert.[3] Der Bahnsteig wurde am 6. August 2012 für den Verkehr freigegeben, während der akuten Umbauphase von zwei Wochen wurden zeitweise Busse eingesetzt.[4] Die Anfahrtsrampen des Bauwerks haben eine Neigung von 35 Promille.[5]

Seit der Taktumstellung 2019 der S-Bahn Rhein-Ruhr befährt die S 9 die Strecke nur noch im 30-Minuten-Takt (Recklinghausen Hbf / Haltern am SeeGladbeck WestBottrop HbfEssenVelbert -Wuppertal HbfHagen Hbf). Im Stundenrhythmus ist in der Hauptverkehrszeit zusätzlich der Wupper-Lippe-Express (RE 49) zwischen Wuppertal und Wesel unterwegs. Im Gegensatz zur S 9 hält dieser nur an ausgewählten Stationen und senkt so die Fahrzeit.[6]

Durch die Jahrhundertflut des Deilbach während der Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021 konnte die Strecke zwischen Essen-Steele und Wuppertal-Vohwinkel seit dem 15. Juli 2021 aufgrund von Unterspülungen und Zerstörung von Infrastruktur mehrere Monate lang nicht genutzt werden[7]. Am 12. Dezember 2021 ging die Strecke teilweise in Betrieb, ab dem 27. Dezember 2021 in den regulären Betrieb[8].

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

NRWbahnarchiv von André Joost:

Weitere Belege:

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. DB Netze - Infrastrukturregister
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. Bebilderte Chronologie der Aufständerung S9 (Memento vom 6. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  4. Radio Essen: S-Bahn Sommerbaustellen@1@2Vorlage:Toter Link/www.radioessen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 23. August 2012
  5. Verzeichnis der vorübergehenden Langsamfahrstellen, Nr.:34 ff, abgerufen am 23. August 2012
  6. Nahverkehrsplan VRR
  7. Gerd Niewerth: S9: Bahn repariert Hochwasser-Schäden mit rollendem Koloss. In: waz.de. 30. September 2021, abgerufen am 7. Februar 2024.
  8. S9 zwischen Wuppertal und Essen fährt wieder. In: Westdeutsche Zeitung. 23. Dezember 2021, abgerufen am 30. Dezember 2021.