Berliner Nordbahn

Eisenbahnstrecke in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
(Weitergeleitet von Preußische Nordbahn)

Die Bahnstrecke Berlin–Stralsund, auch Berliner Nordbahn genannt, ist eine elektrifizierte Hauptbahn in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sie verläuft von Berlin über Neustrelitz und Neubrandenburg nach Stralsund.

Berlin Eberswalder Straße–Stralsund Hbf
Strecke der Berliner Nordbahn
Streckennummer (DB):6088
6030 (S-Bahn)
Kursbuchstrecke (DB):205,
(teilweise 200.1, 200,8, 200.85, 209.12)
Streckenlänge:222,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:Berlin–Oranienburg: 750 V =
Stromsystem:Hohen Neuendorf–Stralsund:
15 kV, 16,7 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h (Birkenwerder–Nassenheide)

160 km/h (Nassenheide–Neustrelitz)

sonst 100 km/h
Zugbeeinflussung:PZB 90 (6088), ZBS (6030)
Zweigleisigkeit:Schönholz–Frohnau (S-Bahn)
Hohen Neuendorf–Lehnitz (S-Bahn)
Hohen Neuendorf–Neustrelitz
von Rostock
von Tribsees
B 105
222,6 Stralsund Hbf
B 96
von und nach Sassnitz
nach Greifswald
219,0 Voigdehagen
B 96
214,7 Zarrendorf
211,2 Elmenhorst
208,3 Wittenhagen (ehem. Bf)
B 194
Trebel
von Greifswald
199,6 Grimmen
nach Tribsees
A 20
192,7 Rakow (ehem. Bf)
189,2 Düvier
184,9 Toitz-Rustow
184,7 nach Loitz
184,6 Militäranschluss
181,4 Randow
B 194
zur Zuckerfabrik
Peene
B 110
176,1 Demmin
nach Tutow
Tollense
172,4 Zachariae
169,8 Utzedel
165,2 Sternfeld
Strehlower Bach
161,4 Gnevkow
157,4 Gültz
149,1 Altentreptow
Tollense
ehemalige Landesgrenze
Preußen / Mecklenburg-Strelitz
142,3 Neddemin
Datze
von Friedland
von Güstrow
von Waren (Müritz)
133,7 Neubrandenburg
nach Pasewalk
B 104
125,4 Burg Stargard (Meckl)
117,6 Cammin (Meckl) (ehem. Bf)
Warbender Mühlbach
von Strasburg
113,4 Blankensee (Meckl)
105,2 Thurow
von Rostock
B 96
98,5 Neustrelitz Hbf
Neustrelitz Süd (bis 2003 PV)
nach Mirow
B 198
von Mirow
95,2 Strelitz Alt
88,8 ehem. Kaserne Rote Armee (Awanst)
88,7 Drewin
85,2 Düsterförde
Landesgrenze
Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg
fr. Mecklenburg-Strelitz / Preußen
von und nach Templin
ehemalige Landesgrenze
Preußen / Mecklenburg-Strelitz
78,0 Fürstenberg (Havel)
Havel
B 96
74,7 Drögen
B 96
65,4 Dannenwalde (ehem. Bf)
Tornowfließ
ehemalige Landesgrenze
Mecklenburg-Strelitz / Preußen
63,7 Seilershof
60,8 Altlüdersdorf
B 96
von Neuglobsow
56,2 Gransee
51,8 Buberow
49,7 Gutengermendorf
von und nach Herzberg
von Prenzlau
B 167
44,3 Löwenberg (Mark)
40,8 Grüneberg (ehem. Bf)
34,8 Nassenheide
Havel
nach Berlin-Karow
31,5 Fichtengrund
von Berlin-Karow
29,5 Sachsenhausen (Nordb) (ehem. Bf)
B 273
27,4 Oranienburg
nach Kremmen
Oder-Havel-Kanal
25,7 Lehnitz
22,5 Borgsdorf
Briese
A 10
19,4 Birkenwerder (b Berlin)
B 96a
zum Berliner Außenring
zum Berliner Außenring
Kreuz Berliner Außenring
17,4 Hohen Neuendorf (bis 1924)
17,1 Hohen Neuendorf (b Berlin)
Fernbahn zum Berliner Außenring
S-Bahn nach Berlin-Blankenburg
B 96
16,5 Stolpe (Kr Niederbarnim) (bis 1924)
16,3 Landesgrenze Brandenburg / Berlin
13,1 Berlin-Frohnau
11,1 Berlin-Hermsdorf
Tegeler Fließ
9,5 Berlin-Waidmannslust
Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde
B 96
8,2 Berlin-Wittenau (Wilhelmsruher Damm)
Nordgraben
von Basdorf
5,6 Berlin-Wilhelmsruh
von Hennigsdorf
3,8 Berlin-Schönholz
Panke
2,9 Berlin Wollankstraße
von Bernau
1,6 Berlin Bornholmer Str.
S-Bahnring
Berliner Ringbahn
0,0 Berlin Eberswalder Straße
bis 1950 Berlin Nordbahnhof

Die 1877/1878 eröffnete Strecke ist zwischen Hohen Neuendorf und Neustrelitz zwei-, im weiteren Verlauf jedoch nur eingleisig. Im Abschnitt Berlin Bornholmer Straße–Oranienburg kommt eine parallele Strecke der S-Bahn Berlin hinzu. Der Fernverkehr auf dem Berliner Abschnitt wurde 1952 eingestellt, der in West-Berlin gelegene Teil hatte danach noch einige Jahre lokalen Güterverkehr und ist heute ohne Verkehr. Fernzüge werden auf diesem Abschnitt über den Berliner Außenring und die Stettiner Bahn geleitet.

Geschichte Bearbeiten

Erste Bestrebungen und Vorplanung Bearbeiten

 
Planung der Berliner Nordbahn (1873)

Im Jahr 1844 schlossen sich Stralsunder Kaufleute und Unternehmer im Verein zur Erlangung einer Eisenbahn von Berlin über Neu-Strelitz nach Stralsund zusammen und brachten 1844 eine Denkschrift Vorläufige Ansichten über eine Berlin-Stralsunder Eisenbahn heraus.[1]

Der Verein sammelte dazu auch große finanzielle Mittel an. Diese Bemühungen scheiterten zunächst am zuständigen preußischen Ministerium, das das Vorhaben in den 1840er und 1850er Jahren noch ablehnte. Im Jahre 1863 wurde zunächst mit der Angermünde-Stralsunder Eisenbahn eine Nebenstrecke der Berlin-Stettiner Eisenbahn über Prenzlau, Anklam und Greifswald bis Stralsund geführt, wo am 26. Oktober 1863 der erste aus Angermünde kommende Zug im neu errichteten Bahnhof eintraf.

Danach bemühten sich die Stralsunder mit einer inzwischen neu gegründeten Berliner Nord-Eisenbahn-Gesellschaft weiterhin um eine direkte Verbindung mit Berlin und legten 1869 Entwürfe zu einer Bahnlinie Berlin – Neustrelitz – Stralsund – Arkona vor. Im Jahre 1870 erteilten die Staaten Preußen und Mecklenburg-Strelitz dafür schließlich die Konzessionen.

Aus finanziellen Gründen musste sich diese Gesellschaft am 15. Dezember 1875 auflösen. Der preußische Staat erwarb die unvollendete Bahn und übertrug die weiteren Baumaßnahmen der Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn.

Bau und Inbetriebnahme Bearbeiten

 
Bahnhof Demmin, etwa 1885

Die Strecke wurde in drei Etappen eröffnet:

In den ersten Monaten verkehrten die Züge vom Bahnhof Gesundbrunnen zunächst über die Ringbahn weiter zum Güterbahnhof der Niederschlesisch-Märkischen Bahn. Am 1. Oktober 1877 ging für den Güterverkehr dann der damalige Nordbahnhof an der Bernauer Straße Ecke Schwedter Straße im Bereich des späteren Mauerparks in Betrieb.

Für den Personenverkehr konnte ab 1. Dezember 1877 nach einem Vertrag mit der Berlin-Stettiner Eisenbahn der Stettiner Bahnhof (1950 in Nordbahnhof umbenannt) an der Invalidenstraße genutzt werden.[2] Am 1. Januar 1878 konnte der Betrieb auf der kompletten Berliner Nordbahn mit Stralsund als Endstation aufgenommen werden.

Der Bau der Nordbahn hatte bedeutende Auswirkungen auf die Dörfer im Einzugsbereich der Bahnstrecke: Teilweise vervielfachte sich deren Einwohnerzahl in den folgenden Jahrzehnten. Nordbahn wurde Bestandteil von Ortsnamen (Glienicke/Nordbahn) und gab Zeitungen ihren Namen (Nordbahn-Nachrichten).

Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ließ die Preußische Staatsbahn die Bahnanlagen im Bereich Gesundbrunnen umfassend umbauen. Während dieser Zeit, von 1892 bis 1898 erfolgte der Personenverkehr nicht vom Stettiner Bahnhof, sondern vom für Personenzüge hergerichteten Nordbahnhof. Für den Umsteigeverkehr zur Ringbahn diente während dieser Zeit eine provisorische Station Gesundbrunnen (Nordbahn) östlich des Bahnhofs Gesundbrunnen.[3]

Elektrischer Vorortbetrieb nach 1900 Bearbeiten

Bei Oranienburg befand sich neben der Durchgangsstrecke eine 1,76 Kilometer lange ovale Ringstrecke, auf der von 1907 bis 1913 ein elektrischer Betrieb mit Oberleitung und Wechselspannung von 6,3 Kilovolt und 25 Hertz im ununterbrochenen Verschleißbetrieb untersucht wurde.[4][5][6]

Bis 1912 wurden von den Ferngleisen getrennte Vorortgleise zwischen Gesundbrunnen und Frohnau gebaut. Gleichzeitig wurde die Strecke auf einen Damm verlegt, um im Straßenniveau liegende Bahnübergänge zu vermeiden. Schrittweise bis 1926 folgte der Abschnitt Frohnau – Borgsdorf. In diesem Zusammenhang wurden die Stationen Stolpe und Hohen Neuendorf zusammengelegt, der neue Bahnhof Hohen Neuendorf entstand etwas weiter südlich der alten Station.[7]

1925 wurde die Teilstrecke vom Bahnhof Gesundbrunnen, über die der Vorortverkehr seit der Verlegung lief, bis Oranienburg mit dem Gleichstromsystem der späteren Berliner S-Bahn elektrifiziert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten

 
Trasse der Nordbahn südlich des Bahnhofs Bornholmer Straße, 1988

Im Sommer 1945 wurde aufgrund der Reparationsvereinbarungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das zweite Fernbahngleis der Nordbahn abgebaut, ebenso das zweite S-Bahn-Gleis nördlich des Bahnhofs Wilhelmsruh bis Borgsdorf.

Da seit 1950 der Stettiner Bahnhof nun Nordbahnhof hieß, musste der frühere Nordbahnhof umbenannt werden. Er lag zwar auf West-Berliner Gebiet im damaligen Bezirk Wedding, wurde aber nach der in Ost-Berlin gelegenen Eberswalder Straße benannt. Er blieb auch weiterhin für den Güterverkehr in Betrieb. Mit Schließung des Stettiner Bahnhofs wurde der Reisezugverkehr auf dem Berliner Teil der Nordbahn zum Fahrplanwechsel am 18. Mai 1952 eingestellt. Reisezüge von der Nordbahn fuhren seitdem in Richtung Karower Kreuz, zunächst über die 1950 eröffnete Bahnstrecke Berlin-Karow–Fichtengrund, ab Ende 1952 über den Berliner Außenring, und weiter zum Bahnhof Lichtenberg oder zum Ostbahnhof.

Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 endete der durchgehende elektrische S-Bahn-Betrieb, die Strecke wurde zwischen Frohnau und Hohen Neuendorf unterbrochen. Unmittelbar nach dem Mauerbau gab es mehrere Monate auf Brandenburger Seite zwischen Oranienburg und Hohen Neuendorf einen S-Bahn-Inselbetrieb, der erst wieder mit dem Bau einer Verbindungskurve und der Elektrifizierung des Berliner Außenrings zwischen Hohen Neuendorf und Blankenburg im November 1961 Anschluss an das Hauptnetz der S-Bahn erhielt. Auf Berliner Gebiet wurde der S-Bahn-Betrieb, nunmehr in Frohnau endend, bis zur Übergabe der Betriebsrechte der S-Bahn in West-Berlin von der Deutschen Reichsbahn an die BVG am 9. Januar 1984 weitergeführt. Zwischen Januar und 30. September 1984 war der Verkehr jedoch eingestellt. Bei Sanierungsarbeiten im Jahr 1985 wurde die S-Bahn-Trasse teilweise in das Profil der alten Fernbahngleise gelegt.

1983/1984 wurde der Südteil der Nordbahn elektrifiziert. Am 2. Juni 1984 ging die Fahrleitung aus Richtung Berlin bis Neustrelitz in Betrieb.[8] Die Elektrifizierung diente vor allem dem Verkehr auf der in Neustrelitz abzweigenden Strecke nach Rostock. Der Nordteil der Berliner Nordbahn wurde erst 1993/94 elektrifiziert. Am 23. Mai 1993 begann der elektrische Betrieb zwischen Neustrelitz und Neubrandenburg, am 29. Mai 1994 auf der Gesamtstrecke bis Stralsund.[9]

Nach 1990 Bearbeiten

Nach der Wende wurden vor allem viele kleinere Bahnhöfe in meist dünn besiedelten Gebieten geschlossen (u. a. Düsterförde (1996), Strelitz Alt (1995),[10] Fichtengrund (1994), Neddemin, Randow, Toitz-Rustow), teils übernahmen Busse den Ersatzverkehr.

1992 erfolgte der Lückenschluss der S-Bahn-Gleise zwischen Berlin-Frohnau und Hohen Neuendorf, sodass wieder durchgehender S-Bahn-Betrieb auf der Nordbahn nach Oranienburg möglich ist.

Das elektronische Stellwerk Waidmannslust steuert seit Oktober 2011 den Streckenabschnitt der S-Bahn zwischen Berlin-Schönholz und Hohen Neuendorf – jeweils ausschließlich der genannten Bahnhöfe.[11] Dies ist der erste Abschnitt, der auf das neue Zugbeeinflussungssystem der S-Bahn Berlin (ZBS) umgerüstet wurde.

Ausbau der Verbindung Berlin–Rostock Bearbeiten

Bahnhof Löwenberg (Mark) vor dem Umbau (2012) …
… und danach (2015), jeweils Blickrichtung Berlin

Der Abschnitt Birkenwerder–Neustrelitz wird seit 2007 im Rahmen eines Projekts zum Ausbau der Verbindung Berlin–Rostock[12] für eine Streckengeschwindigkeit von weitgehend 160 km/h und für höhere Radsatzlasten von bis zu 25 Tonnen ertüchtigt.[13] Die Sicherungstechnik wurde auf elektronische Stellwerke umgerüstet.[14]

Die Kosten des Ausbaus der 198 Kilometer langen Strecken betrugen (Stand 2012) insgesamt 850 Millionen Euro.[14] Hiervon stammten 577 Millionen Euro vom Bund, 167 Millionen Euro aus dem EFRE und weitere Gelder aus Eigenmitteln der DB Netz AG.[15]

Das gesamte Bauvorhaben erfolgte in Teilschritten. Zunächst wurde bis November 2007 der Abschnitt Löwenberg (Mark)–Gransee ausgebaut,[16] worauf von März bis November 2009 der Streckenabschnitt Dannenwalde–Fürstenberg folgte. Der Abschnitt zwischen Gransee und Dannenwalde folgte zwischen Juli 2011 und August 2012.[17]

Zwischen dem 10. September 2012 und dem 9. Juni 2013 war die Teilstrecke zwischen Oranienburg und Neustrelitz voll gesperrt, um weitere Bauvorhaben zu realisieren. Im moorigen Untergrund zwischen Nassenheide und Löwenberg wurde eine Tiefgründung der Trasse durch das Einrammen von 7.200 Rammpfählen realisiert. Gleichzeitig wurde der Abschnitt zwischen Fürstenberg und Neustrelitz ausgebaut und mit 16.000 Rüttelstopfsäulen stabilisiert.

63 Kilometer Gleise wurden erneuert und fünf elektronische Stellwerke neu errichtet. Die eingleisige Wiederinbetriebnahme, zunächst für April 2013 geplant, verzögerte sich jedoch bis zum 9. Juni 2013. Zum Jahresende 2013 ging der Streckenabschnitt wieder zweigleisig in Betrieb.[18] In den Stationen Nassenheide, Grüneberg und Löwenberg entstanden neue Bahnsteige.[19] Während der Sperrpause wurde im Bereich um den Bahnhof Oranienburg nach Munitionsresten aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht.

Der Abschnitt zwischen Oranienburg und Nassenheide sollte ab 2017[20] saniert werden, zusammen mit dem Ausbau des Bahnhofs Gransee.[21] Anfang 2020 wurden die Arbeiten im Bahnhof Gransee nach 17 Monaten Bauzeit abgeschlossen. Die Gleisanlagen im 1,6 Kilometer langen Abschnitt wurden für eine Radsatzlast von 25 Tonnen ausgebaut sowie die Fahrleitungsanlagen und Sicherungstechnik erneuert. Auf beiden Seiten der Gleise entstanden neue Vorplätze sowie eine Fahrradabstellanlage, die Personenunterführung wurde barrierefrei umgebaut.[22]

Der Ausbau der Bahnhöfe Oranienburg, Fürstenberg (Havel) und Neustrelitz Hauptbahnhof wurde nach dem Planungsstand 2014 auf die Jahre 2019–2021 zurückgestellt.[21] Nachdem der Bahnhof Fürstenberg (Havel) 2017 unter Denkmalschutz gestellt wurde, mussten die Umbaupläne geändert werden, Baubeginn ist dort nicht vor 2025 vorgesehen.[23]

Im Jahr 2022 wurde die Brücke über die Peene bei Demmin ausgetauscht.[24]

Planungen Bearbeiten

Ein Wiederaufbau bzw. Ausbau der Fernbahngleise zwischen Berlin Bornholmer Straße und Berlin-Wilhelmsruh ist Bestandteil des Infrastrukturprogramms i2030. Die Strecke soll von Regionalverkehrszügen, die südlich von Berlin-Wilhelmsruh von der Heidekrautbahn auf die Berliner Nordbahn einmünden, befahren werden. Die Züge sollen im 30-Minuten-Takt bis zum Bahnhof Berlin Gesundbrunnen durchgebunden werden.[25] Die Strecke soll hierbei zwischen Bornholmer Straße und Schönholz zweigleisig ausgebaut und im Zusammenhang mit einer geplanten Abstellanlage des Fernverkehrs am Bahnhof Schönholz elektrifiziert werden, im anschließenden Verlauf bis Wilhelmsruh ist ein ein- bis zweigleisiger Wiederaufbau ohne sofortige Elektrifizierung vorgesehen. Die Grundlagenermittlung hierfür ist abgeschlossen, die Finanzierungsvereinbarung für die Vorplanung wurde 2021 abgeschlossen. Diese soll 2024 abgeschlossen sein.[26] Bei einer Genehmigungsphase ab 2024 und einem Bau ab 2027 wird eine Inbetriebnahme bis 2030 angestrebt.[27]

Langfristig ist die Wiederinbetriebnahme des direkten Weges von Berlin nach Birkenwerder in Diskussion. Dazu könnten die Fernbahngleise der Nordbahn zwischen dem Bahnhof Berlin Gesundbrunnen und Birkenwerder auf einer Streckenlänge von 18,8 Kilometern zweigleisig mit einer Streckengeschwindigkeit von 160 km/h wieder aufgebaut werden, einen Termin hierfür gibt es aber noch nicht.[28] Bislang wurde lediglich die Prüfung einer Machbarkeitsstudie eines eingleisigen Ausbaus in Aussicht gestellt.[29] Das Projekt ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 als „potentieller Bedarf“ enthalten,[30] wurde aber nicht in den „vordringlichen Bedarf“ aufgenommen.[31]

Daneben soll der Bahnhof Birkenwerder einen separaten, von der S-Bahn unabhängigen, Regionalbahnsteig erhalten.[32]

Der 10-Minuten-Takt soll von Berlin-Frohnau über Hohen Neuendorf und Birkenwerder nach Oranienburg verlängert werden. Dafür ist zwischen Berlin-Frohnau und Hohen Neuendorf der Wiederaufbau des zweiten S-Bahn-Gleises notwendig. Der Streckenausbau ist Bestandteil des i2030-Teilprojekts „Berliner S-Bahn: Weiterentwicklung und Engpassbeseitigung“.[25]

Betrieb Bearbeiten

 
Züge der Linien RE 5 und RB 12 im Bahnhof Oranienburg, vorn das Gleis der S-Bahn Berlin, 2013

Der Abschnitt südlich der Kreuzung mit der Berliner Ringbahn ist abgebaut. Das kurze Stück von dort bis nördlich der Bornholmer Straße wird von Fern-, Regional- und Güterzügen genutzt, die dann weiter über die Stettiner Bahn verkehren. Weiter nördlich bis Bahnhof Berlin-Schönholz gibt es noch sporadischen Güterverkehr, der dann weiter auf die hier abzweigende Kremmener Bahn geführt wird. Von Schönholz bis Hohen Neuendorf sind die Ferngleise abgebaut, hier gibt es nur noch Züge der S-Bahn Berlin. Die Linie S1 nach Oranienburg nutzt vom Abzweig von der Ringbahn an auf kompletter Länge die Nordbahn. Auf Teilabschnitten verkehren die S25 (zwischen der Ringbahn und Berlin-Schönholz), die S85 nach Waidmannslust sowie die Linie S8 (von Hohen Neuendorf bis Birkenwerder) auf der Nordbahn.

Im Bereich Hohen Neuendorf/Birkenwerder münden Verbindungskurven der Fernbahn aus dem Berliner Außenring in die Nordbahn, ab da verkehren die Regional-Express-Linie RE 5 in Richtung Rostock beziehungsweise Stralsund sowie die Regionalbahnlinie RB 20 von Potsdam über Hennigsdorf bis Oranienburg auf der Nordbahn. Bis Löwenberg nutzen auch die Züge der RB 12 Berlin Ostkreuz – Zehdenick – Templin und einzelne Züge der RB 54 nach Rheinsberg die Strecke. Hinzu kommen im Abschnitt Hohen Neuendorf – Neustrelitz die Intercity-Züge von und nach Rostock sowie diverse Güterzüge. Bis 2014 verkehrte auf diesem Abschnitt auch der Interconnex.

Literatur Bearbeiten

  • Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7.
  • Die Berliner Nordbahn. In: im Auftrag des Königl.-Preuss. Ministers der Öffentlichen Arbeiten herausgegeben: Berlin und seine Eisenbahnen 1846–1896. Springer, Berlin 1896. (Reprint: Verlag Ästhetik u. Kommunikation, Berlin 1982, ISBN 3-88245-106-8, S. 274–282)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Berliner Nordbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Biblioteca geographica: Verzeichniss der seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis zu Ende des Jahres 1856 in Deutschland erschienenen Werke über Geographie und Reisen. Leipzig 1858, S. 343.
  2. Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7, S. 13–16.
  3. Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7, S. 28–33.
  4. Frühgeschichte elektrischer Bahnen in Preußen. In: Preußen-Report. Band 10. Hermann-Merker-Verlag, Fürstenfeldbruck, ISBN 3-89610-005-X, S. 12.
  5. Versuchsbahnen. In: Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 1912.
  6. Km.: Versuche mit elektrischem Betrieb auf schwedischen Staatsbahnen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 56, 1909, S. 377 (zlb.de – Erwähnung).
  7. Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7, S. 36, 38, 53.
  8. Lothar Schultz: Die Lloydbahn, Neustrelitz–Rostock–Warnemünde. Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2010, ISBN 978-3-941712-08-9, S. 155.
  9. Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7, S. 107.
  10. Aus Bahnhof will bislang keiner etwas machen. In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung, 11. Juni 2002.
  11. Bauschwerpunkte im S-Bahn-Netz 2011. Deutsche Bahn, 1. September 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Dezember 2011; abgerufen am 16. Februar 2012.
  12. Mecklenburg-Vorpommern und Deutsche Bahn AG über Zeitplan für den Ausbau der Strecke Berlin-Rostock einig. Pressemitteilung Nr. 23/10 des mecklenburgischen Ministeriums für Verkehr, Bau und Landesentwicklung vom 2. Februar 2010.
  13. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Bundesverkehrswegeplan 2003, Juli 2003
  14. a b Bahnstrecke Berlin–Rostock für ein halbes Jahr gesperrt. Deutsche Bahn, 5. Juni 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2013; abgerufen am 5. Juni 2012.
  15. Weitere EU-Mittel für den Ausbau der Eisenbahnstrecke Berlin – Rostock. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 30. Oktober 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. November 2013; abgerufen am 13. November 2013.
  16. Bauarbeiten zwischen Löwenberg–Gransee beendet (Memento vom 8. Mai 2014 im Internet Archive), Presseinformation der Deutschen Bahn vom 9. November 2007
  17. Bahn ertüchtigt Abschnitt Gransee–Dannenwalde. Pressemitteilung der Deutschen Bahn AG vom 30. Juni 2011.
  18. Sperrung der Strecke Berlin – Rostock bis zum 9. Juni 2013 verlängert. Deutsche Bahn, 6. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. März 2013; abgerufen am 11. Februar 2013.
  19. Harald Tschirner: Sperrung der Eisenbahnstrecke Berlin – Rostock. In: Berliner Verkehrsblätter. Nr. 11, 2012, S. 211.
  20. Planfeststellungbeschluss Oranienburg(a) – Nassenheide(a). (PDF) Eisenbahn-Bundesamt, 30. Dezember 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Januar 2017; abgerufen am 10. Januar 2017.
  21. a b Bahnstrecke Berlin-Rostock wird zur Endlos-Baustelle. Nordkurier, 20. März 2014, Titelseite
  22. Bahnhof Gransee ist jetzt moderner. In: punkt 3. Nr. 4, 2020, S. 7 (online [abgerufen am 2. März 2020]).
  23. Baubeginn am Fürstenberger Bahnhof frühestens 2025. In: Märkische Allgemeine Zeitung, 22. Mai 2019.
  24. Bahnbrücken-Koloss millimeterweise über Peene-Fluss geschoben. Berliner Zeitung, 22. April 2022, abgerufen am 22. April 2022.
  25. a b Potsdamer Stammbahn und Lenkungskreis „i2030“. Abgerufen am 10. September 2022.
  26. i2030-Teilprojekt Nordbahn: Weitere Planungen sehen mehr Gleise vor. Abgerufen am 10. September 2022.
  27. Drucksache 18/28170. (PDF) Abgeordnetenhaus Berlin, 29. Juli 2021, abgerufen am 12. August 2021.
  28. Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2006. (PDF; 2,9 MB) Drucksache 16/3000 des Deutschen Bundestages, S. 80: Teilprojekt Nr. 27b.
  29. Berlin–Rostock bald viel schneller? dmm.travel, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. November 2015; abgerufen am 26. Januar 2012.
  30. Dossier. Abgerufen am 6. Dezember 2017.
  31. BMVI – Bewertung der Schienenwegeausbauvorhaben des Potenziellen Bedarfs. (PDF) Abgerufen am 22. Februar 2019.
  32. Neuer Planungsstand für Infrastrukturkonzept i2030. In: Bahn-Report. Nr. 3, 2020, S. 35 f.