Olympische Sommerspiele 1960/Leichtathletik – Marathon (Männer)

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom wurde am 10. September 1960 ausgetragen. 69 Athleten nahmen teil, von denen 62 das Ziel erreichten. Erstmals lagen weder Start noch Ziel eines olympischen Marathonlaufes im Olympiastadion. Der Lauf war die letzte Entscheidung in den Leichtathletikwettbewerben von Rom.

Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 69 Athleten aus 35 Ländern
Wettkampfort Rundkurs durch Rom
Start: Kapitolsplatz
Ziel: Konstantinsbogen
Siegerzeit 2:15:16,2 h WL
Medaillengewinner
Athiopien 1941 Abebe Bikila (ETH)
Marokko Rhadi Ben Abdesselam (MAR)
Neuseeland Barry Magee (NZL)
Der Konstantinsbogen (hier im Jahr 2018) war das Ziel des Marathonlaufs von Rom

Olympiasieger wurde der Äthiopier Abebe Bikila. Er gewann vor dem Marokkaner Rhadi Ben Abdesselam und dem Neuseeländer Barry Magee.

Drei Deutsche, ein Österreicher und ein Schweizer nahmen teil. Von den deutschen Läufern kamen Bruno Bartholome auf Platz 28, Lothar Beckert auf Platz 56 und Günter Havenstein auf Platz 57. Der Schweizer Arthur Wittwer wurde 44., während der Österreicher Adolf Gruber Platz 52 belegte.

Rekorde/Bestleistungen

Bearbeiten

Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Bestehende Rekorde/Bestleistungen

Bearbeiten
Weltbestleistung 2:15:17,0 h Sergei Popow (Sowjetunion 1955  Sowjetunion) Stockholm, Schweden 24. August 1958[1]
Olympischer Rekord 2:23:03,2 h Emil Zátopek (Tschechoslowakei  Tschechoslowakei) OS Helsinki, Finnland 27. Juli 1952

Verbesserung von Rekorden und Bestleistungen

Bearbeiten

Der äthiopische Olympiasieger Abebe Bikila steigerte den bestehenden olympischen Rekord um 7:47 min auf 2:15:16,2 h. Gleichzeitig verbesserte er die bestehende Weltbestleistung um acht Zehntelsekunden.

Streckenführung

Bearbeiten

Nach dem Start auf der Piazza di Campidoglio ging es über die Via dei Fori Imperiali am Kolosseum vorbei zum Obelisken von Aksum. Anschließend führte die Strecke über die Caracalla-Thermen und wandte sich auf der Via Cristoforo Colombo nach Süden. Der Weg folgte auf den nächsten knapp dreizehn Kilometern dem Straßenverlauf. Auf Höhe des Parks des Landguts Castel Porziano gab es einen Wendepunkt, anschließend ging es für circa 3,5 Kilometer zurück über die Via Cristoforo Colombo. Dann bog die Route rechts auf die Grande Raccordo Anulare ein und verlief über zehn Kilometer entlang der Straße. Anschließend ging es nach links in die Via Appia Antica, die nach Nordwesten führte. Nach weiteren zehn Kilometern waren die Caracalla-Thermen wieder erreicht. Das Ziel des Laufes lag am Konstantinsbogen.[2]

Rennverlauf und Endergebnis

Bearbeiten
 
Olympiasieger Abebe Bikila im Jahr 1969
 
Bronzemedaillengewinner Barry Magee
 
Osvaldo Suárez – Rang neun
 
Der zwölftplatzierte Franjo Mihalić
 
Pavel Kantorek erreichte Rang vierzehn
 
Bruno Bartholome (Nr. 19) wurde 28., Günter Havenstein (Nr. 3) kam auf Platz 57 (Foto von den DDR-Meisterschaften 1960 über 10.000 Meter)

Datum: 10. September 1960, 17:30 Uhr[3]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Abebe Bikila Athiopien 1941  Äthiopien 2:15:16,2 h WL
2 Rhadi Ben Abdesselam Marokko  Marokko 2:15:41,6 h
3 Barry Magee Neuseeland  Neuseeland 2:17:18,2 h
4 Konstantin Worobjow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 2:19:09,6 h
5 Sergei Popow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 2:19:18,8 h
6 Thyge Thøgersen Danemark  Dänemark 2:21:03,4 h
7 Abebe Wakgira Athiopien 1941  Äthiopien 2:21:09,4 h
8 Bakir Benaïssa Marokko  Marokko 2:21:21,4 h
9 Osvaldo Suárez Argentinien  Argentinien 2:21:26,6 h
10 Franjo Škrinjar Jugoslawien  Jugoslawien 2:21:40,2 h
11 Nikolai Rumjanzew Sowjetunion 1955  Sowjetunion 2:21:49,4 h
12 Franjo Mihalić Jugoslawien  Jugoslawien 2:21:52,6 h
13 Keith James Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 2:22:58,6 h
14 Pavel Kantorek Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 2:22:59,8 h
15 Gumersindo Gómez Argentinien  Argentinien 2:30:00,0 h
16 Denis O’Gorman Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:24:16,2 h
17 Miguel Navarro Spanien 1945  Spanien 2:24:17,4 h
18 Jeff Julian Neuseeland  Neuseeland 2:24:50,6 h
19 John J. Kelley Vereinigte Staaten  USA 2:24:58,0 h
20 Lee Chang-hoon Korea Sud 1949  Südkorea 2:25:02,2 h
21 Arnold Vaide Schweden  Schweden 2:25:40,2 h
22 Gerry McIntyre Irland  Irland 2:26:03,0 h
23 Olavi Manninen Finnland  Finnland 2:26:33,0 h
24 Eino Oksanen Finnland  Finnland 2:26:38,0 h
25 Arthur Keily Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:27:00,0 h
26 Tor Torgersen Norwegen  Norwegen 2:27:30,0 h
27 Myitung Naw Birma 1948  Birma 2:28:17,0 h
28 Bruno Bartholome Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 2:28:39,0 h
29 Brian Kilby Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:28:55,0 h
30 Alex Breckenridge Vereinigte Staaten  USA 2:29:38,0 h
31 Kurao Hiroshima Japan 1870  Japan 2:29:40,0 h
32 Kazumi Watanabe Japan 1870  Japan 2:29:45,0 h
33 Juan Silva Chile  Chile 2:31:18,0 h
34 Alain Mimoun Frankreich  Frankreich 2:31:20,0 h
35 Paul Genève Frankreich  Frankreich 2:31:20,0 h
36 Frans Künen Niederlande  Niederlande 2:31:25,0 h
37 Francesco Perrone Italien  Italien 2:31:32,0 h
38 Silvio De Florentiis Italien  Italien 2:31:54,0 h
39 Linus Diaz Ceylon  Ceylon 2:32:12,0 h
40 Lal Chand Indien  Indien 2:32:13,0 h
41 Johannes Lauridsen Danemark  Dänemark 2:32:32,0 h
42 Willie Dunne Irland  Irland 2:33:08,0 h
43 Ian Sinfield Australien  Australien 2:34:16,0 h
44 Arthur Wittwer Schweiz  Schweiz 2:34:42,2 h
45 Jagmal Singh Indien  Indien 2:35:01,0 h
46 Nobuyoshi Sadanaga Japan 1870  Japan 2:35:11,0 h
47 Lee Sang-cheol Korea Sud 1949  Südkorea 2:35:14,0 h
48 Gordon McKenzie Vereinigte Staaten  USA 2:35:16,0 h
49 Ahmed Labidi Tunesien  Tunesien 2:35:43,0 h
50 Walter Lemos Argentinien  Argentinien 2:36:55,0 h
51 Ray Puckett Neuseeland  Neuseeland 2:37:36,0 h
52 Adolf Gruber Osterreich  Österreich 2:37:40,0 h
53 Antti Viskari Finnland  Finnland 2:38:06,0 h
54 Allan Lawrence Australien  Australien 2:38:46,0 h
55 Gordon Dickson Kanada 1957  Kanada 2:38:46,0 h
56 Lothar Beckert Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 2:40:10,0 h
57 Günter Havenstein Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 2:41:14,0 h
58 Evert Nyberg Schweden  Schweden 2:42:59,0 h
59 Arap Sum Kanuti Britisch-Ostafrika  Kenia 2:46:55,2 h
60 Ranjit Bhatia Indien  Indien 2:57:06,0 h
61 Allal Saoudi Marokko  Marokko 2:59:41,0 h
62 Alifu Massaquoi Liberia  Liberia 3:43:18,0 h
DNF Hedi Dhaoui Tunesien  Tunesien
Mouldi Essalhi Tunesien  Tunesien
Gerhart Hecker Ungarn 1957  Ungarn
Kim Yeon-beom Korea Sud 1949  Südkorea
Bertie Messitt Irland  Irland
Vito Di Terlizzi Italien  Italien
Aurèle Vandendriessche Belgien  Belgien
DNS Erik Östbye Schweden  Schweden
Tadeusz Starzyński-Starybrat Polen 1944  Polen
Dave Power Australien  Australien
Constantin Grecescu Rumänien 1952  Rumänien
Cyprian Tseriwa Rhodesien Sud 1923  Südrhodesien

Der Marathonlauf von Rom war ein Wettbewerb mit ein paar Besonderheiten. Er war das erste Marathonrennen bei Olympischen Spielen, das weder im Olympiastadion gestartet noch dort beendet wurde. Außerdem lag die Startzeit mit 17:30 Uhr so spät, dass es bereits dämmerte. Der Schlussteil mit dem Zieleinlauf fand im Dunkeln statt, Strecke und Zielraum wurden ausgeleuchtet.

Als Favorit wurde der sowjetische Inhaber der Weltbestleistung Sergei Popow angesehen. Auch sein Landsmann Konstantin Worobjow galt als ernsthafter Anwärter auf den Olympiasieg.

Das Rennen wurde vom Belgier Aurèle Vandendriessche schnell angegangen. Er führte eine Gruppe an, in der sich der Brite Arthur Keily, der Äthiopier Abebe Bikila und der Marokkaner Rhadi Ben Abdesselam befanden. Bikila, der zum Erstaunen der Zuschauer barfuß lief, und Ben Abdesselam hatten sich bei Kilometer zwanzig in Führung geschoben. So blieb es bis kurz vor dem Ziel. Niemand konnte bei dem hohen Tempo, das die beiden Läufer beibehielten, Anschluss halten oder wieder herankommen. Knapp fünfhundert Meter vor dem Ziel setzte sich Bikila vom Marokkaner ab und gewann mit 25 Sekunden Vorsprung die Goldmedaille.[4]

Abebe Bikila gewann die erste Medaille bei Olympischen Spielen für Äthiopien. Gleichzeitig war er so auch der erste Olympiasieger seines Landes.
Der Marokkaner Rhadi Ben Abdesselam errang die erste Medaille bei Olympischen Spielen für sein Land überhaupt, der Neuseeländer Barry Magee errang die erste Medaille seines Landes im Marathonlauf.

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Ekkehard zur Megede: Die Geschichte der olympischen Leichtathletik. Band 2: 1948 bis 1968. 1. Auflage, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin 1969, S. 193f.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. WELTREKORD ENTWICKLUNG BEIM MÄNNER MARATHON, abgerufen am 24. August 2021
  2. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 118, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 24. August 2021
  3. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 117, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 24. August 2021
  4. Athletics at the 1960 Roma Summer Games: Men's marathon, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 24. August 2021