Internationale Filmfestspiele von Cannes 2013

66. Filmfestspiele von Cannes

Die 66. Internationalen Filmfestspiele von Cannes fanden vom 15. bis 26. Mai 2013 statt. Eröffnet wurde das Filmfestival mit Baz Luhrmanns US-amerikanischer 3D-Literaturverfilmung Der große Gatsby.[1] Als Abschlussfilm wurde der in Südafrika spielende französische Kriminalfilm Zulu von Jérôme Salle benannt.[2] Beide Filme wurden außer Konkurrenz gezeigt. Der internationalen Jury, die unter anderem die Goldene Palme, den Hauptpreis des Festivals, vergibt, stand in diesem Jahr der US-amerikanische Regisseur Steven Spielberg vor.

Offizielles Logo zur 66. Auflage des Filmfestivals
Audrey Tautou, Moderatorin der Eröffnungszeremonie und abschließenden Preisverleihung
Léa Seydoux nahm die Goldene Palme gemeinsam mit Abdellatif Kechiche und Adèle Exarchopoulos entgegen

Filmemacher aus dem deutschsprachigen Raum erhielten keine Einladungen in den diesjährigen Wettbewerb. Die deutsche Regisseurin Katrin Gebbe war jedoch mit ihrem Debütfilm Tore tanzt in der Sektion Un Certain Regard vertreten. Jährlich wechselndes Gastland war 2013 Indien,[3] das zum 100. Jubiläum des Beginns seiner nationalen Filmindustrie mit einer Gala-Aufführung des vierteiligen Films Bombay Talkies geehrt wurde.

Die französische Schauspielerin Audrey Tautou moderierte als Gastgeberin („maîtresse de cérémonie“) die Auftaktzeremonie am 15. Mai und die Preisgala am 26. Mai. Tautou, die bereits im Vorjahr mit der Titelrolle in Claude Millers Literaturverfilmung Thérèse Desqueyroux das Festival offiziell abgeschlossen hatte, folgte damit ihrer Landsfrau Bérénice Bejo.[4]

Die Goldene Palme ging an den Film Blau ist eine warme Farbe (Originaltitel: La Vie d’Adèle – Chapitre 1 & 2) von Abdellatif Kechiche. Dabei wurde der Hauptpreis ausnahmsweise nicht nur an den Regisseur, sondern auch an die beiden Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos vergeben.[5]

Festivalplakat Bearbeiten

Offizielles Festivalplakat
Bronx agency (Paris), 2013 (unter Verwendung einer Fotografie der Paramount Pictures Corporation)

Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten)

Das offizielle Festivalplakat wurde im März 2013 vorgestellt. Nachdem in den Vorjahren dieses von Schauspielerinnen dominiert worden war, wurde zur 66. Auflage eine Abbildung von Joanne Woodward und Paul Newman ausgewählt. Das Bild entstand während der Dreharbeiten des Films Eine neue Art von Liebe (1963) und zeigt das US-amerikanische Schauspieler-Ehepaar ästhetisch auf dem Boden liegend und küssend. 2013 jährt sich der Tod Paul Newmans zum fünften Mal.

Woodward und Newman standen erstmals 1958 in Martin Ritts Südstaaten-Drama Der lange, heiße Sommer gemeinsam vor der Kamera. Mit der Literaturverfilmung besuchten beide im selben Jahr zum ersten Mal das Filmfestival, wo Newman für seine Leistung als prinzipienloser Herumtreiber mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurde. Es war der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit von Woodward und Newman, die über Jahrzehnte anhielt. Als Regisseur realisierte Newman mit seiner Frau unter anderem die Cannes-Beiträge Die Wirkung von Gammastrahlen auf Ringelblumen (Darstellerpreis für Woodward 1973) und Die Glasmenagerie (1986).[6]

Das ursprüngliche Bild wurde von der Pariser Werbeagentur Bronx grafisch bearbeitet.[6]

Offizielle Auswahl Bearbeiten

Internationaler Wettbewerb Bearbeiten

Wettbewerbsjury Bearbeiten

 
Jurypräsident Steven Spielberg

Als Nachfolger des letztjährigen Jurypräsidenten Nanni Moretti wurde Ende Februar 2013 Steven Spielberg präsentiert. Der US-Amerikaner erwarb sich den Ruf, der erfolgreichste Regisseur seiner Generation zu sein. Durch kommerziell so erfolgreiche Filme wie Der weiße Hai (1975), der Indiana-Jones-Reihe (1981–2008) oder Jurassic Park (1993) galt Spielberg lange als „Meister des Unterhaltungsfilms“, ehe sich mit Schindlers Liste auch großer künstlerischer Erfolg bei der internationalen Fachkritik einstellte.[7] Daneben war Spielberg Mitbegründer des unabhängigen Filmstudios DreamWorks und etablierte sich unter anderem mit der Zurück-in-die-Zukunft- (1985–1990) und Men-in-Black-Trilogie (1997–2012) bzw. Band of Brothers – Wir waren wie Brüder (2001) und The Pacific (2010) auch als Film- und Fernsehproduzent.
Spielberg debütierte 1974 im Wettbewerb mit seinem Kinodebüt Sugarland Express, dass ihm den Drehbuchpreis einbrachte. Daraufhin stellte er nachfolgende Werke (E.T. – Der Außerirdische, Die Farbe Lila, Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels) ausnahmslos außer Konkurrenz beim Filmfestival vor, wobei vor allem die Weltpremiere von E.T. als Abschlussfilm des Festivals 1982 für Aufsehen sorgte.[8] Spielberg selbst bezeichnet die Erinnerung daran bis heute als „eine der lebhaftesten“ seiner Karriere. Das Festival hätte in der Vergangenheit mehrfach versucht, den US-Amerikaner als Jurypräsidenten zu gewinnen, was aber stets an Terminkonflikten gescheitert sei. Erst 2011 habe Spielberg im Prinzip einer Jurypräsidentschaft zwei Jahre später zugestimmt.[9] Er ist nach Robert De Niro (2011) Tim Burton (2010) und Sean Penn (2008) der vierte US-amerikanische Jurypräsident innerhalb der letzten sechs Jahre.

Wie in den Vorjahren standen dem Jurypräsidenten mehrere Jurymitglieder zur Seite, deren Namen am 23. April präsentiert wurden. Es handelte sich ausschließlich um Filmschaffende:[10]

Statistik
(Stand: 2013)
* = ehemaliger Gewinner der Goldenen Palme
Regisseur/-in Einladungen
Ethan und Joel Coen* 8
Jim Jarmusch 6
Arnaud Desplechin,
Paolo Sorrentino
5
James Gray,
Steven Soderbergh*
4
Hirokazu Koreeda, Jia Zhangke, Roman Polanski* 3
Mahamat-Saleh Haroun, Takashi Miike, François Ozon, Alexander Payne, Nicolas Winding Refn 2
Valeria Bruni Tedeschi, Amat Escalante, Asghar Farhadi, Abdellatif Kechiche, Arnaud des Pallières, Alex van Warmerdam 1

Konkurrenten um die Goldene Palme Bearbeiten

Das offizielle Wettbewerbsprogramm wurde am 18. April 2013 vom künstlerischen Leiter Thierry Frémaux und Festivalpräsident Gilles Jacob im Pariser Kino UGC Normandie der Öffentlichkeit vorgestellt.[11] Zugelassen für den Wettbewerb um die Goldene Palme für den besten Spielfilm waren Produktionen, die innerhalb der letzten 12 Monate vor Festivalbeginn fertiggestellt worden waren. Die eingereichten Beiträge durften vorab an keinem internationalen Festival teilgenommen haben, außerhalb ihres Ursprungslandes noch nicht kommerziell ausgewertet und nicht im Fernsehen noch Internet präsentiert werden.[12] Laut Frémaux wurden insgesamt 1858 Langfilme für das Festival eingereicht.[13] Jim Jarmuschs Wettbewerbsbeitrag Only Lovers Left Alive wurde am 26. April nachgereicht.[14]

Wie in den Vorjahren wurden die meisten der konkurrierenden Regiearbeiten in Europa produziert oder koproduziert (11), gefolgt von Nordamerika (sieben) und Asien (drei). Drei der eingeladenen Filmemacher konnten in der Vergangenheit den Hauptpreis der Filmfestspiele von Cannes bereits gewinnen – Joel Coen (1991 für Barton Fink), Roman Polanski (2002 für Der Pianist), mit 79 Jahren gleichzeitig der älteste vertretene Regisseur im Wettbewerb, und Steven Soderbergh (1989 für Sex, Lügen und Video), der mit der eigentlich für das US-amerikanische Fernsehen vorgesehenen Produktion Behind the Candelabra plant, seine letzte Regiearbeit vorzustellen.[15] Sechs Regisseure erhielten ihre erste Einladung, darunter mit dem 34-jährigen Mexikaner Amat Escalante (Heli) der jüngste Filmemacher sowie mit der italienisch-französischen Regisseurin Valeria Bruni Tedeschi (Ein Schloss in Italien) die einzige Frau im Wettbewerb. Mit dem ebenfalls zum ersten Mal um die Goldene Palme konkurrierenden Iraner Asghar Farhadi (Passé) und dem Chinesen Jia Zhangke (A Touch of Sin) sind auch zwei frühere Gewinner der Internationalen Filmfestspiele von Berlin vertreten.

Spielfilme Bearbeiten

Eine Übersicht über die 20 Spielfilmproduktionen, die um die Goldene Palme konkurrieren.

Film Regie Land Darsteller (Auswahl)
Behind the Candelabra Steven Soderbergh Vereinigte Staaten Michael Douglas, Matt Damon, Dan Aykroyd
Borgman Alex van Warmerdam Niederlande, Belgien, Dänemark Jan Bijvoet, Tom Dewispelaere, Sara Hjort Ditlevsen
La grande bellezza
(The Great Beauty)
Paolo Sorrentino Italien, Frankreich Toni Servillo, Carlo Verdone, Sabrina Ferilli
Grigris Glück
(Grigris)
Mahamat-Saleh Haroun Tschad, Frankreich Soulémane Démé, Anaïs Monory, Cyril Gueï
Heli Amat Escalante Mexiko, Deutschland, Niederlande, Frankreich Armando Espitia, Linda González, Juan Eduardo Palacios
The Immigrant James Gray Vereinigte Staaten, Frankreich Marion Cotillard, Joaquin Phoenix, Jeremy Renner
Inside Llewyn Davis Joel Coen
Ethan Coen
Vereinigte Staaten Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman
Jung & Schön
(Jeune & Jolie)
François Ozon Frankreich Marine Vacth, Géraldine Pailhas, Frédéric Pierrot
Jimmy P. (Psychotherapy of a Plains Indian) Arnaud Desplechin Frankreich Benicio del Toro, Mathieu Amalric, Gina McKee
Michael Kohlhaas Arnaud des Pallières Frankreich, Deutschland Mads Mikkelsen, Mélusine Mayance, Delphine Chuillot
Nebraska Alexander Payne Vereinigte Staaten Bruce Dern, Will Forte, June Squibb
Only God Forgives Nicolas Winding Refn Dänemark, Frankreich Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Vithaya Pansringarm
Only Lovers Left Alive Jim Jarmusch Vereinigtes Königreich, Deutschland Tom Hiddleston, Tilda Swinton, Mia Wasikowska
Le passé – Das Vergangene
(Le Passé)
Asghar Farhadi Frankreich, Italien Bérénice Bejo, Tahar Rahim, Ali Mosaffa
Ein Schloss in Italien Valeria Bruni Tedeschi Frankreich Valeria Bruni Tedeschi, Louis Garrel, Filippo Timi
Like Father, Like Son
(Soshite chichi ni naru)
Hirokazu Koreeda Japan Masaharu Fukuyama, Machiko Ono, Yōko Maki, Lily Franky
A Touch of Sin
(Tian zhu ding)
Jia Zhangke Volksrepublik China, Japan Jiang Wu, Meng Li, Lanshan Luo
La Vénus à la fourrure
(Venus in Fur)
Roman Polanski Frankreich Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner
Blau ist eine warme Farbe
(Blue Is the Warmest Color)
Abdellatif Kechiche Frankreich, Belgien, Spanien Léa Seydoux, Adèle Exarchopoulos, Salim Kechiouche
Wara no tate
(Shield of Straw)
Takashi Miike Japan Takao Ōsawa, Nanako Matsushima, Tatsuya Fujiwara

Außer Konkurrenz und Sonderaufführungen Bearbeiten

Außer Konkurrenz werden im Rahmen des Offiziellen Programms folgende Filme vorgestellt:

Mitternachtsaufführungen („Séances de minuit“)
Aufführung zu Ehren von Jerry Lewis
Sonderaufführungen („Séances Spéciales“)
Gala-Aufführung zu Ehren des Gastlands Indien

Un Certain Regard Bearbeiten

 
Thomas Vinterberg leitete die Jury der Reihe Un Certain Regard

In der Reihe Un Certain Regard (deutsch ‚Ein gewisser Blick‘) werden vornehmlich Werke von wenig bekannten Filmemachern gezeigt, die mit einem 30.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet werden. Die Jury stand unter der Leitung des Dänen Thomas Vinterberg, der 1998 mit dem ersten Dogma-Film Das Fest (Preis der Jury) sowie 2012 mit Die Jagd um die Goldene Palme konkurrierte.[16] Die übrigen Jurymitglieder waren die Schauspielerinnen Ludivine Sagnier (Frankreich) und Zhang Ziyi (China; Jurymitglied im Wettbewerb um die Goldene Palme 2006), die brasilianische Festivalleiterin Ilda Santiago (Festival de Rio) und der spanische Produzent und Verleiher Enrique González Macho.[17]

Das Programm mit 15 Filmen wurde am 18. April 2013 bekannt gegeben und am 26. April um drei weitere Filme ergänzt.[11]

Film Regie Land Darsteller (Auswahl)
As I Lay Dying James Franco Vereinigte Staaten James Franco, Logan Marshall-Green, Jim Parrack
Bends Flora Lau Volksrepublik China Carina Lau, Kun Chen
The Bling Ring Sofia Coppola Vereinigte Staaten Emma Watson, Leslie Mann, Taissa Farmiga
Manuscripts Don’t Burn
(Dast-Neveshtehaa Nemisoozan)
Mohammad Rasulof Iran
Death March Adolfo Alix jr. Philippinen Sam Milby, Zanjoe Marudo, Ejay Falcon
Nächster Halt: Fruitvale Station
(Fruitvale Station)
Ryan Coogler Vereinigte Staaten Octavia Spencer, Michael B. Jordan, Chad Michael Murray
Grand Central Rebecca Zlotowski Frankreich Léa Seydoux, Tahar Rahim, Olivier Gourmet
L’Image manquante Rithy Panh Kambodscha
Der Fremde am See
(L’inconnu du lac)
Alain Guiraudie Frankreich Patrick d’Assumçao, Christophe Paou, Pierre Deladonchamps
La jaula de oro Diego Quemada-Diez Spanien Ramón Medína, Rodolfo Dominguez, Brandon López
Miele Valeria Golino Frankreich, Italien Jasmine Trinca, Carlo Cecchi, Vinicio Marchioni
My Sweet Pepper Land Hiner Saleem Frankreich, Deutschland Korkmaz Arslan, Golshifteh Farahani, Suat Usta
Norte, hangganan ng kasaysayan
(Norte, the End of History)
Lav Diaz Philippinen
Omar Hany Abu-Assad Palästinensische Autonomiegebiete Waleed Zuaiter, Adam Bakri, Samer Bisharat
Les Salauds – Dreckskerle
(Les Salauds)
Claire Denis Frankreich Vincent Lindon, Chiara Mastroianni, Julie Bataille
Sarah préfère la course
(Sarah would rather run)
Chloé Robichaud Kanada Sophie Desmarais, Jean-Sébastien Courchesne, Geneviève Boivin-Roussy
Tore tanzt Katrin Gebbe Deutschland Julius Feldmeier, Sascha Alexander Gersak, Swantje Kohlhof
Wakolda Lucía Puenzo Argentinien Natalia Oreiro, Diego Peretti, Alex Brendemühl

Kurzfilmwettbewerb Bearbeiten

 
Jane Campion, Jurypräsidentin des Kurzfilmwettbewerbs und der Reihe Cinéfondation

Der Jury des Kurzfilmwettbewerbs, in dem ebenfalls eine Goldene Palme vergeben wird, stand die Neuseeländerin Jane Campion vor. Die Filmregisseurin und Drehbuchautorin erhielt bis 2009 vier Einladungen nach Cannes. Sie ist die bisher einzige Filmemacherin die sowohl den Hauptpreis für den besten Kurzfilm (1986 für An Exercise in Discipline – Peel) als auch für den besten Spielfilm (1993 für Das Piano) gewinnen konnte. Weitere Jurymitglieder waren die äthiopische Schauspielerin, Filmemacherin und Filmproduzentin Maji-Da Abdi, die italienische Schauspielerin und Regisseurin Nicoletta Braschi, die indische Schauspielerin und Regisseurin Nandita Das und der türkische Filmregisseur und Drehbuchautor Semih Kaplanoğlu.[18]

Die Beiträge wurden gemeinsam mit jenen aus der Reihe Cinéfondation am 18. April 2013 bekannt gegeben. Insgesamt wurden neun Filme aus 3500 Einsendungen aus 132 Ländern ausgewählt. Den Regularien nach durfte die Gesamtlänge 15 Minuten nicht überschreiten.[12] Erstmals in den Wettbewerb gelangte mit Condom Lead ein Beitrag aus den Palästinensischen Autonomiegebieten.[19]

Film Regie Land Länge
(in min)
37°4 S Adriano Valerio Frankreich 11’
Bishtar az do saat
(More than two Hours)
Ali Asgari Iran 15’
Condom Lead Mohammed Abou Nasser
Ahmad Abou Nasser
Palästinensische Autonomiegebiete 14’
Hvalfjordur
(Whale Valley)
Guðmundur Arnar Guðmundsson Island, Dänemark 15’
Inseki to impotence
(The Meteorite and Impotence)
Omoi Sasaki Japan 10’
Mont Blanc Gille Coulier Belgien 14’
Olena Elzbieta Benkowska Polen 14’
Ophelia Annarita Zambrano Frankreich 15’
Safe Moon Byoung-gon Südkorea 13’

Cinéfondation Bearbeiten

Für die 1998 ins Leben gerufene Reihe Cinéfondation werden Kurzfilmarbeiten aus der ganzen Welt ausgewählt, darunter sowohl Animations- als auch Realfilme. Das Programm hilft jungen Filmstudenten bei der Förderung und Fertigstellung ihrer Projekte. 2013 wurden mehr als 1550 Filme aus 277 Filmhochschulen eingereicht. 18 Filme aus 14 Ländern wurden ausgewählt, darunter erstmals ein Beitrag einer chilenischen Filmhochschule.[19]

Als Jury der drei Cinéfondation-Preise fungierte die Kurzfilmjury um Jane Campion.[18]

Film Regie Land (Hochschule) Länge
(in min)
Asunción Camila Luna Toledo Chile (PUC) 21’
Au-delà de l’hiver
(After the Winter)
Jow Zhi Wei Frankreich (Le Fresnoy) 19’
Babaga Gan de Lange Israel (The Sam Spiegel Film & TV School) 26’
Contrafábula de una niña disecada
(Fable of a Blood-Drained Girl)
Alejandro Iglesias Mendizabal Mexiko (Centro de Capacitación Cinematográfica) 25’
Danse macabre Małgorzata Rżanek Polen (Akademie der Bildenden Künste Warschau) 5’
Duet Navid Danesh Iran (Karnameh Film School) 24’
En attendant le dégel
(Waiting for the Thaw)
Sarah Hirtt Belgien (INSAS) 20’
Exil
(Exile)
Vladilen Vierny Frankreich (La fémis) 16’
Going South Jefferson Moneo Vereinigte Staaten (Columbia University) 15’
În acvariu
(In the Fishbowl)
Tudor Cristian Jurgiu Rumänien (UNATC) 20’
The Magnificent Lion Boy Ana Caro Vereinigtes Königreich (National Film and Television School) 10’
Mañana todas las cosas
(Tomorrow All the Things)
Sebastián Schjaer Argentinien (UCINE) 17’
Needle Anahita Ghazvinizadeh Vereinigte Staaten (Art Institute of Chicago) 21’
The Norm of Life Evgeny Byalo Russland (High Courses for Scriptwriters and Film Directors) 23’
Pandy
(Pandas)
Matúš Vizár Tschechische Republik (FAMU) 12’
Seon
(The Line)
Kim Soo-Jin Südkorea (Chung-Ang University) 27’
Stepsister Joey Izzo Vereinigte Staaten (San Francisco State University) 18’
O Šunce
(Ham Story)
Eliška Chytkova Tschechische Republik (Tomáš-Baťa-Universität in Zlín) 6’

Nebenreihen Bearbeiten

Semaine de la critique Bearbeiten

Parallel zur Vergabe der Goldenen Palme widmet sich die seit 1962 bestehende Nebensektion Semaine de la critique (bis 2007 Semaine internationale de la critique) der Entdeckung neuer Talente. Ausgerichtet vom Syndicat français de la critique de cinéma konkurrieren ausschließlich Erstlingsfilme oder Zweitwerke junger Regisseure. Der Wettbewerb umfasste in der Vergangenheit stets sieben Spielfilme und sieben Kurzfilmarbeiten, die seit 1990 mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet werden. Begleitet wird die „internationale Kritikerwoche“ von Sonderaufführungen zahlreicher Kurzfilme.

Das Programm der 52. Semaine internationale de la critique wurde am 21. April 2013 bekannt gegeben.[20] Die Reihe selbst wurde vom 16. bis 24. Mai veranstaltet.

Langfilme Bearbeiten

Film Regie Land Darsteller (Auswahl)
Le Démantèlement
(The Dismantlement)
Sébastien Pilote Kanada Gabriel Arcand, Gilles Renaud, Lucie Laurier
Los Dueños Agustin Toscano
Ezequiel Radusky
Argentinien Rosario Bléfari, Germán De Silva, Sergio Prina
For Those in Peril Paul Wright Vereinigtes Königreich George Mackay, Kate Dickie, Nichola Burley
Lunchbox
(Dabba)
Ritesh Batra Indien, Frankreich, Deutschland Irrfan Khan, Nimrat Kaur, Nawazuddin Siddiqui
The Mayor Yury Bykov Russland Denis Shevod, Irina Nizina, Ilya Isaev
Salvo Fabio Grassadonia
Antonio Piazza
Italien, Frankreich Saleh Bakri, Sara Serraiocco, Luigi Lo Cascio

Kurzfilme Bearbeiten

Film Regie Land Länge
(in min)
Agit Pop Nicolas Pariser Frankreich 31'
Breathe me Han Eun-young Südkorea 20'
Komm und Spiel
(Come and Play)
Daria Belova Deutschland 30'
La lampe au beurre de Yak Hu Wei Volksrepublik China, Frankreich 7'
Océan Emmanuel Laborie Frankreich 31'
The Opportunist David Lassiter Vereinigtes Königreich 15'
Pátio Ali Muritiba Brasilien 17'
Pleasure Ninja Thyberg Schweden 15'
Tau Seru Rodd Rathjen Indien, Australien 8'
Vikingar Magali Magistry Frankreich, Island 15'

Quinzaine des réalisateurs Bearbeiten

 
Ari Folman eröffnete die Quinzaine des réalisateurs mit The Congress

Die Nebenreihe Quinzaine des Réalisateurs (dt.: „Zwei Wochen der Regisseure“) wurde 1969 in Anlehnung an die ein Jahr zuvor stattgefundenen Maiunruhen ins Leben gerufen und wird von der Société des réalisateurs de films (SRF) organisiert. Gezeigt werden Langfilme (Dokumentar- und Spielfilme) sowie eine Vielzahl an Kurzfilmen aus aller Welt, ohne dass ein Preis vergeben wird.

Das Programm wurde am 23. April 2013 bekannt gegeben.[21] Die Reihe selbst wurde vom 16. bis 26. Mai veranstaltet. Als Eröffnungsfilm wurde Ari Folmans The Congress (Le Congrès) benannt.[22] Einen Ehrenpreis der SRF, die Carrosse d’Or, erhielt Jane Campion.[23]

Langfilme Bearbeiten

Film Regie Land Darsteller (Auswahl)
A Strange Course of Events Raphaël Nadjari Israel, Frankreich Uri Pepper, Moni Moshonov, Michaela Eshet
Les Apaches Thierry de Peretti Frankreich Aziz El Addachi, Hamza Mezziani, Joseph Ebrard
Après la nuit
(Até ver a luz)
Basil Da Cunha Schweiz Pedro Ferreira, Joao Veiga, Nelson da Cruz Duarte Rodrigues
Blue Ruin Jeremy Saulnier Vereinigte Staaten Eve Plumb, Amy Hargreaves, David W. Thompson
The Congress Ari Folman Vereinigte Staaten Robin Wright, Paul Giamatti, Harvey Keitel
La danza de la realidad Alejandro Jodorowsky Chile Alejandro Jodorowsky, Brontis Jodorowsky
L’Escale Kaveh Bakhtiari Frankreich, Schweiz
La Fille du 14 Juillet Antonin Peretjatko Frankreich Vimala Pons, Vincent Macaigne, Grégoire Tachnakian
Henri Yolande Moreau Frankreich, Belgien Miss Ming, Pippo Delbono
Ilo Ilo Anthony Chen Singapur
Jodorowsky’s Dune Frank Pavich Vereinigte Staaten, Frankreich
Les Garçons et Guillaume, à table! Guillaume Gallienne Frankreich Guillaume Gallienne, André Marcon, Françoise Fabian
Magic Magic Sebastián Silva Vereinigte Staaten Juno Temple, Michael Cera, Emily Browning
On the Job Erik Matti Philippinen Joël Torre, Gerald Anderson, Piolo Pascual
The Last Days on Mars Ruairí Robinson Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich Liev Schreiber, Elias Koteas, Romola Garai
The Selfish Giant Clio Barnard Vereinigtes Königreich Sean Gilder, Siobhan Finneran, Lorraine Ashbourne
Der Sommer der fliegenden Fische (El verano de los peces voladores) Marcela Said Chile
Tip Top Serge Bozon Frankreich Isabelle Huppert, Sandrine Kiberlain, François Damiens
Ugly Anurag Kashyap Indien Ronit Roy, Vipin Sharma
Un voyageur Marcel Ophüls Frankreich
We Are What We Are Jim Mickle Vereinigte Staaten Kelly McGillis, Ambyr Childers, Odeya Rush

Kurzfilme Bearbeiten

Film Regie Land Länge
(in min)
Gambozinos João Nicolau
Lágy Eső Dénes Nagy
Le Quepa sur la vilni! Yann Le Quellec
Man kann nicht alles auf einmal tun, aber man kann alles auf einmal lassen Marie-Elsa Sgualdo
O umbra de nor Radu Jude
Pouco mais de um mês André Novais Oliveira
Que je tombe tout le temps? Eduardo Williams
Solecito Oscar Ruiz Navia
Swimmer Lynne Ramsay

Caméra d’Or Bearbeiten

 
Agnès Varda

Mit der Caméra d’Or („Goldene Kamera“) wird seit 1978 der beste Debütfilm eines Regisseurs ausgezeichnet, unabhängig in welcher Sektion dieser vertreten ist. Der internationalen Jury stand die französische Filmemacherin Agnès Varda vor. Unterstützt wurde sie von den Jurymitgliedern Isabel Coixet (Filmregisseurin, Spanien), Régis Wargnier (Filmregisseur, Frankreich), Chloé Rolland (Syndicat français de la critique de cinéma), Michel Abramowicz (AFC), Éric Guirado (SRF) und Gwénolé Bruneau (Ficam).[17]

Preisträger Bearbeiten

 
Bérénice Bejo wurde für ihre Rolle in Le Passé ausgezeichnet

Wettbewerb Bearbeiten

Kurzfilmwettbewerb Bearbeiten

Goldene Kamera Bearbeiten

Un Certain Regard Bearbeiten

Cinéfondation Bearbeiten

Semaine de la critique Bearbeiten

Quinzaine des réalisateurs Bearbeiten

  • „Art Cinema Award“: Les Garçons et Guillaume, à table! – Regie: Guillaume Gallienne
  • „Prix SACD“: Les Garçons et Guillaume, à table! – Regie: Guillaume Gallienne
  • „Label Europa Award“: The Selfish Giant – Regie: Clio Barnard
  • Illy-Preis für den besten Kurzfilm: Gambozinos – Regie: João Nicolau

Weitere Preise Bearbeiten

Weitere Filme und Programmpunkte Bearbeiten

Im Rahmen des Festivals wurde eine restaurierte Fassung von Alfred Hitchcocks Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958) gezeigt. Hauptdarstellerin Kim Novak war bei der Aufführung anwesend und überreichte bei der abschließenden Preisverleihung den Grand Prix der Jury an Ethan und Joe Coen.[24]

Mit der Reihe L’Atelier werden seit 2005 weltweite Filmprojekte unterstützt. Filmregisseure und ihre Produzenten werden nach Cannes eingeladen, wo Treffen mit Fachleuten stattfinden, um die Finanzierung der Projekte voranzutreiben. 2013 werden 15 Projekte aus 14 Ländern unterstützt.[25]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Baz Luhrmann, Leonardo DiCaprio and Scott Fitzgerald to inaugurate the Festival de Cannes. festival-cannes.com, 12. März 2013; abgerufen am 21. April 2013.
  2. Forest Whitaker and Orlando Bloom in Zulu by Jérôme Salle to close the Festival de Cannes. festival-cannes.com, 12. April 2013; abgerufen am 21. April 2013.
  3. Ben Child: Cannes film festival to make India ‘guest country’ in 2013. guardian.co.uk, 26. November 2012; abgerufen am 23. April 2013.
  4. Audrey Tautou to host the opening and closing ceremonies of the 66th Festival de Cannes. festival-cannes.com, 9. April 2013; abgerufen am 24. April 2013.
  5. „La vie d’Adèle“ gewinnt Goldene Palme. Zeit Online, 26. Mai 2013.
  6. a b A Head-Turning Poster. festival-cannes.com, 22. März 2013; abgerufen am 21. April 2013.
  7. Steven Spielberg. In: Internationales Biographisches Archiv 45/2011 vom 8. November 2011, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 09/2013 (abgerufen via Munzinger Online).
  8. Christian Jungen: Hollywood in Cannes: Die Geschichte einer Hassliebe, 1939–2008. Schüren, Marburg 2009, ISBN 978-3-89472-521-1, S. 252 ff.
  9. Steven Spielberg, Jury President of the 66th Festival de Cannes. festival-cannes.com, 28. Februar 2013; abgerufen am 22. April 2013.
  10. The Jury of the 66th Festival de Cannes. festival-cannes.fr, 23. April 2013; abgerufen am 25. April 2013.
  11. a b 2013 Official selection. festival-cannes.com, 18. April 2013; abgerufen am 21. April 2013.
  12. a b Rules & Regulations 2013. (Memento des Originals vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.festival-cannes.fr festival-cannes.fr; abgerufen am 23. April 2013.
  13. Jean-François Bourgeot: Cannes. In: Midi Libre, 19. April 2013 (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).
  14. Cannes 2013: Updated Selection Line-up. festival-cannes.fr; abgerufen am 27. April 2013.
  15. Adam Sherwin: Cannes Film Festival 2013 lineup: Can Steven Soderbergh win the Palme d’Or one last time?. independent.co.uk, 18. April 2013; abgerufen am 22. April 2013.
  16. Un Certain regard unveiled its President of the Jury and Opening film. festival-cannes.com, 17. April 2013; abgerufen am 21. April 2013.
  17. a b The members of the Un Certain Regard and Camera d’or Juries. festival-cannes.fr; abgerufen am 6. Mai 2013.
  18. a b The Short Films and Cinéfondation Jury. festival-cannes.com, 17. April 2013; abgerufen am 21. April 2013.
  19. a b Short Films Selections 2013. festival-cannes.com; abgerufen am 21. April 2013.
  20. Selection. (Memento des Originals vom 27. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.semainedelacritique.com semainedelacritique.com; abgerufen am 21. April 2013.
  21. La conférence de presse. (Memento vom 25. April 2013 im Internet Archive) quinzaine-realisateurs.com; abgerufen am 21. April 2013.
  22. « Le Congrès » d’Ari Folman, film d’ouverture. (Memento vom 22. April 2013 im Internet Archive) quinzaine-realisateurs.com; abgerufen am 21. April 2013.
  23. Jane Campion: Carrosse d’Or. (Memento vom 20. April 2013 im Internet Archive) quinzaine-realisateurs.com; abgerufen am 21. April 2013.
  24. Kim Novak, Guest of Honour at the 66th Festival de Cannes. festival-cannes.com, 22. April 2013; abgerufen am 23. April 2013.
  25. L’Atelier 2013. festival-cannes.com, 4. März 2012; abgerufen am 22. April 2013.