Fußball-Weltmeisterschaft 1970

neunte Ausspielung des bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften

Die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 (span. Campeonato Mundial De Futbol) war die neunte Ausspielung des bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften und fand vom 31. Mai bis zum 21. Juni 1970 in Mexiko statt. Sie war nach den Olympischen Spielen 1968 die zweite große Sportveranstaltung in Mexiko.

Fußball-Weltmeisterschaft 1970
Mexico 70 – Campeonato Mundial De Futbol
Anzahl Nationen 16 (von 70 Bewerbern)
Weltmeister Brasilien 1968 Brasilien (3. Titel)
Austragungsort Mexiko Mexiko
Eröffnungsspiel 31. Mai 1970 (Mexiko-Stadt)
Endspiel 21. Juni 1970 (Mexiko-Stadt)
Spiele 32
Tore 95 (⌀: 2,97 pro Spiel)
Zuschauer 1.603.975 (⌀: 50.124 pro Spiel)
Torschützenkönig Deutschland Bundesrepublik Gerd Müller (10 Tore)
Gelbe Karten 33 (⌀: 1,03 pro Spiel)
← WM 1966
WM 1974 →

Erstmals bei einer Fußball-WM standen sich im Finale zwei frühere Weltmeister gegenüber. Da beide schon zwei Mal Weltmeister waren, stand bereits vor dem Endspiel fest, dass der Coupe Jules Rimet zum letzten Mal vergeben würde. Brasilien besiegte Italien, wurde als erste Mannschaft zum dritten Mal Weltmeister und durfte den Pokal behalten. Bei den Siegesfeiern am 21. Juni 1970 in Brasilien starben allein in Rio de Janeiro 44 Menschen.

Titelverteidiger England scheiterte im Viertelfinale gegen die Bundesrepublik Deutschland, welches sich damit für das verlorene Finale vier Jahre zuvor revanchierte und am Ende den dritten Platz belegte. Gastgeber Mexiko scheiterte ebenso im Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Italien. Torschützenkönig wurde Gerd Müller mit 10 Toren.

Zum ersten Mal wurden Fußballspiele aus Lateinamerika live im europäischen Fernsehen gezeigt, und erstmals wurden die WM-Spiele in Farbe übertragen. Damit die europäischen Zuschauer die Spiele um 19 Uhr MEZ sehen konnten, wurden viele Spiele, z. B. das Viertelfinalspiel BR Deutschland-England und das Finale, bereits um 12 Uhr Ortszeit angepfiffen.

Die Weltmeisterschaft 1970 gilt unter vielen Sportlern und Journalisten als eines der besten Turniere, da zu diesem Zeitpunkt viele heute noch legendäre Spieler auf dem Höhepunkt ihres Schaffens waren und das Spiel damit auf ein höheres Niveau brachten. So wurde auch die brasilianische Siegermannschaft mehrfach als eine der besten Mannschaften aller Zeiten ausgezeichnet.[1]

Vergabe Bearbeiten

Der FIFA-Kongress in Tokio am 8. Oktober 1964 vergab die WM-Endrunde an Mexiko, das sich mit 56:32 Stimmen gegen den Mitbewerber Argentinien durchsetzte.[2]

Organisatorisches Bearbeiten

Der Kartenvorverkauf begann am 10. Juli 1969, wobei der billigste Sitzplatz bei rund 1,43 DM, das teuerste Abonnement rund 285,50 DM (10 Schilling/2000 Schilling) kostete.[3]

Spielorte Bearbeiten

 
Fußball-Weltmeisterschaft 1970 (Mexiko)
Lage der Stadien der Fußball-Weltmeisterschaft 1970

Die Spiele der Weltmeisterschaft wurden in fünf Stadien in fünf verschiedenen mexikanischen Städten ausgetragen.

* Angaben zur Kapazität beziehen sich auf die Zeit zur Weltmeisterschaft 1970.
Statistik
Stadt Stadion Spiele Kapazität* Gesamt-
zuschauerzahl
Schnitt Spiel mit den meisten Zuschauern Spiel mit den wenigsten Zuschauern
Guadalajara Estadio Jalisco 8 71.100 432.708 54.089 Brasilien – England (Vorrunde): 66.843 England – Tschechoslowakei (Vorrunde): 49.292
León Estadio Guanajuato 7 25.300 106.485 15.212 Deutschland – England (Viertelfinale): 23.357 Deutschland – Bulgarien (Vorrunde): 12.710
Mexiko-Stadt Aztekenstadion 10 110.000 936.199 93.620 Mexiko – Belgien (Vorrunde): 108.192 Uruguay – Sowjetunion (Viertelfinale): 26.085
Puebla Estadio Cuauhtémoc 3 35.500 68.785 22.928 Uruguay – Italien (Vorrunde): 29.968 Schweden – Uruguay (Vorrunde): 18.163
Toluca Estadio Luis Dosal 4 26.900 59.798 14.950 Italien – Mexiko (Viertelfinale): 26.851 Schweden – Israel (Vorrunde): 9624

Qualifikation Bearbeiten

Erstmals wurde je ein Platz für Afrika und Asien garantiert. Es qualifizierten sich Marokko und Israel. Für die größte Überraschung in den europäischen Gruppen sorgte der WM-Dritte von 1966 Portugal, das trotz Einsatz von Superstar Eusébio hinter Rumänien, Griechenland und der Schweiz nur Letzter der Gruppe 1 wurde. Erstaunlich war auch das Scheitern von Spanien und Jugoslawien, die in der Gruppe 6 dem Außenseiter Belgien den Vortritt lassen mussten. In Gruppe 8 setzte sich Bulgarien gegen Polen und die Niederlande durch, die beide vier Jahre später bei der WM in der Bundesrepublik Deutschland eine führende Rolle spielen sollten.

Die Bundesrepublik hatte wenig Mühe, sich gegen Schottland, Österreich und Zypern den Gruppensieg zu sichern. Das 12:0 gegen Zypern war der höchste Sieg der gesamten WM-Qualifikation. Die DDR musste sich knapp Italien geschlagen geben.

In den südamerikanischen Gruppen setzte sich Peru überraschend gegen den Mitfavoriten Argentinien durch. Der Sieg von El Salvador über Honduras im Entscheidungsspiel der Gruppe 13 löste zwischen beiden Ländern einen Fußballkrieg aus, dem über 2.000 Menschen zum Opfer fielen. El Salvador nahm damit erstmals an einer WM teil. Brasilien beendete die Qualifikation mit 12:0 Punkten.

Teilnehmer Bearbeiten

Gastgeber Mexiko und Weltmeister England waren automatisch qualifiziert. Zusammen mit den 14 qualifizierten Mannschaften ergab sich das folgende Teilnehmerfeld.

9 aus Europa Belgien  Belgien Bulgarien 1967  Bulgarien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland England  England
Italien  Italien Rumänien 1965  Rumänien Schweden  Schweden Sowjetunion 1955  Sowjetunion
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei
3 aus Südamerika Brasilien 1968  Brasilien Peru  Peru Uruguay  Uruguay
2 aus Nord-, Mittelamerika und der Karibik El Salvador  El Salvador Mexiko  Mexiko
1 aus Afrika Marokko  Marokko
1 aus Asien und Ozeanien Israel  Israel
 
Weltkarte der Teilnehmer mit deren Platzierungen

Auslosung Bearbeiten

  • Topf 1: BR Deutschland • England • Italien • Sowjetunion
  • Topf 2: Brasilien • Mexiko • Peru • Uruguay
  • Topf 3: Belgien • Bulgarien • Schweden • Tschechoslowakei
  • Topf 4: El Salvador • Israel • Marokko • Rumänien

Vor der eigentlichen Auslosung wurde per Los bestimmt, ob Rumänien oder Schweden dem Topf 4 mit den sogenannten Kleinen zugeteilt wurde. Gastgeber Mexiko wurde vorab in Gruppe 1 gesetzt, der Weltmeister England in Gruppe 3. Jeder Gruppe wurde je eine Mannschaft aus jedem Topf ohne weitere Einschränkungen zugelost. So war es möglich, dass die beiden einzigen CONCACAF-Mannschaften Mexiko und El Salvador in einer Gruppe landeten. Da Brasilien Topf 2 und nicht Topf 1 zugeordnet war, kam es in Gruppe 3 zum Aufeinandertreffen der letzten beiden Weltmeister Brasilien und England.

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4
Sowjetunion 1955  Sowjetunion Uruguay  Uruguay Rumänien 1965  Rumänien Peru  Peru
Mexiko  Mexiko Israel  Israel England  England Bulgarien 1967  Bulgarien
Belgien  Belgien Italien  Italien Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Marokko  Marokko
El Salvador  El Salvador Schweden  Schweden Brasilien 1968  Brasilien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland

Für Informationen zu den einzelnen Gruppen und Kadern der Mannschaften auf den jeweiligen Link klicken.

Modus Bearbeiten

Diese Weltmeisterschaft stand zum einen im Zeichen von Änderungen und Neuerungen im Fußball. Zu den Änderungen gehörte, dass zum ersten Mal Auswechslungen (zwei Spieler pro Mannschaft und Spiel) erlaubt waren, da die FIFA Bedenken wegen der Belastung der Spieler bei großer Hitze und großer Höhe hatte. Premiere bei einem WM-Turnier hatten außerdem die Gelben und Rote Karten. Die Rote Karte kam nicht zum Einsatz. Mit dem Telstar wurde erstmals ein Fußball speziell für eine Fußballweltmeisterschaft entwickelt.

Die 16 Mannschaften spielten in vier Vierergruppen. Bei Punktgleichheit entschied die Tordifferenz, bei gleicher Tordifferenz entschied das Los. Die Gruppensieger und Gruppenzweiten zogen ins Viertelfinale ein. Von da ab ging es im K.-o.-System weiter. In den K.-o.-Runden gab es noch kein Elfmeterschießen. Hätte es nach Verlängerung unentschieden gestanden, so wäre gelost worden. Das Finale wäre bei einem Remis nach Verlängerung wiederholt worden. Wäre auch das Wiederholungsspiel nach Verlängerung remis ausgegangen, so wäre der neue Weltmeister durch Losentscheid ermittelt worden.

Vorrunde Bearbeiten

Gruppe 1 Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Sowjetunion 1955  Sowjetunion  3  2  1  0 006:100  +5 05:10
 2. Mexiko  Mexiko  3  2  1  0 005:000  +5 05:10
 3. Belgien  Belgien  3  1  0  2 004:500  −1 02:40
 4. El Salvador  El Salvador  3  0  0  3 000:900  −9 00:60
31. Mai 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Mexiko Sowjetunion 0:0
3. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Belgien El Salvador 3:0 (1:0)
6. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Sowjetunion Belgien 4:1 (1:0)
7. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Mexiko El Salvador 4:0 (1:0)
10. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Sowjetunion El Salvador 2:0 (0:0)
11. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Mexiko Belgien 1:0 (1:0)

Nur selten war ein Heimvorteil so entscheidend wie bei dieser WM. Bei Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius und in extremer Höhenlage konnte Gastgeber Mexiko angefeuert von jeweils über 110.000 fanatischen Zuschauern erstmals bei einer WM die nächste Runde erreichen. Im letzten und entscheidenden Spiel wurde Belgien knapp geschlagen. Die Sowjetunion wurde durch einen Losentscheid Gruppensieger vor den punktgleichen Mexikanern. Die Regel, dass bei gleicher Tordifferenz die Anzahl der erzielten Tore maßgebend ist, galt erst ab der WM 1974. WM-Neuling El Salvador blieb als einzige Mannschaft im Turnier ohne Torerfolg.

Gruppe 2 Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Italien  Italien  3  1  2  0 001:000  +1 04:20
 2. Uruguay  Uruguay  3  1  1  1 002:100  +1 03:30
 3. Schweden  Schweden  3  1  1  1 002:200  ±0 03:30
 4. Israel  Israel  3  0  2  1 001:300  −2 02:40
2. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Puebla
Uruguay Israel 2:0 (1:0)
3. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Toluca
Italien Schweden 1:0 (1:0)
6. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Puebla
Uruguay Italien 0:0
7. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Toluca
Schweden Israel 1:1 (0:0)
10. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Puebla
Schweden Uruguay 1:0 (0:0)
11. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Toluca
Italien Israel 0:0

Den Minimalisten aus Italien genügte ein einziges, im ersten Spiel gegen Schweden nach 11 Minuten erzieltes Tor, um als Gruppenerster ins Viertelfinale einzuziehen. Im zweiten Spiel gegen Uruguay verlegte sich der amtierende Europameister auf ein müdes Defensivspiel und kam anschließend auch gegen den WM-Neuling Israel nicht über ein 0:0 hinaus.

Im entscheidenden Spiel um den zweiten Gruppenplatz gelang Schweden erst in der Nachspielzeit das Siegtor gegen Uruguay. Aufgrund der Tordifferenz hätten die Skandinavier aber ein 2:0 benötigt, und so zogen die Südamerikaner ins Viertelfinale ein.

Gruppe 3 Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Brasilien 1968  Brasilien  3  3  0  0 008:300  +5 06:00
 2. England  England  3  2  0  1 002:100  +1 04:20
 3. Rumänien 1965  Rumänien  3  1  0  2 004:500  −1 02:40
 4. Tschechoslowakei  Tschechoslowakei  3  0  0  3 002:700  −5 00:60
2. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
Rumänien England 0:1 (0:0)
3. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
ČSSR Brasilien 1:4 (1:1)
6. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
Rumänien ČSSR 2:1 (0:1)
7. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
England Brasilien 0:1 (0:0)
10. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
Rumänien Brasilien 2:3 (1:2)
11. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
England ČSSR 1:0 (0:0)

Die größte Überraschung der Vorrunde war das klägliche Ausscheiden des Vizeweltmeisters von 1962, der ČSSR. Mit 0:6 Punkten und 2:7 Toren wurde sie nach WM-Neuling El Salvador zur schlechtesten Mannschaft des Turniers. Brasilien wurde ungefährdet Gruppensieger vor England.

Im Spiel England gegen Brasilien gelang Gordon Banks eine der größten Rettungstaten seiner Karriere. Eine Flanke von Jairzinho köpfte Pelé flach und scheinbar unhaltbar für Banks in die linke, lange Ecke. Banks, der sich während des Kopfballs noch auf dem Weg zur anderen Ecke befand, warf sich spektakulär mit einem Hechtsprung rückwärts in die lange Ecke und wehrte den Ball mit der rechten Hand ab.

Gruppe 4 Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland  3  3  0  0 010:400  +6 06:00
 2. Peru  Peru  3  2  0  1 007:500  +2 04:20
 3. Bulgarien 1967  Bulgarien  3  0  1  2 005:900  −4 01:50
 4. Marokko  Marokko  3  0  1  2 002:600  −4 01:50
2. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in León
Peru Bulgarien 3:2 (0:1)
3. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in León
Marokko BR Deutschland 1:2 (1:0)
6. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in León
Peru Marokko 3:0 (0:0)
7. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in León
Bulgarien BR Deutschland 2:5 (1:2)
10. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in León
Peru BR Deutschland 1:3 (1:3)
11. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in León
Bulgarien Marokko 1:1 (1:0)

Vizeweltmeister BR Deutschland kam im ersten Spiel gegen den krassen Außenseiter Marokko zu einem mühevollen 2:1-Sieg. Nach einem schweren Fehler von Horst-Dieter Höttges gelang den Nordafrikanern in der 20. Minute die Führung, die bis in die zweite Halbzeit hinein anhielt. Auch im zweiten Spiel geriet die Bundesrepublik Deutschland in Rückstand. Der letztendlich klare 5:2-Sieg über Bulgarien vor nur 6000 Zuschauern war einem überragenden Reinhard Libuda zu verdanken, der den Ausgleich schoss, einen Elfmeter herausholte und zwei weitere Tore vorbereitete. Erst im letzten Spiel gegen die starken Peruaner konnte die DFB-Auswahl überzeugen. Gerd Müller schoss in zwei aufeinanderfolgenden Spielen (Bulgarien und Peru) jeweils drei Tore, gegen Peru gelang ihm sogar ein „lupenreiner“ Hattrick.

Finalrunde Bearbeiten

Spielplan Finalrunde Bearbeiten

Viertelfinale Halbfinale Finale
                   
       
  Sowjetunion 1955  Sowjetunion  0
  Uruguay  Uruguay  011  
  Uruguay  Uruguay  1
    Brasilien 1968  Brasilien  3  
  Brasilien 1968  Brasilien  4
  Peru  Peru  2  
  Brasilien 1968  Brasilien  4
    Italien  Italien  1
  Italien  Italien  4
  Mexiko  Mexiko  1  
  Italien  Italien  041 Spiel um Platz drei
    Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland  3  
  Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland  031   Uruguay  Uruguay  0
  England  England  2     Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland  1

1 Sieg nach Verlängerung

Viertelfinale Bearbeiten

14. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Sowjetunion 1955  Sowjetunion Uruguay  Uruguay 0:1 n. V.
14. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Toluca
Italien  Italien Mexiko  Mexiko 4:1 (1:1)
14. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
Brasilien 1968  Brasilien Peru  Peru 4:2 (2:1)
14. Juni 1970 um 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in León
Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland England  England 3:2 n. V. (2:2, 0:1)

Brasilien und Italien hatten wenig Mühe mit ihren Gegnern Peru beziehungsweise Mexiko und kamen zu ungefährdeten Siegen. Das Spiel zwischen der Sowjetunion und Uruguay stand bis kurz vor Schluss der zweiten Verlängerung 0:0, ehe Esparrago die Südamerikaner zum Sieg schoss. Andernfalls hätte erstmals bei einer WM-Schlussrunde das Los entscheiden müssen.

Die Partie England–BR Deutschland entwickelte sich zu einer der dramatischsten des gesamten Turniers. England führte bis zur 67. Minute mit 2:0, ehe Franz Beckenbauer mit einem engagierten Sololauf den Anschlusstreffer erzielte. In der 82. Minute gelang Uwe Seeler mit dem Hinterkopf der Ausgleich, worauf das Spiel in die Verlängerung ging. Den entscheidenden Treffer gegen die konditionell abbauenden Engländer erzielte in der 108. Minute Torjäger Gerd Müller nach Flanke von Hannes Löhr. Der Weltmeister von 1966 war damit ausgeschieden. Es war bis zum 30. Juni 2014 das einzige WM-Spiel, das die Bundesrepublik Deutschland bei Verlängerung ohne Elfmeterschießen gewinnen konnte. Für drei Tage – bis zur Halbfinalbegegnung zwischen Italien und BR Deutschland am 17. Juni – galt die Partie zwischen der Bundesrepublik Deutschland und England als das „Jahrhundertspiel“.

Halbfinale Bearbeiten

17. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
Uruguay  Uruguay Brasilien 1968  Brasilien 1:3 (1:1)
17. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Italien  Italien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 4:3 n. V. (1:1, 1:0)

Erstmals standen bei dieser Weltmeisterschaft nur Ex-Weltmeister im Halbfinale. Da Brasilien, Italien und Uruguay den Titel schon zweimal gewonnen hatten, hätte nur ein Einzug der BR Deutschland ins Endspiel verhindern können, dass nach dem Halbfinale schon entschieden war, dass der Pokal von einem Verband zum dritten Mal gewonnen werden und somit nach den damals geltenden Regularien behalten werden konnte. Ursprünglich war Mexiko-Stadt als Austragungsort des ersten Halbfinales angesetzt und Guadalajara für das zweite. Als die Paarungen feststanden, tauschte die FIFA die Austragungsorte. Uruguay trat nur unter Protest an, da vermutet wurde, dass das Spiel nach Guadalajara verlegt worden war, weil die Brasilianer ihre bisherigen Spiele dort ausgetragen hatten. Gemäß Artikel 26 der WM-Bestimmungen wurden die Halbfinal-Austragungsorte aber erst festgelegt, nachdem die Teilnehmer feststanden, um die Mannschaften so wenig wie möglich reisen zu lassen.[4][5]

Im ersten Halbfinale ging Uruguay dann überraschend durch Luis Cubilla in Führung und verteidigte diese bis kurz vor der Pause, als Clodoaldo in der 44. Minute den Ausgleich erzielen konnte. In der zweiten Halbzeit waren die Brasilianer die dominierende Mannschaft und gewannen durch Tore von Jairzinho und Roberto Rivelino mit 3:1.

Das zweite Halbfinale zwischen Italien und BR Deutschland ging als „Jahrhundertspiel“ in die Geschichte ein. Die Italiener gingen nach sieben Minuten in Führung, und es sah lange danach aus, dass Italien diesen Vorsprung über die Zeit retten könnte. Erst in der Nachspielzeit gelang dem in Italien spielenden Karl-Heinz Schnellinger mit seinem einzigen Länderspieltor der Ausgleichstreffer. In der Verlängerung erzielte Gerd Müller die Führung für die bundesdeutsche Nationalelf, die Italiener kamen aber nach einem Fehler von Held zum Ausgleich, ehe Luigi Riva die italienische Führung wiederherstellte. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung gelang Müller erneut der Ausgleich, Gianni Rivera erzielte aber eine Minute später den 4:3-Endstand. Heute verweist eine Erinnerungstafel am Aztekenstadion auf diese Partie.

Spiel um Platz 3 Bearbeiten

20. Juni 1970 um 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Uruguay  Uruguay Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 0:1 (0:1)

Finale Bearbeiten

Brasilien Italien Aufstellung
Brasilien 
21. Juni 1970 um 12 Uhr (19 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt (Aztekenstadion)
Ergebnis: 4:1 (1:1)
Zuschauer: 107.412
Schiedsrichter: Rudi Glöckner (Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik)
Spielbericht
Italien 
 
Aufstellung Brasilien gegen Italien
FélixCarlos Alberto (C) , Brito, Piazza, EveraldoClodoaldo, Gérson, Roberto RivelinoJairzinho, Pelé, Tostão
Cheftrainer: Mário Zagallo
Enrico AlbertosiTarcisio Burgnich (74. Antonio Juliano), Pierluigi Cera, Roberto Rosato, Giacinto Facchetti (C) Mario Bertini, Sandro Mazzola, Giancarlo De SistiAngelo Domenghini, Roberto Boninsegna (84. Gianni Rivera), Luigi Riva
Cheftrainer: Ferruccio Valcareggi
  1:0 Pelé (18.)

  2:1 Gérson (66.)
  3:1 Jairzinho (71.)
  4:1 Carlos Alberto (87.)

  1:1 Boninsegna (37.)

Es war das erste Finale, in dem zwei ehemalige Weltmeister aufeinandertrafen. Da beide den Pokal schon zweimal gewonnen hatten, konnte der Sieger die Trophäe endgültig in seinen Besitz nehmen. Im Finale ging Brasilien durch einen Treffer von Pelé in Führung. Nach einigen groben Abwehrfehlern der Brasilianer konnte Roberto Boninsegna ausgleichen. In der zweiten Halbzeit machte sich die Erschöpfung der Italiener nach dem Jahrhundertspiel bemerkbar. Der Kreativität der Brasilianer konnten sie nicht mehr viel entgegensetzen. Gerson schoss den Ball kraftvoll und unhaltbar zum 2:1 ein. Gerson und Pelé bereiteten dann auch das 3:1 durch Jairzinho vor. Brasiliens viertes Tor durch Carlos Alberto legte wiederum Pelé auf.

Ehrungen der Platzierten Bearbeiten

Die bundesdeutsche Nationalmannschaft wurde in Westdeutschland zur Mannschaft des Jahres, Uwe Seeler zum Fußballer des Jahres und Gerd Müller zu Europas Fußballer des Jahres (hier wurde Luigi Riva Dritter) gewählt. In Brasilien und Italien gab es 1970 noch keine Auszeichnung dieser Art.

Beste Torschützen Bearbeiten

Gerd Müller ist der bisher letzte Spieler, dem bei der Endrunde mindestens zehn Tore gelangen. Dabei bestreiten die besten vier Mannschaften seit der WM 1974 ein Spiel mehr.

Rang Spieler Tore
1 Deutscher  Gerd Müller 10
2 Brasilianer  Jairzinho 7
3 Peruaner  Teófilo Cubillas 5
4 sowjetischer Sportler  Anatoli Byschowez 4
Brasilianer  Pelé 4
6 Brasilianer  Rivelino 3
Italiener  Luigi Riva 3
Deutscher  Uwe Seeler 3
Rang Spieler Tore
9 Italiener  Gianni Rivera 2
Belgier  Raoul Lambert 2
Rumäne  Florea Dumitrache 2
Tschechoslowake  Ladislav Petráš 2
Belgier  Wilfried Van Moer 2
Peruaner  Alberto Gallardo 2
Mexikaner  Javier Valdivia 2
Italiener  Roberto Boninsegna 2
Brasilianer  Tostão (Fußballspieler) 2

Darüber hinaus gab es 37 Spieler mit einem Treffer. Hinzu kommt ein Eigentor.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fußball-Weltmeisterschaft 1970 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jack Bell: 1970 Brazilian Soccer Team Voted Best Ever. nytimes.com, 11. Juli 2007, abgerufen am 27. Februar 2021 (englisch).
  2. Host announcement decision. (PDF) FIFA, archiviert vom Original am 17. Juni 2019; abgerufen am 14. Juni 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fifa.com
  3. Spalte 5, fünfter Beitrag von unten: «Für die Fußball-WM 1970...» In: Arbeiter-Zeitung. Wien 11. Juli 1969, S. 14.
  4. IX. Fußball-Weltmeisterschaft Mexico 1970 um Bertelsmann Sachbuchverlag 1970 um Seite 190
  5. Süddeutsche Zeitung WM-Bibliothek 1970 um Seite 94 (Hrsg. 2005)