Olympische Sommerspiele 1996/Leichtathletik – 4 × 100 m (Männer)

Laufwettbewerb bei den Olympischen Sommerspielen

Die 4-mal-100-Meter-Staffel der Männer bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde am 2. und 3. August 1996 im Centennial Olympic Stadium ausgetragen. 154 Athleten nahmen in 36 Staffeln teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 4-mal-100-Meter-Staffel
Geschlecht Männer
Teilnehmer 37 Staffeln mit 154 Athleten
Wettkampfort Centennial Olympic Stadium
Wettkampfphase 2. August 1996 (Vorrunde/Halbfinale)
3. August 1996 (Finale)
Medaillengewinner
Kanada CAN
Vereinigte Staaten USA
Brasilien BRA
Das Centennial Olympic Stadium von Atlanta im Jahr 1996

Olympiasieger wurde die Staffel Kanadas mit Robert Esmie (Finale), Glenroy Gilbert, Bruny Surin und Donovan Bailey. Im Vorlauf sowie Halbfinale hatten sie außerdem Carlton Chambers eingesetzt.
Die Silbermedaille ging an die USA in der Besetzung Jon Drummond, Tim Harden, Michael Marsh (Finale) und Dennis Mitchell. Im Vorlauf sowie Halbfinale war außerdem Tim Montgomery mit dabei.
Bronze gewann Brasilien (Arnaldo da Silva, Robson da Silva, Édson Ribeiro, André da Silva).
Auch die in den Vorläufen für die Medaillengewinner eingesetzten Läufer erhielten entsprechendes Edelmetall.

Die deutsche Staffel qualifizierte sich für das Halbfinale, konnte ihren Lauf dort jedoch nicht beenden.
Die Mannschaft Österreichs scheiterte in der Vorrunde.
Teams aus der Schweiz und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträger

Bearbeiten
Olympiasieger 1992 Vereinigte Staaten  USA 37,40 s Barcelona 1992
Weltmeister 1995 Kanada  Kanada 38,31 s Göteborg 1995
Europameister 1994 Frankreich  Frankreich 38,57 s Helsinki 1994
Panamerikanischer Meister 1995 Kuba  Kuba 38,67 s Mar del Plata 1995
Zentralamerika und Karibik-Meister 1995 39,07 s Guatemala-Stadt 1995
Südamerika-Meister 1995 Brasilien  Brasilien 39,42 s Manaus 1995
Asienmeister 1995 China Volksrepublik  Volksrepublik China 39,49 s Jakarta 1995
Afrikameister 1996 Nigeria  Nigeria 39,7 s Yaoundé 1996
Ozeanienmeister 1994 Neuseeland  Neuseeland 41,57 s Auckland 1994

Bestehende Rekorde

Bearbeiten
Weltrekord 37,40 s Vereinigte Staaten  USA
(Michael Marsh, Leroy Burrell,
Dennis Mitchell, Carl Lewis)
Finale OS Barcelona, Spanien 8. August 1992[1]
Olympischer Rekord

Der bestehende olympische Rekord, gleichzeitig Weltrekord, wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Im schnellsten Rennen, dem Finale, verfehlte das Team des Olympiasiegers Kanada mit 37,69 s den Rekord um 29 Hundertstelsekunden.

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Atlanta (UTC−5) angegeben.

Vorrunde

Bearbeiten

2. August 1996[2]

Die Staffeln wurden in fünf Läufe gelost. Für das Halbfinale qualifizierten sich pro Lauf die ersten zwei Teams. Darüber hinaus kamen die sechs Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser, weiter. Die direkt qualifizierten Mannschaften sind hellblau, die Lucky Loser hellgrün unterlegt.

Vorlauf 1

Bearbeiten

9:15 Uhr[2]

Platz Staffel Besetzung Zeit (s)
1 Ukraine  Ukraine Kostjantyn Rurak
Sergey Osovic
Oleg Kramarenko
Wladyslaw Dolohodin
38,90
2 Brasilien  Brasilien Arnaldo da Silva
Robson da Silva
Édson Ribeiro
André da Silva
38,97
3 Ghana  Ghana Aziz Zakari
Christian Nsiah (Vorlauf)
Albert Agyemang
Emmanuel Tuffour
39,47
Nigeria  Nigeria Deji Aliu
Osmond Ezinwa
Francis Obikwelu
Davidson Ezinwa
5 Kamerun  Kamerun Alfred Moussambani
Benjamin Sirimou
Issa-Aimé Nthépé
Claude Toukéné-Guébogo
39,81
6 Saint Vincent Grenadinen  St. Vincent und die Grenadinen Erasto Sampson
Joell Mascoll
Eswort Coombs
Kahlil Cato
40,54
7 Mauritius  Mauritius Arnaud Casquette
Dominique Meyepa
Bruno Potanah
Barnabé Jolicoeur
40,92
8 Laos  Laos Poutavanh Phengthalangsy
Thongdy Amnouayphone
Sisomphone Vongpharkdy
Souliyasak Ketkeolatsami
44,14

Vorlauf 2

Bearbeiten

9:20 Uhr[2]

Platz Staffel Besetzung Zeit (s)
1 Kanada  Kanada Carlton Chambers (Vorlauf/Halbfinale)
Glenroy Gilbert
Bruny Surin
Donovan Bailey
38,68
2 Deutschland  Deutschland Michael Huke
Marc Blume
Andreas Ruth (Vorlauf)
Florian Schwarthoff
38,77
3 Sierra Leone  Sierra Leone Pierre Lisk
Tom Ganda
Josephus Thomas
Sanusi Turay
38,98
4 Saint Kitts Nevis  St. Kitts und Nevis Ricardo Liddie
Bertram Haynes
Kim Collins
Alain Maxime Isiah
40,12
5 Äquatorialguinea  Äquatorialguinea Ponciano Mbomio
Casimiro Asumu Nze
Bonifacio Edu
Gustavo Envela
45,63
DNF Papua-Neuguinea  Papua-Neuguinea Allan Akia
Peter Pulu
Amos Ali
Subul Babo
DSQ Japan  Japan Hiroyasu Tsuchie
Koji Ito
Satoru Inoue
Nobuharu Asahara
DNS Neuseeland  Neuseeland Chris Donaldson
Mark Keddell
Gus Nketia
Matthew Coad

Vorlauf 3

Bearbeiten

9:25 Uhr[2]

Platz Staffel Besetzung Zeit (s)
1 Vereinigte Staaten  USA Jon Drummond
Tim Harden
Tim Montgomery (Vorlauf/Halbfinale)
Dennis Mitchell
38,58
2 Schweden  Schweden Peter Karlsson
Torbjörn Eriksson (Vorlauf)
Lars Hedner
Patrik Strenius
39,02
3 Bahamas  Bahamas Renward Wells
Joseph Styles
Iram Lewis
Andrew Tynes
39,38
4 Thailand  Thailand Sayan Namwong
Worasit Vechaphut
Kongdech Natanee
Ekkachai Janthana
39,80
5 Fidschi  Fidschi Solomone Bole
Jone Delai
Henry Semiti
Soloveni Nakaunicina
40,23
DNF Vereinigtes Konigreich  Großbritannien Tony Jarrett
Darren Braithwaite
Darren Campbell
Owusu Dako
DNS Katar  Katar

Vorlauf 4

Bearbeiten

9:30 Uhr[2]

Platz Staffel Besetzung Zeit (s)
1 Jamaika  Jamaika Percival Spencer
Michael Green
Leon Gordon
Raymond Stewart
39,21
2 Spanien  Spanien Frutos Feo
Venancio José
Jordi Mayoral
Francisco Navarro
39,35
3 Elfenbeinküste  Elfenbeinküste Frank Waota
Ahmed Douhou
Éric Pacôme N’Dri
Ibrahim Méité
39,43
4 Togo  Togo Teko Folligan
Boeviyoulou Lawson
Justin Ayassou
Kossi Akoto
39,56
5 Gabun  Gabun Patrick Mocci-Raoumbé
Antoine Boussombo
Charles Tayot
Éric Ebang
39,97
6 Benin  Benin Arcadius Fanou
Pascal Dangbo
Issa Alassane Ousseni
Eric Agueh
40,79
7 Gambia  Gambia Momodou Sarr
Dawda Jallow
Cherno Sowe
Pa Modou Gai
41,80
DNF Italien  Italien Giovanni Puggioni
Ezio Madonia
Angelo Cipolloni
Sandro Floris

Vorlauf 5

Bearbeiten

9:35 Uhr[2]

Platz Staffel Besetzung Zeit (s)
1 Australien  Australien Paul Henderson
Tim Jackson
Steve Brimacombe
Rodney Mapstone
38,93
2 Frankreich  Frankreich Hermann Lomba
Regis Groisard
Pascal Théophile
Needy Guims
39,00
3 Kuba  Kuba Joel Isasi
Joel Lamela
Iván García (Vorlauf/Halbfinale)
Luis Alberto Pérez
39,14
4 Osterreich  Österreich Martin Schützenauer
Martin Lachkovics
Thomas Griesser
Christoph Pöstinger
39,80
5 Zypern 1960  Zypern Loucas Spyrou
Anninos Markoullidis
Prodromos Katsantonis
Yiannis Zisimides
40,06
6 Liberia  Liberia Kouty Mawenh
Sayon Cooper
Edward Dosa-Wea Neufville
Robert Dennis
40,18
7 Jungferninseln Britische  Britische Jungferninseln Ralston Varlack
Keita Cline
Willis Todman
Mario Todman
41,26
DSQ Griechenland  Griechenland Alexandros Genovelis
Thomas Sbokos
Georgios Panagiotopoulos
Alexandros Alesopoulos

Halbfinale

Bearbeiten

2. August 1996[2]

Aus den beiden Halbfinals qualifizierten sich die jeweils ersten vier Staffeln für das Finale (hellblau unterlegt).

19:35 Uhr[2]

Folgende Besetzungsänderungen wurden vorgenommen.

  • Ghana – Eric Nkansah lief für Christian Nsiah
  • Deutschland – Holger Blume ersetzte Andreas Ruth

19:40 Uhr[2]

Folgende Besetzungsänderung wurde vorgenommen:

Bei Schweden lief Torbjörn Martensson für Torbjörn Eriksson.

3. August 1996, 19:20 Uhr[2]

Platz Staffel Besetzung Zeit (s) Anmerkung
1 Kanada  Kanada Robert Esmie (Finale)
Glenroy Gilbert
Bruny Surin
Donovan Bailey
im Vorlauf/Halbfinale außerdem:
Carlton Chambers
37,69
2 Vereinigte Staaten  USA Jon Drummond
Tim Harden
Michael Marsh (Finale)
Dennis Mitchell
im Vorlauf/Halbfinale außerdem:
Tim Montgomery
38,05
3 Brasilien  Brasilien Arnaldo da Silva
Robson da Silva
Édson Ribeiro
André da Silva
38,41
4 Ukraine  Ukraine Kostjantyn Rurak
Sergey Osovic
Oleg Kramarenko
Wladyslaw Dolohodin
38,55
5 Schweden  Schweden Peter Karlsson
Torbjörn Mårtensson
Lars Hedner
Patrik Strenius
38,67
6 Kuba  Kuba Andrés Simón (Finale)
Joel Lamela
Joel Isasi
Luis Alberto Pérez
im Vorlauf/Halbfinale außerdem:
Iván García
39,39
DNF Frankreich  Frankreich Hermann Lomba
Regis Groisard
Pascal Théophile
Needy Guims
DSQ Ghana  Ghana Aziz Zakari
Christian Nsiah
Albert Agyemang
Emmanuel Tuffour
Disqualifikation
vor dem
Start

Favorit war das US-amerikanische Team, das als Olympiasieger von 1992 und Weltrekordinhaber antrat. Als ihr stärkster Gegner startete die kanadische Weltmeisterstaffel von 1995, die als Schlussläufer den 100-Meter-Sieger Donovan Bailey aufgeboten hatte. Im Rennen um die weiteren Medaillen waren die Chancen auf eine Reihe von Nationen verteilt, da waren Vorhersagen schwierig.

In der US-Mannschaft kam es zu einer Diskussion um einen möglichen Start von Carl Lewis, der in Atlanta den Weitsprungwettbewerb gewonnen hatte und nun neunfacher Olympiasieger war. Mit einem Start in der Staffel und einer möglichen Goldmedaille dort hätte Lewis mit zehn Olympiasiegen der erfolgreichste Leichtathlet der olympischen Geschichte werden können. Doch er hatte sich bei den US-Olympiaausscheidungen nicht für den 100-Meter-Lauf qualifizieren können und auch nicht am obligatorischen Trainingslager der Staffel teilgenommen. Nach seinem Weitsprungsieg hatte er sich selber als Staffelläufer ins Gespräch gebracht, wurde aber dennoch nicht aufgestellt.

Insgesamt gab es im Finale drei Besetzungsänderungen gegenüber dem Halbfinale:

  • Kanada – Robert Esmie lief anstelle von Carlton Chambers
  • USA – Michael Marsh ersetzte Tim Montgomery
  • Kuba – Andrés Simón lief für Iván García.

Die ghanaische Mannschaft wurde unmittelbar vor dem Start des Finallaufs disqualifiziert, weil einer ihrer Läufer – Christian Nsiah – in der ersten Runde, nicht jedoch im Halbfinale teilgenommen hatte. Die Athleten aus Ghana hatten sich bereits warmgelaufen und auf ihre Positionen am Start und an den Wechseln begeben, als das Schiedsgericht ihnen die rote Karte zeigte. Sie mussten ihre Plätze räumen und durften nicht an den Start gehen. Die zugrunde liegende Regel wurde 2007 aufgehoben.

Im Finale präsentierte sich die kanadische Staffel von Anfang an hervorragend. Nach dem zweiten Wechsel war schon ein deutlicher Vorsprung sichtbar. Schlussläufer Bailey übernahm den Staffelstab mit einem Vorsprung von zwei Metern auf den US-Läufer Dennis Mitchell. Der Kanadier baute den Vorsprung auf der Zielgeraden auf vier Meter aus, das bedeutete Gold für Kanada und Silber für die USA. Die Bronzemedaille gewann Brasilien vor der Ukraine, Schweden und Kuba. Das französische Team hatte das Rennen zwischenzeitlich aufgegeben.

Die kanadische Staffel wurde erstmals Olympiasieger in dieser Disziplin.

Brasilien gewann die erste Medaille in der 4-mal-100-Meter-Staffel.

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Gerd Rubenbauer (Hrsg.), Olympische Sommerspiele Atlanta 1996 mit Berichten von Britta Kruse, Johannes Ebert, Andreas Schmidt und Ernst Christian Schütt, Kommentare: Gerd Rubenbauer und Hans Schwarz, Chronik Verlag im Bertelsmann Verlag, Gütersloh / München 1996, S. 31
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Athletics – Progression of outdoor world records, 4x100 m – Men, sport-record.de, abgerufen am 5. Januar 2022
  2. a b c d e f g h i j Official Report of the Centennial Olympic Games, v.3 The Competition Results, Resultate Leichtathletik: S. 86, englisch/französisch (PDF, 27.555 KB), abgerufen am 5. Januar 2022