Olympische Sommerspiele 1964/Leichtathletik – 5000 m (Männer)

Der 5000-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio wurde am 16. und 18. Oktober 1964 im Olympiastadion Tokio ausgetragen. 48 Athleten nahmen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 5000-Meter-Lauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 48 Athleten aus 29 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Tokio
Wettkampfphase 16. Oktober 1964 (Vorläufe)
18. Oktober 1964 (Finale)
Medaillengewinner
Bob Schul (Vereinigte Staaten USA)
Harald Norpoth (Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch GER)
Bill Dellinger (Vereinigte Staaten USA)

Olympiasieger wurde der US-Amerikaner Bob Schul. Er gewann vor dem Deutschen Harald Norpoth und Bill Dellinger aus den USA.

Läufer aus Österreich, der Schweiz und Liechtenstein nahmen nicht teil. Neben Silbermedaillengewinner Norpoth gingen zwei weitere Deutsche an den Start. Lutz Philipp und Manfred Letzerich scheiterten jedoch in ihren Vorläufen.

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 13:35,0 min Wolodymyr Kuz (Sowjetunion 1955  Sowjetunion) Rom, Italien 13. Oktober 1957[1]
Olympischer Rekord 13:39,6 min Finale OS Melbourne, Australien 28. November 1956
 
Luftaufnahme des Olympiastadions im Jahr 1963

Die fünf Rennen hier in Tokio waren durchweg auf ein Spurtfinish ausgerichtet. So wurde der bestehende olympische Rekord nicht erreicht. Ron Clarke – im Finale auf Platz neun – fehlten im schnellsten Rennen, dem vierten Vorlauf, 8,8 Sekunden zum Olympia- und 13,4 Sekunden zum Weltrekord. Der US-amerikanische Olympiasieger Bob Schul war im Finale noch einmal um vier Zehntelsekunden langsamer.

Durchführung des Wettbewerbs Bearbeiten

Die Athleten traten am 16. Oktober zu insgesamt vier Vorläufen an. Die jeweils besten drei Starter – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Finale am 18. Oktober.

Zeitplan Bearbeiten

16. Oktober, 15:00 Uhr: Vorläufe
18. Oktober, 16:05 Uhr: Finale[2]

Anmerkung: Alle Zeiten sind in Ortszeit Tokio (UTC + 9) angegeben.

Vorläufe Bearbeiten

Datum: 16. Oktober 1964, ab 15:00 Uhr[3]

Wetterbedingungen: klar, ca. 20 °C, Luftfeuchtigkeit 43–48 %

Vorlauf 1 Bearbeiten

 
Bruce Kidd, späterer Historiker und Wissenschaftsmanager (hier im Jahr 2015) – ausgeschieden als Neunter des ersten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit
1 Michel Jazy Frankreich  Frankreich 13:55,4 min
2 Bill Baillie Neuseeland  Neuseeland 13:55,4 min
3 Stepan Baidjuk Sowjetunion 1955  Sowjetunion 14:00,2 min
4 Andrei Barabaș Rumänien 1952  Rumänien 14:00,2 min
5 Tony Cook Australien  Australien 14:02,4 min
6 John Herring Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 14:07,2 min
7 Muharrem Dalkılıç Turkei  Türkei 14:12,0 min
8 Lutz Philipp Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 14:15,2 min
9 Bruce Kidd Kanada 1957  Kanada 14:21,8 min
10 Janós Pintér Ungarn 1957  Ungarn 14:41,0 min
11 Jean Randrianjatovo Madagaskar  Madagaskar 15:50,4 min
DNS Gaston Roelants Belgien  Belgien
Pascal Mfyomi Tansania  Tansania

Vorlauf 2 Bearbeiten

 
Eugène Allonsius – ausgeschieden als Sechster des zweiten Vorlaufs
Platz Name Nation Zeit
1 Mike Wiggs Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 13:51,0 min
2 Bill Dellinger Vereinigte Staaten  USA 13:52,2 min
3 Thor Helland Norwegen  Norwegen 13:52,4 min
4 Lech Boguszewicz Polen 1944  Polen 13:52,8 min
5 Kęstutis Orentas Sowjetunion 1955  Sowjetunion 13:54,0 min
6 Eugène Allonsius Belgien  Belgien 13:55,0 min
7 Jean Vaillant Frankreich  Frankreich 14:05,8 min
8 Manfred Letzerich Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 14:06,2 min
9 Thomas O’Riordan Irland  Irland 14:08,8 min
10 Jørgen Dam Danemark  Dänemark 14:20,4 min
11 Albie Thomas Australien  Australien 14:27,8 min
12 Fernando Aguilar Spanien 1945  Spanien 14:29,2 min
13 Álvaro Mejía Kolumbien  Kolumbien 14:41,4 min
DNS Ibrahim Yazdan Panah Iran 1964  Iran

Vorlauf 3 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit
1 Mohamed Gammoudi Tunesien  Tunesien 14:10,2 min
2 Bob Schul Vereinigte Staaten  USA 14:11,4 min
3 Harald Norpoth Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 14:11,6 min
4 Murray Halberg Neuseeland  Neuseeland 14:12,0 min
5 Josef Tomáš Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 14:12,6 min
6 Bengt Nåjde Schweden  Schweden 14.13,4 min
7 Franc Červan Jugoslawien  Jugoslawien 14:16,6 min
8 Simo Saloranta Finnland  Finnland 14:24,6 min
9 Lajos Mecser Ungarn 1957  Ungarn 14:35,4 min
10 Jean Fayolle Frankreich  Frankreich 14:44,6 min
11 Somsak Keaokanta Thailand  Thailand 16:08,8 min
12 Ranatunge Karunananda Ceylon  Ceylon 16:22,2 min
13 Nguyễn Văn Lý Vietnam Sud  Südvietnam 17:28,0 min

Vorlauf 4 Bearbeiten

Platz Name Nation Zeit
1 Ron Clarke Australien  Australien 13:48,4 min
2 Kipchoge Keino Kenia  Kenia 13:49,6 min
3 Nikolai Dutow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 13:50,6 min
4 Francisco Aritmendi Spanien 1945  Spanien 14:05,0 min
5 Sven-Olov Larsson Schweden  Schweden 14:10,2 min
6 Satsuo Iwashita Japan 1870  Japan 14:18,4 min
7 Derek Graham Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 14:21,6 min
8 Oscar Moore Vereinigte Staaten  USA 14:24,0 min
9 Simo Važić Jugoslawien  Jugoslawien 14:33,8 min
10 Henri Clerckx Belgien  Belgien 14:40,0 min
11 Neville Scott Neuseeland  Neuseeland 15:01,0 min
DNS Mamo Wolde Athiopien 1941  Äthiopien
Ben Assou El-Ghazi Marokko  Marokko
Manuel Oliveira Portugal  Portugal

Finale Bearbeiten

 
Harald Norpoth (an zweiter Stelle in einem Rennen 1963) – Silbermedaille
Michel Jazy – Rang vier

Datum: 18. Oktober 1964, 16:05 Uhr[4]

Wetterbedingungen: sehr regnerisch, ca. 13 °C, Luftfeuchtigkeit ca. 97 %

Platz Name Nation Zeit
1 Bob Schul Vereinigte Staaten  USA 13:48,8 min
2 Harald Norpoth Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 13:49,6 min
3 Bill Dellinger Vereinigte Staaten  USA 13:49,8 min
4 Michel Jazy Frankreich  Frankreich 13:49,8 min
5 Kipchoge Keino Kenia  Kenia 13:50,4 min
6 Bill Baillie Neuseeland  Neuseeland 13:51,0 min
7 Nikolai Dutow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 13:53,8 min
8 Thor Helland Norwegen  Norwegen 13:57,0 min
9 Ron Clarke Australien  Australien 13:58,0 min
10 Stepan Baidjuk Sowjetunion 1955  Sowjetunion 14:11,2 min
11 Mike Wiggs Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 14:20,8 min
DNS Mohamed Gammoudi Tunesien  Tunesien

Als Favoriten über 5000 Meter wurden vor allem drei Läufer gesehen: der Franzose Michel Jazy, der auf seine Teilnahme am 1500-Meter-Lauf verzichtet hatte, um sich ganz auf die längere Strecke zu konzentrieren, der australische Weltrekordler über 10.000 Meter Ron Clarke, dem es allerdings an Spurtkraft mangelte, und der Tunesier Mohamed Gammoudi nach seinem glänzenden Auftritt über 10.000 Meter, als er die Silbermedaille gewann. Darüber hinaus rechnete man mit einem durchaus offenen Rennen, es gab zahlreiche weitere Läufer, denen Fachleute einiges zutrauten, darunter auch der US-Amerikaner Bob Schul und der Brite Mike Wiggs. Gammoudi musste letztlich verletzungsbedingt nach einem überzeugenden Vorlaufsieg auf die Finalteilnahme verzichten. Er sollte bei den nächsten beiden Olympischen Spielen in 1968 in Mexiko-Stadt und 1972 in München noch sehr erfolgreich auftreten.

Das Finalrennen fand bei durchgängigem Regen statt. Zu Anfang führte Clarke, doch die Zwischenzeiten zeigten ein ziemlich schleppendes Tempo an, die ersten 1000 Meter wurden in 2:50,2 min durchlaufen. Vom spurtschwachen Australier hatten Experten ein Temporennen erwartet, um sich abzusetzen oder die Spurtkraft seiner Gegner zu schwächen. Die Führung wechselte ständig, das Tempo blieb schleppend. Dann setzte Clarke doch zu einem Zwischenspurt an, aber er zog nicht durch, das Feld blieb komplett zusammen. die Zwischenzeiten bei 2000 und 3000 Meter lauteten 5:39,4 min (1000-m-Teilzeit: in 2:49,2 min) bzw. 8:22,2 min (1000-m-Teilzeit: in 2:42,8 min). Da waren sogar die 10.000-Meter-Läufer schneller gewesen. Auf den letzten 1000 Metern (2:33,2 min) gab es dann eine erhebliche Tempoverschärfung. Zunächst stürmte der US-Amerikaner Bill Dellinger nach vorne, wurde jedoch bald wieder gestellt. Allerdings war das Feld jetzt weit auseinandergezogen. Wiggs verlor sturzbedingt den Anschluss. Auf der Gegengeraden der Schlussrunde ergriff Jazy die Initiative, es entstand eine große Lücke zu den Verfolgern. Doch das Rennen war noch nicht entschieden. Von hinten setzte als erster der Deutsche Harald Norpoth nach, in der Zielkurve kamen er und Schul dem führenden Franzosen immer näher. Auf der Zielgeraden wurden Jazys Schritte immer kürzer, Schul zog an ihm vorbei zum Olympiasieg. Auch Norpoth spielte seine Spurtkraft aus und gewann die Silbermedaille. Mit dem letzten Schritt verlor Jazy sogar noch Bronze, Dellinger lief an ihm vorbei auf den dritten Platz.[5]

Bob Schul erzielte den ersten US-Olympiasieg auf dieser Strecke.

Videolinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 259 bis 261

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 5.000 m – Men, sport-record.de, abgerufen am 5. September 2021
  2. The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 17, digital.la84.org, abgerufen am 5. September 2021
  3. The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 31f, digital.la84.org, abgerufen am 5. September 2021
  4. The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 32, digital.la84.org, abgerufen am 5. September 2021
  5. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 259f